Sharon schrieb:
Inwiefern werden wir nicht herausfinden, auf welche Weise wir uns unbewusst menchanisch verhalten, weil wir nichts falsch machen möchten? Und inwiefern hat dies damit zu tun, dass wir uns Scheuklappen aufsetzen, wenn wir unsere Meinungen als falsch beurteilen? *grübel*
Oder hab ich da was komplett falsch interpretiert? Helft Ihr mir auf die Sprünge? Jeder Vorschlag ist herzlich willkommen!
Danke für Eure Hilfe.
Liebe Grüsslis,
Sharon
Hi Sharon!
Das ist eine gute Textstelle und was Du ansprichst wohl der Wichtigste Teil.
Es geht in der Essenz immer um Aufmerksamkeit. Ein vorgefasste Meinung ist ja im Prinzip nichts anderes als eine Art Abkürzung im Bewusstsein, weil Du etwas früher erfahrenes auf eine jetzige Situation anwendest. In manchen Fällen macht das Sinn, in manches Bereichen weniger, z.B. in zwischenmenschlichen Bereichen. Voreingenommenheit kannst Du und das macht jeder auch auf Dich/sich selbst anwenden und im negativen Fall sind das Blockaden, wie z.B. der Gedanke vor einer Prüfung "Fremdsprachen konnte ich noch nie.". Das Schlimme an Blockaden und Voreingenommenheit allgemein ist, das sie sich zum Teil der Kontrolle entziehen, da diese Vorgänge assoziativ und nicht vollkommen bewusst ablaufen. Man verbindet jeweils das eine mit dem anderen und die Basis dafür sind Emotionen. Wenn Du z.B. eine schmerzhafte Trennung mit einem Mann namens Michael hinter Dir hast, wird alleine dieser Name, falls Du ihn zufällig hörst Emotionen und Assoziationen hervorrufen. Die Basis sind also immer Emotionen und die entstehen wiederum durch Be-/Wertung, also durch auf- oder abwertung von was auch immer. Und diese Bewertungen laufen auch zu einem großen Teil assoziativ ab. Um jetzt Deinen Mustern auf die Schliche zu kommen ist es deshalb wichtig den Bewertungen sozusagen zu folgen. Gedanken und Emotionen sind dabei Deine "interne Kommunikation", die Dir sagen was Du stark bewertest und alles was Du stark bewertest wird sich bei Gelegenheit assoziativ in Deinen Fokus schieben, wie z.B. Erinnerungen an eine Trennung durch das Hören eines Namens.
Bei der Textstelle die Du zitierst geht es nun darum, das Du wenn Du gewisse Voreingenommenheiten als falsch oder schlecht ansiehst, sie bei Dir nicht finden wirst, obwohl sie da sind. Solche Eigenschaften findet man nämlich in der Regel bei anderen und Du kannst sicher sein, das Du was Du bei anderen wirklich emotional verurteilst Du auch bei Dir finden wirst und ich bin davon überzeugt, das als Potential in jedem alles angelegt ist. Was man nun verwirklicht oder ruhen läßt hat alleine eben mit Bewertung zu tun. Alles was man bewertet wird sich irgendwie zeigen und es wird sich irgendwie und irgendwo auch immer die andere Seite zeigen. Aber zurück zum Text... Wenn Du verurteilst überhaupt irgendwo voreingenommen zu sein, wirst Du die vielen Verknüpfungspunkte, die das eine mit dem anderen emotional und gedanklich verbinden nicht sehen, weil Du es nicht sehen willst. Um Muster zu lösen, muss man immer als erstes anerkennen das man überhaupt welche hat. Das ist bei Dir kein Problem, denn Du beschäftigst Dich ja damit. Jemand der sagt das er keine Voreingenommenheiten hat wird so ein Buch in die Ecke feuern. Für Dich ist der nächste Schritt dann, Dir Bereiche anzuschauen die Dir besonders wichtig sind. Angenommen Du versagst regelmäßig in Prüfungen, obwohl Du eigentlich vom Können des Stoffs eine drei schaffen müsstest, (Ich spreche jetzt von Blockaden, die ja auch Voreingenommenheiten sind.... ), schau Dir an wo die meisten Emotionen zu finden sind. Erst einmal wovor Du Angst hast, worauf sie gründet usw. Bei sehr vielen mit Prüfungsangst wird die eigentliche Angst dahinter gar nicht gesehen und zwar auch weil sie das nicht wahrhaben wollen. Es ist nicht eigentlich die Angst in diesem Bereich zu versagen und sie können auch oft selbst einigermaßen damit umgehen. Was ihnen zu schaffen macht ist der Gedanke des eigenen "Ansehens", wie sie ihren Eltern, Freunden oder wem auch immer beibringen sollen, das sie versagt haben. Und diese Gedanken die sehr viel Angst durch Ablehnung transportieren, zeigen ganz klar an, auf welchem Aspekt der Persönlichkeit die Aufmerksamkeit liegt und es ist: Versagen.
Es ist also gut und wichtig herauszufinden wovor man wirklich Angst hat. Das kann man verknüpfen mit dem was man will. Und dann ist es auch interessant sich zu fragen, ob man aus Willen heraus handelt oder aus Ablehnung. Will ich diese Prüfung schaffen, weil ich dann das und das will, oder ist mir persönlich eigentich egal was sie bedeutet aber ich habe eben Angst zu versagen, warum auch immer? Die Motivation zu kennen und anzuerkennen ist wichtig. Und wenn man erkennt, man handelt eigentlich aus Angst, sollte man das auch nicht verurteilen, denn damit schiebt man es wieder weg. Im Endeffekt hat es immer damit zu tun, das man in jedem Moment seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte des Selbst richtet. Man tut dies zum Teil gewollt, zum Teil ungewollt, eben durch emotionale Identifikation ("Ich kam schon immer gut an" oder "Das kann ich sowieso nicht." z.B.) und zweiteres sollte man sich einfach bewusst machen und die Urteile ausgleichen, denn diese ungewollten Assoziationen, also Voreingenommenheiten und Blockaden bestimmen wirklich sehr viel im Alltag. Schau Dir mal zu, wenn Du über die Strasse gehst, was Du denkst wenn Dir gewisse Menschen begegnen, wenn Du ein Auto siehst das dieselbe Farbe hat wie das Deines Anwalts usw. Der Neuronencomputer klappert vor sich hin und er schiebt auch Deine Stimmung hin und her und Du nimmst darauf kaum Einfluss, obwohl Du es könntest. Zu sagen: "Ich kann das nicht, konnte ich noch nie." wäre jetzt eine Blockade/Voreingenommenheit, die Du hast weil Du sie als schlecht bewertest. Es reicht also nicht sich einzugestehen DAS man eine hat, sondern man muss die Bewertungen ausgleichen und dazu ist es gut, wenn man sich klar macht das alle Aspekte der Persönlichkeit einfach einzelne Aspekte sind und neutral. Denn alle die Du bewertest, denen haftest Du an und es zeigen sich immer beide Polaritäten. Eine Aussen, eine Innen und dann auch mal wieder anders herum...
Mal ein Tip: Nimm Dir ein persönliches Ziel oder Problem-Thema. Formuliere Deinen Wunsch so als wäre er schon Wirklichkeit. Z.B.: "Ich bin sehr gut in meinem Job.". Am besten Du machst das mit Stift in der Hand. Du sagst Dir diesen "Zielsatz" laut oder leise vor und versuchst Dich da hineinzuversetzen, wie es sich anfühlt. Und dann fragst Du Dich, ob Du glaubst dass das möglich wäre, wie weit Du noch weg bist. Da könnten dann Dinge kommen wie: "Ich kann den verdammten PC nicht vernünftig bedienen.", oder vielleicht auch "Es liegt ja nicht an mir sondern an meinem Chef.". Du wirst staunen wie viele Gründe Du finden wirst, die Dich blockieren bei Deinen alltäglichen Dingen. Und wenn Du sie aufschreibst wirst Du selbst ziemlich genau wissen welche die Wichtigen sind, einfach weil Du bei denen am stärksten glaubst das sie wahr sind. Und diejenigen hinterfragst Du dann weiter. Was ist z.B. das schlimme am Chef? usw.
Es geht nur darum das alles bewusst zu machen und möglichst alles zu finden und die Beurteilungen auszugleichen, womit man Freiheit erreicht die Aufmerksamkeit von einem Aspekt ganz wegzunehmen oder zumindest eine andere Seite zu betonen und fleißig statt faul zu sein.
Viele Grüße,
C.