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maria45
Guest
Ja, ich bin gebeten worden zu diesem Vers der Bibel etwas zu sagen. Wie man sich eventuell denken kann, werde ich dieses Thema nicht auf die übliche buchstäblich sinntötende Weise abhandeln, sondern in die innere Bedeutung der Dinge einen Einblick gewähren.3. Mose 20:13 schrieb:Und wenn ein Mann bei einem männlichen liegt, so wie wie man mit einer Frau verkehrt, haben sie beide einen Greuel verübt; sie sollen mit Tod getötet werden; ihr Blut ist auf ihnen.
Zunächst sollte man also wissen, daß es bei sämtlichen Schriftstellen immer und erstmal nur um einen geistigen Zusammenhang geht. In manchen Fällen sind bestimmte Gebote zu bestimmten Zeiten der Menschheitsgeschichte auch buchstäblich angewandt worden, dies ist aber biblisch unbegründet, ja, im eigentlich spirituellen Sinn sogar pervers.
Eine der lustigen Anekdoten am Rande, nur um das Thema anzuwärmen und ein bißchen aufzuheitern: Es gibt kein Verbot für lesbischen Geschlechtsverkehr in der Bibel. Das ist schon mal wirklich diskriminierend, oder? Die Schwulen hingegen hat über Jahrtausende die Ausgrenzung der Gesellschaft getroffen, nur weil Verblendung und religiöser Wahn die Doktrinen so bestimmten.
Lao Tse sagt im Dao De Jing: "Wahre Worte sind wie umgekehrt." Wir werden am Ende dieser kleinen Erklärung das Fazit haben - ich verrate es einfach schon mal vorher, daß die Bibel in diesem Verbot ausdrücklich verbietet, Schwulen den Geschlechtsverkehr zu verbieten! Na? Neugierig geworden?
Also: Wir haben es hier mit einer "Leiche" zu tun. Ein Stück uralter Menschheitsgeschichte insofern, daß dieses Gebot bestimmt Jahrtausende über buchstäblich interpretiert wurde und ihm wohl noch nie der Atem des Lebens eingehaucht wurde. Ich kenne mich doch so einigermaßen gut aus in der Interpretationsgeschichte der Bibel, und mir ist jedenfalls noch nicht zu Ohren gekommen, daß jemand dies so interpretiert hätte wie ich es gleich tun werde.
Sagen wir mal, 6000 Jahre und ein Buch. Möglicherweise sogar noch sehr viel älter. Aber wir wollen uns gar nicht weiter in die zeitgeschichtliche Betrachtung der Bibel vertiefen, es ist nur so eine schöne Metapher. Eine 6000 Jahre alte Leiche. Da sind praktisch nur noch Knochen übrig. Alles andere ist bereits vergangen. Die ganzen Weichteile sind verschwunden, längst von Würmern gefressen.
So ist der lebendige Bezug zu solchen Schriftstellen wie dieser längst verloren gegangen, im Staub der Jahrtausende eingehüllt. Ich werde also nun eine 6000 Jahre alten Knochenhaufen vorsichtig restaurieren und ihm wieder Fleisch, Haut, Sehnen, Muskeln, Fettgewebe und Blut geben und ihn so langsam aber sicher zum Leben erwecken. Ein spannendes Projekt.
Das erste, was man weiß bei einer solchen archäologischen Unternehmung ist, daß man so gut wie gar nichts weiß. Man kennt die Menschen nicht, zu denen damals diese Worte gesagt wurden. Man kennt weder die historischen Bezüge, noch die wirkliche Intention. Wir verzichten auf jede Spekulation und gehen wissenschaftlich vor.
Wissenschaft arbeitet ja mit Zahlen, mit Fakten. Das angenehme an der Bibel ist, daß sie überaus wissenschaftlich ist. Das einzig unangenehme ist, daß das kaum einer weiß, die meisten halten sie für ein Religionsbuch. Insofern ist die Art der Betrachtung sicher gewöhnungsbedürftig, aber einfach aufregend.
Wir holen jeden einzelnen Knochen in diesem Vers an die Oberfläche, betrachten seine Tiefenstruktur, und haben dann eine fundierte Aussage über die ursprüngliche Funktion. Wir machen also eine DNA-Analyse dieser sprachlichen Bruchstücke. Los geht's!!!
Es fängt an mit dem Zeichen "waw". Die "waw" ist das Wort "und" und gleichzeitig das Zeichen, das die Zahl 6 bedeutet. Die 6, das ist auch das Symbol für den sechsten Tag, für die Erschaffung des Menschen. Der Mensch steht in bestimmtem Sinn im Zeichen dieser "waw". Im Menschen ist es möglich, im Menschen kann es geschehen, daß Zeit und Ewigkeit sich küssen, daß sie sich befruchten. Die Ewigkeit als der Raum des All-Gegenwärtigen, die Zeit als der Raum des Erscheinenden, Seienden und sich Verändernden.
Das ist der Kontext. Diese Gebote sind für den Menschen geschrieben, als hilfreiche Weisungen, wie man sinn-voll Menschsein ausleben kann. Auch das Gebot, die Anweisung, die Gebrauchsanweisung zum Menschsein, die in diesem Vers gegeben wird, ist so eine Anweisung. Eine Möglichkeit, möglichst erfüllt zu leben.
In jedem Menschen sind diese beiden Welten anwesend, die Welt des Schweigens und der totalen Potentialität, der absoluten Fülle von allem-was-es-geben-könnte-und-nicht-geben-könnte. Diese Welten nennt die Bibel die "männliche" und die "weibliche" Seite.
Egal, welchen Vers der Bibel man sich nimmt, es sind immer Beschreibungen, die für jeden Menschen gemacht sind. Nicht nur für exklusive. Für jeden Menschen. Eigentlich müßte schon aus diesem Zusammenhang klar sein, daß es hier also nicht um Männer gehen kann, sondern um eine Qualität, die mit dem Symbol "Mann" belegt ist, die aber in jedem Menschen anwesend ist.
Schauen wir, was das für ein Knochen ist. "isch" ist der "Mann" im Hebräischen. Betrachten wir mal ganz tief, wann ein Mann ein Mann ist. Was ist im Menschen, in jedem Menschen, der "Mann"?
Das hebräische Wort "isch" schreibt sich mit drei Hieroglyphen, drei Zeichen, die jedes wesentlich sind. Der Einfachheit halber kann man sich vorstellen, daß jedes hebräische Wort wie eine Formel ist, eine chemische Formel, die absolut kennzeichnend für den jeweiligen Inhalt ist. So wie wir inzwischen wissen, daß Wasser chemisch H2O ist, so weiß die hebräische Sprache den Inhalt, die "Formel" für alles. Sehr praktisch, weil man da alles, das einem begegnen kann, mal eben durch den Massenspektrometer jagen kann und schauen kann, was das eigentlich ist. Ganz wissenschaftlich, ohne eine Spur von subjektiver Färbung oder gar historischer oder gesellschaftspolitischer Färbung. Wasser ist ja auch H2O, egal unter welchen Bedingungen man es analysiert. In Deutschland, in Frankreich, in den jedem Land ist Wasser H2O. Heute, gestern, in tausend Jahren, und auch vor hunderttausend Jahren ist Wasser H2O.
In dieser Weise ist "isch" also geschrieben in drei Zeichen, die exakten Aufschluß darüber geben, was die Idee von "Mann" im Menschen ist.
Das erste Zeichen ist die Aleph. Sie ist das Zeichen des Schweigens. Die Aleph kann nicht allein gesprochen werden, nur im Zusammenhang mit anderen Zeichen. Das ist übrigens schon ein wesentlicher Hinweis auf das, was "Mann" ist. Ein Mann kann nicht für sich allein sein. Er braucht immer etwas. Etwas an dem er herumdenkt, herumtüftelt, herummacht. Etwas Erscheinendes muß einfach da sein. Ein Mann kann nicht einfach so, nur im Schweigen da sein. Irgendetwas kommt in ihm immer hoch.
Und diese Qualität finden wir in jedem Menschen. Jeder Mensch hat diese Eigenschaft, daß er immer mit etwas beschäftigt ist, entweder im lästigen Sinn, etwas zu erledigen, unangenehm, oder im freudigen Sinn, es macht Spaß etwas zu tun. Aber einfach so still sein, so ohne alles, das geht gar nicht. Dann verschwindet die Qualität von "Mann"-Sein.
Die Aleph hat aber noch eine Qualität. Sie ist das "ich", wenn sie vor ein Verb gestellt wird. "ich tue", dann wird vor das Wort "tun" eine Aleph gestellt. Damit tue ich etwas. Das Männliche hat auch diese Qualität. "Ich" bin der Macher. Nein, laß mal, das mach "ICH" jetzt. Nein, ich will das selber machen. Self-made-man sagt man. Und da ist viel dahinter. Die Emanzipation hat es glücklicherweise noch nicht zur self-made-women gebracht. Frauen haben das nicht nötig. Dafür haben sie ja die Männer, die ihnen zu Füßen liegen und es gern für sie machen.
Ja, ein bißchen Spaß dabei muß schon sein. Humor, Feuchtigkeit, in diese alten Knochen. Dann beleben sie sich.
Nun, was sind die anderen wesentlichen Bestandteile von "Mann"? Na? Richtig, hier kommt jetzt schon der "kleine" Unterschied. Das männliche am Mann. Ganz eindeutig das Glied. Es ist dieses kleine Zeichen "jod", ein kleines Würmchen nur, wenn man es in der hebräischen Sprache betrachtet. Natürlich nur dort... *gg*
Denn aus dieser Jod entsteht alles. Jedes Zeichen ist im Hebräischen aus lauter Jods aufgebaut. Da gibt es keine Ausnahme. So ist der Mann, diese zeugende Qualität im Menschen, auch der Grund für alles, was den Menschen er-zeugt. Es ist der Antrieb im Menschen. Wie gesagt, der Mensch drängt danach zu sein, zu zeugen, er möchte Spuren hinterlassen, nicht wie ein Geist durch die Gegend schweben.
Wie ist eigentlich dieses Zeichen für den Menschen, die "waw"? Wie wird die geschrieben? Sollte man an diesem Zeichen nicht schon sehen können, wie der Mensch ist? Ja. Die Waw ist geschrieben als eine Jod, die einen langen Schwanz hat, der bis zur Erde reicht. Bis zur Grundlinie. Die Jod "hängt" gewissermaßen oben an der oberen Schreiblinie, und hat einen langen Strich, der bis auf den Boden reicht. So sieht das Zeichen aus, das dem Menschsein eine Art Weisung darstellt, wie er am besten Mensch ist.
Es gibt diesen schönen Spruch: "Wir sind spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen." Das ist auch eine Übersetzung dieses Zeichens, der "waw". Die Jod ist oben, ist im himmlischen Bereich. Wir sind keine hochentwickelten Affen. Nein, im Kern sind wir spirituelle Wesen, kommen aus einer rein geistigen Sphäre. Aber im Menschsein sind wir hier inkarniert. Wir reichen ganz hinunter, bis auf die Erde. Das ist Menschsein. Der wahre Mensch verkörpert und lebt dieses Prinzip. Er ist ein spiritueller Mensch, der aber auch ganz menschlich ist, ganz hier in diese Welt sich hineinbegibt und hier wirkt, hier etwas beiträgt. Er berührt den Boden, hat Bodenhaftung. Er tut etwas. Dann gibt es die innere Rückmeldung im Menschen: "ah schön, ich habe etwas geschafft, geschaffen, getan. Das ist befriedigend."
Egal, was es ist. Rumsitzen und nur rumdödeln, rumtrödeln, keine Beschäftigung zu haben entspricht nicht dem Wesen des Menschen. Er möchte etwas tun. Das ist der "Mann" in jedem Menschen. Wenn er das nicht tut, wenn der Mann im Menschen die "Erde", das Erscheinende nicht berührt, stirbt etwas im Menschen. Wenn der "Mann" im Menschen nur im "männlichen" Bereich bleibt (hier sind wir im Prinzip schon an der Auflösung des Rätsels dieses Verses), wenn er nur im Inneren bleibt und schon denkt, daß das alles ist, dann ist er "schwul" im Sinne der Bibel. Und dann stirbt etwas im Menschen einen Tod. Nämlich der Sinn des Hierseins. Man wird depressiv. Die Freude stirbt. Langeweile kommt auf. Gähnende Sinnleere tut sich auf. Wozu bin ich überhaupt hier? Ach, ich habe den Eindruck, daß ich gar nicht hierher gehöre...
Hat man das schon mal in esoterisch angehauchten Kreisen gehört? Dieses "ach, ich bin doch ein Engelwesen, ich gehör hier gar nicht her, ich muß wieder channeln mit Sirius und meinem Geistführer..."? Ja? Ja, also das ist schwul sein im Sinne der Bibel...
Die Bibel verurteilt diese Dinge nicht. Du darfst mit deinem sirianischen Geistführer channeln soviel du willst. Nur... wenn das alles ist, wenn du hier keinen Fuß auf die Erde bekommst, wenn du deine Inkarnation hier nicht nutzt um etwas zu tun, um konkret anderen Menschen etwas zu bedeuten, um hier Freude zu haben bei was auch immer du tust... dann bist du schwul im Sinne der Bibel. Und dann stirbt die Freude. Dann stirbt der sich für esoterisch haltende Mensch an Langeweile. Das ist so unerträglich lange hier. Wie lange soll ich denn noch hierbleiben? Sinnlosigkeit. Der Sinn des Menschseins verfehlt.
Der Begriff von Sünde ist strenggenommen ein Begriff der Zielverfehlung. Man tut nicht das, was man sinnvollerweise tun könnte. Anstatt den Löffel mit dem Essen in den Mund zu schieben und zu essen, läßt man das Essen auf den Boden fallen. Dann ist es sündig, Ziel verfehlt. Dazu ist das Essen nicht da. Ist nicht schlimm, kann man saubermachen. Niemand verurteilt das. Aber man ist mit diesem Bissen eben auch nicht satt geworden. Man erlangt keine wahre ER-füllung.
Bekommt diese uralte Weisung nun langsam Fleisch auf die Knochen, mehr Lebendigkeit, mehr Aktualität für jeden Menschen? Es sind ganz praktische, lebenstaugliche Ideen, die darin stecken. Kein moralinsaures theoretisches Zeugs.
Ok, aber wir sind ja immer noch in den allerersten Anfängen dieses Verses. Die ersten Fußknöchelchen haben wir gefunden und in die richtige Position gebracht. Mehr noch nicht. Aber es schält sich schon das Bild von einer konkreten Situation heraus, einer in verschiedenen Lebenslagen ganz aktuellen Situation und ihrem sinnvollen Umgang.