Bhagavad Gita

sam° schrieb:
Hallo Daniel,


ja, Gott lässt sich nicht vorstellen - aber erkennen und erfahren.

Widersprüchlichkeit, das Paradoxon ist ein typische Methode Gottes ;)


Glaubst Du, dass die Veden und andere spirituelle Schriften dafür geschaffen wurden, darüber ein paar Tausend Jahre zu diskutieren ... oder steckte hinter den Aufzeichnungen nicht vielleicht doch eine andere Vision?

ciao
sam


Hallo Sam,

Die Heiligen Schriften sind nicht dafür da, dass man über diese für Jahrtausende diskutiert. Vielmehr sind sie da, damit wir durch sie erkennen:

Wo wir sind?
Wer wir sind?
Warum sind wir hier?
Was wir zu tun haben? und und und

Da braucht man nicht so lange darüber diskutieren. So wie man Vertrauen und Glauben hat, so akzeptiert man verschiedene Aspekte der in den Schriften offenbarten Wahrheit und versucht diese zu Leben. Da ist auch die Betonung; auf Leben und nicht auf Theorie oder Spekulation.

Wenn man jedoch Zweifel und Unklarheiten hat, dann ist es natürlich angebracht darüber auch zu diskutieren.

Schöne Grüße
Daniel
 
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Hallo daniel

Dafür, dass deutsch nicht deine Muttersprache ist, schreibst Du hervorragend. Welches ist denn deine Muttersprache? Lebst Du in Deutschland?

Du hast das vierteilige Kastensystem sehr gut beschrieben. Meine Erfahrung ist allerdings, dass es im Leben eine ganze Menge Zufälle gibt. Ausserdem ändern sich im Laufe des Leben die Interessen. So wäre ich früher nie im Leben auf die Idee gekommen, mich irgendwie in religiöser Richtung zu orientieren. Allerdings gab es in meiner Schulzeit eine Begebenheit, die mich doch sehr beeindruckt hat. In unserer Schule war einmal ein katholischer Mönch zu Besuch, der uns in Religion unterrichtete. Danach hatte ich den Wunsch Mönch zu werden. Dieser Wunsch war aber schon bald wieder weggewischt.

Der permanente Zwang immer wieder zur Kirche gehen zu müssen, entwickelte in mir eine Abneigung gegen die Kirche und alles, was damit zu tun hatte. Andererseits hat mir die Heilige Messe selber immer sehr gut gefallen. Vielleicht liegt es daran, dass mir das Singen der Kirchenlieder immer grossen Spass machte. Vielleicht sollte ich es einmal mit Kirtan, also dem Singen religiöser, indischer Lieder versuchen (das letzte ist allerdings ironisch gemeint, denn ich kann keine indischen Texte). Allerdings mag ich das Lied "Grosser Gott wir loben dich" auch heute noch sehr gerne. Und wenn ich dann an die Weihnachtszeit denke, mit den schönen Weihnachtsliedern, dem Advendskranz, dem Tannenbaum, der Krippe und den vielen Kerzen, dann sind das schon sehr angenehme Erinnerungen.

Wenn viele Menschen von ihrer Arbeitswelt frustriert sind, so kann das natürlich viele Gründe haben. Die falsche Berufswahl ist nur einer davon. Aber da sind wir wahrscheinlich einer Meinung.

Kurz zur vegetarischen Ernährung. Die Ernährung der Germanen bestand zu 70 bis 90 Prozent aus Fleisch. Aber die Germanen waren nicht unsere direkten Vorfahren. Soweit ich mich erinnern kann, kamen unsere Vorfahren ursprünglich aus dem afrikanischen Raum, dehnten sich nach Asien aus und breiteten sich schliesslich auch in Europa aus. Ob die allerdings ebenso grosse Fleischesser wie die Germanen waren, weiss ich nicht. Sicherlich hängt die Entwicklung unserer Ernährungsgewohnheiten eng mit der allgemeinen kulturellen Entwicklung zusammen, z.B. mit dem Ackerbau und der Viehzucht.

Ich war einmal einige Tage im Yogacenter von yogavidya.de. Dort gab es nur vegetarisches Essen. Es hat mir leider überhaupt nicht geschmeckt. Ich esse eigentlich fast kein Fleisch. Aber so hin und wieder gefällt es mir doch. Es fiel mir furchtbar leicht auf Schokolade zu verzichten, die ich immer wieder gerne gegessen habe. Völlig auf Fleisch zu verzichten, fällt mir schon etwas schwerer.

Die Tatsache, dass den Frauen bestimmte Tätigkeiten nicht anvertraut werden, mach jedoch den Hinduismus nicht frauenfeindlich. Auch nicht die Tatsache, wenn gesagt wird, dass die Frau weniger intelligent ist. Das sind biologische Tatsachen, die wir in unserer Wettbewerbsgesellschaft als Feindlichkeit auffasen.

Wenn im Buddhismus/Hinduismus die Frauen keine Priester- oder Lehrerjobs bekommen und nach traditioneller Lesart keine Erleuchtung finden können – es sei denn, sie werden als Männer wiedergeboren, so beinhaltet das in meinen Augen Frauenfeindlichkeit. (Quelle: jusesobl.ch) Frauen sind auch nicht weniger intelligent als Männer. Der Unterschied im Bildungsniveau beruht allein auf jahrhundertelange Unterdrückung der Frauen. Fördert man Frauen genau so gut wie Männer, dann sind sie genau so klug wie Männer. Im heutigen Schulsystem zeigen die Mädchen sogar bessere Leistungen als die Jungen. Aber das beruht zum Teil wiederum auf der einseiten Förderung der Mädchen.

Und die Gita empfinde ich an einigen Stellen auch als frauenfeindlich. So sagt Arjuna im ersten Kapitel, Vers 40:

O Krishna, wenn Irreligiosität in der Familie vorherrscht, verderben die Frauen die Familie, und wenn die Frauen entarten, entsteht ungewollte Nachkommenschaft.

Hier wird die Untreue einseitig den Frauen angelastet. Swami Prabhupada schreibt dazu in seiner Erklärung:

"Eine solche Bevölkerung hängt von der Keuschheit und Treue der Frauen ab. So wie Kinder sehr dazu neigen, irregeführt zu werden, so neigen Frauen sehr leicht zu Erniedrigung. Daher müssen sowohl die Kinder als auch die Frauen von den älteren Familienmitgliedern beschützt werden. Wenn die Frauen mit verschiedenen religiösen Praktiken beschäftigt sind, werden sie nicht zum Ehebruch verleitet."

Und in diesem Stil geht es dann noch etwas weiter in dem Text. Man behandelt Frauen wie unmündige Kinder. Das geschieht aber nur in einer Gesellschaft, in der Frauen sowieso unterdrückt werden. Zum Ehebruch gehören immer zwei. Über die Schuld des Mannes an dem Ehebruch wird gar nicht erst diskutiert. Und wenn das irgendwo an anderer Stelle geschieht, so halte ich das für ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hallo Gerrit,

Dafür, dass deutsch nicht deine Muttersprache ist, schreibst Du hervorragend. Welches ist denn deine Muttersprache? Lebst Du in Deutschland?
Ich verbringe viel Zeit in Berlin (jetzt bin ich hier) und gelegentilch bin auch sonst irgend wo unterwegs, aber mein Hauptwohnsitz ist in der Nähe von Innsbruck in Österreich. Als Muttersprache habe ich Serbokroatisch.

Du hast das vierteilige Kastensystem sehr gut beschrieben. Meine Erfahrung ist allerdings, dass es im Leben eine ganze Menge Zufälle gibt. Ausserdem ändern sich im Laufe des Leben die Interessen. So wäre ich früher nie im Leben auf die Idee gekommen, mich irgendwie in religiöser Richtung zu orientieren. Allerdings gab es in meiner Schulzeit eine Begebenheit, die mich doch sehr beeindruckt hat. In unserer Schule war einmal ein katholischer Mönch zu Besuch, der uns in Religion unterrichtete. Danach hatte ich den Wunsch Mönch zu werden. Dieser Wunsch war aber schon bald wieder weggewischt.

Bei mir war es auch so, dass mich ein katholische Mönch sehr beeindruckt hatte. Das war, als ich zwölf war und getauft wurde. Damals dachte ich zwar nicht, dass ich selbst ein Mönch werden wollte, doch es kam dann so. Vielmehr hatte ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich an Kirchen und Priester dachte. Da fiel mir sofort die Inquisition ein. Bei diesem Mönch war es jedoch anders.
Es war genau zu der Zeit als sich der drohende Bürgerkrieg zwischen den Völkern in Bosnien ankündigte, dass dieser Mönch uns anbot einen orthodoxen Popen in die katholische Kirche zu bringen, falls sich das mein Vater, der orthodox ist, wünschen würde. Der Mönch taufte mich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und er betonte mir, das der Glaube an Jesus einer ist. Die kommenden Jahre kam es dazu, dass sich Menschen gegenseiten töteten, weil die einen der ost-römischen und die anderen der west-römischen Kirche, sprich der orthodoxen und der katholischen, angehörten. Dabei spielten die Kirchen keine unwesentliche Rolle.

In der Zeit zwischen damals und heute hatte ich viele andere Interessen und Abneigungen, doch all das kam und verging. Das einizige was blieb, und was sehr oft unter anderen Ideen verdeckt lag, war der Wunsch Gott kennen zu lernen.



Kurz zur vegetarischen Ernährung. Die Ernährung der Germanen bestand zu 70 bis 90 Prozent aus Fleisch. Aber die Germanen waren nicht unsere direkten Vorfahren. Soweit ich mich erinnern kann, kamen unsere Vorfahren ursprünglich aus dem afrikanischen Raum, dehnten sich nach Asien aus und breiteten sich schliesslich auch in Europa aus. Ob die allerdings ebenso grosse Fleischesser wie die Germanen waren, weiss ich nicht. Sicherlich hängt die Entwicklung unserer Ernährungsgewohnheiten eng mit der allgemeinen kulturellen Entwicklung zusammen, z.B. mit dem Ackerbau und der Viehzucht.

Ich würde sagen, dass unsere Essgewohnheiten am meisten seit Beginn der Industrialisierung Wandlungen ausgesetzt waren - als das Fleisch in die Metzgereien und in die Supermärkte kam.

Ich war einmal einige Tage im Yogacenter von yogavidya.de. Dort gab es nur vegetarisches Essen. Es hat mir leider überhaupt nicht geschmeckt. Ich esse eigentlich fast kein Fleisch. Aber so hin und wieder gefällt es mir doch. Es fiel mir furchtbar leicht auf Schokolade zu verzichten, die ich immer wieder gerne gegessen habe. Völlig auf Fleisch zu verzichten, fällt mir schon etwas schwerer.

Bei mir kam das von selbst. Aus der Luft so zu sagen. Appetit auf Fleisch war einfach weg.
Und so wie ich mit dem Fleischessen aufhörte, so merke ich auch, wie sich das auf das Bewusstsein und auf die allgemeine Lebeshaltung auswirkte. Ich kann nicht sagen, dass mir das in irgend einer Weise etwas schlechtes gebracht hat.
Erst später durte ich erfahren, warum der Verzicht auf Fleisch so wichtig ist, wenn man spirituell voranschreiten will. Später konnte ich als praktisch bewiesen, diese Argumente verstehen.
Es heißt, dass die gesunde Grundlage für spirituelles Leben, die folgenden vier Eigenschaften sind: Mitleid, Sauberkeit, Wahrhaftigkeit und Entsagung.
Solange wir Fleisch essen, können wir nicht Mitleidig sein.
Wenn wir Sexualität ausserhalb der Ehe haben, sind wir nicht sauber.
Wenn wir Glückspiel machen, verlieren wir an Wahrhaftigkeit und Berauschung dämpft unsere Fähigkeit niedere Interesse für höhere Ziele aufzugeben.
Aus diesem Grund werden diese vier Prinzipien als Grundlage für spirituelles Leben gegeben. Wenn man sich nur vorstellt und auch rund um sich herum sieht, wie sich Abhängigkeit von Rauschmitteln und Glückspiel auf die Lebensumstände der Menschen auswirken, dann wie sich das Leben ändert, wenn man ein uneheliches Kind hat, oder welche Krisen die Menshcen durchgehen, nachdem eine Beziehung, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, weil sie nur auf dem Lustprinzip gründet, durchgehen. Da kann man einfach keine Ruhe und keinen Frieden im inneren Finden, um sich auf spirituelles Leben zu konzentrieren.
Wie gesagt, mit diesen vier Prinzipien ist erst die Grundlage da für spirituelles Leben. Dann kommt die spirituelle Praxis mit all ihren Ratschlägen, wie z.B. früh morgens Aufzustehen, ein kaltes Bad zu nehmen, Meditation und und und. Das gestaltet sich dan individuell. Wenn ich um 2 Uhr morgens noch immer im verrauchten Nachtclub sitze, dann ist da nix um 4 Uhr mit der spirituellen Praxis. So lebt man total entgegen den Naturgesetzen und schafft sich so ein Leidvolles Leben in der Zukunft, wenn sich die Reaktionen bemerkbar machen.
Was die körperlichen Reaktionen auf Fleischkonsum sind, dass zeigen auch schon die unabhängigen modernen wissenschaftlichen Studien.

Wenn im Buddhismus/Hinduismus die Frauen keine Priester- oder Lehrerjobs bekommen und nach traditioneller Lesart keine Erleuchtung finden können – es sei denn, sie werden als Männer wiedergeboren, so beinhaltet das in meinen Augen Frauenfeindlichkeit. (Quelle: jusesobl.ch) Frauen sind auch nicht weniger intelligent als Männer. Der Unterschied im Bildungsniveau beruht allein auf jahrhundertelange Unterdrückung der Frauen. Fördert man Frauen genau so gut wie Männer, dann sind sie genau so klug wie Männer. Im heutigen Schulsystem zeigen die Mädchen sogar bessere Leistungen als die Jungen. Aber das beruht zum Teil wiederum auf der einseiten Förderung der Mädchen.
Also ich traf gerade gestern Abend eine Frau, die sowohl die Tätigkeit der Alterverehrung (Priester) ausführt, als auch ein Pädagogikstudium macht. Ich traf sie gestern und auch heute wird sie auch hier sein. In anderen Worten, ich spreche über Sachen, die ich um mich herum sehe, oder gesehen habe. Aus praktischer Erfahrung weiß ich auch, dass es Unterdrückungen der Frauen im Namen der religiösen Vorschriften auch gibt. Es gibt auch Fälle, wo wir uns das so denken, aber im Grund genommen ist es nicht so, noch empfinden es die Frauen so.
Übrigens gibt es auch im Westen unterdrückte Frauen. Persönlich würde ich sagen, dass es sogar mehr sind als in Indien. Eben nicht unter religiösem Mantel.
Was ich jedoch nicht gut finde, ist dieser zwanghafte Vergleich Männer und Frauen als gleich zu betrachten. Sie sind nun mal Verschiednen. Das ist so von Gott gegeben und es hat seine Gründe.
Die ganze Schöpfung funktioniert aufgrund der gegenseitigen Ergänzung dieser zwei Prinizipien.
Wenn es so ist, dass nur der Mann ein Kind zeugen kann, dann ist es ganauso, dass nur die Frau das Kind auf die Welt bringen kann. Anstatt sich dem gleichstellen zu wollen, sollte die Frau einfach ihre vorgeschriebene Tätigkeit ausführen. Ich meine, dass jeder von uns bestätigen kann, dass die Mutter Mutter ist, und der Vater ist Vater. Wenn sich die Frau zu sehr daruf einläßt, dem Mann gleich zu stehen, dann vernachläßigt sie ihre Mutterpflichten und das ist auch der Grund, warum die Bhagavad Gita anführt, dass die Frau die Familie zerstört. (zu Vers 1.40 den du unten anführst; Bitte nicht als allgemein gültig auffassen) Natürlich kann auch der Vater eine Familie zerstören. Nach vedischen Verständnis, ist es so, je besser der Mann ist, umso besser auch die Frau und je besser die Frau, umso besser der Mann. Sie ergänzen sich gegenseitig und helfen einander spirituellen Fortschritt zu machen.
Also werfe bitte diesen Vorurteil über Bord. Und wenn es nich geht, dann kannst du zu mir kommen und ich zeige dir einige Beispiele, bei denen das praktisch funktioniert. Ob hier oder in Indien, egal.



Und in diesem Stil geht es dann noch etwas weiter in dem Text. Man behandelt Frauen wie unmündige Kinder. Das geschieht aber nur in einer Gesellschaft, in der Frauen sowieso unterdrückt werden. Zum Ehebruch gehören immer zwei. Über die Schuld des Mannes an dem Ehebruch wird gar nicht erst diskutiert. Und wenn das irgendwo an anderer Stelle geschieht, so halte ich das für ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen.

Weißt du, all diese Stellen sind dafür da, damit wir das körperliche Verständnis aufgeben. Solange wir uns jetzt als Frau oder als Mann verstehen, so werden wir im nächsten Leben genau den anderen Körper erhalten. Dann können wir wieder ein Mann sein und dann wieder eine Frau und dann wieder Mann usw. Das ist eben ein Trick der illusionierenden Energie Gottes, der uns im Kreislauf der Geburten und Tode gefangen hällt.
Vor Gott sind wir übrigens alle weiblich. Gott ist das beherrschende Prinzip und wir sind die Diener, oder das beherrschte Prinzip.

Schöne Grüße
Daniel
 
Hallo Daniel

daniel_k schrieb:
Ich würde sagen, dass wir eine gemeinsame Diskussionsgrundlage benötigen um einen Dialog zu führen. So schiebt man sich einfach die eigenen Ansichten zu, ohne überhaupt auf das Argument des anderen Einzugehen.

Ja, das stimmt. Nur möchte ich anmerken, dass ich kein Anhänger/Vertreter der Advaita-Vedanta-Philosophie bin. Ich sehe sie eher als ein Mittel zur Erkenntnis, wesensgleich mit Jnana Yoga. Aber daraus sich eine Philosophie zu bilden, die sogar zu verrückten Verstrickungen und spirituellen Ausreden führt - da muss ich Dir absolut beipflichten-, ist nicht Sinn der Sache.

Wir sind uns wohl beide einig darüber, dass wir Gott nicht kennen können, da wir keine Kapazität haben ihn zu erkennen – weder mit den Sinnen, noch mit dem Geist oder der Intelligenz. Das heißt, Gott ist verborgen.

Kennen können wir Gott nicht. Wir können "Ihn" aber in unserem Innersten begegnen, mit "Ihm" verschmelzen und von dort in unsere Wirklichkeit hinein entfalten.

So wie Gott ewig in den drei Aspekten existiert, wie das auch vom Srimad Bhagavatam (1.2.11), dem Kommentar Srila Vayasadevas zum Vedanta Sutra, bestätigt wird:

„Gelehrte Transzendentaliste, die die Absolute Wahrheit kennen, bezeichnen diese nichtdualistische Substanz als Brahman, Paramatma oder Bhagavan.“

Diese Aussage kenne ich und sie gefällt mir sehr, ob wohl sie doch nur einige Aspekte Gottes, wenn auch die grundlegendsten, darlegt.

Brahman ist die intelligente Schöpferkraft, die allen Dingen und Wesen im Universum zugrunde liegt.

Paramatma ist der ewig unberührte Zeuge, das Bewusstsein, der alle Dinge Erschauende.

Bhagavan ist die höchste Form des personifizierten Gottes. Dies ist gerade im Bhakti Yoga von spezieller Bedeutung. Ansonsten ist Gott natürlich völlig unpersönlich, schließt aber (genauso wie alles andere) einen persönlichen Aspekt mit ein.

Bhakti ist die direkteste und einfachste Form, Gott-Verwirklichung zu erlangen. Im Srimad Bhagavatam heißt es:

Wer in allen Wesen die Liebe des einzelnen Atma
zu Bhagavan (dem geliebten persönlichen Gott) sieht,
und alle Wesen in Bhagavan, dem Atma (über allen Atmas),
der ist der höchste Gottgeweihte.


Erst gibt sich der Bhakta einem persönlichen Gott (Bhagava) in tiefer Liebe ganz hin („Ich bin Dein. Alles ist Dein.“ „Dein Wille soll geschehen, mein Gebieter.“) bis er die Liebe so weit entfaltet, dass er Gott als "Atma über allen Atmas", als Allgegenwart selbst wahrnimmt und liebt. Dazu heißt es im Srimad Bhagavatam weiterhin:

Im Zusammensein mit den Seienden und wenn man diesen Bhaktas dient,
entwickeln sich Gespräche, die herzerfreuend sind für Herz und Ohr,
weil sie Dienerkraft schenken. Da werden von diesen Bhaktas
Worte gesprochen, die Erkenntnis sind und Erkenntnis geben
von Meiner inneren Macht und Meinem Wesen. Und so wächst
nacheinander gläubiges Vertrauen (Shraddah), unerschütterliches
Gegründetsein in Mir (Nishtha), Morgenrot der göttlichen Liebe (Rati)
und die voll aufgegangene Sonne der Gottesliebe (Prema-Bhakti).


In diesem Vers sind die grundlegenden Ebenen von Bhakti erläutert. Der Bhakta geht so weit, bis die Liebe zu allem und jedem überfließt. Gott wird in allen Dingen und Wesen praktisch wahrgenommen. Die "voll aufgegangene Sonne der Gottesliebe" entwickelt sich bei den fortgeschrittenen Bhaktas von selbst in ihrem Herzen, in ihrer Seele, die sie als eins mit Gott wahrnehmen. Dazu heißt es in der Chandogya Upanishad:

Der kleine Raum im Herzen ist so groß wie das ganze Universum.
Himmel und Erde sind hier und die Sonne, der Mond und die Sterne,
Feuer, Blitz und Winde sind hier, und all dies ist jetzt und all dies ist nicht.
Denn das ganze Universum ist in Ihm und Er wohnt in deinem Herzen.



Auch wenn der Weg der liebenden Hingabe nicht jedermanns Sache ist, ist es doch der einzige Weg, der zur vollkommenen Vollendung des Menschen führt. Nebenbei bemerkt wäre es ein Trugschluss, würde man denken, nach dem Erreichen von Nirvana (Nirvikalpa Samadhi) wäre die Gottesverwirklichung zu Ende. Danach fängt sie in Wirklichkeit gerade erst an. Das wird auch sehr klar verdeutlicht in den Veden, welche die Bewusstseinszustände - rein zum intuitiven Verstehen, nicht dogmatisch - folgendermaßen beschreiben:

Der Geist des Menschen erreicht seine höchste Verwirklichung im Kosmischen Bewusstsein, aber das Herz führt ihn noch weiter. Maharishi Mahesh Yogi sagt: „Das ist das Geburtsrecht eines jeden Menschen!“ Mit Bhakti und einem Meister gelangt die Seele noch zu weit höheren Ebenen, die einem Erleuchteten, ohne Meister und Bhakti, verwehrt bleiben. Hier die verschiedenen Ebenen oder Stufen des Bewusstseins, gemäß der Tradition der Veden:

1. Schlaf-Bewusstsein

2. Traum-Bewusstsein

3. Wach-Bewusstsein

4. Transzendentales Bewusstsein

5. Kosmisches Bewusstsein: der Geist erreicht die permanente
Unendlichkeit, die Bewusste Unsterblichkeit

6. Gottes-Bewusstsein: hier findet der Bhakta Seinen Ishta,
seinen Gott; wird nur durch das Herz und die Liebe erreicht

7. Brahman-Bewusstsein: die Einheit von Gott, Schöpfung und Seele

8. Vollkommenes und erweitertes Brahman-Bewusstsein: die Erkenntnis,
dass es nur Eine Person im gesamten Universum gibt – Aham Brahmasmi

9. Krishna-Bewusstsein: Sri Krishna schenkt der vollkommen erleuchteten
Seele körperliche und feinstoffliche Unsterblichkeit sowie ewige
Verbindung mit Ihm; hier endet die Evolution und hat ihr Ziel erreicht



Die Botschaft der Veden und Heiligen kann diese Neigung in uns entwurzeln, doch da müßen wir natürlich auf diese Botschaft vom Herzen und voll aufrichtig und ehrlich ran gehen.

Ja, es geht nicht um Auswüchse des kleinen Egos. Es geht um wahre Erkenntnis und Verwirklichung Gottes in der Erdnatur. Wundervoll erläutert wird die Ur-Einigkeit der Religionen im Sanatana Dharma:

Von Krishna Chandra dasa – auf der Grundlage der Ausführungen Baladeva Vidyabhusana in seinem Vedanta Sutra Kommentar sowie der Ausführungen von Bhaktivinoda Thakur im Vaishnava Siddhanta Mala.

1. Es gibt nur einen einzigen Gott für alle Religionen und alle Menschen. (Sanatan Dharma)

2. Dieser eine Gott ist allmächtig, allgut und allgegenwärtig und umfasst alles Geschaffene. Er selber ist die Ursache aller Ursache, die dann selber keine Ursache mehr hat, das heißt ewig besteht. (Bhagavan)

3. Die materielle Natur (Prakrti), in der wir gegenwärtig leben, ist real und ewig, da sie eine Spiegelung der ewigen spirituellen Wirklichkeit darstellt. Die Dinge (Erscheinungsformen) und unsere Handlungen innerhalb dieser Welt jedoch sind vergänglich und wandelbar. Das ewig Seiende des Ursprunges dieser Welt reflektiert sich aber im Vergänglichen ewiglich als zyklisches Entstehen und Vergehen.

4. Gott ist aber nicht nur immanent in Seiner materiellen Schöpfung gegenwärtig, sondern gleichzeitig auch transzendent dazu, d.h., Er befindet sich weit jenseits dieser Schöpfung ewig in Seinem eigenen Reich (Vrindavana).
Dies bedeutet, dass Er in Seiner Allumfassenheit parallel existiert als allgegenwärtige Energie (Brahman) und in einer individualen ewigen Form mit unzähligen anziehenden Eigenschaften in einer unzerstörbaren und unwandelbaren Sphäre weilt. Würde ihm einer dieser beiden Aspekte fehlen, wäre er nicht vollkommen.

5. Alle Lebewesen (Jivas) sind winzig kleine, bewusste und ewige Teile Gottes. In dieser Welt beseelen sie alle Körperformen, also auch Tiere, Pflanzen. Sie behalten ihre Identität bei, auch nach der Befreiung des Kreislaufes der Wiedergeburten. Wenn ihre aufgesetzte materielle Identifikation mit dieser Welt, die nur eine Bedeckung des Jiva darstellt, vollkommen abgelegt ist, manifestiert sich erst dessen wahre Individualität (Svarupa). Die Anzahl der Jivas ist unbegrenzt, und sie weisen die gleichen spirituellen Eigenschaften wie Gott selber auf (Sat, Chit, Ananda = Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit), im Gegensatz zu Gott jedoch nur in begrenztem Ausmaß.

6. Der Großteil der Jivas jedoch sind ewig befreit, und verehren Krishna mit Liebe und Hingabe (Bhakti) und leben mit Ihm in der spirituellen Welt, wobei sie reine Liebe zu Gott (Prema) erfahren.

7. Das Liebesangebot Gottes ist freiwillig, denn Liebe impliziert die Freiwilligkeit. Die Seelen, die nicht nur noch für Gott leben wollen und ihre Prioritäten noch im Zeitweiligen sehen, werden, da sie unzerstörbar sind, an dem Ort ihrer Bewusstseinsausrichtung wiedergeboren, das bedeutet, im Zeitweiligen, in dieser Welt. Die Seelen nehmen gemäß ihren individuellen Wünschen, Gedanken und den daraus entstehenden Handlungen (Karma) innerhalb der materiellen Welt in einer spezifischen Lebensform Geburt (als Pflanze, Tier, Mensch, Deva...) und wandern so fortwährend von einem Körper zum andern (Samsara). Es entspricht alles dem Gesetz Gottes, aber nicht Seinem Willen.

8. Das Ziel dieser Seelenwanderung durch die verschiedenen Lebensformen ist es, dass die Seele sich selbst nicht mehr als Teil einer toten Welt erkennt. Das, was sie hindert, ist ihr eigenes Sehnen nach illusionären Freuden (Maya), die eigentlich nichts anderes darstellen als ihr verdecktes Suchen nach Gott. Dies erkennend, wendet sie sich wieder Ewigkeit zu, die ihrer Natur entspricht.

9. Durch Seine unbegrenzte Kraft (Achintya Shakti) ist Krishna jedoch auch in der materiellen Welt erfahrbar, und zwar durch Yoga, dem Pfad der Wiederaufnahme der Beziehung mit Ihm.

10. Die Pfade, die Krishna in diese Welt hineinlegt als Möglichkeit der Rückkehr sind unbegrenzt. Sie sind so konzipiert, dass, unabhängig der Verhaftung und des Hineinprojezierens des Jiva in die Materie, jede Seele ein Interesse finden kann und angesprochen wird. Alle Yogapfade sind angelegt wie eine Leiter mit verschiedenen Sprossen, die die Seele durch verschiedene Verwirklichungen hindurchführt.

11. Das letzliche Ziel und die ursprüngliche Stellung des Jiva (Svarupa) ist es, reine Liebe zu Krishna zu erfahren und mit Ihm in einer ewigen Sphäre einen liebevollen Austausch zu pflegen.



Wie gesagt. Wir können also einen Dialog anhand der vedischen Aussage führen.

Das würde mich sehr freuen. Welcher Richtung oder welchem Pfad fühlst Du Dich denn zugeneigt bzw. welchem beschreitest Du?

Mir gefallen Deine Ausführungen übrigens sehr, sie zeugen von tiefer Kenntnis und Erkenntnis.

Lieben Gruß,
Ananda
 
Hallo Daniel

Ich bin endlich mal dazu gekommen, nachzulesen, wer denn nun Vyasadeva, der Autor der Gita, war. Dabei fand ich diese wunderbare Zusammenfassung (Kapitel 1 bis 7) der Gita. Nachdem ich ein wenig darin gelesen hatte, ging mir die Auseinandersetzung zwischen Krishna und Arjuna über Arjunas Einsatz im Kampf durch den Sinn. Krishna empfiehlt Arjuna an den Kampfhandlungen teilzunehmen und seine Pflicht als Soldat wahrzunehmen ohne darin zu verhaften.

Mit dieser Haltung entzieht sich Arjuna in meinen Augen seiner Verantwortung gegenüber seinem Gewissen und stellt die Verantwortung über das Gewissen. Der Schutz der wehrlosen Bevölkerung durch eine Armee ist sicherlich berechtigt. Das verpflichtet aber niemanden zu bedingungsloser Treue. Man denke an das dritte Reich. Auch der Soldat muss sich fragen, ob eine kriegerische Auseinandersetzung gerechtfertigt ist.

Oder ist die kriegerische Handlung nur symbolisch zu verstehen? Stellt sie in Wirklichkeit nur die innere Auseinandersetzung mit den eigenen Fehlern und Schwächen dar? Wenn das der Fall ist, dann gibt es natürlich kein Für und Wider. Jeder, der sich auf dem Wege der spirituellen Läuterung befindet, muss diesen Kampf natürlich so lange führen, bis alle Verhaftungen sich aufgelöst haben.

Dann ist mir ein Vers aus der Gita aufgefallen, den ich nicht verstehe:

Vers 7.3.: ”Unter Tausenden von Menschen, bemüht sich kaum jemand um Vollkommenheit, und unter denen, die sich bemühen und sogar unter denen, die Vollkommenheit erlangen, kennt kaum jemand Mich in Wahrheit.“

Ich sehe da einen Widerspruch. Wieso sollte der, der Vollkommenheit erlangt hat, Gott nicht erkennen?

Aber ich habe gerade gesehen, dass es noch weiter in dem Text geht:

Vollkommenheit allein ist noch keine Eigenschaft, die dem Lebewesen gestatten würde, Ihn tatsächlich so zu erfahren, wie Er ist. Der Preis dafür fällt noch höher aus, wie Krishna einige Verse weiter offenbart (Vers 7.17: eka-bhaktir): es ist die ausschliessliche Herzensneigung zu Ihm, die solche Erkenntnis beinhaltet.

Kann man nicht davon ausgehen, dass derjenige, der Vollkommenheit erreicht hat, auch über die entsprechende Herzensneigung verfügt?

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Vollkommenheit allein ist noch keine Eigenschaft, die dem Lebewesen gestatten würde, Ihn tatsächlich so zu erfahren, wie Er ist. Der Preis dafür fällt noch höher aus, wie Krishna einige Verse weiter offenbart (Vers 7.17: eka-bhaktir): es ist die ausschliessliche Herzensneigung zu Ihm, die solche Erkenntnis beinhaltet.

Kann man nicht davon ausgehen, dass derjenige, der Vollkommenheit erreicht hat, auch über die entsprechende Herzensneigung verfügt?

Hallo Gerrit,

verzeih bitte, wenn ich darauf antworte, auch wenn die Frage nicht mir gilt.

Ein Mensch, der Vollkommenheit erreicht hat, befindet sich in einem Stadium völliger Losgelöstheit und Reinheit des Geistes. Er ist ein Lassend-Leergewordener, ein Geläuterter.

Eine ganze Weile später noch erblüht im Menschen die tiefe Liebe zu Gott (was eigentlich paradox ist, da das eigene Selbst bereits als Gott erkannt wurde), die sich vom eigenen Herzen ausbreitet über den ganzen Körper bis hin zur gesamten Umgebung - zur vollkommen aufgegangenen Sonne der Gottesliebe. Der Mensch verweilt in dieser "Prema-Bhakti" und schaut Gott in der Leerheit genauso wie in der gesamten Schöpfung. Dies nennt man auch "Den Einen Geschmack". Ramana Maharshi und Dschelaleddin Rumi beispielsweise waren in diesem vollendetem Zustand, der auch als Sahaja Samadhi bezeichnet wird und noch intensiver und vollendeter ist als das reine Zeugenbewusstsein während des Nirvikalpa Samadhi.

Liebe Grüße,
Ananda
 
Hallo Daniel

Das die Veden nicht für alle Zeit Gültigkeit besitzen, und sie damit natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss sind, sieht man daran, dass die Veden bereits im 3. Jahrhundert von den Brahmanan überarbeitet wurden.

So wurden die Tieropfer, die Buddha so sehr mißfielen, beendet. Auch die Zahl der Zeremonien wurde deutlich verringert, und es entwickelte sich eine eigene Tradition philosophischer Sichtweisen. In dieser Zeit wurden die großen indischen Epen, Ramajana und Mahabharata, überarbeitet. Beide Epen erhielten den Status heiliger Schriften, und ihre Helden wurden in Inkarnationen Vishnus verwandelt. (Quelle: hinduismus.de)

Der Grund für diese Überarbeitung bestand wohl in erster Linie darin, dass viele Menschen sich vom Hinduismus abwandten. Atheistischer Philosophen bestritt nicht nur die Existenz Gottes und die Vorstellung der Wiedergeburt, sondern weigerten sich auch, die Stellung der Brahmanenpriester anzuerkennen, der höchsten Wächter über heilige Lehre, Ritual und Opfer.

Darüber hinaus spalteten sich die Anhänger Gautama Buddhas und Mahawiras, des Gründers des Dschainismus, von der vedischen Tradition ab und verfolgten ihre eigenen religiösen Wege.

Ging es den Brahmanen bei der Überarbeitung der Veden wirklich nur um die Einsicht, dass Teile der Veden vielleicht nicht mehr zeitgemäss waren oder ging es ihnen nicht auch darum, der schwindenden Macht und dem Einfluss in der indischen Gesellschaft etwas entgegenzusetzen?

Mir sind diese atheistischen Philosophen sehr sympathisch. Obwohl ich in dem Sinne nicht atheistisch bin, weil ich sage, dass ich über die Existenz Gottes und über ein Leben nach dem Tod keine Aussagen machen kann. Ausserdem ist die einzige Wiedergeburt, die ich akzeptiere, die Wiedergeburt im jetzigen Leben, also der Tod des Ego und wenn man so will, die Geburt der eigenen "Göttlichkeit".

Ausserdem habe ich mir eben die Frage gestellt, warum die atheistischen Philosophen, die Stellung der Brahmanenpriester nicht anerkannten. Sollte es etwa so sein, wie es in fast allen Gesellschaften war, dass die Brahmanenpriester sich als staatstragende Diener der Obrigkeit verstanden?

Nun aber werde ich mich erst wieder einmal euren älteren Beiträgen widmen, die ich noch gar nicht gelesen habe.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hallo Ananda

Mir ist deine Antwort natürlich genau so recht. Aber ich habe wieder einmal einen Einwand.

Ich kann es sehr gut verstehen, wenn jemand in seiner Seligkeit alles als göttlich betrachtet. Genau so kann ich verstehen, wenn jemand in seiner Verzweiflung sich an Gott wendet. Beides ist eine Hinwendung zu Gott, das eine aus überschwenglicher Seligkeit, das andere aus purer Verzweiflung.

Die Hinwendung sagt aber nichts über die Existenz eines Gottes aus, sondern nur etwas über das Verhalten des Menschen, dieses Unerklärliche zu erfassen. Aber in dieser Ansicht sind wir wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander.

Es wäre schön, wenn Du mir einmal den Unterschied zwischen Sahaja Samadhi und Nirvikalpa Samadhi erklären könntest. Die Unterschiede zwischen der verschiedenen Samadhi-Zuständen war mir schon beim Lesen von Patanjalis Yoga Sutras nicht klar.

Jetzt habe ich den Unterschied, glaube ich verstanden, denn ich habe deinen Text noch einmal durchgelesen. Du bezeichnest den höchsten Samadhi als Sahaja und bezeichnest damit einen Zustand, indem ich Gott in mir selber als Leere erkenne und ausserhalb meiner selbst in der Schöpfung erkenne. Der Nirvikalpa Samadhi dagegen nimmt nur das Göttliche in der Schöpfung wahr. Oder was verstehst Du unter Zeugenbewusstsein?

Habe ich dich richtig verstanden?

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann habe ich auch gleich wieder einen Einwand. In den letzten Tagen verspüre ich selber ein wenig etwas von dieser inneren Leere. Und mir ist seit dem klar, dass das der Schlüssel zur Seligkeit ist. Aber ich bin davon überzeugt, dass jeder Meditierende auch diese innere Leere verspürt. Darum bin ich momentan etwas skeptisch, ob es den Unterschied zwischen Sahaja Samadhi und Nirvikalpa Samadhi überhaupt gibt.

Ausserdem noch eine kleine Anmerkung zu Ramana Maharshi. Mahrshi behauptet ja, dass man das Selbst nur durch Selbstergründung finden könne, also durch die Frage "Wer bin ich." Obwohl diese Selbstergründung auf mentaler Ebene geschieht und laut Maharshi keiner Meditation entspricht, komme ich zu der Einschätzung, dass das Ergebnis dasselbe ist, egal ob man Selbstergründung oder Meditation betreibt, obwohl Maharshi dieses wohl verneinen würde. Ich stelle mir sogar die Frage, ob nicht beide Methoden eigentlich dasselbe sind.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo Gerrit,

da hab ich aber jetzt ein paar Einwände. ;)

Lotusz schrieb:
Mir ist deine Antwort natürlich genau so recht. Aber ich habe wieder einmal einen Einwand.

Ich kann es sehr gut verstehen, wenn jemand in seiner Seligkeit alles als göttlich betrachtet. Genau so kann ich verstehen, wenn jemand in seiner Verzweiflung sich an Gott wendet. Beides ist eine Hinwendung zu Gott, das eine aus überschwenglicher Seligkeit, das andere aus purer Verzweiflung.

Um diese Punkte geht es auch überhaupt gar nicht. Das Synonym "Gott" ist auch nur ein Mittel zur Verständigung. Mit überschwenglicher Seligkeit hat das auch nichts zu tun, diese tritt ganz von SELBST ein. Das Individuum kann sich dem praktisch nicht entziehen.

Die Hinwendung sagt aber nichts über die Existenz eines Gottes aus, sondern nur etwas über das Verhalten des Menschen, dieses Unerklärliche zu erfassen. Aber in dieser Ansicht sind wir wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander.

Wir können niemals etwas über Gott "wissen", auch wenn "Das grenzenlose Absolute" verflixt nah dran ist.

Was wir aber können, ist Gott erfahren, in Ihm aufgehen, in Ihn hineinhorchen, uns Ihm hingeben usw. Und das ist nichtmal schwierig, denn Gott wohnt bereits in dem Hause Deines Herzens.

Es wäre schön, wenn Du mir einmal den Unterschied zwischen Sahaja Samadhi und Nirvikalpa Samadhi erklären könntest. Die Unterschiede zwischen der verschiedenen Samadhi-Zuständen war mir schon beim Lesen von Patanjalis Yoga Sutras nicht klar.

Ich hab verschiedene Beschreibungen der Bewusstseinszustände und stelle sie morgen mal hier rein.

Jetzt habe ich den Unterschied, glaube ich verstanden, denn ich habe deinen Text noch einmal durchgelesen. Du bezeichnest den höchsten Samadhi als Sahaja und bezeichnest damit einen Zustand, indem ich Gott in mir selber als Leere erkenne und ausserhalb meiner selbst in der Schöpfung erkenne. Der Nirvikalpa Samadhi dagegen nimmt nur das Göttliche in der Schöpfung wahr. Oder was verstehst Du unter Zeugenbewusstsein?

Habe ich dich richtig verstanden?

Hmm, nicht ganz. Sahaja Samadhi ist die Wahrnehmung von Nirvana und Samsara, Paramatma und Brahman, kurz: Wahrheit und Wirklichkeit als EINS ohne Einschränkung. D.h. man nimmt sich selbst und alle Dinge und Wesen - einfach alles, sogar die eigenen Handlungen - als EINES wahr. Besser lässt sich das kaum beschreiben.

Nirvikalpa Samadhi ist der Zustand, wo sich der Geist ganz im Nirvana auflöst und dort verweilt. Man nimmt alles Geschehen wahr, aber nur als Leela oder Samsara. Man selbst verweilt unberührt in Nirvana, der Leerheit des transzendenten Bewusstseins.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann habe ich auch gleich wieder einen Einwand. In den letzten Tagen verspüre ich selber ein wenig etwas von dieser inneren Leere. Und mir ist seit dem klar, dass das der Schlüssel zur Seligkeit ist. Aber ich bin davon überzeugt, dass jeder Meditierende auch diese innere Leere verspürt. Darum bin ich momentan etwas skeptisch, ob es den Unterschied zwischen Sahaja Samadhi und Nirvikalpa Samadhi überhaupt gibt.

Diese Leere erfährt man auch in der Meditation, ja. Wichtig ist aber, der Lerrheit (Nirvana, reines Bewusstsein) gegenüber keine Erwartungen zu hegen wie Seligkeit, Liebe... denn das alles ist ES nicht.

Deine Skepsis bezgl. der verschiedenen Samadhis ist berechtigt. Diese Einteilungen dienen auch nur der Kommunikation, gründen aber auf die Erfahrungen von Erleuchteten. Die Zustände selbst sind natürlich fließend in ihren Übergängen und lassen sich nicht in Worte einteilen (wichtiger Punkt: nicht die Worte zählen, sondern das, worauf sie hinweisen können).

Ausserdem noch eine kleine Anmerkung zu Ramana Maharshi. Mahrshi behauptet ja, dass man das Selbst nur durch Selbstergründung finden könne, also durch die Frage "Wer bin ich." Obwohl diese Selbstergründung auf mentaler Ebene geschieht und laut Maharshi keiner Meditation entspricht, komme ich zu der Einschätzung, dass das Ergebnis dasselbe ist, egal ob man Selbstergründung oder Meditation betreibt, obwohl Maharshi dieses wohl verneinen würde. Ich stelle mir sogar die Frage, ob nicht beide Methoden eigentlich dasselbe sind.

Es gibt unzählige Methoden, Techniken und Wege auf Erden. Und alle führen zum "Ziel". Folge Deiner Intuition und Du wirst stets das richtige für Dich finden.

Alles Liebe,
Ananda
 
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