Brigitte Schwaiger: Fallen lassen

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Pelisa

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Buchtitel: Fallen lassen
Autor: Brigitte Schwaiger
Verlag: Czernin
ISBN: 3707600823


Brigitte Schwaiger hatte in den 70er Jahren einen großen literarischen Erfolg mit "Wie kommt das Salz ins Meer". Ihre nachfolgenden Bücher konnten nie an diesen Erfolg anschließen, lange war es sehr still um sie. Vor kurzem begann sie im "Spectrum" der Tageszeitung "Die Presse" wieder Texte zu veröffentlichen.

Diese Texte sind nun erweitert in Buchform erschienen. Sie sind schonungslos privat, Schwaiger beschreibt darin ihre ca dreißigjährige "Pschiatriekarriere". Die Autorin erzählt davon, wie es in einem psychiatrischen Krankenhaus zugeht, von ihren Selbstmordversuchen, von ihrer Depression, ihrer Diagnose "Borderline Syndrom", die sehr spät gestellt wurde, von Arbeitsunfähigkeit, Verzweiflung, Freunden, die plötzlich keine mehr sind, dem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern, ihrer Sexualität, kurz, von ihrem Leben als psychisch Kranke.

Manchmal ist dieser Text sehr schwer nachvollziehbar, aber immer berührend, intensiv und beeindruckend. "Es ist fehlerhaft, dieses Manuskript", sagt die Autorin selbst. Schön, dass es dennoch erscheinen konnte, fehlerhaft und voll bitterer, durchaus berechtigter Kritik am System wie es nun einmal ist. Dennoch: eine uneingeschränkte Empfehlung von mir, lest dieses Buch, es ist wichtig.

Umrahmt ist der Text von der ersten und der letzten Strophe von Ingeborg Bachmanns "Was wahr ist":

Was wahr ist, streut nicht Sand in deine Augen,
was wahr ist, bitten Schlaf und Tod dir ab
als eingefleischt, von jedem Schmerz beraten,
was wahr ist, rückt den Stein von deinem Grab.

(...)

Du haftest in der Welt, beschwert von Ketten,
doch treibt, was wahr ist, Sprünge in die Wand.
Du wachst und siehst im Dunkeln nach dem Rechten,
dem unbekannten Ausgang zugewandt.
 
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