Brief an meinen Onkel (2000) Ich war so wütend !

A

Abraxas365Mithras

Guest
Lieber Lothar

Vorwort:

Diesmal werd ich nicht einen einfachen Brief schreiben, auch wird sich die Schreibweise nicht an die Norm
halten. So wie ich die Worte sprech und denke, so schreib ich sie nieder. Außerdem wird sich der Inhalt des
jeweiligen Texts an das vorgesetzte Stichwort halten. Zur Erklärung muss ich beifügen, dass es mir zur Zeit
sehr schwer fällt, einen Brief handschriftlich zu verfassen, da ich gegenwärtig an einem unklaren Tremor leide.
(Zittern)

Angst:

Sie schwindet so langsam dahin, breitet sich dennoch unweigerlich aus, und gibt mir ungeahnte Kraft,
jedoch auch rätselhafte Schwäche. Z.B. - Bisher hatte ich Angst vor der Tat selbst, und davor, dass es ja
doch nichts werden wird. Nun habe ich Angst, was mach ich, wenn ich Erfolg hab? Muss ich mich dann der
gehobenen, schmierigen Gesellschaft anpassen, würde mein Roman einschlagen?

Blind:

So laufen die Menschen durch ihr jämmerliches Dasein. Glauben, sie können ohne zu sehn ihr Ziel erreichen.
Ob Arbeit, Erziehung, Schule, Freizeit, Liebe - all das fabrizieren sie blind.

Christ:

Man muss wirklich kräftig durch zahlreiche Dornen spazieren, um hier und da einen zu erwischen. Er ist echt
rar geworden. So viele behaupten Christ zu sein, und sie lassen sich auch noch von Freunden bezeugen,
ob privat oder öffentlich. Sie preisen sich hoch und verkünden, sie gehörten zur Gemeinde Jesu. Und wie
handeln sie - ich meine nicht in den Gebetskreisen, sondern im Alltag - sie handeln wie Satans Söhne
höchstpersönlich. Sie sind sexgeil - pervers - gierig - obszön - mordlüstern - und alles im Namen Gottes.
Manchmal wünscht ich, ich hätte mir dies Wissen nie zugeeignet!

Denken:

Es ist nicht schwer, dieser Tat teilhaftig zu werden, doch gibt es zu viele, die es irgendwie verlernt haben.
Alles ist schon einmal gedacht worden, nur ist es eine Kunst, es noch einmal zu denken. Denken ist eine
nützliche Tätigkeit, auch wenn sie des öfteren Kopfschmerzen verursacht.

Eile:

Sie hetzen um die Wette, sie rennen wie besessen, bis das Herz zerspringt. Keine Ruhe, nicht ne Sekunde
Pause. Mein Chef hat heut Geburtstag, der Brief muss noch zur Post, zum Friseur um vier, der Kragen ist
gerissen, wo ist denn nur der Schlips, die Kinder schnell zur Oma, im Auto kein Benzin, der Dackel ist
gestorben, der Spiegel hat noch Flecken, das Hemd ist nicht gebügelt, alles, alles, alles, alles - nur nicht
warten. Nein! Nichts für mich.

Frieden:

Es ist und bleibt ein Traum. Solang es Menschen gibt, wird es nie Frieden geben. Eigentlich will ihn auch
niemand haben, bis vielleicht auf 2%. Gier - Hass - Neid - Rache - Geld - Sex - usw. All die Dinge
verhindern ihn gnadenlos. Und selbsterverständlich auch die falsche Einstellung zum Dasein.
Gott:

Dass es ihn gibt, ist unbeweislich sicher. Doch was Gott ist, ist schwerlich zu begreifen. Jeder muss es für
sich ganz allein entscheiden. Nur die Unglücklichen, mit hohem Anteil an Arroganz, versuchen immer wieder
anderen klar zu machen, wer oder was Gott ist. Denn wir leben in einer Zeit, wo Überzeugung unweigerlich
ins Sektiziöse führt.

Hassen:

Arrogant hochnäsige Damen; Seitensprünge; Kondome; Treuloses Gesindel; Fanatische Sekten; Satansopfer;
Schlagende Männer; Vernachlässigte Erziehung; Geld; Sex ohne Liebe; Geschlechtssterilisation ohne
Aussicht auf Tod oder Krankheit; Gerichtsurteile USA; Abtreibung ohne vorherige Vergewaltigung; Dummes
Gesülze; Vorgetäuschte Schwangerschaft und vorgetäuschte Vergewaltigung; Echte Vergewaltigung; Arbeit
wegen Geld; Mafia negativ; Zwang; Normalität; Menschen, die Kinder schlagen, egal warum;

Illusion:

Entweder ist man dämlich oder ein Idiot, dann landet man wieder in seinem Alltagsjob. Oder man ist
größenwahnsinnig, dann hat man die Chance, es sogar zu schaffen. Drum hab ich mir vorgenommen,
zweiteres zu sein.

Jesus:

Ich wünsch mir ehrlich, es gibt ihn, damit endlich das ganze Elend ein Ende hat. Nur fest dran glauben, kann
ich seit all den Erfahrungen nicht.

Kondom:

Weshalb ist es erfunden worden? Um Krankheiten zu verhüten? Nicht doch! Das ist nur der vorgetäuschte
Grund. Der wahre Grund ist doch der, dass Seitensprünge nicht mehr kontinuierlich nachgewiesen werden
können. Wer anders glaubt, ist mit Blindheit geschlagen.

Liebe:

Menschliche Liebe ist so rar geworden, dass man unter einer Million nicht einen einzigen findet, der wirklich
liebt.

Macht:

Wozu ist sie wichtig? Niemand ist in der Lage, sie richtig einzusetzen. Einem gewissen Richard Löwenherz in
unserer Zeit würde ich sie ohne Zögern gönnen. Doch allen andern!

Nörgeln:

Ständig und immer wieder! Ohne jeden Sinn, nur um das Gehege der Zähne geöffnet zu haben.
Alltagsquatsch. Wer auch immer zu diesen Nörglern zählt, egal ob männlich oder weigerungsbedürftig weiblich,
sie alle haben von dem Wörtchen - Liebe - noch nie etwas gehört. Sie meckern ohne nachzudenken bei jeder
sich bietenden Gelegenheit. Fazit: Man gehe diesen Leuten behutsam aus dem Weg.

Öffnen:

Es ist schwer, sich mit Menschen abzugeben, die verschlossen ihr Dasein fristen. Doch schwieriger ist es,
sich entsprechenden Menschen zu öffnen. Wer glaubt oder einfach so daherredet, es sei leicht, der ist jener,
welcher von sich zu wenig preisgibt.

Politik:

Könnte mir gut vorstellen, selbst mitzuwirken. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich ein mieses Schwein
sein müsste, um mich in die Obrigkeit etablieren zu können, wirft diesen Wunsch über den Haufen.
Qualen:

Ohne sie wird wohl kein Mensch richtig alt werden. Nur ist es offensichtlich, dass es die falschen trifft, in
unsrer erbarmungslosen Mitziehungsgesellschaft. Isolierst du dich, stirbst du in einsamer Verzweiflung.
Machst du mit, verlierst du dein Ich.

Romane:

Ich lese sie nicht, um einfach zu lesen, weil es mir Spaß macht oder die Langeweile mich plagt. Aus ihnen
kann ich lernen, ich finde in ihnen die Bestätigung zu meiner Einstellung, sie geben Infos über die Menschen,
über den Autor selbst und sind rechte Lexika.

Sex:

Ist für mich nicht wichtig. Es kann sich durchaus mal ergeben, dass ich dieser Tätigkeit teilhaftig werde, doch
such ich nicht nach ihr. Ich halte an einer Ureinstellung fest: Sex nur dann, wenn ein Baby erwünscht. Ich
sehe nicht ein, dass ich nach meinem ersten Fehlschlag eine ähnliche Erfahrung machen werde, es wäre
Idiotie.

Treue:

Das Einzige, an das ich mich kontinuierlich halte.

Urteil:

Sollte man erst fällen, wenn man sich mit der Sache auseinandergesetzt hat. Vorurteile sind des Teufels.

Versetzung:

In Oberndorf wurde es von Seiten der stelle nichts. Da ich wohl zu persönlich in dem Schreiben wurde,
lehnten sie es förmlich ab. Unverstanden begab ich mich nach Erkundigung der Nachricht in eine noble
Tränkestätte, wo ich unbedachter Weise 380 DM ließ. Entmutigen lassen wollte ich mich jedoch nicht. Kurz
darauf fing ich mit der Bewerbung in Bad Laasphe an. Angetan von der Tatsache, dass es sich um MS und
Parkinson handelte, vollbrachte ich einen Probetag in dortiger Klinik. Ich wurde maßlos enttäuscht.
Notbedürftige Pflege, ohne akribische Fürsorge, da war es von meiner Seite aus Zeit, einen Rückzieher zu
machen. Nun entschloss ich mich, den Rest der verbleibenden Zeit hier in Bad Wildbad zu bleiben.


:zauberer1
 
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Bist du immer noch in Bad Wilbach? Und hat dein Onkel auf diesen Brief geantwortet?

Und übrigens: mit vielem hast du Recht. Aus diesem Hintergrund heraus wundert es mich, dass Jesus oder auch Gott uns Menschen je lieben könnte...

Für was?:rolleyes:

LG
Juppi
 
Bist du immer noch in Bad Wilbach? Und hat dein Onkel auf diesen Brief geantwortet?

Und übrigens: mit vielem hast du Recht. Aus diesem Hintergrund heraus wundert es mich, dass Jesus oder auch Gott uns Menschen je lieben könnte...Für was?:rolleyes:

LG
Juppi

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