Hallo Blume
Bist du noch da? Oder hast du die Flucht ergriffen?
Zum Thema Blockaden: Vor allem sollte niemand ohne Wissen und Einverständnis der betroffenen Person versuchen, jemandes Blockaden aufzulösen. Das muss vorher besprochen werden, nur wenn die betroffene Person ihre Blockaden loswerden will, darf man da rumhantieren. Alles andere wäre total übergriffig!
Wieso? Weil Blockaden nicht per se etwas Negatives sind, unter Umständen fliegt dir dein ganzes Leben um die Ohren, wenn eine Blockade plötzlich weg ist.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, ich hatte als Kind einen Hund, den ich sehr liebte. Er war mein liebster Spielkamerad, er war immer bei mir und tröstete mich, wenn ich traurig war. Nehmen wir an, eines Tages gehe ich mit ihm spazieren, lass ihn frei laufen, obwohl ich weiss, dass ich ihn an die Leine nehmen soll, und er wird überfahren und stirbt. Ich habe es gesehen und konnte gar nichts dagegen machen.
So ein Ereignis wird viele extrem starke Gefühle in mir hervorrufen. Trauer, ein extrem schlechtes Gewissen, Angst, dass meine Eltern böse mit mir sind oder mich nicht mehr mögen. Einsamkeit, da ich ja meinen ständigen Begleiter nicht mehr habe. All das kann mich erdrücken und mir meine ganze Lebensfreude nehmen. Wenn es mich überwältigt, wenn ich damit nicht klar komme, dann nennt man es ein Trauma.
Wir haben aber etliche Schutzmechanismen, die dafür sorgen, dass wir lebens- und handlungsfähig bleiben. In unserem Beispiel kann eine Blockade dafür sorgen, dass all die negativen Gefühle mich nicht mit voller Wucht treffen, dass es mich nicht völlig umhaut. Die Energie, die ich ausgesandt habe, umgesetzt habe in Handlung (spazieren gehen, Hund loslassen) würde normalerweise zu mir zurück kommen als Erfahrung. Diese spezielle Erfahrung halte ich aber nicht aus, und lasse sie nicht zu - die Energie kommt nicht zurück. Es braucht Kraft, um eine Erfahrung zu hindern, zu mir zurück zu kommen. Eine Blockade bindet Energie, die ich dann nicht mehr zur Verfügung habe.
In leichteren Fällen mag das heissen, dass ich es vermeide, an eine peinliche Situation zu denken (Blockade im Geist). Im Extremfall kann es bedeuten, dass ich nur weiterleben kann, weil die Blockade verhindert, dass etwas absolut Unerträgliches in mein Bewusstsein kommt. In meinem Beispiel wäre das vielleicht das Schuldgefühl, womit ich nicht leben könnte. Also spanne ich ganz unbewusst mein Zwerchfell an, verschliesse mein Herz und so kann ich irgendwie weitermachen. Und Jahre später wundere ich mich, warum ich eigentlich absolut keine Hunde sehen kann, warum ich regelrecht hysterisch werde, wenn ein Hund frei herumläuft, schliesslich bin ich nie gebissen worden, das weiss ich genau.
Wenn jetzt ein lieber, wohlmeinender Mensch kommt, der mich von meiner vermeintlichen Hundephobie befreien will, indem er meine Blockade beseitigt, dann ist es gut möglich, dass all die fürchterlichen Gefühle, die ich bis jetzt erfolgreich mit einer Blockade auf Distanz gehalten habe, über mich hereinbrechen. Im schlimmsten Fall falle ich in eine tiefe Depression und habe keine Ahnung, wie mir geschieht.
Ich habe jetzt extra ein dramatisches Beispiel genommen, damit du siehst, dass man schon wissen muss, was man tut. Und dass die betroffene Person definitiv einverstanden sein muss.
Klar ist es gut, Blockaden aufzulösen. Es macht freier und die gebundene Energie steht uns wieder zur Verfügung. Aber all das, das mit einer Blockade blockiert wird, geht ja nicht einfach weg. Zuerst einmal geht es seinen Weg zu Ende, geht dahin, wohin es unterwegs war, als es gestoppt wurde. Wenn es nur die körperliche Ebene betrifft, kann es sein, dass erst mal ein Schmerz wieder auftaucht, bevor er endgültig verschwindet. Auf geistiger Ebene kann es sein, dass ich mich nun endlich mit einer unangenehmen Sache beschäftigen muss, Gedanken zulassen, die ich bisher verdrängt habe. Und auf der Gefühlsebene gibt es ja auch so einiges.
Das ist zwar oft negativ, muss aber nicht. Es kann durchaus sein, dass sich bei der Auflösung einer Blockade ein Lachanfall befreit, der vor 20 Jahren in der Schulbank unterdrückt worden ist.
Man kann nie wissen, was hinter einer Blockade steckt: Ein bisschen unangenehmes Gefühl oder ein deftiges Trauma. Heftige Sachen können oft nur Stückchen für Stückchen abgebaut werden. Mit Achtsamkeit, liebevoller Zuwendung, zuhören, dem Menschen und seinem Körper. Es sollte ein Angebot sein, man sollte daran gehen mit der innerlichen Haltung: Wenn du magst, kannst du ein bisschen abgeben, kannst dich ein bisschen lösen. Ich bin da und begleite dich. Wenn du nicht magst, ist es auch ok.
Ach ja, noch etwas: Es ist die Energie der betroffenen Person, die die Blockaden auflöst. Die Seele weiss selbst am besten, wofür jetzt Zeit ist, ob und in welchem Tempo sie sich von einer Blockade verabschieden will. Wenn du versuchst, das mit Energie zu beschleunigen, dann ist es ein wenig, wie wenn du einen Fahrschüler zwingst, gleich von Anfang an mit hundert in die Kurve zu gehen: Möglicherweise gehts gut, aber das Risiko besteht, dass er im nächsten Baum landet.
Aber man kann jederzeit um Führung und Beistand "von oben" bitten, das kommt gut. Und man sollte daran denken, sich zu ankern, sich zuerst selber gut wahrnehmen, bevor man sich mit den Blockaden einer anderen Person beschäftigt.
Lange Rede, sorry. Es war mir grad einfach wichtig. Und es ist längst noch nicht alles gesagt.
Lieber Gruss
curiosa