daniel_k
Mitglied
Ananda:
Gott ist kein "wer". Gott ist unvorstellbar, der Urgrund allen Seins, das grenzenlose Absolute. Aber solange sich ein Mensch ausschließlich als Persönlichkeit glaubt, wird er Gott nicht verwirklichen können, der schon immer in seinem tiefsten Innern wohnte. "Er ist der Atem innerhalb des Atems" (Kabir) - das Bewusstsein innerhalb des Bewusstseins.
Hallo Ananda,
Du sagst, dass Gott unvorstellbar ist. Wenn das so ist, warum kannst du dann sagen, dass Gott kein wer ist?
Wenn man sich Gott als unvorstellbar vorstellt, dann ist das auch schon eine Vorstellung von Gott.
Ich bin auch deiner Meinung, dass man sich Gott nicht vorstellen kann. So kann man ihn nicht auf unvorstellbar begrenzen. Man sollte ihn so akzeptieren, wie er ist und wie er sich einen offenbart.
Die Bhagavad Gita, wie sie ist, offenbart verschiedene Aspekte Gottes. Den Aspekt der alldurchdringenden Ewigkeit, den Aspekt der Überseele, oder der Seele aller Seelen (oder des Bewusstseins innerhalb des Bewusstsein) und auch den Persönlichen Aspekt Gottes, als eigenständiges allmächtiges Wesen mit eigenen Willen und Gefühlen, die Ursache aller Ursachen.
Ob es den Persönlichen Aspekt Gottes gibt oder nicht, das steht gar nicht zur Debatte. Darüber kann man nicht argumentieren. Es ist nur eine Frage der Offenbarung und des Glaubens. Für uns die Frage wichtig, wie ich meinen Glauben und Vertrauen in Gott vertiefen kann und wie ich mich von meinen egoistischen Ansichtne und Handlungen befreien kann.
@Lotusz:
Wenn dich noch etwas interessiert, dann schreib einfach. Vielleicht habe ich noch die eine oder andere Antwort zur Hand.
Gib einfach nicht auf und lies weiter die Bhagavad Gita, auch wenn darin scheinbare Widersprüche auftauchen. Wenn du möchtest, dann können wir zusammen studieren, indem wir uns so auf diese Weise über das was uns inspiriert und das, was uns nicht einleuchtet, unterhalten.
Man braucht den kritischen Geist und die Intelligenz nicht wegwerfen. Krishna sagt selbst in der Bhagavad Gita 18.70:
Und Ich erkläre, daß jemand, der dieses heilige Gespräch studiert, Mich mit seiner Intelligenz verehrt.
Glauben bedeutet nicht dogmatisch zu sein. Es ist lediglich so, dass der Glaube in die richtige Quelle Berge versetzen kann, während die Intelligenz und der Zweifel diese Berge besteigt. Wichtig ist das man über den Berg kommt und die Sicht der Dinge dahinter bekommt. Beide Wege sind gut, weil sie zum Ziel führen.
Wenn ich dir jetzt sage, dass ich weißer Hautfarbe bin und du mir das glaubst, dann kannst du dir die Mühe ersparen herum zu forschen, welches Hautfarbe ich wirklich habe. Vorrausgesetzt, dass du es mir glaubst. Wenn du jedoch forschen anfängst, dann muss du zuerst diejenigen finden, die etwas über mich wissen, oder die etwas über mich gehört haben, oder die mich schon mal gesehen haben, damit du die gleiche Information bekommst. Darin liegen jedoch viele Fehlerquelle Irrtümer versteckt. Wie bei diesem Kinderspiel, wo man vom einen zum anderen etwas sagt und zum Schluss kommt ganz etwas anderes raus (kann mich nicht mehr errinnern, wie das Spiel heißt)
Wie gesagt, einfach dranbleiben und die Möglichkeit suchen mit jemanden, der die Bhagavad Gita ernsthaft versucht zu leben, über die Zweifel sprechen. Um die Bhagavad Gita zu verstehen und zum Punkt zu kommen, an dem man keine Zweifel mehr hat, wie das Arjuna in Bg 18.73 sagt, bedarf es eine Anstrengung und vor allem auch geduld. Die Gita ist nicht ein Buch, dass man einfach einmal liest und dann wieder weglegt. Ich kenne sie nun schon seit einigen Jahren und seit dem ersten Tag konnte ich sie als wahr akzeptieren. Habe seit dem versucht mein ganzes Leben der Lehre der Bhagavad Gita nach auszurichten, doch merke ich von Tag zu Tag, wie weit ich weg bin von dem, was die Bhagavad Gita als ein Merkmal der Verwirklichung beschreibt:
Bg 12.18-19:
Wer Freund und Feind gleichgesinnt ist, wer angesichts von Ehre und Schmach, Hitze und Kälte, Glück und Leid sowie Ruhm und Schande Gleichmut bewahrt, wer immer frei von Verunreinigung, immer schweigsam und mit allem zufrieden ist, wer sich nicht um eine Bleibe sorgt, wer im Wissen gefestigt ist und sich im hingebungsvollen Dienst beschäftigt, ist Mir sehr lieb.
Obowohl das noch weit weg sein Mag, bin ich trotzdem sehr glücklich darüber, von diesem Pfad erfahren zu haben. Und obwohl ich versuche der Bhagavad Gita und der Anweisung Krsnas zu folgen, habe ich bis jetzt noch niemanden töten müßen, kam nichtmal auf die Idee, sondern versuche vielmehr die Menschen vom Blutvergießen abzuhalten, indem ich über die Notwendigkeit vegetarischer Ernährung und über Gewaltlosigkeit spreche.
Das, was auf den ersten Blick in der Bhagavad Gita als Gewalt und Töten aussieht, ist es im grunde genommen nicht. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn uns diese Anweisung Krishnas im Hals stecken bleibt. Denn so ging es auch Arjuna (siehe die ersten Paar Verse des zweiten Kapitels) und er war nun nicht irgend jemand. Wenn wir so die Namen lesen, mit welchen Krishna Arjuna anpsricht (Eroberer vom Reichtum, Bezwinger des Schlafes usw.) dann können wir sehen, dass er eine sehr weit entwickelte Seele war und trotzdem konnte er diese Anweisung zuerst einmal nicht annehmen. So soll es uns auch gehen und das ist gut so. Doch als er dann Krishna weiter befragt und und die Antworten bekommen hat, dann stellte er fest:
Bg 18.73
Mein lieber Krsna, o Unfehlbarer, meine Illusion ist jetzt vergangen. Durch Deine
Barmherzigkeit habe ich meine Erinnerung zurückgewonnen und bin nun gefestigt und frei von
Zweifel. Ich bin bereit, nach Deinen Anweisungen zu handeln.
Krishna hat ihn da auch nicht dogmatisch unter Zwang gesetzt, sondern hat gesagt:
Bg 18.63
Ich habe dir somit den vertraulichsten Teil allen Wissens erklärt. Denke in Ruhe darüber nach, und tu dann, was du für richtig hälst.
Du brauchst dir also keine Sorge machen, dass die Bhagavad Gita Blutvergießen rechtfertigt oder gar fordert.
Es liegt jedoch im Wesen der Welt, dass es immer Auseinandersetzungen gibt. Bei diese Auseinandersetzungen, gibt es dann auch diejenigen, die daran direkt beteiligt sind. Das sind die Ksatriyas, von denen in der Bhagavad Gita die rede ist und zu denen auch Arjuna gehörte.
Wenn ein Aggresiver Angreife die Städte und Dörfer und die darin lebende Unschuldige Bevölkerung, wie Kinder, Frauen und Greise terrorisiert, dann ist es die Pflicht der Soldaten, die Bevölkerung zu schützen. Nach vedischen Verständnis sind Könige Herrscher, nicht damit sie jemanden ausrauben und ihre Steuern eintreiben und sich so ein gemütliches Leben machen, sondern sie sind Herrscher über alle Einflüße, die die Bevölkerung stören yateoder verletzen könnten.
Die Wortzusammensezung Ksat(riya) bedeutet verletzen und (Ksa)trayate schutz gewähren.
Arjuna kam seiner Pflicht als Ksatriya nach, die Bevölkerung vor Duryodhana, der durch Betrug den Tron bestieg und auch nicht qaulifiziert war die Bevölkerung zu führen.
Wenn die Bevölkerung von unqalifizierten Führen geleitet wird, dann versperren sich den Menschen alle Wege zur Erkentnis der Wahrheit und somit zu einem harmonischen, friedlichen und liebevollen Leben.
So sagt Krishna Bg 4.7-8:
Wann immer und wo immer das religiöse Leben verfällt und Irreligiosität überhandnimmt, o Nachkomme Bharatas, zu der Zeit erscheine Ich.
Um die Frommen zu erretten und die Schurken zu vernichten und um die Prinzipien der Religion wieder einzuführen, erscheine Ich Zeitalter nach Zeitalter.
Krishna erscheint in verschiedenen Inkarnationen. Manchmal kämpft er persönlich gegen die dämonischen Kräfte und manchem läßt er eine bevollmächtigte Seele kämpfen. Auf der Schlacht von Kurukshetra hat Krishna nicht persönlich gekämpft. Er war nur der Wagenlenker Arjunas. Er ist nur einmal in das Kampfgeschähen eingegriffen, um Arjuna vor dem drohenden Tod zu bewahren. Die Rahmenhandlung all dieser Geschehnisse ist breit, dass diese Tatsachen, wenn sie so aus dem Rahmen genommen werden, nicht die Bedeutung all diese Details offenbaren. Um all das zu verstehen, braucht man viel viel zeit und einen guten Willen.
In Bengalen wird eine Geschichte von einem Mann erzählt, der sich aus sein Hausdacht stellte und von dort aus den Mond anspucken wollte. Da jedoch der Mond so weit weg war, spuckte er sich immer wieder selbst in das gesicht. (naja, die Gravitation)
Wir alle haben manchmal die Tendenz (diese wird Hochmut genannt) sich auf den Konstrukt unseres Intellektes (stolz geworden auf unsere Bildung) zu stellen und von dort aus mängel an uns übergeordenenten Wahrheiten finden zu wollen. Das Egoprinzip sagt: Es gibt keine Wahrheit über der, die ich akzeptieren kann(.) Und nocht mal Punkt. So.
Und jetzt kommt die Bhagavad Gita und Krishna sagt darin:
Bg 9.8
Die gesamte kosmische Ordnung untersteht Mir. Durch Meinen Willen wird sie immer wieder manifestiert, und durch Meinen Willen wird sie am Ende vernichtet.
Da platzt das Ego natürlich aus allen Nähten. Was, ICH unterstehe jemanden?
Also das ist nur ein blödes Buch, geschrieben von irgend welchen religiösen Fanatikern und Sekten-Heinis, die damit sicher die Menschen verführen wollen und ihr Geld aus der Tasche rauben wollen. Das kann so nicht sein.
Das ist nur ein Beispiel aus vielen, wie die Menschen gegen die Absolute Natur Gottes argumentieren können.
Ob ich nun einen Bürgermeister mag oder nicht, dass ändert nichts an der Tatsache, dass er der Bürgermeister ist. Durch Macht, Einfluss und Propaganda kann ich es vielleicht schaffen, den Bürgermeister abzusetzte, auch den Bundespräsidenten. Ja ich kann sogar den Einfluss über die ganze Erde, sogar das ganze Universum haben, doch die Stellung Gottes, den ich so sehr für diese Stellungen beneide, kann ich nie erlangen. Dann nützen die ausgeklügeltsten wissenschaftlichen Theorien nichts. All das gleicht dem Spucken des einen Mannes auf den Mond.
Wie schon gesagt, wenn man ein Problem mit Gott hat, dann bedeutet das einfach, dass bei uns etwas falsch ist und dass wir so schnell wie möglich versuchen sollten diesen Fehler zu beheben. Da kann man sich an Gott persönlich (z.B. durch die Bhagavad Gita) wenden oder an jemanden der Gott nahe steht. Jemand, der Gott nahe steht ist noch zu bevorzugen, da man auch die Bhagavad Gita oder andere Bücher uminterpretieren könnte um wiederum ein ruhiges Polster für das Ego zu haben. Wenn wir jedoch jemanden, der Gott nahe steht, begegnen, wird er auch diese letzten und subtilsten Tricks des Egos sehen und uns helfen, diese zu überwinden. Aus diesem Grund sind auch die Kommentare von Swami Prabhupada zur Bhagavad Gita wichtig, wie auch die Gemeinschaft mit denjenigen, die entsprechend diesen Kommentaren zu leben versuchen.
Der Post hier ist schon ziemlich lange, so kann ich nicht noch auf diese Behauptung eingehen, dass die Bhagavad Gita frauenfeindlich ist, was keineswegs stimmt. Bei anderer Gelegenheit vielleicht.
Ich kenne sowohl das Leben ohne Gott, als auch das Leben mit Gott. Aus dieser Erfahrung habe ich mich bewusst für das Leben mit Gott entschieden. Nicht aus Angst.
Da bin ich ganz deiner Meinung. Nur wenn man sagt: Ich weiss nicht wer oder was Gott ist, aber dann im nächsten Augenblick wieder sagt, dass Gott nicht dieses oder jenes ist, dann stimmt da etwas nicht. Meinst du nicht auch?
Ja. Worum es eigentlich hier geht ist die Frage nach der richtigen Haltung beim lesen der Bhagavad Gita.
Bg 9.3
Wer auf dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes ohne Glauben ist, kann Mich nicht erreichen, o Bezwinger der Feinde, sondern kehrt zu Geburt und Tod in die materielle Welt zurück.
Ich hoffe, dass du mir nicht die eine oder andere etwas stärker betonte Aussage übelnimmst. So bitte ich um Entschuldigung für alles was ich unangebracht gesagt habe. Die Bhagavad Gita ist nun mal so - nicht leicht verdaulich.
Ich wünsche dir vom Herzen alles Gute.
Daniel
Gott ist kein "wer". Gott ist unvorstellbar, der Urgrund allen Seins, das grenzenlose Absolute. Aber solange sich ein Mensch ausschließlich als Persönlichkeit glaubt, wird er Gott nicht verwirklichen können, der schon immer in seinem tiefsten Innern wohnte. "Er ist der Atem innerhalb des Atems" (Kabir) - das Bewusstsein innerhalb des Bewusstseins.
Hallo Ananda,
Du sagst, dass Gott unvorstellbar ist. Wenn das so ist, warum kannst du dann sagen, dass Gott kein wer ist?
Wenn man sich Gott als unvorstellbar vorstellt, dann ist das auch schon eine Vorstellung von Gott.
Ich bin auch deiner Meinung, dass man sich Gott nicht vorstellen kann. So kann man ihn nicht auf unvorstellbar begrenzen. Man sollte ihn so akzeptieren, wie er ist und wie er sich einen offenbart.
Die Bhagavad Gita, wie sie ist, offenbart verschiedene Aspekte Gottes. Den Aspekt der alldurchdringenden Ewigkeit, den Aspekt der Überseele, oder der Seele aller Seelen (oder des Bewusstseins innerhalb des Bewusstsein) und auch den Persönlichen Aspekt Gottes, als eigenständiges allmächtiges Wesen mit eigenen Willen und Gefühlen, die Ursache aller Ursachen.
Ob es den Persönlichen Aspekt Gottes gibt oder nicht, das steht gar nicht zur Debatte. Darüber kann man nicht argumentieren. Es ist nur eine Frage der Offenbarung und des Glaubens. Für uns die Frage wichtig, wie ich meinen Glauben und Vertrauen in Gott vertiefen kann und wie ich mich von meinen egoistischen Ansichtne und Handlungen befreien kann.
@Lotusz:
Danke für diesen Hinweis. Ich hatte nämlich schon im Internet nach dem Ursprung der Gita geforscht, dann hatte ich mich aber im Dickicht des Internets verlaufen. Nun werde ich mich erst mal über Vyasadeva informieren.
Wenn dich noch etwas interessiert, dann schreib einfach. Vielleicht habe ich noch die eine oder andere Antwort zur Hand.
Zitat:
Jemand der dieses Geschenk (den Glauben) nicht bekommen hat, kann den Glauben nicht verstehen.
In diesem Punkt sind wir bestimmt sehr unterschiedlicher Meinung. Ich bin recht froh darüber, dass ich so einen kritischen Geist mitbekommen habe, bzw. die Gelegenheit hatte, ihn zu entwickeln. Und das wiederum empfinde ich als Geschenk. Mag sein, dass der eine oder andere den Glauben als Geschenk empfindet. Aber Glauben heisst in meinen Augen Nichtwissen. Und ich möchte gerne wissen und verstehen. Und da ich ein sehr rebellischer Geist bin und mir jetzt schon so manchesmal die Haare zu Berge standen als ich die Gita las, werde ich bestimmt noch so manchen kritischen Kommentar zur Gita haben.
Gib einfach nicht auf und lies weiter die Bhagavad Gita, auch wenn darin scheinbare Widersprüche auftauchen. Wenn du möchtest, dann können wir zusammen studieren, indem wir uns so auf diese Weise über das was uns inspiriert und das, was uns nicht einleuchtet, unterhalten.
Man braucht den kritischen Geist und die Intelligenz nicht wegwerfen. Krishna sagt selbst in der Bhagavad Gita 18.70:
Und Ich erkläre, daß jemand, der dieses heilige Gespräch studiert, Mich mit seiner Intelligenz verehrt.
Glauben bedeutet nicht dogmatisch zu sein. Es ist lediglich so, dass der Glaube in die richtige Quelle Berge versetzen kann, während die Intelligenz und der Zweifel diese Berge besteigt. Wichtig ist das man über den Berg kommt und die Sicht der Dinge dahinter bekommt. Beide Wege sind gut, weil sie zum Ziel führen.
Wenn ich dir jetzt sage, dass ich weißer Hautfarbe bin und du mir das glaubst, dann kannst du dir die Mühe ersparen herum zu forschen, welches Hautfarbe ich wirklich habe. Vorrausgesetzt, dass du es mir glaubst. Wenn du jedoch forschen anfängst, dann muss du zuerst diejenigen finden, die etwas über mich wissen, oder die etwas über mich gehört haben, oder die mich schon mal gesehen haben, damit du die gleiche Information bekommst. Darin liegen jedoch viele Fehlerquelle Irrtümer versteckt. Wie bei diesem Kinderspiel, wo man vom einen zum anderen etwas sagt und zum Schluss kommt ganz etwas anderes raus (kann mich nicht mehr errinnern, wie das Spiel heißt)
Wie gesagt, einfach dranbleiben und die Möglichkeit suchen mit jemanden, der die Bhagavad Gita ernsthaft versucht zu leben, über die Zweifel sprechen. Um die Bhagavad Gita zu verstehen und zum Punkt zu kommen, an dem man keine Zweifel mehr hat, wie das Arjuna in Bg 18.73 sagt, bedarf es eine Anstrengung und vor allem auch geduld. Die Gita ist nicht ein Buch, dass man einfach einmal liest und dann wieder weglegt. Ich kenne sie nun schon seit einigen Jahren und seit dem ersten Tag konnte ich sie als wahr akzeptieren. Habe seit dem versucht mein ganzes Leben der Lehre der Bhagavad Gita nach auszurichten, doch merke ich von Tag zu Tag, wie weit ich weg bin von dem, was die Bhagavad Gita als ein Merkmal der Verwirklichung beschreibt:
Bg 12.18-19:
Wer Freund und Feind gleichgesinnt ist, wer angesichts von Ehre und Schmach, Hitze und Kälte, Glück und Leid sowie Ruhm und Schande Gleichmut bewahrt, wer immer frei von Verunreinigung, immer schweigsam und mit allem zufrieden ist, wer sich nicht um eine Bleibe sorgt, wer im Wissen gefestigt ist und sich im hingebungsvollen Dienst beschäftigt, ist Mir sehr lieb.
Obowohl das noch weit weg sein Mag, bin ich trotzdem sehr glücklich darüber, von diesem Pfad erfahren zu haben. Und obwohl ich versuche der Bhagavad Gita und der Anweisung Krsnas zu folgen, habe ich bis jetzt noch niemanden töten müßen, kam nichtmal auf die Idee, sondern versuche vielmehr die Menschen vom Blutvergießen abzuhalten, indem ich über die Notwendigkeit vegetarischer Ernährung und über Gewaltlosigkeit spreche.
Das, was auf den ersten Blick in der Bhagavad Gita als Gewalt und Töten aussieht, ist es im grunde genommen nicht. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn uns diese Anweisung Krishnas im Hals stecken bleibt. Denn so ging es auch Arjuna (siehe die ersten Paar Verse des zweiten Kapitels) und er war nun nicht irgend jemand. Wenn wir so die Namen lesen, mit welchen Krishna Arjuna anpsricht (Eroberer vom Reichtum, Bezwinger des Schlafes usw.) dann können wir sehen, dass er eine sehr weit entwickelte Seele war und trotzdem konnte er diese Anweisung zuerst einmal nicht annehmen. So soll es uns auch gehen und das ist gut so. Doch als er dann Krishna weiter befragt und und die Antworten bekommen hat, dann stellte er fest:
Bg 18.73
Mein lieber Krsna, o Unfehlbarer, meine Illusion ist jetzt vergangen. Durch Deine
Barmherzigkeit habe ich meine Erinnerung zurückgewonnen und bin nun gefestigt und frei von
Zweifel. Ich bin bereit, nach Deinen Anweisungen zu handeln.
Krishna hat ihn da auch nicht dogmatisch unter Zwang gesetzt, sondern hat gesagt:
Bg 18.63
Ich habe dir somit den vertraulichsten Teil allen Wissens erklärt. Denke in Ruhe darüber nach, und tu dann, was du für richtig hälst.
Du brauchst dir also keine Sorge machen, dass die Bhagavad Gita Blutvergießen rechtfertigt oder gar fordert.
Es liegt jedoch im Wesen der Welt, dass es immer Auseinandersetzungen gibt. Bei diese Auseinandersetzungen, gibt es dann auch diejenigen, die daran direkt beteiligt sind. Das sind die Ksatriyas, von denen in der Bhagavad Gita die rede ist und zu denen auch Arjuna gehörte.
Wenn ein Aggresiver Angreife die Städte und Dörfer und die darin lebende Unschuldige Bevölkerung, wie Kinder, Frauen und Greise terrorisiert, dann ist es die Pflicht der Soldaten, die Bevölkerung zu schützen. Nach vedischen Verständnis sind Könige Herrscher, nicht damit sie jemanden ausrauben und ihre Steuern eintreiben und sich so ein gemütliches Leben machen, sondern sie sind Herrscher über alle Einflüße, die die Bevölkerung stören yateoder verletzen könnten.
Die Wortzusammensezung Ksat(riya) bedeutet verletzen und (Ksa)trayate schutz gewähren.
Arjuna kam seiner Pflicht als Ksatriya nach, die Bevölkerung vor Duryodhana, der durch Betrug den Tron bestieg und auch nicht qaulifiziert war die Bevölkerung zu führen.
Wenn die Bevölkerung von unqalifizierten Führen geleitet wird, dann versperren sich den Menschen alle Wege zur Erkentnis der Wahrheit und somit zu einem harmonischen, friedlichen und liebevollen Leben.
So sagt Krishna Bg 4.7-8:
Wann immer und wo immer das religiöse Leben verfällt und Irreligiosität überhandnimmt, o Nachkomme Bharatas, zu der Zeit erscheine Ich.
Um die Frommen zu erretten und die Schurken zu vernichten und um die Prinzipien der Religion wieder einzuführen, erscheine Ich Zeitalter nach Zeitalter.
Krishna erscheint in verschiedenen Inkarnationen. Manchmal kämpft er persönlich gegen die dämonischen Kräfte und manchem läßt er eine bevollmächtigte Seele kämpfen. Auf der Schlacht von Kurukshetra hat Krishna nicht persönlich gekämpft. Er war nur der Wagenlenker Arjunas. Er ist nur einmal in das Kampfgeschähen eingegriffen, um Arjuna vor dem drohenden Tod zu bewahren. Die Rahmenhandlung all dieser Geschehnisse ist breit, dass diese Tatsachen, wenn sie so aus dem Rahmen genommen werden, nicht die Bedeutung all diese Details offenbaren. Um all das zu verstehen, braucht man viel viel zeit und einen guten Willen.
Ganz deutlicher Wiederspruch. Das erhebt die Gita zur absoluten Wahrheit. Mit diesem Anspruch kann man alles Begründen. So festigt man Herrschaftsverhältnisse. Mit diesem Anspruch sind in früheren Jahrhunderten bestimmt auch die Christen aufgetreten. Diese Einstellung ist absolut nicht mehr zeitgemäss. Dort wo die Dinge nicht im rechten Lot sind, sollte man sie benennen. Sonst wird man die Menschen nicht überzeugen. Auch die Gita sollte einer kritischen Betrachtung standhalten.
Andererseits möchte ich auch ganz deutliche Bedenken gegen deine Meinung äussern, Glauben sei ein Geschenk. Wenn man z.B. liesst, wie frauenfeindlich die Gita teilweise ist, dann fordert das unsere Verantwortung heraus. Hier sind gerade wir als fortschrittliche und gebildete Europäer gefordert. Und dann kann man sich nicht mehr auf seinen Glauben berufen. Dann ist Verantwortung gefordert. Sonst trägt man selber zum Unrecht mit bei.
In Bengalen wird eine Geschichte von einem Mann erzählt, der sich aus sein Hausdacht stellte und von dort aus den Mond anspucken wollte. Da jedoch der Mond so weit weg war, spuckte er sich immer wieder selbst in das gesicht. (naja, die Gravitation)
Wir alle haben manchmal die Tendenz (diese wird Hochmut genannt) sich auf den Konstrukt unseres Intellektes (stolz geworden auf unsere Bildung) zu stellen und von dort aus mängel an uns übergeordenenten Wahrheiten finden zu wollen. Das Egoprinzip sagt: Es gibt keine Wahrheit über der, die ich akzeptieren kann(.) Und nocht mal Punkt. So.
Und jetzt kommt die Bhagavad Gita und Krishna sagt darin:
Bg 9.8
Die gesamte kosmische Ordnung untersteht Mir. Durch Meinen Willen wird sie immer wieder manifestiert, und durch Meinen Willen wird sie am Ende vernichtet.
Da platzt das Ego natürlich aus allen Nähten. Was, ICH unterstehe jemanden?
Also das ist nur ein blödes Buch, geschrieben von irgend welchen religiösen Fanatikern und Sekten-Heinis, die damit sicher die Menschen verführen wollen und ihr Geld aus der Tasche rauben wollen. Das kann so nicht sein.
Das ist nur ein Beispiel aus vielen, wie die Menschen gegen die Absolute Natur Gottes argumentieren können.
Ob ich nun einen Bürgermeister mag oder nicht, dass ändert nichts an der Tatsache, dass er der Bürgermeister ist. Durch Macht, Einfluss und Propaganda kann ich es vielleicht schaffen, den Bürgermeister abzusetzte, auch den Bundespräsidenten. Ja ich kann sogar den Einfluss über die ganze Erde, sogar das ganze Universum haben, doch die Stellung Gottes, den ich so sehr für diese Stellungen beneide, kann ich nie erlangen. Dann nützen die ausgeklügeltsten wissenschaftlichen Theorien nichts. All das gleicht dem Spucken des einen Mannes auf den Mond.
Wie schon gesagt, wenn man ein Problem mit Gott hat, dann bedeutet das einfach, dass bei uns etwas falsch ist und dass wir so schnell wie möglich versuchen sollten diesen Fehler zu beheben. Da kann man sich an Gott persönlich (z.B. durch die Bhagavad Gita) wenden oder an jemanden der Gott nahe steht. Jemand, der Gott nahe steht ist noch zu bevorzugen, da man auch die Bhagavad Gita oder andere Bücher uminterpretieren könnte um wiederum ein ruhiges Polster für das Ego zu haben. Wenn wir jedoch jemanden, der Gott nahe steht, begegnen, wird er auch diese letzten und subtilsten Tricks des Egos sehen und uns helfen, diese zu überwinden. Aus diesem Grund sind auch die Kommentare von Swami Prabhupada zur Bhagavad Gita wichtig, wie auch die Gemeinschaft mit denjenigen, die entsprechend diesen Kommentaren zu leben versuchen.
Der Post hier ist schon ziemlich lange, so kann ich nicht noch auf diese Behauptung eingehen, dass die Bhagavad Gita frauenfeindlich ist, was keineswegs stimmt. Bei anderer Gelegenheit vielleicht.
Ich möchte ja herausfinden, wer oder was Gott ist. Aber bis jetzt hat mir noch niemand auf diese Frage eine befriedigende Antwort geben können. Ich könnte deine Aussage allerdings genau so umkehren. Vielleicht hast Du Angst vor der Tatsache, dass es keinen Gott gibt.
Ich kenne sowohl das Leben ohne Gott, als auch das Leben mit Gott. Aus dieser Erfahrung habe ich mich bewusst für das Leben mit Gott entschieden. Nicht aus Angst.
Wenn man auf irgendwelche Fragen Antworten haben möchte, dann bekommt man die nur, wenn man sich unvoreingenommen diesen Antworten nähert. Glaubt man bereits vorher die Antwort zu wissen, dann geschieht das meiner Meinung nach aus persönlichen Gründen. Mit dieser Einstellung allerdings wird man niemals die Wahrheit finden. Was ist denn so schlimm daran zu sagen, ich weiss nicht wer oder was Gott ist? Das ist die einzige Aussage, die der Wahrheit entspricht.
Da bin ich ganz deiner Meinung. Nur wenn man sagt: Ich weiss nicht wer oder was Gott ist, aber dann im nächsten Augenblick wieder sagt, dass Gott nicht dieses oder jenes ist, dann stimmt da etwas nicht. Meinst du nicht auch?
Aber vielleicht sollten wir uns gar nicht so sehr über diese Frage unterhalten. In diesem Punkt werden wir wohl keine Übereinstimmung erzielen. Vielleicht gibt es bei der weiteren Studie der Gita mehr übereinstimmung.
Ja. Worum es eigentlich hier geht ist die Frage nach der richtigen Haltung beim lesen der Bhagavad Gita.
Bg 9.3
Wer auf dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes ohne Glauben ist, kann Mich nicht erreichen, o Bezwinger der Feinde, sondern kehrt zu Geburt und Tod in die materielle Welt zurück.
Ich hoffe, dass du mir nicht die eine oder andere etwas stärker betonte Aussage übelnimmst. So bitte ich um Entschuldigung für alles was ich unangebracht gesagt habe. Die Bhagavad Gita ist nun mal so - nicht leicht verdaulich.
Ich wünsche dir vom Herzen alles Gute.
Daniel