Gibts glaub ich schon, u.a. von H.P. Duerr wenn ich das noch richtig konstruiere.
Sagt mir wenig, und spricht mich auf den ersten Blick auch nicht an. Dann eher noch zB Ken Wilber.
Nichtsdestotrotz sind die Geister noch immer da und man arbeitet mit ihnen. Auch mit neuen Geistern. Wenn sich das Weltbild der Masse verändert, wird in den Augen der Masse der Schamane möglicherweise überflüssig. Aber eben nur in den Augen dieser. Ändert nix an seiner Eignung oder Notwendigkeit. Ein Priester oder so etwas kann in der Regel nicht derartige Aufgaben erfüllen.
Die Frage ist was das für Aufgaben sind.
Wenn heutzutage Mädels (oder auch ältergewordene Mädels), wenn sie sich verlieben, zum Schamanen gehen um sich ihre Gefühle erklären zu lassen, dann ist das m.E. nix anderes als wenn sie bei Questico oder wie das heisst anrufen, oder früher zur Zigeunerin gegangen sind.
Dieser Tage muss es eben ein Schamane sein - am Prinzip hat sich deswegen nix geändert - und das ist es womit das Geld gemacht wird: mit der Unsicherheit von Leuten, die ihrer eigenen Connectedness und ihrer eigenen Souveränität und Kraft nicht vertrauen.
Dann - hab ich da eine Textpassage von Matthews&Matthews - weil es schön formuliert ist und auf den Punkt kommt:
Um Irrtümern vorzubeugen, müssen wir bedenken, dass das Leben in der Vorzeit hart war und Religion keine Freizeitbeschäftigung. [..] Religion war eine fundamentale Art, das Leben zu leben. Magie, wie wir sie verstehen, existierte nicht: das ganze Leben war in gewissem Sinne magisch. Doch es gab nichts innerhalb der Schöpfung, das wahrhaft übernatürlich war.
Das ist es, was ständig übersehen wird: heute wird Animismus als exotische Extravaganz verstanden oder vielleicht als heilsame Korrektur. Ursprünglich war es aber eine immanente Selbstverständlichkeit - der Bewertung entzogen weil eine Alternative
noch gar nicht gedacht werden konnte.
In diese Immanenz kann man nicht mehr zurück, denn man kann nicht "entlernen" wie die heutige Welt funktioniert.
Du magst recht haben, dass die Geister "immer noch da" sind.
Ich würde das dann so verstehen, dass es durchaus möglich ist sich in eine Bewusstheit zu versetzen, in der eine Immanenz wirkender subtiler (Natur)Kräfte wahrgenommen werden kann. Aber diese Kräfte sind dann auch mit den Qualitäten unserer Zeit verwoben, und ich frage mich wieviel Sinn es macht sie nun unbedingt schamanisch verstehen zu wollen.
Und dann - ist dies auch nur
eine bestimmte Betrachtungsweise der Schöpfung. Es ist nicht die einzige; es gibt andere die wiederum andere Erkenntnisse liefern. Und "die Geister" mögen sehr wohl das Recht haben, einen zu hindern, wenn man ins gewöhnliche bürgerliche Leben zurückkehren möchte - sie haben aber nicht das Recht, einen auf diese Betrachtungsweise zu beschränken.
Die Augen der Masse interessieren mich nicht so sehr. Sondern eher: was fehlt, wenn die "Aufgaben des Schamanen" nicht erfüllt werden?
Es ist ja ein Ding, seine eigene Weltanschauung und -wahrnehmung auszumachen, und es ist ein anderes Ding, irgendwie (auf oder für andere) wirken zu wollen.
Möglicherweise steht der Schamane dem Mystiker näher als dem Magier.
Kommt drauf an was für Dich ein Mystiker ist.
Für mich befindet sich der Mystiker in der Immanenz Gottes - und hat nicht mehr die Ambition, zu wirken.
Der Magier hat -und braucht- Ambition. Letztlich wird er natürlich eben durch diese Ambition scheitern - und wird zum Mystiker.
Die Unterscheidung macht eigentlich erst da Sinn, wo wir ein Absolutes, einen dergestalten Gottesbegriff haben.
Und der trad. Schamane mag tatsächlich beides sein: er befindet sich wohl in einer Immanenz, aber er wirkt auch. Dann könnte man weiterfragen: warum scheitert er dann nicht an seiner Ambition? Und ich denke, die Antwort müsste lauten: weil seine Ambition eine gemeinsinnige ist, nämlich das Wohlergehen der (Stammes)Gemeinschaft für die er tätig ist, und diese Stammesgemeinschaft ohnehin die einzige fassbare Einheit ist, es also da auch keinen Konflikt gibt.
Ja, das stimmt. Nichtsdestotrotz ist es in der sch. Welt heute noch immer so, daß Leute Initiationskrisen und Berufungen ausgesetzt sind. Auch hier. Und die haben vorher teilweise gar nix mit Esoterik oder gar Schamanismus am Hut. Das sind dann Dinge, bei denen Betroffene oder am Rande berührte nichts mit Weltbildarbeit oder Paradigmen anfangen können. Sie stammen oft aus einem nicht animistischen Kontext und werden dann von diesem Kontext, von den Geistern, gefickt, gezwungen, berufen, zerstückelt, verändert. Und dann schamanisieren sie. Bestenfalls. Imho landen auch genug davon in der Klappse, weils auch keine Mechanismen gibt, um das aufzufangen. Jedenfalls hier. Und nicht jeder ist zäh genug, sich dann da selbst aufzufangen.
Ich finde das sehr tragisch.
In erster linie, verstehe ich das. Dann aber auch: erzähl mir soetwas nur wenn Du mir wehtun willst. Sehr schwierig, sehr zerrissen und zwiespältig komme ich da heraus, und da ist kaum eine Antwort die ich aussprechen und verstanden werden könnte.
Nachgedacht: es sind also "die Geister", die soetwas mit Menschen tun?
Dann freilich, sind "die Geister" doch wohl etwas recht böses, grausames, unmenschliches? Oder?
Freilich aber auch: Schamanismus ist heute in aller Munde, ist gefragt, bewundert, begehrt. Und dann sollen wir doch bitte auch Mitgefühl haben mit dem schweren Schicksal des Schamanen, und Verständnis für den hohen Preis den er bezahlt. Das ist ja nur naheliegend, und das ist vor allem auch überhaupt mal vermittelbar.
Was freilich ist mit all den anderen Menschen, die auf dramatische und schmerzliche Weise in Kontakt mit den spirituellen Kräften gekommen sind und plötzlich ihr ganzes Leben und alles was ihnen vertraut war auf den Kopf gestellt erleben mussten - ohne eine Möglichkeit sich dem zu entziehen, ohne eine Möglichkeit irgendwen zu fragen was mit ihnen vorgeht - weil sie nämlich gar nicht erst verstanden würden, und weil sie nicht das Glück hatten, eben grade Schamanen werden zu sollen die heutzutage modern und beliebt und in Talkshows gefragt sind?
Was ist etwa mit jenem Ordensmeister, von dem ich neulich mal in einer Newsgroup gelesen hab (und die Geschichte für authentisch halte), dem offenbar die Anrufung einer Wesenheit mißglückt ist und der dann erlebt wurde wie er verzweifelt brüllend und mit dem Fleischmesser auf einen unsichtbaren Gegner einstechend durchs Haus rannte - was die Angehörigen verständlicherweise nicht wirklich cool fanden - sodass der Betreffende von den zuständigen Kräften in eine Zwangsjacke gesteckt und in eine Anstalt verbracht wurde - wo er dann auch geblieben ist.
Klar, der hat unser Mitgefühl nicht verdient, denn er ist ja selber schuld wenn er sich einem magischen Orden anschliesst.
Das sind so die Geschichten wo ich, nun, nichtmal tragisch finde, sondern eher noch die Wut kriege - denn solche Sachen wären auflösbar wenn man gewillt wäre sich zeitnah drum zu kümmern. Aber offenbar sind die sauberen magischen Bruderschaften nicht so sehr gewillt, sich über derlei Unfälle und "Kollateralschäden" gedanken zu machen, sondern haken sie wohl eher als "persönliches Pech" ab.
Und ja, ich interessiere mich für solche Geschichten - ich hab da nämlich auch irgendwo eine eigene solche Geschichte. Ich hab mich nicht von Jugend an für Spiri und Mystik interessiert.
Ein Schamane, der so zum Schamanen berufen wird, der hat hier und heute immerhin die reelle Chance, einen supportiven Kontext zu finden, wo ihm ungefähr erklärt werden kann was mit ihm vorgeht und dass das schon anderen vor ihm passiert ist.
lieben Gruss
P.