Briefe dorthin, wo Du jetzt bist... (für Britta † 19. 7. 2016)

ein Monat - sechs Monate



Vor einem Monat
bist Du
gestorben viel
ist passiert
seither

und wenig
ist so
geblieben
wie es noch
vor Kurzem
war

Mir geht es dennoch
unerwarteter
Weise mit allem
weitaus besser
als befürchtet

Wohl vor allem
auf Grund einiger
seltsamer Dinge
die seither
geschehen sind

Und wohl auch
deshalb weil ich
eigentlich ja bereits
seit sechs Monaten
trauere

Trauern konnte trauern
musste im Nachhinein
betrachtet bin ich für
diese Zeit äußerst
dankbar

Auch wenn Du mir da
mit einigen Deiner Entscheidungen
einen wahrlich gordischen
Knoten zum Entwirren
vorgesetzt hattest

Wie entwirrt man
einen derartigen
Knoten ohne
ihn zerschlagen
zu müssen

Wie setzt man ein
Puzzle zusammen
dessen Teile
scheinbar gar nicht
zusammen gehören

Du musstest Dein Kreuz
tragen, ich ein ganz anderes
Schocks auf beiden Seiten
die schlimmste Zeit wohl
für uns beide

Für jeden anders aus
anderen Gründen
mit anderen Problemen
und doch auf seltsame Art
noch verbindender

Das was wir
hatten hat
all das heil
und unbeschadet
überstanden

ist unversehrt
geblieben und
das ist eigentlich
alles was
zählt

Auch wenn es
alles andere
als leicht
gar nicht so
einfach war

Die großen Schocks die
dramatischen Veränderungen
das Klarkommen
mit so viel plötzlich
Anderem

das eigene innere
Umprogrammieren
liegen zum
Glück bereits
hinter mir

ebenso wie eine
Menge ganz
anderer ebenfalls
schwieriger
Dinge

einiges ist gelöst
geklärt anderes
muss so stehen
bleiben wie es
jetzt ist

Was bleibt von
Dir von
mir von
uns jetzt
danach noch?

Alles
aber zugleich
auch alles
ziemlich
anders



 
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Vertragliche Partnerschaft was das ohnehin nie eine. In keiner Hinsicht.

ich meine es prinzipiell, ich unterscheide zwischen Liebe (-nde) und Partnerschaft.

Worauf begründet sich das was Dir so scheint? Wäre ja ein interessantes Thema, die Unterschiede zwischen Schein und Sein zu erörtern. Zwischen scheinbarer, subjektiver, gefilterter Wahrnehmung und der Wirklichkeit, dem was ist. Führt hier aber vielleicht doch zu weit. Mich würde es nur interessieren, was Dich das so und nicht anders vermuten lässt, also worauf Deine Annahme, Vemutung, denn mehr kann das ja nicht sein, tatsächlich gründet.

gilt dieser Absatz noch nach meiner o.a. Antwort?

Vollenden ist ein sehr großes Wort, dessen ich mich ungern bediene, zumal es auch zumeist einen noch viel, viel größeren Schatten hat, und somit auch in vielerlei Hinsicht ziemliche Schäden verursachen kann. Zumeist allerdings für andere Menschen als den/die "Vollender" selbst.

So gesehen, vollenden möchte ich, glaube ich, lieber nichts.

Nehmen wir beispielsweise einmal an, dass es Dinge geben könnte, die so etwas wie Vollendung bereits in sich selbst tragen. Was gäbe es an denen dann zu vollenden? Das Einzige, das man machen könnte wäre, zu versuchen, diese Vollendung vor Schaden zu bewahren, darauf zu achten, dass sie nicht beschädigt oder gar zerstört wird.

Und dann nehmen wir auch einmal an, dass es Dinge geben könnte, bei denen es besser wäre, wenn sie erst gar nicht vollendet werden würden, oder überhaupt erst gar nicht in Angriff genommen worden wären, einfach, weil ihre "Vollendung", die durchaus bestimmten Zwecken dienen mag, in Relation zu einem möglichen Nutzen weitaus mehr an Schäden verursacht (hat), somit die Vollendung auf einer Seite auf der anderen Seite weitaus mehr negative Resultate erschaffen hat.

Wir leben in einer Welt, in der wir auf Erfolg, Fortschritt, Zielerreichung gedrillt worden sind, gedrillt werden, mitunter um jeden Preis, und der Preis, den ein Einzelner ebenso wie das menschliche Kollektiv dafür in Summe zahlt, ist inzwischen bereits alles andere als gering.

Vielleicht wäre es also mitunter ratsamer, einiges eben nicht zu tun, zumindest nicht als Selbstzweck, oder um ein bestimmtes Programm zu erfüllen, auf dessen Erfüllung man konditioniert wurde.
Man könnte ja so etwas wie Vollendung eventuell auch einfach irgendwie, irgendwo entdecken, falls sie der menschliche Vollendungsdrang sie dort noch nicht vollständig zerstört hat.

Rein philosophisch oder auch psychologisch betrachtet wäre natürlich das Thema erst recht interessant, man könnte sich ja beispielsweise die Frage stellen, in wie weit der Wunsch, etwas vollenden zu wollen, oder der Glaube, etwas vollenden zu müssen nicht eventuell bereits selbst so etwas wie zwanghafte oder auch pathologische Züge in sich tragen könnte.

Womit der Versuch alleine, der Weg selbst, ganz unabhängig davon, wie er nun tatsächlich beschaffen sein mag, eigentlich dem Prinzip von Vollendung an sich widersprechen würde, was zugleich bedeuten könnte, dass man auf einem derartigen Weg möglicher Weise tun könnte, was man will, man würde dem eigentlichen Ziel in keiner Weise näherkommen können. Man würde das natürlich irgendwann merken, und die Anstrengungen womöglich erst recht erhöhen, was die Unmöglichkeit zugleich weiter vergößern würde. Man würde also wie ein Hamster im Rad laufen und laufen, und käme doch nicht von der Stelle.

Womit sich möglicher Weise einige Wege zur Vollendung durchaus eher als Art sinnbefreite Beschäftigungstherapie entpuppen könnten. Was ja auch vielleicht gar nicht so schlecht ist, man hat immerhin was zu tun, ein (unerreichbares) Ziel vor Augen, oder wähnt dieses zumindest irgendwo hinter einem angenommenen Horizont, der sich naturgemäß ja auch mit jedem Schritt näher zu ihm hin ebenso weit von jemandem entfernt, und kommt nicht auf diverse andere dumme Gedanken.

Was ich damit andeuten möchte ist, vielleicht kann man selbst Vollendung, etwas Vollendetes gar nicht finden, oder selbst tatsächlich etwas vollenden, weil in dem Fall womöglich immer etwas dafür Nötige fehlt. "Es" finden einen, oder tut es nicht, und dann mag es vielleicht davon abhängen, ob man "es" erkennen kann, oder übersieht. Vielleicht wäre es ja mitunter so einfach, vielleicht auch nicht.

Mir gefällt diese Idee eigentlich viel besser als die Alternativen, einfach, weil sie eine Art schlichte, einfache Eleganz und Schönheit in sich trägt, sozusagen bereits ein kleines Stück Vollendung, wenn man so will. Das da ist und nur darauf wartet, gesehen, wahrgenommen, erkannt zu werden.

Warum also kompliziert, wenn's einfach auch geht...

Nur mal so als ein paar Denkansätze in den Raum gestellt, ist ja eigentlich nicht das Thema hier.

-

Mit dem Weitergeben ist es ähnlich schwierig.

Etwa tatsächlich Weiterzugeben ist eine derartig komplizierte, komplexe Angelegenheit, dass sie überhaupt nur unter ganz bestimmten Vorraussetzungen möglich ist. Außer, es geht darum, etwas auswendig Gelerntes oder selbst Antrainiertes, Geübtes, Übbares weiterzugeben.

Alles, das darüber hinausgeht, bedarf bestimmter Arten der Kommunikation, eine Interaktion, eine Art von Dialog, Austausch, und die funktioniert nur in wenigen Fällen tatsächlich. Oft sogar dann nicht oder nur bis zu bestimmten Grenzen. So ferne also die dafür nötigen Rahmenbedingungen gar nicht gegeben sind, was nun einmal der Normalfall ist, kann der Versuch, etwas sozusagen ins Blaue hinein weitergeben zu wollen, ebenfalls durchaus mehr Schaden anrichten als er wem nützen mag.

Weitergeben hängt nicht nur vom Sender alleine und nicht nur vom Empfänger alleine ab, allerdings dürften die Irrtümer großteil eher auf Empfängerseite stattfinden. Und so mag es geschehen, dass etwas, das in besster Absicht zu vermitteln versucht worden war, auf Grund von Irrtümern, Missverständnissen, mangelnder fachlicher oder anderer Grundvorraussetzungen nicht nur fehlinterpretiert, falsch verstanden werden kann, sondern sich auch sogar ins Gegenteil verkehren kann, völlig falsch ankommen kann, die möglichen Fehlerquellen sind zahllos.

Es mag also möglicher Weise im eigenen ebenso wie im Interesse anderer sein, Dinge, Inhalte eben nicht weiterzugeben, so ferne nicht bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sind, die zumindest die Wahrscheinlichkeit diverser möglicher Irrtümer ein wenig verringern kann.

Nicht zuletzt deshalb schreibe ich hier auch an jemanden, der nicht mehr da ist. Die tatsächlichen Leser sind also eine Art Zaungäste, wie wenn man sich etwas im Fernsehen ansieht.

Natürlich kann das gerade in diesem speziellen Fall nur eine Art Ersatzkommunikation sein. Vor allem schreibe ich das hier für mich selber, um ein paar Dinge etwas besser auf die Reihe zu bekommen, zugleich ist es auch ein wenig anders, wenn man etwas schreibt und das dann sozusagen in der Schublade verstaut als wenn man es zumindest für andere lesbar macht. Trotz aller Riskiken, dass eine Menge falsch verstanden werden wird, ganz ander ankommt als es eigentlich meine Absicht gewesen sein mag.
Und natürlich ist das hier in vielerlei Hinsicht nicht das, was ich bis vor Kurzem gewöhnt war, an das ich mich auch sehr gewöhnt hatte, und das mir mangels des dafür geeigneten Gegenübers inzwischen schmerzlich fehlt. Kann es gar nicht sein.

Aber eben, ein wirklicher Dialog, eine tatsächliche Kommunikation ist das hier großteils nicht, lediglich eine Art indirekte. Ist natürlich auch kein Zufall, sondern beruht auf diversen Erfahrungen in diesem Forum und auf anderen ähnlichen Plattformen, mit diversen früheren Versuchen einer etwas direkteren Kommunikation, die leider in den seltensten Fällen auch nur eingermaßen zu den Resultaten geführt haben, die ich mir damals erhofft hätte.

Liegt wohl in der Natur der Sache, in der Struktur einer Forumskommunikation, die nun einmal in vielerlei Hinsicht eine systemimmanente Fehlkommunikation ist oder gerne wird, zumindest in einiger Hinsicht, ein Umstand, der so gut wie allen Social Media Plattformen und Ähnlichem anhaftet.



Man könnte sich also meiner Ansicht durchaus Gedanken darüber machen, was man warum überhaupt vollenden möchte oder was man wem wie weitergeben will. Oder auch über eine ganze Menge anderer Dinge...

...die vielleicht bei näherer Betrachtung auch ganz schön traurig sind, in dieser Welt.

Vollenden...kann hier nur mit meiner Liebe vergleichen...wir haben einige Projekte laufen, schmieden Pläne, es gibt Themen, die wir gern umsetzen würden...zusammen.
Es gibt auch seine eigenen Schwerpunkte - ich glaube, ich würde versuchen, Seines, das Gemeinsame umzusetzen, zu verwirklichen, zu vollenden.
 
ich meine es prinzipiell, ich unterscheide zwischen Liebe (-nde) und Partnerschaft.

Worin besteht für Dich da der Unterschied? Das kann man vermutlich auf alle möglichen Arten sehen oder unterscheiden. Und jede Variante wird bestimmte andere Auswirkungen haben.

Vorstellungen verändern vielleicht nicht die Wirklichkeit, aber die Wahrnehmung der Wirklichkeit, die Sicht auf die Dinge, somit auch den Umgang, die Reaktionen auf etwas das passiert. Ich kenne Dich ja nicht, weiß also auf Grund der paar Zeilen nicht, auf welcher Grundlage, vor welchem Hintergrund Du dich diesbezüglich bewegst.

Im Grunde genommen sind gerade abstrakte Begriffe wie Liebe oder Partnerschaft ja zunächst einmal leere Gefäße, Worthülsen, mit welchen Inhalten die jemand füllt oder nicht, ist ja nicht automatisch mit dem indentisch, was jemand anderer darunter versteht, oder von dem er glaubt, dass es so wäre.

Ich hatte hier einmal einen Thread über Liebe, der kam nicht einmal nach Jahren zu einem auch nur einigermaßen homogenen, ähnlichen Ergebnis, im Gegenteil. Anscheinend reden zwar viele gerne über Liebe, stellen sich darunter etwas Bestimmtes vor, aber anscheinend hat das viel mehr mit ihnen selbst, ihren eigenen, ganz individuellen Vorstellungen, Sehnsüchten, Wünschen, Defiziten zu tun, die mitunter nicht einmal mit den Vorstellungen des (mehr oder weniger) geliebten Gegenübers identisch sind oder sein müssen. Mit den Vorstellungen anderer Menschen oft dann noch viel weniger.

Oder anders formuliert, selbst wenn man weiß, was man warum jemandem wie sagen, verständlich machen will, so bedeutet das aus vielerlei Gründen noch lange nicht, dass derjenige das tatsächlich auch so verstehen wird wie es vielleicht gemeint sein mag. Ich würde tendenziell eher vom Gegenteil ausgehen, und ein tatsächliches Verstehen eher als Ausnahme ansehen, jedenfalls nicht als etwas Selbstverständliches. Was im Umkehrschlusss bedeutet, eine tatsächliche Kommunikation, bei der es beiden Seiten darum geht, sowohl möglichst irrumsfrei zu verstehen, als auch verstanden zu werden, ist eine Menge Arbeit.

Mit den tatsächlich in Begriffe wie verwirklichen, vollenden verpackten Inhalten ist es natürlich ähnlich. Ist damit etwas Praktisches, Reales, Handfestes gemeint, ist damit etwas Esoterisches, etwas im spirituellen Sinn, etwas Symbolisches, Übertragenes oder etwas Energetisches gemeint? Oder etwas ganz Anderes?
Woher soll ich wissen, wie Du es hier gemeint und verwendet hast? Ich kann einen Eindruck haben, aber der kann auch falsch sein. Es mag mir so scheinen, und ich könnte mich gerade damit irren, oder eben nicht.

Also müsste man eigentlich zunächst die Begriffe klären, mit denen man agiert, allerdings, fürchte ich, würde das hier doch zu weit führen.

Wörter sind mächtig! Besonders, wenn sie mit bestimmten Inhalten, Emotionen aufgeladen, verknüpft (worden) sind.
Mitunter funktionieren sie wie eine Art seltsamer Wurmlöcher. Man glaubt, sie würden in eine Art Zukunft führen, in Wahrheit aber führen sie in die eigene Vergangenheit, aber ohne dass derjenige das selbst bemerkt, ihm das tatsächlich bewusst wird.
Im Kontext einer anonymen Kommunikation wie hier, wo ohnehin leider eine ganze Menge an Parametern, die eigentlich für eine sinnvolle Kommunikation nötig wären, fehlen, oder nur indirekt erkennbar, lesbar werden, wird das Risiko für daraus resultierende Fehler, Irrtümer, Missverständnisse noch größer als es ohnehin schon unvermeidlich ist.

So gesehen wäre es also mitunter vielleicht tatsächlich besser, gar nichts zu sagen. Was allerdings ebenfalls auf andere Art bereits diverse Irrtümer, Fehler, Missverständnisse, Fehlinterpretationen erschaffen kann. Einfach weil selbst dann gewisse, sagen wir einmal unsichtbare Energien agieren, interagieren, mitienander in Verbindung treten. Eine reale, sichtbare Kommunikation, ein Austausch, nicht nur verbal natürlich, gibt denen lediglich eine greifbarere Form, die Möglichkeit, sich zu manifestieren, oder agiert gegen das was unsichtbar wirkt. Was auch beides, samt allen möglichen Zwischenstufen ziemlich unterschiedliche reale Resultate erschaffen kann. Ist also nicht so einfach.

Und genau deshalb ist es für mich durchaus eine Art Wunder, wenn es zwei Menschen tatsächlich gelingt, miteinander über einen längeren Zeitraum hinweg wirklich zu kommunizieren, einander tatsächlich zu verstehen, oder nicht nur mit den schönen, netten Seiten des Anderen klarzukommen, sondern auch mit den etwas anderen, dunkleren, denen in den Schatten, die sich vielleicht weitaus mehr nach Annahme, nach Austausch, nach Kommunikation sehnen mögen, und zugleich genau dafür gerne eine Menge falsch machen, sich also selbst im Weg stehen können.

Aber es ist wohl eher die Ausnahme als die Regel. Ist so zumindest meine Erfahrung.

gilt dieser Absatz noch nach meiner o.a. Antwort?

Durchaus, ja.

Vollenden...kann hier nur mit meiner Liebe vergleichen...wir haben einige Projekte laufen, schmieden Pläne, es gibt Themen, die wir gern umsetzen würden...zusammen.
Es gibt auch seine eigenen Schwerpunkte - ich glaube, ich würde versuchen, Seines, das Gemeinsame umzusetzen, zu verwirklichen, zu vollenden.

Ich hatte auch große Pläne, trotz Britta's Krankheit, oder gerade deswegen. Und dann wurden die samt und sonders über den Haufen geworfen.
Britta sagte kurz nach ihrer Operation, man sollte so wenig Pläne wie möglich machen, es kommt ohnehin meistens völlig anders als erwartet. Leider hatte sie gerade in dem Fall recht.

Ich verwende einmal Deine Wortwahl, auch wenn ich mit den Begriffen so gewisse Probleme habe. Wenn ich Deinen Ansatz einigermaßen nachvollziehen kann, so wäre das, was Du schilderst, sozusagen so eine Art Tribute an jemanden, der etwas sozusagen selbst nicht mehr so wie beabsichtigt realisieren, umsetzen kann.

Selbst wenn ich das wollte, so würde dem leider doch die eine große Hürde andauernd im Weg stehen, nämlich dass die dafür notwendige zweite Hälfte eben fehlt.

Wie soll ein Auto ohne Motor laufen? Wenn Du ein supertolles Startup hast, aber keinen Investor findest, selbst aber das nötige Kapital auch nicht hast, wird es nicht viel nützen. Wenn Du ein Pferd, auf dem Du reiten willst, in der Mitte auseinanderschneidest, hast Du keine zwei Pferde, sondern zwei tote Hälften.

Alle meine Pläne, die auf uns bezogen waren, kann, konnte ich also samt und sonders vergessen, keiner davon funktioniert mit mir alleine. Einiges lässt sich vielleicht ein wenig modifizieren, ist damit aber natürlich auch nicht mehr dasselbe, sondern etwas Anderes.

Und damit ist natürlich nicht mehr viel so wie davor, im Gegenteil.

Vielleicht hätten wir einiges etwas anders gemacht, wenn wir gewusst hätte, wie wenig Zeit uns tatsächlich bleibt, aber vermutlich wäre es dadurch in keiner Hinsicht besser geworden, höchstens in einiger Hinsicht einiges anders verlaufen.

An dem was wir hatte, was das war, hätte es im Grund genommen nichts verändert. Das was das war, ist auf die Art vorüber, unwiderruflich, also gibt es daran auch nichts mehr zu verwirklichen, zu vollenden, wie denn auch.
Einen Bogen, dem die Sehne fehlt, wird niemand spannen können, geschweige denn, mit diesem einen Pfeil abschießen können.
Und genau diese Ergänzung, diese Synergie, die uns ausmachte, ist jetzt nicht mehr möglich. Vom Ganzen ist nur mehr ein Teil, eine Hälfte übrig. Und die funktioniert leider alleine nicht so wie das Ganze. Kann sie gar nicht.
Es mag mir nicht gefallen, aber ändern daran kann ich nichts mehr.

Was davon bleibt, oder welche Auswirkungen, Folgen da einiges jetzt noch in meinem Leben haben mag, ist eine andere Sache.

Es war alles andere als perfekt, und auch nicht immer so ganz einfach, weder für Britta noch für mich, aber es war in vielerlei Hinsicht in sich selbst, aus sich selbst heraus vollendet, weil es vom Anfang bis zum Ende das geblieben ist, was es war, etwas ganz Besonderes, Einzigartiges zwischen uns beiden. Allen Widrigkeiten zum Trotz.

Wie bereits erwähnt, vollenden kann ich alleine daran jetzt gar nichts mehr. Wir haben immerhin etwas Vollendetes in dem was wir hatten, bewahren können, das ist das geblieben, was es war. Und was aus meiner Sicht sehr viel ist.

Aber das was das war, wie es war, das ist jetzt für immer so wie es war, fertig, abgeschlossen, somit auch als solches nicht weiter vollendbar. Zumindest, was gewisse konkrete Bereiche der Realität betrifft.

Es mag in gewisser Weise noch nicht zu Ende sein, was einige Bereiche betrifft, aber was das Kapitel betrifft, das wir bis jetzt hier real und miteinander hatten, das ist definitiv abgeschlossen, beendet, ist Vergangenheit.
 
Heute


Heute wären es fünf Jahre gewesen.
In Wahrheit war es allerdings viel, viel mehr.
Eigentlich, in jeder Hinsicht alles, alles das zählt, alles, das in diesem Leben wirklich wichtig, wertvoll, kostbar für mich war.

Und alles, das tatsächlich bleiben wird.



Mich hat in der schwierigen Zeit heuer zwischen uns beiden trotz aller Hürden und Missverständnisse eine Art Vision sowohl verfolgt als auch getragen, die etwas mit uns beiden zu tun hatte. Jedenfalls ließ sie mich nicht mehr los.

Ein zerbrochenes, zunächst blutrotes Herz, aus dem das Blut herausrinnt, entweicht, bis es völlig zu schwarzem Staub zerfällt, zerbröselt, und das sich dennoch auf einmal danach zu einem wunderschönen klaren, reinen, pulsierenden, leuchtenden Diamanten in Herzform verwandelt.

Das war, das ist der Prozess! Der eigentlich, tatsächliche. Und wir beide mittendrin.
Ein nicht immer sehr angenehmer, schmerzvoller, aber Transformationen sind das wohl selten. Etwas soll, muss losgelassen werden, damit daraus etwas Anderes entstehen kann, auf andere Art als bis dahin.

Die Wahrheit dahinter, das Geheimnis darin ist allerdings äußerst faszinierend: In Wahrheit war, ist der Diamant längst da, längst fertig. War er immer, wird er immer sein! Für immer!

So wie unsere Liebe bereits vollkommen und fertig da war, in jedem von uns beiden, bevor wir einander begegnet sind, endgültig hier in dieser Form aber erst manifestiert, als wir uns tatsächlich über den Weg gelaufen sind, und eine Beziehung oder Ähnliches dennoch noch lange gar kein Thema war.
Aber der Draht zueinander, die Verbindungen, die Nähe, die Vertrautheit war vom ersten Moment an da, auf beiden Seiten. Als ob man etwas wiederentdeckt, wiedergefunden hätte, das man eben für eine Weile verlegt hatte, verloren hatte.
Aber das was das war war es bereits davor. Und darum kann es, wird es das auch nach wie vor bleiben. Das ist die Wahrheit dahinter, die Grundlage all dessen das dann real geschehen ist, geschehen konnte, nicht erst das Resultat davon.
Und darum war es beinahe völlig egal, was wir taten, oder wie, zumindest so lange es das, was das war, nicht beschädigte, Hauptsache es geschah als Interaktion, miteinander, gemeinsam, erfüllte das was da war mit unserem Leben, mit uns, mit etwas von uns beiden.

Weil es nicht nur unsere Liebe, unser Diamant alleine war und ist! Und schon gar nicht unser eigenes Werk! Unser Werk daran war lediglich, darauf zu achten, dass er heil und unversehrt bleibt, nicht zu viel Schaden erleidet, uns beide heil übersteht. Was meistens ganz einfach war, und dann doch einmal beinahe danebengegangen wäre.

Was wir geschafft haben, war, dass wir etwas nicht verschlimmbessert haben, sondern es als das bewahrt haben, was es war, wofür es gut war. Und das hat mitunter nicht nur schöne Seiten, so wie Liebe eben auch nicht nur lieb und nett ist, im Gegenteil. Es ist wohl eher eine Art Fahrzeug, Hilfsmittel, um an bestimmte Grenzen zu gelangen, und eventuell ein wenig über sie hinaus, gemeinsam, miteinander, etwas hinzubekommen, was alleine beinahe unmöglich oder extrem schwierig ist. Alles andere daran ist in gewisser Weise vielleicht eher der "Köder", damit man sich überhaupt diesen Dingen stellt oder sich ihnen zu stellen traut.

Passt leider so gar nicht in diese egozentrierte (Selbst-)Optimierungswelt des Scheins, die die daraus resultierenden Schäden erstmal so lange lieber unter den Teppich kehrt, bis sie doch unübersehbar und in Folge auch kaum mehr korrigierbar sind.

Liebe ist vielleicht viel mehr das Umgehen können mit Wahrheit, mit Wahrheiten, die man selbst gar nicht so gerne sehen möchte, und die eben oftmals alles andere als schön sind. Wie beispielsweise Krankheit, Tod,...

Wahrheit, Liebe, Geduld, Verständnis, Akzeptanz des Unvermeidlichen,...

Trotzdem ist es das, was wir tatsächlich haben, das uns gehört. Auch das was wir sind. Und das, was von uns bleibt, so wie Du mir geblieben bist, obwohl Du gestorben bist. Und so wie irgendetwas von mir jetzt auf andere Art bei Dir geblieben ist.

Da ist alles!

Und im Grunde genommen ist das alles was zählt! Zumindest für mich.

Ich bin mit so ziemlich allem grandios gescheitert, vielfach auch weil mir der Preis für einen möglichen Erfolg zu hoch war. Besonders wenn der darin bestanden hätte, mich selbst zu sehr zu verbiegen. Wofür auch immer. Für wen auch immer.
Eine Zeit lang ging das, irgendwann, nach einen eigenartigen Erlebnis, das mir mehr "passiert" ist, als es gewollt war, und das doch mein ganzes Leben gewaltig und für immer auf den Kopf stellte, nicht mehr.
Das was daraus entstand, danach für lange Zeit folgte, war sozusagen die Negativersion von etwas, das eigentlich nicht in diese Welt passte, für sie gar nicht unverändert geeignet ist, aber sobald man daran etwas verändert, wird es auf andere Art auch eine Katastrophe, das was ich sehr viel später doch noch mit Dir erleben durfte, war sozusagen die Positivversion davon, mit der ich eigentlich gar nicht mehr gerechnet hatte.
Es geht also doch, sogar hier. Unter ganz bestimmten Vorraussetzungen, aber die scheinen sehr selten aufzutreten. Und so etwas hängt natürlich nicht nur von einem alleine ab.

Also habe ich nach zahllosen Irrtümern, Irrwegen, Katastrophen eigentlich genau das erreicht, erlebt, gehabt, um das es mir tatsächlich ging. Dich, uns, diese eine Sache, die nicht nur von mir alleine abhängig war.

Fünf Jahre, fünf Jahre Ewigkeit, die sogar hier tatsächlich - weitgehend sogar sehr, sehr gut und sehr schön - funktioniert hat.

Eingebettet in ein Menge davor, sehr lange davor, und hoffentlich eine Menge danach, hoffentlich bald danach.

Vergiss' mich nicht bis dahin! Würde einiges nur komplizierter machen, erschweren, aber nichts anders. Hoffe ich!

Bis dann, mein Schatz!




 
Der eine Schock zu viel... (Teil 1)


Seit über einem Jahr war Dir selbst klar, dass Du wieder Krebs hattest.

Im Grunde genommen war Dir das immer klar. Du hattest noch ein wenig Zeit, ein paar Jahre, aber früher oder später würde das was Du bereits einmal durchgestanden, erlebt hattest, zurückkommen, noch stärker als damals. Unvermeidlich.

Als Du mir das sagtest, obwohl ich ohnehin bereits bemerkt hatte, dass einiges anders geworden war, begann damit für Teile von mir bereits eine Zeit der Trauer. Es war völlig klar, dass ich Dich verlieren würde.

Ebenso klar war für mich, dass ich am liebsten mit Dir sterben wollte, auf welche Art auch immer. Aber genau das wolltest Du um jeden Preis verhindern, vermeiden, dass das auf die Art geschah. Warum das für Dich wiederum dermaßen wichtig war, wurde mir erst nach Deinem Tod klar, auch wenn Du mir den Hinweis, den Hintergrund dafür bereits davor geliefert hattest.

In Folge war das wohl unser ganz großer, eigentlich der einzig wirkliche Streitpunkt, den wir jemals hatten. Aber unsere unterschidlichen Standpunkte, das betreffend veränderten eine Menge zwischen uns, leider. Vor allem zog der eine ganze Menge an weitaus gravierenderen Folgen nach sich.

Inzwischen kann ich Dich besser verstehen, mir fehlten gewissen Informationen, warum das für Dich eine derartige Katastrophe gewesen wäre, warum Du Dich in diesem Fall für meinen Tod verantwortlich gefühlt hättest, die "Schuld" nicht auf Dich nehmen wolltest.
Alles inzwischen nachvollziehbar, damals war es das nicht wirklich. Ich machte Dir, aus meiner Sicht, eine Art Geschenk, aus Liebe, und Du wolltest es nicht.
Inzwischen hat die Wirklichkeit daraus ohnehin etwas anderes gemacht, das Thema ist auf die Art gegessen.

Im Winter ging es Dir zunehmend schlechter, und zu den bis dahin bereits sozusagen latenten, kleineren Schocks, mit denen Du Dich konfrontiert sahst, kamen schlagartig eine ganze Lawine an großen, richtig großen.

Notfalleinlieferung ins Krankenhaus, die erwartete, aber dennoch natürlich katatstrophale Diagnose, ein kurzfristig angesetzter Operationstermin, um zu retten, was noch zu retten war, vor allem aber der Schock darüber, was bei dieser Operation geschehen würde, wie die ablaufen würde, was die mit Dir vorhatten. Du kamst Dir vor wie ein Tier auf der Schlachtbank. Panik, davonlaufen, weit weg!

Eigentlich hattest Du Dich bereits davor längst selbst aufgegeben, dass Du der Operation doch zustimmtest, geschah eher aus Mangel an Alternativen, aber irgendwie war Dir klar, dass die auch keine Wunder mehr würden bewirken können.

Dass Du danach keine neuerliche Chemotherapie machen wolltest, das war für Dich ohnehin längst beschlossen. Deine erste Chemotherapie war leider in vielerlei Hinsicht einer der schlimmsten Negativerfahrungen Deines Lebens gewesen. Aber leider sind Erfahrungen, vor allem negative, und ein daraus resultierendes Vermeidungs-, Fluchtverhalten, Ängste und Ähnliches anscheinend für bestimmte Dinge tatsächlich äußerst schlechte Ratgeber. Unseliger Weise.

Das Problem der Erfahrungen, vor allem unerledigter, ungeklärter, traumatischer, verdrängter Erfahrungen. Zunächst werden sie weggeschoben, beiseite gelegt, vergessen, um sich selbst in einer Situation zu stabilisieren, aber damit ist es leider nie getan, man glaubt, alles wäre in Ordnung, demjenigen scheint es so, aber unter der Oberfläche bleiben die sozusagen nie nicht mehr erlösten, nie freigesetzten Schmerzen bestehen. Zugleich binden diese quasi eigene Teile, Seelenanteile, die dadurch ebenfalls blockiert werden.
Geschieht so etwas öfter, zieht sich von dem was man eigentlich ist, mehr und mehr zurück, wird für denjenigen selbst gar nicht mehr zugänglich, weil der "Zugang" sozusagen durch die Schmerzen - die ein anderes eigenes Programm, das nie wieder deaktiviert wurde, unbedingt und um beinahe jeden Preis vemeiden möchte - blockiert wird.
An Stelle dieser eigenen verloren gegangenen, weil in den "Untergrund" verbannten Aspekte treten andere, ein Platz ist ja für etwas sozusagen frei geworden. Zugleich ist aber auch eine Art Leck in einem selbst entstanden. Die beste Gelegenheit für einen "Angriff" von außen, eine Beeinflussung, Manipulation, so wie Viren oder Ähnliches ja auch an Stellen im Organismus andocken, die eigentlich für etwas ganz Anderes vorgesehen gewesen wären.

Je angeschlagener, je verletzter, je mehr aus dem Gleichgewicht jemand geraten ist, desto leichter fällt es, denjenigen in vielerlei Hinsicht zu beeinflussen, zu manipulieren. Leider oft genug scheinen demjenigen die Manipulationen, die derjenige vielleicht selbst, wenn er seine Balance nicht verloren hätte, mit Leichtigkeit durchschaut hätte oder sich selbst durch diese nicht hätte beeinflussen lassen, auf einmal als die tatssächlich bessere, sinnvollere "Lösung", das leider nach wie vor aktive Schutzprogramm beschützt auf einmal vor etwas völlig Verkehrtem, es kann leider nicht anders, es ist ja darauf programmiert, man selbst kann auf Grund der eigenen Angeschlagenheit auf einmal nicht mehr so wirklich zwischen Spreu und Weizen unterscheiden, und so nehmen die Dinge, oder genauer gesagt, die Irrtümer, Fehler ihren Lauf, und erschaffen neue Probleme, Schäden.
Ist der Körper rein äußerlich angeschlagen, verletzt, lädiert, so ist das zumindest in vielen Fällen vergleichsweise leicht erkennbar, bei inneren Verletzungen schon schwieriger, bei psychischen Verletzungen ist das mitunter erst an Hand der Resultate erkennbar. Und dann ist es leider oft schon zu spät.

Manchmal erkennen es andere dennoch, aber derjenige, den das betrifft, wird ihnen in den seltensten Fällen Glauben schenken.

Angst, Angst vor Schmerzen, Angst davor, den Schmerzen zu folgen, sich ihnen zu stellen, um dahinter an die eigentlichen Ursachen zu gelangen, ist ein schlechter Ratgeber.
Aber ohne diese Auflösung der tatsächlichen ungelösten Probleme wird alles leider meistens nur noch schlimmer. Eben auf andere Art.

Ich habe selten derartig exemplarisch die Bestätigung von zwei Aussagen erlebt wie von Dir, durch Dein auf einmal äußerst seltsames, in einigem befremdliches Agieren und Verhalten in den letzten Monaten vor Deinem Tod.

Und leider kam ich lange Zeit mit allem was ich versuchte an Dich nicht mehr ran. Nicht wirklich, nicht nahe genug. Wenn es einen Vorwurf gibt, denn ich mir mache, dann den, dass mir das nicht gut genug gelungen ist.

Wenn es eine Schwäche gibt, die Du hattest, gerade wenn es um Deine unerledigten Verletzungen ging, dann die, dass Du dann auf einmal eine ziemliche Sturheit, Bockigkeit an den Tag legen konntest, von der Du nicht wieder abzubringen warst. Natürlich bereits ein Signal dafür, dass in Dir doch nicht alles in Deiner eigenen Vergangenheit so heil und problemlos verlaufen war, auch wenn Du Dir das selbst so eingeredet hattest.
Im Vergleich zu meiner war es natürlich doch eine zumindest weitaus heilere Welt gewesen, aber eben auch keine, die nicht irgenwelche Spuren, Wunden hinterlassen hätte.
Ach ja, die zwei Aussagen, auf die ich mich bezog:

"Aus den besten Absichten entstehen die schlimmsten Katastrophen!"
"Das Gegenteil eines Irrtums muss noch lange kein weiterer, neuer sein!"

Man könnte ja einmal den Versuch machen, sich aus diesem Blickwinkel einiges im eigenen Umfeld etwas näher anzusehen. Könnte ganz interessante Dinge zu Tage fördern. Obwohl es damit ja noch lange nicht getan wäre. Nur ein kleiner Anfang.
Jedenfalls, ich kam lange Zeit nicht mehr wirklich an Dich ran, und Du begannst, auf ein äußerst seltsames, für mich sehr befremdliches Terrain abzudriften. Was mir wiederum Angst machte. So kannte ich Dich nicht.

Aber wir waren ja eigentlich noch bei den Schocks.

Jetzt standest Du also schon eigentlich seit Wochen, Monaten unter einer Art latentem Angst- und Schockzustand, dann kam die Diagnose, und eigentlich wolltest Du Dich gar nicht mehr operieren lassen, aber dann hättest Du vermutlich nicht einmal mehr die nächsten Wochen überlebt, also hast Du Dich doch dafür entschieden. Dich aber zugleich selbst längst aufgegeben.

Kurz vor der Operation hoffest Du eigentlich darauf, dass Du aus der Narkose gar nicht mehr aufwachen müsstest, hoffest sogar irgendwie darauf.

Während der Operation ging dann auch noch einiges schief, was in Folge kurz darauf eine weitere Operation nötig machte, und Dir in Folge dennoch neue, bisher nicht vorhandene äußerst unangenehme Beschwerden zusätzlich zum Krebs auch noch einbrachte.
Du warst in jeder Hinsicht im Eimer, körperlich, psychisch, energetisch, völlig aus der Balance gefallen, hattest Deine eigene Mitte, alles worauf Du Dich Dein Leben lang verlassen konntest, verloren, es war alles zu viel, viel zu viel für Dich.

Und in der Art von Ausnahmezustand triffst Du, aus heutiger Sicht in einigem nachvollziebar, damals allerdings überhaupt nicht, eine der folgenschwersten, katastrophalsten Entscheidungen uns, mich betreffend, die Du hättest treffen können.
Von einem Moment auf den anderen, auch wenn es - im Nachhinein betrachtet, sogar eine Menge Vorzeichen gab - war alles anders, nichts blieb so wie davor, kein Stein auf dem anderen, nicht für mich. Mir zog es nur in jeder Hinsicht den Boden unter den Füßen weg.
Zusätzlich zu Deiner Krankheit etwas, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Schon gar nicht von Dir.

Es dauerte Wochen, Monate, um das auch nur wenigstens ein bisschen auf die Reihe zu bekommen, zumal Du zunächst auch jede Kommunikation dazu darüber vehement verweigertest. Stattdessen knalltest Du mir da eine Entscheidung völlig unvorbereitet vor den Latz, die alles in Frage stellte, das wir bis dahin gehabt hatten.

Warum Du das so tatest, und eine Menge sowohl davor als auch danach so tatest, oder glaubtest, das alles so tun zu müssen, Dich, diese auf einmal in vielerlei Hinsicht ganz andere version von Dir auch nur ein wenig zu verstehen, einen Zugang zu dem zu bekommen, was Du Dir dabei vermutlich dachtest, war echte Schwerarbeit. Mir kam es vor als ob ich im völlig falschen Film gelandet wäre, als ob mich eine Lawine heillos überrollt hätte und ich mich jetzt irgendwie aus der wieder selbst rausbuddeln müsste.
Dass wir das wenigstens halbwegs noch irgendwie wieder in ein etwas normaleres Fahrwasser bringen konnten, die Katastrophe, die das eigentlich für eine Weile bereits geworden war, doch noch, zumindest was die wesentlichen Aspekte betraf, abgewedent werden konnte, ist die einzige Sache in meinem Leben, auf die ich wirklich stolz bin.
Das was Du eigentlich beabsichtigt hattest, ging total daneben, der Schuss ging völlig nach hinten los, irgendwann drang das dann doch wieder bis zu Dir durch, wir konnten einiges zumindest so weit geradebiegen, dass nicht alles, das wir davor gehabt hatten, völlig den Bach runtergegangen wäre.

Und schließlich gab es auch wieder rare Momente, in denen auf einmal doch wieder alles wie immer, fast wie davor war, wenn Du das zulassen wolltest, Dir selbst erlaubtest.
Trotzdem blieben eine Menge an Fragen, Themen offen, Du warst auch nicht mehr mit all zu viel belastbar, klarer Weise, außer mit dem Allerwichtigsten.

Aber nachdem Du da leider - aus meiner damaligen Sicht - zudem auch noch ohne Grund - eine ganze Lawine ins Rollen gebracht hattest, konnte ich das auch nicht einfach so auf sich beruhen lassen, was mir natürlich auf Grund Deines ohnehin extrem angeschlagenen Zustands zugleich ziemliche Probleme bereitet.

In einiger Hinsicht erkannte ich Dich wirklich nicht wieder. Einiges von Dir war noch da, erkennbar, allerdings schwerst angeschlagen, in der Defensive, irgendwo in Dir drinnen, versteckt, zurückgezogen, in gewisser Weise hattest Du durch all die Schocks, die Operationen und alles andere nicht nur Deine eigene Balance, Mitte verloren, sondern damit auch Deine Verbindung nach "oben". Und die Britta, die übrig blieb, alleine, in ihrem eigenen Alptraum, der sie heillos überforderte, kam damit nicht wirklich klar, machte Fehler. Eine Menge Fehler.

Einer davon war - aus meiner Sicht - die Richtung, die Du in vielerlei Hinsicht einschlugst. Was macht jemand, der bereits vor dieser Operation entschieden hatte, keine Chemotherapie zu machen, nicht noch eine, weil die, die Du bereits erlebt hattest, wohl auch eine äußerst traumatische Schockerfahrung für Dich gewesen war. Man sucht sich Alternativen. Allerdings müssen die leider nicht zwingender Weise tatsächlich etwas Besseres sein.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel zu sagen, ich sollte mich in das nicht einmischen, leider, natürlich, ich war in gewisser Weise auf das Abstellgleis verschoben worden, das grandiose Team, das wir einmal waren, gab es so nicht mehr.

Menschen, die bereits angeschlagen sind, sozusagen Lecks haben, scheinen bestimmte Dinge beinahe automatisch anzuziehen, Dinge, die gewisse Lecks stopfen zu können scheinen oder das gut genug vortäuschen können, gibt es in einer Konstellation Risse, Brüche, Löcher, so versuchen andere Dinge, diese aufzufüllen, nützen ihre Chance. Leider liegt es in der Natur der Sache, dass bei jemandem, der bereits angeschlagen ist, in gewisser Weise auch das Urteilsvermögen getrübt sein kann, je mehr Wunden, Lecks, Verletzungen, desto mehr falsche, verdrehte Fokussierungen, desto mehr Scheuklappenblick, desto größer der Wunsch nach (vermeintlich) einfachen Lösungen. Leider.

Nachvollziehbar, verständlich, aber für mich auch heute noch schwer nachvollziehbar, auf welche Trips Du Dich da freiwillig begabst, zugleich aber jede Kritik daran völlig ignoriertest, abgeschmettert hattest.

Eine seltsame Art von Egotrips, die leider, wie so oft, demjenigen selbst etwas vorgaukeln, und dann doch früher oder später in die Irre führen. Dann ist es allerdings meistens leider zu spät, die Folgen bereits Realität geworden, in diesem Fall leider mit völlig umumkehrbarem Ausgang.

In Deinem Fall war das neben einigen anderen Faktoren auch Deine esoterikssüchtige Schwester, die Dir da einige angebliche alternative Wundermittel einredete, die offiziell bei uns gar nicht erhältlich sind.

In Folge "informiertest" Du Dich selbst, was nichts anderes bedeutet, als dass Du auf dubiose Heilung versprechende Videos auf youtube reinfielst, auf simpelste, eigentlich durchschaubare Bauernfängerei fragwürdiger Experten und angeblicher Alternativmedizin-Ärzte und anderer Wunderwuzzis, die das Blaue vom Himmel versprachen und in jeder Hisnicht gegen die böse Schulmedizin ebenso wie die Pharmaindustrie wetterten, ich kam aus dem Wundern nicht mehr raus, allerdings nicht in positiver Hinsicht, und an Dich auch diesbezüglich nicht mehr ran.

Natürlich liegt in unserer Welt, gerade in unserer Gesellschaft, auch was Medizin und Pharmaindistrie betrifft, ebenso eine Menge im Argen, wie in jeder Menge anderer Bereiche, als Resultat wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen, die wir alle in den letzten Jahren, Jahrzenten eben genau so zugelassen, erlaubt haben, obwohl spätestens seit den Neunziger-Jahren jedem, der hinsehen wollte, einigermaßen hätte klar sein müssen, wohin die Reise gehen würde. Aber diese Art von Alternativen sind vielleicht in einiger Hinsicht noch schlimmer, weil sie Dinge versprechen, jemandem etwas vorgaukeln, das sie in keiner Weise halten oder erfüllen können. Aber wenn es nicht funktioniert, lag es an einem selbst, nicht an der falschen Methode. Genau wie in vielen esoterischen Bereichen auch. Wenn's nicht klappt, liegt's an Dir selbst, aber ganz bestimmt nicht an falschen, verdrehten Inhalten, oder Fehlern im zu Grunde liegenden System.

Wieso fielst ausgerechnet Du auch noch jetzt darauf dermaßen rein? Du warst doch schon längst ganz woanders gewesen. War das dieselbe Britta, die ich davor ganz anders erlebt hatte? Auf welche Gehirnwäschen fielst Du da auf einmal bereitwillig rein, welche verpasstest Du Dir selbst? Aus Angst vor etwas anderem?

Das war sehr schwer für mich zu ertragen. Mintunter warst Du mir so fremd wie noch nie zuvor, mitunter schien es mir, als ob eine Art Schattenschwester, sozusagen Dein eigene dunkle Seite die Kontrolle über Dich in Dir selbst übernommen hätte, die bis dahin sozusagen geschlummer hatte, weggessperrt worden war, und nun, nachdem Du selbst geschwächt warst, nicht in der Lage, die Kontrolle zu behalten, die Führung einfach übernahm. Und der stand ich natürlich in jeder Hinsicht im Weg, die wollte in ihrem eigenartigen Tun durch nichts und niemanden gestört werden. Dein Wille geschehe! Wenn's sein musste, gegen die ganze Welt, mit Ausnahme Deiner neuen Wundergurus aus dem Internet natürlich. Wie üblich bei Derartigem.

Was tut man mit so etwas? Mit Dir reden, gerade darüber war in der Zeit so gut wie unmöglich geworden, alles was Du erwartetest war die Bestätigung für die Richtigkeit Deines eigenartigen Tuns. Alles andere wurde sofort abgeblockt. Beschissen, wie ohnmächtig man sich in solch einer Situation fühlt. Ich sollte was tun, konnte, durfte aber nicht, einiges hattest Du mir sogar ausdrücklich verboten.

Also begannst Du damit, eigenartige Vitaminpräparate zu schlucken, bittere Aprikosenkerne zu kauen, Hanfsamen, wurdest von einem Tag auf den anderen zur radikalen Veganerin, der nächste kapitale Unsinn. Samt allen typsichen Anzeichen einer Art blindwütigen, einseitigen Fanatismus. Was war auf einmal mit Dir los?

Ich habe selbst einen großen Teil meines Lebens vegetarisch gelebt, war auch nicht immer einfach war, aber vegan ist gerade deshalb in meinen Augen eine Art Irrglaube, basierend auf Irrtümern, vor allem aber ist mir alles, das auf Glauben und Fanatismus beruht, was ohnehin beinahe untrennbar miteinander verknüpft ist, suspekt.

Und selbst wenn dann schon regelmäßig Artikel in den Medien darüber auftauchen, wenn wieder einmal ein Kleinkind, das von seinen Eltern vegan ernährt wurde, mit massiven Mangelerscheinungen in eine Klinik eingeliefert wird, so schimpft ein Veganer dann sofort auf die Schulmedizin, wird aber garantiert an seinem Wahn nichts ändern. Der "Glaube" hat Vorrang, sogar vor dem Wohl des eigenen Kindes.

Und auf einmal ziehst Du Dir den Wahnsinn selbst rein?

Das Problem bei Krebs ist, dass er sozusagen von Kohlehydraten, somit von Zucker gefüttert wird, sich davon ernährt. Also muss man auf eine kohlehydratreduzierte Ernährung achten. Nur, vegan ist ja wieder etwas anderes, und leider alleine auf Grund der diversen Früchte, des Obstes extrem zuckerhaltig.

Der menschliche Stoffwechsel ist nicht der eines reinen Pflanzenessers, und das "moralische" Gerüst der Veganer bereits selbst eine ziemlich verdrehte Sache. Nicht im Einklang mit der Wirklichkeit, sondern, wie üblich, der Versuch, sie auf den Kopf zu stellen. Eine Art latentes schlechtes Gewissen loszuwerden, Verganer zu sein, ist eine Art Ersatzreligion seltsam verblendeter "Gutmenschen" und Weltverbesserer, eine Glaubenssache, noch dazu eine ziemlich fanatische. Und in meine Augen ebenso unsinnig wie jede andere Art von Fanatismus auch, beginnend bei Fußballclubfans, über Esoteriker oder Zeugen Jehovas gehend, bis hin zu IS-Märtyrern oder ihren neo-liberalen Gegenspielern, die auf eigenartige Weise zugleich so etwas wie Brüder, Zwillinge im Geiste des Irrtums, nur eines anderen, gegensätzlichen sind, eines sozusagen weltlicheren.
Auch die Gläubigen an diverse goldene Kälber, diejenigen, die den Sinn des Lebens in mannigfaltiger Gewinnoptimierung zum eigenen Vorteil sehen, sind Gläubige, die zugleich alle (für andere) daraus resultierenden Nachteile und Folgen ausblenden, verdrängen. Die Inhalte mögen variieren, das System selbst, die Muster, Strukturen sind beinahe völlig identische, auch darauf bezogen, was all das im Bewusstsein des Einzelnen anrichtet, verdreht, zerstört.

Inzwischen führt sogar, wenn man es so sehen will, der Planet selbst gegen uns Krieg, und den werden wir wohl früher oder später verlieren. Dieser Planet ist doch nach wie vor weitaus stärker als das Krebsgeschwür, das ihn seit einiger Zeit befallen hat, und das in Wahrheit wir selbst sind.

In irgend einer Art und Weise läuft alles, das Menschen tun, darauf hinaus, dass sie etwas kaputt machen, zerstören, um dieverser eigener Vorteile willen. Das hats sich in den letzten Jahrtausenden niemals wirklich verändert, ich würde auch keinen Cent darauf wetten, dass das in absehbarer Zeit anders werden wird, im Gegenteil. Nur dass uns allen in der nächsten Zeit wohl noch weitaus mehr an Folgen um die Ohren des eigenen Kollektiven Tuns um die Ohren fliegen wird, als jemals zuvor.

Wir selbst, die Menschen sind das Problem, das andauernd unter der Ausrede, alles ständig besser machen zu wollen, noch mehr, neue Probleme erschafft, und sich dann aber um Lösungen drückt, stattdessen noch mehr noch irrwitziger zu verbessern versucht, also de fakto noch mehr Schaden anrichtet.

Diese Welt wäre ein wunderbarer Ort, wenn es keine Menschen auf ihr gäbe. Oder nur ein paar hunderttausend, weit verstreut.

Auch Krebs ist eine Reaktion auf unsere Zivilisation, auf unser falsches Leben, auf unsere Massenverblödungs- und Massenverblendungs(un)kultur. Allerdings trifft er nicht gezielt Täter, Verursacher, Verantwortliche, sondern schlägt breit gefächert dort zu, wo er welche Angriffsstelle auch immer, aus welchen Gründen auch immer findet. Wie andere Krankheiten und andere Katastrophen auch.

Kann natürlich jeder anders sehen als ich, ich habe mir auch eine Menge davon sehr lange gegeben, daran geglaubt, und noch viel länger habe ich dafür gebraucht, all den Mist, all diesen Müll wieder aus mir hinaus zu bekommen, wieder loszuwerden.

...
 
Der eine Schock zu viel... (Teil 2)


Auf Grund Deiner "Selbsttherapie" und der monatelangen nicht enden wollenden Dauerblutungen und des dadurch entstanden permanenten Blutverlustes wurdes Du zunehmend mehr und mehr anämisch. Ist auch völlig klar, wenn der Körper mit dem Produzieren nicht nachkommt, und dafür auch noch genau die verkehrte Ernährung als Grundlage bekommt.

Was Du tatest was eigentlich eine seltsame verquere Art von Selbstbestrafung, Selbstsabotage, eine Art Egotrip in die verkehrte Richtung, leider etwas, für das Du mitunter auf ander Art bereits davor ein wenig anfällig gewesen warst. Eigentlich tatest Du etwas, um die Selbstheilung Deines Körpers zu unterstützen, vom Kopf her bzw. von dem her, an das Du glaubtest, glauben wolltest, ohne allerdings genügen tatsächliches fundiertes Fachwissen zu besitzen. Zugleich schwächtest Du Dich in Wahrheit damit eigentlich zunehmend selbst, füttertest damit wohl noch eher Deinen Krebs, als ihm etwas wirksam entgegenzusetzen.

Auch alle anderen Mittelchen und angeblichen Wunderpräparate brachten eigentlich unter'm Strich nichts, dennoch hieltest Du daran unbeirrt fest, wolltest daran glauben, gegen Deine tägliche Realität, gegen die Resultate.

Ich will jetzt nicht behaupten, dass Dir eine Chemotherapie tatsächlich mehr gebracht hätte, ganz realistisch gesehen war es einfach zu spät. Dein Krebs war ein äußerst bösartiger, der zudem bereits sehr weit fortgeschritten war. So gesehen hättest Du eineinhalb Jahre davor bereits etwas tun müssen, zum Arzt gehen, Dich untersuchen lassen, dann wäre vielleicht einiges noch anders möglich gewesen. Aber genau das wolltest Du um jeden Preis so lange wie es nur ging vermeiden, hinauszögern.

Gerade in der letzten Zeit scheinen ja eine Menge an Prominenten an Krebs gestorben zu sein, die großteils ja wohl durchaus die bestmöglich medizinische Versorgung und Unterstützung erhalten haben dürften, es gibt nun einmal Grenzen menschlicher als auch medizinischer Fähigkeiten. In Wahrheit haben wir wohl weitaus weniger im Griff als wir glauben (wollen), wahrhaben wollen, gerade in diesem noch einigermaßen stabilen Mitteleuropa, rundherum und erst recht noch weiter weg sieht eine ganze Menge inzwischen ganz anders aus. Und auch hier wir in absehbarer Zeit noch vieles ganz anders als bisher gewohnt werden. Zu viel läuft in viel zu großem Ausmaß in die falschen Richtungen, und für keines all der ungelösten Probleme scheint es tatsächlich funktionierende Lösungen zu geben, die die Ursachen beheben oder verändern könnten, im Gegenteil.

Krebs ist nur eines der Symptome, ein Resultat, nicht die Ursache selbst. Somit das Ende einer Kette, und nicht ihr Anfang.

Die Freiheit, die wir haben ist anscheinend die, sich die eigenen Irrtümer und Fehlentscheidungen selbst wählen zu dürfen. Und das Dilemma der indirekt Beteiligten ist das, inwieweit sie sich nun in derartige "freie" Entscheidungen einmischen sollten, können, dürfen, oder eben nicht.

Vermutlich ein ähnliches Dilemma, das Eltern haben, wenn ihre fast erwachsenen oder bereits erwachsenen Kinder auf ihrem eigenen Weg Richtungen einschlagen, die womöglich zu Resultaten führen, die aus etwas Distanz sehr klar erkennbar, mitunter auch noch vermeidbar wären, wenn man sich aber einmischt, darauf hinweist, erreicht man nur das gegenteil, nämlich, das auf der Entscheidung erst recht beharrt wird. Was tun? Dein Problem, geht mich nichts an? Schwierig, ab einem gewissen Grad an Nähe, an Verbindungen.

Auf einmal glaubtest Du sogar an alle möglichen, oder eher unmöglichen Verschwörungstheorien, das volle Programm all dessen an Unsinn, gegen den ich auch hier im Forum oft genug, wenngleich ohne Erfolg, gewettert hatte, fielst in gewisser Weise mir auch noch indirekt in den Rücken. Gehirnwäsche aus Verzweiflung?

Vielleicht greift Krebs, außer bei spezifischen Arten, nicht direkt das Gehirn, den Verstand an, aber was ich bei Dir erlebte, war, dass die Krankheit in Kombination mit anderen Faktoren durchaus zu einer Art von Bewusstseintrübung, oder wie auch immer man das bezeichnen mag, führen kann. Der Körper leidet, tut weh, die Psyche leidet auch, und beides hat Auswirkungen, andere Programme, Muster werden aktiv als im Normalzustand, vieles verschiebt sich, verbiegt sich, nicht unbedingt immer in die tatsächlich richtige Richtung. Alles wird irgendwie verzerrt, die Wahrnehmung ebenso wie darauf aufbauende Entscheidungen. Die nicht immer die richtigen sind. Erst recht nicht, wenn man das mit dem eigenen Wollen, dem eigenen Willen gegen alles andere, aber auch gegen alle anderen Perspektiven, Vorschläge, Ratschläge auf Teufel komm raus durchdrücken will.
Es war eine sehr schwere Zeit, für uns beide. Für Dich vor allem auf Grund Deiner Krankheit, Deiner Beschwerden, mal ging's besser, dann weitaus weniger, aber wirklich gut wurde auch nichts mehr.

Für mich, indem ich Dich so, so anders in so vieler Hinsicht erlebte. Mit so vielen Veränderungen, die mir oft leider gar nicht so gut gefielen. Und auf Grund einige andere Dinge, die ich aber hier nicht ausführen werde.

In der letzten Zeit vor Deinem Tod ging es Dir - obwohl natürlich nichts beser geworden war, vergleichsweise gut. Vor allem psychisch hattest Du dich wieder stabilisiert, zu Dir selbst wenigstens in einiger Hinsicht zurückgefunden. Du warst wieder mehr Du selbst, erkennbar mehr, der Draht zwischen uns war auch zum Glück wieder merklich besser geworden, die Wogen hatten sich einigermaßen geglättet, die Liebe, die Verbundenheit hatte all die Stürme, all die Irrtümer, Missverständnsisse und einiges mehr wider Erwarten unversehrt, heil überstanden.

Es war nichts wirklich Schlimmes passiert, aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, zumindest nicht, was diesen Bereich betraf, obwohl in vielerlei anderer Hinsicht alles anders geworden war als bis dahin. Und das wohl auch bleiben würde.

Aber es war noch alles eigentlich für mich Wichtige heil und "da" geblieben. War schön, endlich nach all den Monaten für mich selbst wieder einigermaßen friedlich, ich kam so wie es nun war, langsam mit allem besser klar als bis dahin.

Einer der ganz wichtigen Gründe, warum Du Dich doch dazu entschlossen hattest, um Dein Überleben wenigstens ein wenig selbst zu kämpfen, war Miriam Pielhau.
Du warst nie eine Kämpferin, nicht einmal für Dich selbst, das lag Dir einfach nicht. Vermutlich warst Du der friedfertigste Mensch, den ich jemals erlebt habe. Was auch in einiger Hinsicht sowohl Vor- als auch Nachteile haben kann. So wie das Gegenteil auch. Und auch das, was Du da für Dich tatest, oder zu tun glaubtest, ging nur ohne Kampf, wenn man so will.

Es war eine Versuch, gegen etwas Unvermeidliches, und ich denke, tief in Dir drinnen wusstet Du das auch die ganze Zeit. Aber Du dachtest, Du hättest vielleicht doch noch eine Chance. Diese Frau hatte es doch auch geschafft, hatte den Krebs besiegt, galt als geheilt, als wieder völlig genese, als gesund, war in der Zeit eine Art Vorbild für Dich, ein Ansporn, ein Grund, Dich doch noch nicht selbst aufzugeben.

Und dann kommt ganz unerwartet die Nachricht, dann Miriam Pielhau an Krebs gestorben war. Etwas womit keiner gerechnet hatte. Der eine große Schock zu viel für Dich!
Es ist kein Zufall, dass Du eine Woche darauf gestorben bist.

Das ganze Kartenhaus an Illusionen, der ganze Glaube an Deinen Alternativ-Hokuspokus, an all das, was Du versucht hattest, worauf Du gehofft hattest, fiel schlagartig in sich zusammen.

Das hat Dich eiskalt erwischt, und völlig ausgehebelt. Keine Hoffnung, keine Perspektive, keine Zukunft mehr. Wenn Dich etwas tatsächlich emotional erwischt hatte, dann steigertest Du Dich selbst gerne noch tiefer rein. Umgekehrt brachte man Dich aber aus so etwas auch sehr schwer wieder raus, zumal das zugleich auch Deinen noch weiteren Rückzug, Deine noch stärkere Abschottung nach außen zur Folge hatte.

Es gab Zeiten, in denen es mir gelang, Dich da auch wieder raus zu bekommen, Manchmal, manchmal auch nicht. In letzter Zeit leider immer weniger. So warst Du eben auch, gerade wenn es um Dich, Deine Probleme ging. Du wolltest niemanden belasten, niemandem zur Last fallen, lieber alles mit Dir selbst ausmachen, und in gewisser Weise hat gerade das erst recht andere Probleme erschaffen.

Die wirklichen Probleme im Umgang miteinander werden immer genau dort gravierend, wo alte Wunden, alte Erfahrungen, alte Muster auf ganz andere auf der anderen Seite treffen. Dort, wo beide angeschlagen, verletzt sind, zumeist gar nicht voneinander, das Gegenüber agiert lediglich als neuer Auslöser. Manchmal gelingt es beiden, die Hürde zu nehmen, manchmal leider auch nicht. Vor Deiner Krankheit waren wir richtig gut darin, deratige Hürden zu nehmen, gemeinsam, miteinander, und jedes Mal war es unglaublich schön, meistens auf beiden Seiten, genz gleichgültig, worum es eigentlich ging. Und wenn einem das gelingt, entsteht noch mehr an Nähe und Vertrauen.

In Deinen letzten Monaten war das leider eher die Ausnahme, obwohl wir zumindest ein paar ganz schwerwiegende zum Glück doch noch einigermaßen gemeistert haben, aber leider nicht alle.

Die Wirklichkeit ist manchmal sehr brutal, besonders wenn sie die Irrtümer zu korrigieren versucht, die dadurch entstanden sind, dass jemand seinen Willen gegen die Wirklichkeit gestellt hat. Man kann ganz wunderbar mit ihr arbeiten, aber selten folgenlos gegen sie.
Das war der Zeitpunkt, an dem Du Dich endgültig selbst aufgegeben hattest, das war's für Dich. Zumindest für einige Monate hinausgezögert, aber eigentlich in Dir selbst für Dich längst klar.

Ich wäre Dir gerade in dieser Zeit so gerne viel, viel näher gewesen, Du sahst das anders, dachtest, glaubtest, der Abstand macht es uns beiden leichter. Mir jedenfalls gar nicht, im Gegenteil. Aber ok, war nun einmal so.

Was noch zu tun gewesen war, war getan, sogar Deinen Grabstein hattest Du Dir noch selbst ausgesucht, alles Nötige erledigt, ins Reine gebracht, zwischen uns war alles - obwohl vieles unerledigt, ungeklärt und auch in Folge unklärbar blieb - zumindest wieder klar und friedlich, Du warst hier, so gut es eben ging, fertig. Und alles, das noch nicht getan war, würde nicht mehr getan werden.

Das Seltsame daran ist, in gewisser Weise brachte Dich dieser letzte Schock wieder mehr zu Dir selbst zurück. Was für mich zumindest auf gewisse Weise doch sehr tröstlich ist.
Wir werden als Originale geboren und sterben als Kopien!

Das ist Dir zum Glück doch noch erspart geblieben, das hast Du Dir selbst erspart, Du gingst als der Mensch, der Du wirklich warst, mit allen guten, schönen und weniger guten Seiten, Aspekten davon.

Du warst zuletzt wirklich wieder Du, gingst als die, die Du wirklich warst, als die Frau, die ich geliebt hatte, die ich erlebt hatte. Macht es nicht besser oder anders, aber wenigstens irgendwie stimmiger. Du nahmst weniger Irrtümer mit. Und Du gingst so ruhig und still, fast unmerkbar, wie Du eben im Leben auch warst. Als Du selbst. Mit und in Deiner eigenen Wahrheit, wenigstens wieder mit dieser im Einklang.

Du fügtest Dich in das Unvermeidliche, kein Kampf mehr, kein Widerstand dagegen, es war, was es war, und es war zu Ende.

Du gingst auf Deine eigene Art, in Würde,so weit das ging, möglich war, so wie Du es gewollt hattest. Immerhin.

Wie sagtest Du im Jänner: " 2016 wird kein gutes Jahr!"
Beschissen, dass Du damit dermaßen richtig lagst.

Das Eigenartige an diesem Jahr war aber, dass gerade die Probleme, Schwierigkeiten zwischen uns, all die kleineren und großen Katastrophen etwas ganz anderes bewirkten als sonst. Sie verbanden uns noch mehr, statt uns zu trennen, alles was wir davor hatten, bekam irgendwie noch etwas dazu, eine weitere Ebene, Dimension. Und das was wichtig war, überstand das alles völlig unverändert.

Auch etwas das mir auf die Art noch nie zuvor passiert ist, das ich so noch nie erlebt hatte. Auch aus Katastrophen kann etwas Wertvolles entstehen, davon übrigbleiben, mitunter. Falls man nicht zu viel verkehrt macht. Wäre schön, wenn so etwas öfter auf die Art ginge.

Ebenso faszinierend war, dass Du, obwohl Du eigentlich etwas völlig anderes damit beabsichtigst hattest, Du mir in gewisser Weise Dein Leiden, Deine Schmerzen rübergeschickt, mitgeteilt hattest, nicht 1:1, in etwas abgewandelter Form, aber im Grunde genommen sehr ähnlich im Kern, also ging es uns zumindest ähnlich beschissen. Wenngleich aus völlig anderen Gründen.

Wenn man so will, war alles bereits längst festgelegt. Eine Menge Dinge, die ich, mich selbst betreffend, nie verstanden hatte, machten auf einmal Sinn. Alles führte auf eine Sache hin. Meine Aufgabe war es, Dich, uns, unsere Liebe zu beschützen, zu verteidigen, um sie zu känpfen, ohne Krieg, sie heil zu bewahren, sogar gegen uns beide, oder genauer gesagt, gegen unsere eigenen Irrtümer.

Deine Aufgabe war eine andere, wenn es so weit war, Dich selbst aufzugeben, Dich ins Unvermeidliche zu fügen. Deine letzte Hingabe, wenn man so will, war die an Deinen eigenen Tod. Ganz Du selbst.

Und so geschah alles eigentlich genau so, wie es eben anscheinend geschehen sollte, oder wie es zu dem Zeitpunkt leider nur noch geschehen, ablaufen konnte. Die Zukunft ist schon lange vorbei, wenn man so will. Die Resultate die wir scheinbar jetzt erleben, stehen schon weitaus länger fest, das Netz der Wirklichkeit ist weitaus komplexer, als wir es erfassen können, oder jemals werden erfassen können.

Ich möchte, bei allem Schwierigkeiten, die wir heuer hatten, alleine ebenso wie miteinander, keine Sekunde davon missen. Aber ich muss so etwas trotzdem nicht unbedingt in diesem Ausmaß und über einen derartig langen Zeitraum hinweg noch einmal erleben. Es war in einiger Hinsicht an der Grenze dessen, was ich durchstehen, ertragen, verarbeiten kann. Für, wegen jemandem anderen hätte ich mir das nie angetan. Dann wäre alless ganz anders verlaufen. Nicht besser, nicht einmal für mich selbst, aber vermutlich hätte ich das in dem Fall dann wohl auch erst zu spät bemerkt.

Und in vielerlei Hinsicht war das natürlich auch das völlige Gegenteil all dessen, das wir davor hatten, auch wie wir davor miteinander umgingen. Dennoch waren natürlich beides Seiten derselben Medaille, zumal der Großteil der Ver(w)irrungen eigentlich Verständigungsprobleme, Irrtümer, Missverständnisse waren, wenngleich es leider auch in einigem darüber hinausging.
Aber dennoch änderte es an der Verbundenheit, der Liebe nichts, im Gegenteil, es wurde lediglich einiges schwieriger, vielleicht auch schwieriger als nötig. War nun einmal so, ist jetzt so. Und machte eigenartigerweise vieles erst recht noch viel wertvoller, kostbarer.
Aber es hatte doch alles etwas mit Dir zu tun, und mit uns, und alleine deshalb ist daraus das geworden, oder wieder geworden, dass es dann doch wieder war, und nicht etwas völlig Anderes, Gegenteiliges.

Glück gehabt! Glück im Unglück, sozusagen.

Sonst wäre alles jetzt für mich eine noch weitaus größere Katastrophe geworden. So ist es natürlich überhaupt nicht das, was mir gefällt, aber ich kann es zumindest als etwas Unvermeidliches akzeptieren, meinen Frieden damit machen.

Den Frieden mit Dir hatte ich zum Glück bereits davor gemacht, was aber noch weitaus wichtiger ist, Du hattest mit Dir selbst auch Deinen Frieden gemacht, und wenigstens ein paar der Illusionen, auf die Du für eine Weile leider reingefallen warst, noch selbst zu Grabe getragen. War gut so!

Irgendetwas müssen wir da dennoch richtig gemacht haben, vielleicht war das auch in irgendeiner Weise eine Art Prüfung, Hürde, ich weiß es nicht, jedenfalls geschah in Folge bald nach Deinem Tod noch etwas äußerst Eigenartiges, von dem ich bis heute nicht so recht weiß, was ich davon halten soll.

In gewisser Weise war es im Grunde genommen vielleicht nur eine Kleinigkeit, zugleich aber auch doch etwas ziemlich Großes, vor allem aber hat es mir zumindest sehr und äußerst unerwartet geholfen, etwas bewirkt, verändert, in mir, also kann es nicht nur Einbildung gewesen sein.

...

 

Eine seltsame Art von Hochzeit (Teil 1)


Bei einer kirchlichen Trauung gibt es ja den Satz: "Willst Du... in guten wie in bösen Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?".

Also endet die Ehe mit dem Tod eines der Beteiligten.

Wir waren ja nie verheiratet. Auch wenn wir eine Weile mit dem Gedanken gespielt hatten. Warum daraus dann doch nichts wurde, tut hier wenig zur Sache.

Jedenfalls hatte ich in der Nacht nach Deinem Tod ein eigenartiges Erlebnis.

Trotz allem kurz davor kam Dein Tod doch sehr unerwartet. Es ging auf einmal so schnell, und wenn ich ehrlich bin, so war ich danach irgendwie erleichtert. Vor allem wegen Dir selbsst. Erleichtert darüber, dass es für Dich keine wochen- oder monatelange Quälerei, kein zunehmendes Siechtum geworden war. Natürlich änderte das an den Tatsachen nichts, aber es hätte viel schlimmer, schwieriger, schmerzvoller, leidvoller auch sein können.
Eigenartigerweise nahm ich Deinen Tod aber irgendwie anders wahr als sonst üblich. Der tiefe Schnitt blieb aus, irgendwie gab es noch eine Art Draht zu Dir, anders aber doch.

Also versuchte ich in der Nacht nach Deinem Tod irgendwie eine Verbindung zu Dir herzustellen, klingt absurd, aber ich wollte es wenigstens versucht haben. Das klappte zwar nicht so gut, aber dafür geschah etwas Anderes, Unerwartetes.

Ich tue mir schwer, es zu beschreiben, am ehesten könnte man es vermutlich als Art telepathische Stimme definieren, wobei Stimme es in diesem Fall auch nicht ganz trifft, es war nicht Deine, kam auch nicht von Dir, sondern hatte einen anderen Ursprung, das war zumindest klar.

Jedenfalls fragte mich jemand, etwas: "Möchtest Du mit dieser Frau für immer und unwiderruflich verbunden sein?"

Manchmal sollte man sich sehr gut überlegen was man möchte, oder sich wünscht, denn es könnte auch äußerst unangenehme Folgen erschaffen, wie man aus diversen Märchen und Ähnlichem ja weiß, oder eben auf ganz andere, unerwartete Art wahr werden, als man glaubt.

Für immer und unwiderruflich ist eine verdammt große Sache.

Und wenn man, wie ich, die Erinnerungen an so viele Leben in ich trägt, gerade dann sollte man sich die eigene Entscheidung wohl äußerst gut überlegen. (Auch wenn ich inzwischen an der Wahrheitsgehalt meiner, sagen wir einmal diesbezüglichen Erfahrungen, Erlebnissen nicht mehr wirklich so recht glauben mag, so waren, sind sie doch als Erinnerungen ein Teil von mir geworden, unauslöschlich in mir, haben sich mitunter sogar weit mehr und mit wesentlich gravierenderen Folgen, vor allem auch zum Teil äußerst unangenehmen in mir festgesetzt. Damit fertig zu werden, das alles zu verarbeiten, damit klar zu kommen, was ich mir da in einer Art Übermut, vielleicht auch einer Art von Selbstüberschätzung einmal eingebrockt hatte, hat mich viele Jahre, eigentlich inzwischen den Großteil meines Lebens gekostet und mein reales Leben ist dabei so ziemlich in jeder Hinsicht weitgehend den Bach runtergegangen. Zwei Menschen verdanke ich es, dass ich aus dem Schlamassel wenigstens in der letzten Zeit wieder einigermaßen herausgekommen bin, wenigstens wieder ein wenig Normalität in mein Leben zurückgekehrt ist, auch wenn sehr viel nie wieder so wie davor sein wird. Einer dieser Menschen warst Du.)

Was ich damit eigentlich sagen will, ist, wenn man an so etwas wie Reinkarnation , an andere Leben glaubt, so können anscheinend in diversen Leben ziemlich unterschiedliche Dinge passieren, oder Menschen sich nicht nur positiv sondern auch extremst in eine negative Richtung verändern. Und damit müssten man dann auch irgendwie klarkommen, wenn man mit der betreffenden Person tatsächlich irgendwie für immer verbunden wäre. Was nicht immer so einfach ist oder sein würde.

Ist also durchaus ein Risiko, und man kann im voraus in keiner Weise abschätzen, worauf man sich damit tatsächlich einlassen würde. Eigentlich sollte man also eine derartige Verbindung vielleicht lieber doch nicht eingehen.

An meinem "ja" auf diese Frage gab es dennoch nicht einmal für einen Sekundenbruchteil den geringsten Zweifel von meiner Seite aus. Was daraus tatsächlich, und in welcher Form wann werden wird, kann ich selbst noch nicht wirklich abschätzen.

Eine Art Ehe, Verbindung nach dem Tod, mit einer Verstorbenen, über den Tod hinaus, für immer, unwiderruflich? Also eigentlich das genaue Gegenteil einer irdischen Ehe?

"Der Tod hat Euch (noch mehr) verbunden, der Tod kann Euch nie wieder trennen?" So in etwa? Was habe ich da anstellt, mir da wohl eingebrockt? Ups!

Andererseits könnte man, von einem etwas übergeordneten Standpunkt aus betrachtet, die Sache natürlich auch so sehen, dass unsere Verbindung in Wahrheit ohnehin bereits sehr, sehr lange existiert hat, und bereits einige gravierende negative Erfahrungen überstanden zu haben scheint, und, obwohl wir uns anscheinend doch für sehr lange leider aus den Augen verloren hatten, doch gehalten zu haben scheint.

So betrachte wäre das Ganze dann weniger ein Risiko für mich, sondern eher eine Art, wenn man so will, "karmischer" Ausgleich, eine Art Wiederherstellung einer mehr oder weniger verlorengegangenen Balance. Und die (Wieder-)Herstellung einer Balance, ein Gleichgewicht ist immer eine gute Sache.

Ich bin mir nicht so sicher ob ich einen dermaßen großen Bogen spannen soll, wie es ein Teil von mir zumindest gerne tun möchte, auch wenn es zu etwas, das sehr, sehr lange zurückliegt, gewisse Parallelen gab, so gab es doch auch eine Menge Unterschiede, und doch ist einiges zwischen uns nach Deiner Operation auf eine Art seltsames Déjà-vu hinausgelaufen. Lediglich die Auflösung war dieses Mal eine - zum Glück - doch ganz andere. Die Sache ist nicht vollends entglitten. Am Ende war alles zwischen uns fast wieder wie davor, jedenfalls die gravierenden Probleme bereinigt, geklärt.

Falls an meinen Vermutungen tatsächlich was dran ist, so sollte man möglicher Weise durchaus darauf achten, wie man mit anderen umgeht, was man anderen antut. Einiges könnte für sehr sehr lange Zeit Auswirkungen haben, für andere ebenso wie für denjenigen selbst. Bis auf irgendeine Art doch wieder eine Art Ausgleich, Balance wieder hergestellt wurde, eine Korrektur stattgefunden hat, ein Kapitel beendet, abgeschlossen werden konnte. Oder die Auswirkungen, Fehler, Folgen werden mehr, nehmen zu. Was meistens eher der Fall zu sein scheint.

Ob tatsächlich was dran ist oder nicht kann ich nicht genau sagen, falls doch, dann hat sich mit all dem wohl neben allem anderen ein sehr großer Kreis schließen können.

Andererseits sind bei den ganzen Prozessen die ich in diesem Jahr erlebt, durchgestanden habe, so viele seltsame Dinge passiert, dass sogar das Sinn machen würde. Er war, alles in allem jedenfalls ein äußerst intensiver Prozess, eine Gratwanderung, ein Grenzgang, der mich in einiger Hinsicht fast überforterte, an meine eigenen Grenzen, Beschränkungen, Unzulänglichkeiten und mitunter darüber hinaus brachte, aber anscheinend doch in die richtige Richtung führend.

Sei dem, wie es sei, mir ging es danach jedenfalls wirklich in einiger Hinsicht besser, sogar sehr viel besser, und auch mit dem Umstand, dass Du tatsächlich gestorben warst, kam ich in Folge unerwartet gut klar. Etwas veränderte sich, und es blieb auch in Folge großteils so.

Es gab nicht den eigentlich erwarteten große Schnitt, das totale Aus, der völligen Verlust, samt den üblichen Schmerzen, nicht das große Loch, nicht diese tiefe innere Leere, wenn die energetischen Verbindungen abreißen, abreißen müssen, zumindest nicht in dem Ausmaß wie ich es befürchtet hatte, im Gegenteil. Die hielten, völlig unerwartet, trotz Deinem Tod.

Was ich nicht nur eigenartig, sondern absolut grandios fand und finde. Und zugleich seltsam schön. Parallel zu allem anderen. Voll mit dieser ganz eigenen überirdischen Schönheit, der man hier ja leider so selten begegnet. Was mich natürlich erst recht darin bestätigte, dass wir wirklich eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Verbindung hatten. Sonst wäre das wohl wie ansonsten üblich verlaufen.

So wie die in vielerlei Art und Weise "doppelte", oder noch vielfältigere, mehrschichtige Wahrnehmung von vielem in der letzten Zeit. Alle möglichen und unmöglichen Standpunkte, Sichtweisen, Perspektiven ganz eng aneinander, aber zugleich oftmals mit völlig anderen Inhalten, Auswirkungen, Schlussfolgerungen, und auch dadurch erzeugten Emotionen. Irgendwie frei von den ansonsten üblichen eigenen Filtern, die jemandem eine bestimmte Linearität vorgaukeln, die allerdings so lediglich in seiner eigenen Einbildung zu existieren scheint, sozusagen lediglich das Resultat seiner eigenen "Geschichte" ist.

Fallen auch nur einige dieser Filter weg, werden umgangen, erschließt sich unter Umständen eine weitaus chaotischere, vor allem aber viel komplexerer, verschachteltere, schwieriger zu verarbeitende Wirklichkeit, die auf Dauer ganz schön anstrengend werden kann.

Für welche Version, welche Wahrheit, welchen Weg entscheidet man sich, wenn jeder völlig andere Resultate zu erschaffen vermag? Welcher führt aus dem Labyrinth hinaus und richtet so wenig Schaden wie möglich an?

Interessant wenn man das so erlebt, aber wohl kein Zustand auf Dauer, Menschen scheinen für Derartiges nicht wirklich ausgelegt zu sein, zumal man sich darin auch heillos verlaufen kann, wie es aussieht. Ich nahm sozusagen für eine Weile einiges in "stereo" wahr, jeder Kanal sendete etwas Anderes, Konträres, bis draus doch wieder langsam ein einigermaßen homogenes, verstehenstaugliches, verarbeitbares Signal wurde.

Kann anscheinend passieren, wenn man die eigene Balance verliert, den Boden unter den Füßen, und trotzdem irgendwie nirgendwohin fällt, aber in einer Art Schwebezustand verharrt. War eine eigenartige Zeit, eine seltsame Phase, Erfahrung. Und sehr schmerzvoll, mich emotional überfordernd. Aber das Ganze bewirkte doch einiges. Und es hatte etwas mit Dir zu tun, mit uns.

Natürlich ist vieles anders, anders als Deine reale Nähe, als wenn Du noch leben würdest, aber der Kern, die Basis, die Essenz dessen, was wir hatten, scheint nach wie vor existent zu sein. Es gäbe vermutlich ein paar ganz unterscheidliche Erklärungen dafür, mir ist eigentlich das Resultat wesentlich wichtiger. Du bist nicht mehr da, und dennoch nach wie vor da, anders, in anderer Form. Ziemlich schräg, so etwas. Abgefahren. Ziemlich anders als üblich. Also passt es eigentlich perfekt zu uns.

Obwohl es dann natürlich doch sehr eigenartig war, einerseits mit Deinem Tod, andererseits mit der dennoch weiterhin vorhandenen energetischen Verbindung klarzukommen.

Zunächst einmal widerspricht sich einfach zu viel, vor allem emotional, aber auch für den Verstand ist das gar nicht so einfach, mit so etwas umzugehen. In gewisser Weise ganz realer, handfester, irdischer Schmerz, irdische Trauer, oder körperliche und emotionale, auf der anderen Seite sozusagen überirdische Freude, energetische und auf andere Art emotionale, einmal überwiegt die eine Seite, dann die andere.

Es ist schwer zu beschreiben, für mich selbst ja auch, etwas hat funktioniert, das ich so gar nicht einmal erhofft hatte, gar nicht erhoffen konnte, wie denn auch, wenn man das nicht kennt, sich das eigentlich auch nicht vorstellen kann.

Mein reales Gegenüber habe ich verloren, dafür ein anderes, zwar unsichtbares, aber durchaus wahrnehmbares, spürbares, erlebbares gewonnen, das in der Lage ist, einen zumindest ähnlichen Platz, eine ähnliche Position einzunehmen und auszufüllen. Und das anscheinend sogar im Stande ist, mir etwas zu geben, mich in etwas zu halten, das ich bis dahin nur von Dir kannte, in Kombination mit Dir, eine Art von Seelenfrieden, wie ich ihn alleine niemals erzeugen, geschweige denn aufrecht erhalten konnte.

Mein ganzes Leben lang nicht. Das konntest nur Du bewirken.

Inzwischen scheint der sogar ein Teil von mir selbst geworden zu sein, etwas in mir, das bis dahin, das davor nie da war, und das dennoch sehr sehr viel mir Dir zu tun hat, zu tun haben muss. Anders kann ich mir das gar nicht erklären.

Etwas von Dir ist sowohl zu einem Teil von mir als auch zu etwas um mich herum geworden, zumindest energetisch betrachte. Wie wir das hinbekommen haben, oder Du, oder wer, was auch immer, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es auf die Art das Beste ist, das mir parallel zu allem Anderen in dieser Situation hat passieren können, zumindest aus meiner Sicht.

Alles was Menschen miteinander verbinden kann, etwas Körperliches, Emotionales, Geistiges,.. ist ja alles sehr schön, oder kann es sein. Aber eigentlich sind das alles nur Resultate von anderen, unsichtbaren Verbindungen, Variationen eines unsichtbaren, energetischen Austausches, der sich in der Realität auf unterschiedliche Art und Weise manifestieren kann, Form annehmen, sich ausdrücken kann.

Wenn das alles zusammenspielen kann, alles weitgehen funktioniert, kann das ziemlich schön sein, dichter, komplexer werden. Wenn es sich auf Teilbereiche beschränkt, wird es in irgendeiner Weise an Grenzen stoßen, Probleme verursachen. Früher oder später.

Und wenn, wie in diesem Fall, das Tatsächliche, die eigentliche Basis, Substanz des Ganzen dennoch bleibt, am Leben bleibt, obwohl einer der Beteiligten gestorben ist, was ist dann, was kommt dann?

Wie nanntest Du das? Wenn man alles abzieht, was wir hatten, miteinander erlebt, geteilt hatten, und dann dennoch etwas übrigbleibt, das müsste dann ja die "Essenz wahrer Liebe" sein. Ich konnte mir das zu dem Zeitpunkt nicht so recht vorstellen, glaubte eher, dass Du Dich da in irgendwelche Hirngespinste verrannt hattest, alles was in mir werkelte war die Angst, Dich zu verlieren, und damit in gewisser Weise mich selbst, meinen Halt, und die Angst davor, was danach geschehen würde.

Und doch hattest Du anscheinend recht. Na gut, Du hattest ja auch Deine ganz eigene, ganz besondere Verbindung in eine andere Welt. Ein wenig davon verstand ich, einiges nicht, so wie es Dir auch mit mir und einigen meiner Erfahrungen umgekehrt ging. Es ist jedenfalls ein äußerst außergewöhnliches Geschenk, das Du, oder das was durch Dich wirkte, mir da beschert hast. Oder uns. Ein sehr, sehr großes.


...


 
Eine seltsame Art von Hochzeit (Teil 2)


Und dennoch gibt es bei allem überraschender Weise Positivem Phasen, Momente, in den denen ich glaube, dass mein Herz einfach aussetzt, vor lauter Schmerzen. Das tut sich am Schwersten damit dass Du nicht mehr da bist, aber auch damit, Dich so anders trotzdem noch zu spüren. Es ist gut, es ist schön, und schmerzhaft zugleich. Irgendwie ist es verwirrend, etwas durcheinander. Vielleicht dauert das einfach noch, bis sich das etwas mehr normalisiert.

Aber sei dem wie es sei, natürlich ist das eine unerwartete Hilfe, um alles zumindest etwas besser zu ertragen. Und wie reine Einbildung fühlt es sich auch nicht an.

Die tatsächlichen Auswirkungen und Folgen entfalteten sich mehr und mehr allerdings erst in den Wochen danach. Es ist schwer, das zu beschreiben, ich habe so etwas jedenfalls noch nie erlebt, schon gar nicht in Kombination mit dem Tod eines geliebten Menschen. Es ist - zumindest für mich - etwas ziemlich Großes und etwas ziemlich Neues.

Eine unglaublich große Hilfe, für die ich nur sehr dankbar sein kann, gerade weil ich mit etwas viel Schlimmerem gerechnet hätte, rechnen musste, auf Grund bisheriger Erfahrungen.

Mein ganzes Leben lang war ich im Grunde genommen alleine, außer während der Zeit mit Dir. Und unerwarteter Weise bin ich jetzt doch nicht wieder alleine. Etwas ist da, trägt mich, hält mich, in mir und um mich, das auf die Art so bisher noch nicht da war, davor warst das Du, jetzt ist es etwas von Dir, irgendwie, und zugleich etwas Anderes, alles ist anders, aber es ist zumindest in einiger Hinsicht ähnlich, vertraut geblieben.
Und es scheint zu halten, hält mich, fängt mich auf.

Gott schützt die Liebenden, mitunter anscheinend tatsächlich, wenngleich auf etwas seltsamen Pfaden, die manchmal auch schwer zu verstehen, nachvollziehbar sind. Und manchmal erst nach einigen weniger angenehmen, schmerzvolleren Erfahrungen, wie's aussieht.

Du bist nicht mehr da, aber wirklich weg bist Du auch nicht. Eigenartig, schwer zu verstehen, zu begreifen, aber äußerst real spürbar, fühlbar, erlebbar.

Was vermutlich wohl auch mitgespielt hat, ist, dass ich eigentlich bereits die Monate davor in gewisser Weise trauerte, jeden Grund zu trauern hatte, und einiges mehr, was Du mit einigen Deiner Entscheidungen selbst ausgelöst hattest, die mir erstmal völlig den Boden unter den Füßen weggezogen hatten, in vielerlei Hinsicht.
Mein ganz privater Weltuntergang, zumindest für eine Weile. Alles stand kopf, ich verstand gar nichts mehr, weder Dich noch mich selbst, nichts blieb auf den Platz wie davor. Aus der Lawine, die Du da losgetreten hattest, überhaupt erstmal halbwegs wieder rauszukommen, war schon schwer genug, danach aber das Puzzle zusammenzusetzen, mit dem ich in keiner Weise klarkam, war Schwerarbeit. Welche Fäden gehörten wie zusammen, welche nicht, was kam warum bei mir wie an, und wie hattest Du was warum womöglich doch ganz anders gemeint? Ich musste lernen, wie Du zu denken, um nur einen Bruchteil zu verstehen, das ganze Bild einigermaßen erkennbar zusammenzusetzen, dauerte Wochen, Monate.

Du wolltest es mir leicht machen, mir, Dir selbst einfacher machen, und tatsächlich ist das Gegenteil daraus geworden, bei mir drehte sich erst recht nur mehr alles um uns, um Dich, noch mehr als bis dahin. Nur anders. Und daran hat sich bis jetzt auch wenig geändert.

Irgendwie kriegten wir dann die Kurve doch noch, wenngleich anders als von mir erhofft, und obwohl ich noch eine Menge zwischen uns lieber geklärt haben wollte, was auch auf Grund Deines Zustandes leider nur mehr bedingt ging, so scheint es doch noch genug dafür gewesen zu sein, dass unserer Verbindung, unsere Liebe das alles doch überstand. Manchmal laufen Dinge leider eben nicht unbedingt so, wie man sich das erwartet, in dem Fall wollten wir irgendwie etwas sehr Ähnliches, nämlich, diese Liebe bewahren, trotz allen, nur leider von extrem konträren, fast schon inkompatiblen Standpunkten aus.

Die Verbindung zwischen uns scheint tatsächlich nach wie vor da zu sein, wenngleich ich mir immer noch wünsche, sie wäre konkreter, interaktiver, vor allem aber, dass Du ganz real noch da, am Leben wärst. Aber immerhin, sie scheint zu halten, hoffe ich.

Also trauere ich, wenn man so will, eigentlich seit Monaten, und wenn ich ehrlich bin, so bin ich - bei allem, das ich mir anders gewünscht hätte - für diese Chance, Möglichkeit äußerst dankbar. Wäre das alles tatsächlich erst jetzt auf einmal über mich hereingebrochen, ohne dass ich wenigstens die Chance gehabt hätte, einiges mit Dir als realem, lebendigem Gegenüber noch auf die Reihe zu bekommen, hätte mir das wohl weitaus größere Probleme verursacht.

So bleiben die natürlich trotzdem einsetzenden Schmerzen, die Trauer um Dich, das Gefühl des Verlustes irgendwie sauberer, klarer, waren nicht mir einigen anderen Dingen und Themen vermischt.

Mich würde natürlich interessieren wie Du das jetzt erlebst, wie es Dir geht, so ferne diese Verbindung tatsächlich nicht nur meiner eigenen Einbildung entsprungen ist. Sie fühlt sich zumindest nicht so an.
Für immer und unwiderruflich miteinander verbunden, über den Tod hinaus.

Seltsame Sachen gibt's anscheinend. Ich bin gespannt, was daraus noch alles werden wird.

Ich hoffe, nichts all zu Schlimmes, und ich hoffe, bis dahin vergessen wir beide nicht alles von dem, was wir in diesem Leben hatten. Denn dann könnte es sogar wirklich wunderschön werden. Oder, egal was kommen mag, so schön bleiben wie es langsam doch wieder - zumindest in einiger Hinsicht und trotz allem Anderen - geworden ist.

Aber vielleicht erfüllt sich dann ja auch ein Versprechen, das ich Dir gab, auch wenn es nicht in meiner Macht liegt, darüber tatsächlich zu entscheiden, und ich darf tatsächlich dorthin zurückkehren, wo ich schon einmal kurz war, und Dich dorthin mitnehmen.

Dann hätte auf einmal alles, das mir seit einem bestimmten Erlebnis widerfahren ist, tatsächlich noch einen Sinn bekommen. Du hattest einfach noch gefehlt. Das eine, das richtige Gegenüber, die eine Ergänzung. Ohne Dich wäre es nicht ganz gewesen, nicht komplett, und auch nicht geworden.

Deine Schwingung war immer schon etwas ganz Unverwechselbares, Einzigartiges, von Anfang an. Und ich würde Dich alleine auf Grund dieser überall wiederfinden, wiedererkennen, aber nach diesem Erlebnis bin ich mir diesbezüglich noch weitaus sicherer. Falls Du das auch willst, oder mich wiederfinden willst. Es beruhigt mich, gibt mir eine andere Art von Sicherheit. Und Sicherheit, einen Halt aus mir alleine zu erschaffen, ist mir seit 16 Jahren, seit diesem einen Erlebnis, das mich bereits einmal - wenngleich anders als die letzten Monate - vollkommen augehebelt hatte, nie wieder wirklich gelungen.

Und jetzt, nach Deinem Tod ist die doch noch da, der Halt, den Du mir im Leben geben, vermitteln konntest, ist geblieben, ich falle nicht, wie befüchtet, noch einmal. Im Gegenteil, er ist unerwaretere Weise mehr, stabiler geworden.

Also ist irgendetwas in dieser ganzen - nennen wir es einmal schwierigen, kathartischen, transformativen Phase, in der sich anscheinend eine Menge Spreu vom Weizen trennte - anscheinend tatsächlich trotz vieler Hürden und Probleme richtig gelaufen. Offensichtlich sogar eine ganze Menge.

Für immer und unwiderruflich - richtig?
Trotz aller Fehler, Irrtümer, Missverständnisse dabei, darin?
Dieses eine Mal? Oder endlich wieder einmal?

Wir werden sehen...




Es war einmal...

...eine Schneeelfe, mit den eisblauesten, hellsten Huskyaugen, die man jemals bei jemandem gesehen hat, und mit beinahe schneeweißem Haar. Eines Tages begegnete sie im Wald einem Reiter in blutverschmierter, pechschwarzer Rüstung, der schwer verwundet am Boden lag und alleine nicht mehr aufstehen konnte...

Oder soll ich doch lieber die Geschichte erzählen, wie aus der Schneelfe beinahe eine Schneekönigin wurde, und wie sie doch noch gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt hat?

Oder die eines Engels, der sich die Flügel gebrochen hatte. Aber an statt sich helfen zu lassen, damit die Flügel wieder heilen konnte, riss der Engel sie sich lieber selbst ganz aus, weil er so viel Angst davor hatte, dass derjeniger, der ihm helfen wollte, ihm womöglich Schmerzen zufügen könnte. Was der Engel unbedingt vermeiden wollte. Sogar wenn er dafür nie wieder fliegen würden können und stattdessen ganz schön tief fallen würde. Aber da der Engel gar nicht wusste was fallen war, oder was es bedeutete, weil er das einfach nicht kannte, schreckte ihn das weitaus weniger als er Angst vor Schmerzen hatte. Denn Schmerzen kannte er leider schon.

Soll ich vielleicht die Geschichte einer Frau schreiben, die bei der Geburt ihres ersten Sohnes ohne zu zögern ihr Leben dafür gegeben hätte, damit dieser lebend auf die Welt kommt, und die seinen Tod doch nicht verhindern konnte, was sie ihr Leben lang nicht mehr wirklich losließ, und dass sie in Folge ihren zweiten Sohn für die Reinkarnation ihres ersten, totgeborenen Kindes hielt, das sie nicht retten konnte?

Oder vielleicht eine Geschichte darüber, wie es sich anfühlt, als alleinerziehende Mutter vor über tausend Jahren ein Kind großzuziehen, weil die eigene Mutter den Vater des Kindes ermordet hatte?

Oder vielleicht eine Geschichte darüber, was für ein zerstrittener Haufen die Essener waren, und in einiger Hinsicht genau so wenig hochstehend oder spirituell wie diverse andere religiöse Gruppierungen, und wie sie mit Abweichlern, oder Mitgleidern, die es wagten, einiges in Frage zu stellen, tatsächlich umgingen?

Oder die Geschichte darüber, wie jemand aus heiteren Himmel aus dieser Welt, aus diesem Universum hinausfällt, kurz darauf doch wieder zurückkommt, es ihm allerdings so erscheint, als ob er in einer völlig gleich aussehenden Parallelwelt gelandet wäre, und nicht in der, in der er davor gewesen war, in der danach allerdings nichts mehr so wie davor war. Aber vielleicht hatte auch nur ihn diese Erfahrung so sehr verändert dass er alles anders wahrnahm. Und wie er in Folge sich selbst, seine Identität, seinen Halt in dieser Welt verliert, sein Leben völlig kollabiert, und was dann doch noch irgendwann nach zahllosen Katastrophen daraus entstand?

Oder sollte ich doch lieber schweigen, alles in mir bewahren, damit das, was ich erzählen könnte, wenigstens nicht all zu viel Schaden bei anderen anzurichten vermag?


Was meinst Du?

Du lächelst! Genau dieses besondere "Mona Lisa"-Lächeln, das im Grund genommen Dein Wesen, das Besondere, das Du warst, Deine ganze Art, das, was Du bist, was Dich tatsächlich ausgemacht hat, so vollendet trifft.

Ein unergründliches Geheimnis mit unglaublicher Tiefe und ein offenes Buch zugleich - für denjenigen, der es zu lesen vermag.

Das Seltsamste daran ist allerdings, dass genau das seit Deinem Tod anscheinend auch ein Teil von mir selbst geworden zu sein scheint.

Etwas, ein kleines Stück, nicht von dieser Welt, in dieser Welt.

Etwas, das sowohl selbst heil geblieben ist, als es auch umgekehrt eine Menge heilt. Alte Wunden zum Beispiel, Deine ebenso wie meine. Was will man mehr, etwas Besseres kann jemandem gar nicht passieren. Erst recht nicht, wenn es auch noch in beide Richtungen wirkt.

Etwas, das alles heil überstanden hat, ganz geblieben ist, in gewisser Weise vielleicht so etwas wie "unser Kind", unsere Liebe, die allen Widrigkeiten zum Trotz doch so wunderbar erblüht ist uns inzwischen anscheinend sogar ganz eigene Früchte trägt, auch ohne uns beide in der Form wie bisher.

Auch wenn das alles vermutlich sehr eigenartig und absurd rüberkommen dürfte,so macht es doch genau so ganz schön viel Sinn. Für mich!
Es hilft mir bei etwas, das mich selbst betrifft, und das noch nicht ganz so ist, wie es vermutlich endlich wieder sein sollte. Vermutlich sogar sehr.


I'm walking on holy ground...


 
Bei uns ist Trauern Schweigen, ... erstaunlich, was aus dir alles kommt da jetzt, @Faydit?! Ich hatte nur mal einen Satz aufgeschrieben und meiner Meinung nach war ein Herz-Zeichen darauf die Antwort. Ansonsten war ich eher viel ruhig dann, ... das ist vllt. bloed, sowas zu schreiben?
 
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Das Seltsamste daran ist allerdings, dass genau das seit Deinem Tod anscheinend auch ein Teil von mir selbst geworden zu sein scheint.

Etwas, ein kleines Stück, nicht von dieser Welt, in dieser Welt.

Lieber Faydit

Es ist sehr berührend, Deine Worte zu lesen. Es ist auch wichtig, das Puzzle Deiner Gefühle wieder zusammenzubringen in all ihrer Widersprüchlichkeit und Schönheit. Auch ich habe das ähnlich durchgemacht, am intensivsten beim Tod meines Vaters, an dem ich sehr hing. Da war die Bindung ähnlich eng und widersprüchlich. Auch sonst wurde ich immer wieder mit dem Tod konfrontiert. Ein naher Anverwandter ist derzeit sehr krank und macht ähnlich schwierige Phasen durch, was mitunter auch sehr quälend für die Angehörigen ist, wie ich tagtäglich miterlebe als Bezugsperson.

Wie Du Britta beschreibst in ihren schwierigen Phasen, kann ich gut nachvollziehen - aus Deiner eigenen Sicht, aber auch aus ihrer Sicht. Ich würde in einer solchen Situation wohl auch andere Wege gehen und vor allem würde ich mich stark zurückziehen, um meine Kräfte für den täglichen Lebenserhalt zu sammeln. Es ginge nicht anders. Was ich auf keinen Fall wollte, wäre, dass meine geliebten Angehörigen derart intensiv meine Krankheitsphasen durchleben würden. Dein Beschreiben zeigt mir, dass ich mich in einem solchen Fall in eine entfernte Klinik versetzen lassen würde, wo meine Angehörigen nicht so gut hinkommen. Denn das Leid meiner Lieben wäre das Schlimmste für mich. Diese symbiotische Liebe von Angehörigen kann auch sehr ungut sein, Faydit. Es ist wichtig, dass Du in Dir selbst allein bestehen kannst. Gerade weil Britta Dich geliebt hat, zog sie sich vor Dir zurück, so mein Eindruck.

Meine Schwester sagt mir oft, dass sie ohne mich nicht mehr leben will. - Was für eine Belastung für mich. Sie lebt eine Symbiose zu mir, als wär ich ihr Zwilling. Ich leide darunter. Ich möchte, dass sie lernt, sich selbst zu sein, ohne mich. Warum denkt sie, ohne diese Symbiose nicht mit mir verbunden zu sein? Warum denkst Du das bei Britta und Dir?

Deine Trauergefühle sind verständlich. Gleichzeitig kannst Du gut reflektieren und kritisch sein, auch selbstkritisch sein. Auch wenn Du Britta jetzt noch sehr deutlich spürst, wird es irgendwann nachlassen. Deshalb wäre es gut, wenn Du Dich rechtzeitig um einen Therapieplatz bemühen würdest, bevor Du womöglich nach dieser Phase (die jeder Trauernde ähnlich durchlebt) in ein depressives Tief kommst, wovor Du Dich fürchtest.

Bitte denke an Brittas Wunsch, dass Du Dich nicht aufgibst und nicht für sie stirbst. Sie möchte das nicht. Es ist kein Geschenk für sie. Das wäre es für mich auch nicht, wenn ein Angehöriger das tun würde. Es wäre für mich der absolute Alptraum, denn ich möchte, dass meine Lieben leben - glücklich - auch ohne mich.

Alles Liebe
Lynn
 
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