Bilder und Geschichten

J

johsa

Guest
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Wolkenkuckucksheim

Tief verborgen und streng geheim
liegt das Wolkenkuckucksheim.
Versperrte Tore und hohe Mauern aus Stein
lassen ein Eindringen unmöglich sein.
Zwei finstere Wächter stehen wie starr vor dem Tor,
sie kommen dem Wanderer wie Tote vor.
Fragt man sie, was hinter den Mauern sei,
murmeln sie, das sei einerlei.
Und sie murmeln und raunen immer platter
ein gar unsinnigstes Geschnatter.
Theatralisch komisch gestenreich
verdrehen sie den Sinn aller Worte zugleich.
Damit jeder denke und vermute,
hinter diesen Mauern läge die Weisheit und das Gute.
So täuschen diese argen Wächter die ganze Welt
bis eines Tages ihr Lügengebäude zusammenfällt.
Emsig eilen nun herbei groß und klein
und wollen beim Finden vermeintlicher Schätze die ersten sein.
Doch wie waren sie enttäuscht und verdrossen
als sie nichts fanden außer hohlen Possen.
Was hier so lange verborgen lag in Dunkelheit,
das war nur eitle und törrichte Dummheit.
Nun ist sie ans Licht gebracht,
dem finsteren Treiben wurde ein Ende gemacht.
Von nun an wird es nie mehr sein,
daß sie sich verbergen kann hinter hohen Mauern aus Stein.

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Wolkenkuckucksheim, dicke Mauern,
die jedes Wachstum ständig bauern,
liegt nur eine viertel Stunde vor
dem Paradies, dem Jardin d'Or,
dort wo der Schlüßel zu uns selbst,
ganz offen herum liegt, und warum
wir diesen und jenen Platz nicht
finden, ist, weil beide in unserem
Herzen liegen.





 
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der Gockel

Auf einem kleinen Bauernhofe lebte einst ein stolzer Hahn.
Der Zufall wollte es und eines Tag kam ein Tourist heran.
Der sprach zum Bauern, was der Hahn aber für ein schönes Kerlchen sei
und wie der herrlich krähen könne noch dabei.
Des Touristen Worte waren wohl bedacht,
er suchte ein billiges Zimmer für die Nacht.

Die schmeichelnden Worte hörte der Hahn nun
und in ihm erwachte der Wunsch nach noch mehr Ruhm.
Verächtlich sah er an seine Hühner,
von denen hatte noch keins bemerkt, wie wunderschön er war.
Den ganzen Tag scharren sie nur in der Erde
als ob es nicht viel Wichtigeres gäbe.

Und so beschloß der eitle Hahn:
Ich gehe fort und keiner hindert mich daran.
Der Gockel kommt in eine Stadt,
sieht viele Menschen dort und hofft, sie machen ihn satt.
Ich kann gut krähen, denkt er still bei sich.
sie werden mich alle bewundern außerordentlich.

Gedacht, getan.
Er putzt sein Gefieder und spreizt alle Glieder und kräht lauthals.
Zum Gott erbarm'.
Schon schauen die Leut: Ja, was soll denn des heut?
Sie sind sehr verärgert über den Lärm.
Halts Maul! schreien sie: Sonst machen wir Suppe aus deinem Gedärm.

Das beleidigte den Hahn sehr.
Hatte er sich doch Erfolg vesprochen vielmehr.
Gekränkt erwidert er: Ihr dummen Affen. Ihr habt doch keine Ahnung von Kunst.
Ihr werdet's nie raffen.
Lachend wandten sich die Leute ab und ließen den Hahn schrein.
Dieser stand nun beschämt da, ganz allein.

Der ausgebliebene Ruhm entfachte im Hahne große Wut.
Er möchte sich rächen dafür und bekämpfen die ganze arge Brut.
Ich werde ihnen weh tun und sie hacken mit meinem Schnabel.
Das wird sie lehren, mich zu beachten respektabel.
In diesem Sinne lebt er nun in jener Stadt
nicht ahnend, daß sein böses Treiben bald ein Ende hat.

Man nahm ihn gefangen und sperrte ihn ein,
denn solch gemeine Taten durften in der Stadt nicht sein.
Nun sitzt der gerupfte Gockel einsam in seiner Zelle
und denkt zurück an seinen friedlichen Hof gleich neben der Kapelle.
Ach, wie bereute er sein Tun, wie ersehnte er ein liebes Huhn.
Und er gelobte dem Hühnergott, daß er sich bessern wolle, ganz flott.

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Mein lieber Schwan, ach Hahn, tja so kann es gehen,
wenn man vor lauter Prunk die Körnchen nicht sieht.

Bestimmt kommt der Bauer bald in die Stadt,
weil er ja nun keinen Hahn mehr hat
und sieht ihn da geruft zusammengefercht im Kästchen sitzen
und kauft ihn sich zurück- das wäre somit wahres Glück
der Hahn hat seine 2. Chance und erblüht noch prächtiger als zuvor. :love:
 
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Herbst


Kürzere Tage und trübes Licht
geben der Welt ein neues Gesicht.
Ruhe breitet sich aus überall
wo früher lautes Geplärr erschall.
Die Bäume werfen ab ihre Last,
befreit und erleichtert und ohne Hast.

Der kalte Herbstwind beendet die lüsterne Fleischbeschau,
sittsam bekleidet sind nun wieder Mann und Frau.
Vorbei das Zotenreißen und sinnliche Gaffen,
das nur dazu diente, mehr Lust zu verschaffen.
Traurig und frierend räumen die Lustmolche das Feld.
Die herbstliche Kälte hat sich ihnen in den Weg gestellt.

Froh und heiter sind dagegen all die Geister und Seelen,
die bisher verdrängt wurden vom schamlosen Weltgeschehen.
Die sich erfreuen an dem reinen Frieden,
welcher der Erde jetzt ist beschieden.
Ihre Zeit ist dann gekommen,
wenn der Welt der Glanz genommen.

Lachend toben die Nebelgeister
über Feld und Fluren immer dreister.
Endlich dürfen sie wieder tanzen ihren Reigen
und sich allen Menschen zeigen.
Doch nicht jeder hat Augen dafür,
Sehen kann nur, wer's da hat im Gespür.

Immer kälter wird die Luft,
Altes wird begraben in der Gruft.
Abschied geht durch alle Räume
erinnert, daß man nicht versäume,
sich zu trennen von den Dingen,
die nur Last sind und nichts bringen.

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der Bauer und die Magd


Wär schon recht, sagt der Bauer zur Magd,
wennst mir zuweilen gibst a kleines Busserl.
Das könnte dir den Tag versüßen und erleichtern deine Arbeit.
Was meinst du dazu? Ist das nicht sehr gescheit?
Oh, sagt die Magd zum Bauern,
das ist freilich sehr gescheit.
Nur fürcht' ich, daß die Bäurin wohl wird lauern,
weil sie vermissen wird mich arme Maid.
Herrje, du bist ein kluges Madel, sagt der Bauer
und eigentlich zu klug für mich.
Und denkt im stillen dann bei sich,
wenn ich's betrachte mir genauer,
sollt ich doch lieber nehmen eine neue Magd,
die nicht so g'scheite Gedanken hat.

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Forggen versank im See


Es war einmal ein reicher Bauer,
im schönen Dorfe Forggen im Allgäu.
Dort lebte er mit Frau und Kindern,
auch seine Knechte waren ihm treu.

Auf der großen Wiese vor dem Hause standen fette Kühe.
Um all die Milch dort einzuholen, hatte man schon Mühe.
Auch gehörten zum Hofe sehr edle Rösser,
wer zu ihnen hinübersah, sah auch gleich des König Ludwigs Schlösser.

Eine Idylle wie im Märchenbuche
bot sich einem jeden Auge.
Die Nachbarn waren gern zu Besuche
und nichts trübte ihren Glaube.

Bis eines Tages kam ein Bote
mit einer schlechten Botschaft im Gepäck.
Es hieß, das Dorfe Forggen stehe im Wege
und müsse schleunigst nun hinweg.

Das kann wohl nur ein Irrtum sein,
dachten die Bewohner, Gott bewahre.
Schließlich steht doch unser Dorf
hier schon etliche hundert Jahre.

Doch nein, es sei kein Irrtum, es sei bitterer Ernst.
sagte der Energiekonzern zu jedem Hausbesitzer,
und wir bitten dich,
daß'd dich schnell entfernst.

Oh wie groß war der Jammer und das Geschrei,
doch es half kein Beten und kein Betteln
den Energieerzeugern war das einerlei,
die sahen nur den Gewinn auf ihren Zetteln.

So mußten nun ziehen alle Forgger Leut
und verlassen ihr geliebtes Dorf, gleich heut.
Ja, sie bekamen ein paar Taler für ihren Verlust,
doch die konnten nicht schmälern ihren Schmerz und Verdruß.

Zum Abschied sprach der reiche Bauer einen Fluch :
Das Teufelswerk mißlinge und auch jeder neue Versuch.
Der Fluch drang stark in die Gemüter.
Es sollte sich bald zeigen, was bewirkt er.

Bei Ausführung des großen Planes
ließen sieben Männer ihr Leben
Das war des Bauern Vermächtnis,
danach ist auch er abgetreten unter wütendem Beben.

Das Wasser kam
und überschwemmte Forggen und Deutenhausen.
Eine neue Zeit begann.
In den Köpfen der Menschen herrschen seitdem
nur noch Geld und Flausen.

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