Warum die Begrenzung auf subsistenzbasierten Stammesgemeinschaft?
Tjaaa, darüber müsst ich wahrscheinlich ein Buch schreiben, wenn ich das befriedigend erklären sollte.
Eine subsistenzbasierte Gesellschaft ist in ihrem Wohl und Wehe zu 100% den Naturkräften ausgeliefert.
Sobald Handel und überregionale Strukturen sich entwickeln, verschiebt sich das und menschliche Beziehungen gewinnen an Bedeutung.
Wenn wir mal mit der heutigen Zeit vergleichen: in der Vorzeit waren die wichtigsten Fragen, von denen Gedeih und Verderb abhingen, zB den rechten Tag für die Aussaat zu bestimmen, ein günstiges Wetter für die Ernte, oder den Zug der Büffelherden nicht zu verpassen (usw.usf.).
In heutiger Zeit mag die wichtigste Frage zB sein, dass man seinen Job behält. Wovon hängt das letztere ab? Offenbar von Dingen wie "der Politik", "dem Bruttosozialprodukt", "dem Wirtschaftswachstum", usw.usf. Das sind alles Begriffe für Dinge die es überhaupt nicht gibt - die aber dennoch erhebliche Macht über unser Verhalten haben. Im grunde sind das auch "körperlose Geistwesen"! Wenn man aber nachschaut, wo sie herkommen und auf was sie sich begründen, dann findet man da (hinter einer menge Abstraktionen) zu 100% menschliche Beziehungen. (Machtstrukturen SIND Beziehungen!)
Wir haben da eine kontinuierliche Entwicklung, in der die Naturkräfte immer mehr an Bedeutung verlieren und menschliche Beziehungsstrukturen an Bedeutung gewinnen (und eine weitere Entwicklung, in der diese menschlichen Beziehungsstrukturen zunehmend institutionalisiert und abstrahiert werden).
Und den ersten Schritt in dieser Rcihtung sehe ich da, wo man beginnt Handel zu treiben, erste Städte entstehen, und größere Machträume in denen nicht mehr jeder jeden kennt.
Wenn wir dann in der Kulturgeschichte schauen, dann sehen wir, dass dabei in ähnlichem Maß eine Veränderung der Spiritualität passiert: weg vom Animismus hin zum Polytheismus - da haben wir dann ein Pantheon, wo die Beziehungen zwischen und zu den Göttern bedeutsam werden!
Die spirituellen Anschauungen und Paradigmen reflektieren also lediglich die Dinge die in der jeweilgen Gesellschaftsform wichtig sind!
Darunter liegt freilich immer noch die Magie, und sie funktioniert nach zeitlosen Gesetzen - der Magie ist es völlig wurscht mit welchen Paradigmen man sich ihr nähert.
Nur eben: sobald sich die Kultur entsprechend entwickelt, sodass die wesentlichen Beziehungen nicht mehr die zu den Naturkräften sind, ist auch Schamanismus (Animismus) nicht mehr die dazu gehörige spirituelle Form.
Das hindert dich also Individuum natürlich nicht daran, mit einem schamanischen Paradigma magisch zu arbeiten! Du könntest ja auch Chaosmagier sein und mit *jeglichem* Paradigma arbeiten. Die Magie interessiert es nicht welches Paradigma du benutzt.
Dann aber: die Magier waren zu allen Zeiten entweder selbst Könige oder Berater von Königen.
Das gilt für den Schamanen in der Stammesgemeinschaft, das gilt für die Hohepriester im Polytheismus, und das gilt auch noch für die Würdenträger der Schriftreligionen.
Das gilt aber NICHT, wenn du einem Paradigma folgst, das nicht (mehr) mit der Gesellschaftsform korreliert!
D.h. man kann sich heutzutage zwar Schamane nennen und mit einem schamanischen Paradigma magisch arbeiten, aber das ist pointless, weil man dabei nicht in die Rolle gelangen kann die ein Schamane typischerweise hat - nämlich eine Machtinstanz in der betreffenden Kultur.