Beziehungs-Tierfabeln

Nun zurück zur Affe-Schlange Geschichte, wenn auch nur kurz.

Der Affe liebte die Konfrontation. Besonders, wenn er mit atheistischen Tieren zusammen war liess er öfters etwas über Gott verlauten, allein schon um diese zu verärgern.

Das gefiel der Schlange.
Erstens weil sie gläubig war (wenn ihr Glaube zwischenzeitlich auch etwas diffus geworden war u. sich nicht unbedingt mehr am Christengott orientierte).
Zweitens weil der Affe sich traute dieses Thema anzusprechen u. das war in ihrem Bekanntenkreis eine Seltenheit.
Drittens weil sie eine Erhörung ihrer Gebete zu sehen glaubte. Was es wahrscheinlich auch war, denn sie hatte zusätzlich um einen Partner gebeten der in etwa wie ihr verstorbener Vater sein sollte. Dieser war ebenfalls Affe gewesen.

Dass sie irgendwann der Lustigkeit des Affens überdrüssig werden würde kam ihr damals nicht in den Sinn.

Sie ahnte nicht, dass er aus den Spässen u. vor allem seine Mittiere auf die Palme bringen seine Energie bezog u. sie irgendwann ausgelaugt sein würde. Zumal zwei seiner Kinder die inzwischen bei ihnen wohnten jetzt auf der Uni waren, weit weit weg u. sich die Spässe zuhaus nur noch auf die verbliebene Tochter u. die Schlange konzentrierten - was einfach zuviel des Guten war, zumal die Tochter sich, seit ihre Brüder weg waren, immer schnell auf ihr Zimmer verdrückte um dem Mitteilungsdrang ihres Vaters zu entkommen (jedenfalls sah es oft danach aus, denn wenn er nicht da war, verweilte sie länger im Wohnzimmer).

Jetzt musste die Schlange jedoch ihre Überlegungen sein lassen, es galt zu kochen, die beiden würden bald aufstehen u. sie wollte etwas leckeres auf den Tisch setzen, kein Schlangenfrass. Gestern hatte sie schon vorbereitet, es würde recht schnell gehen.

Gesagt, getan. :zauberer1

(Fortsetzung folgt)​
 
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An diesem Nachmittag betrachtete die Schlange ihren Affen aus einem anderen Blickwinkel als in letzter Zeit für sie üblich. Für heute hatte er sie noch nicht geneckt, lag gemütlich auf seinem Lieblingsplätzchen u. las einen Abenteuerroman über Freundschaft.

Sie überlegte sich eine Strategie. In letzter Zeit hatten sie öfters Gäste, da nur noch zu dritt im Haus. Vorher war es eher schwierig, wenn an manchen Wochenenden alle Kinder da waren bereits zu 7 am Tisch, mit den Freundinnen der Jungs 9 (meistens waren sie jedoch zu 6).

Da der Affe so gesellig war, müsste sie eine Regelmässigkeit daraus entstehen lassen, andere Tiere zum Nachtmahl einzuladen - denn jedesmal war der Affe glücklich u. zufrieden, liess die Schlange danach Tagelang in Ruhe in der Sonne dösen ohne zu reizen...
Das war es ja, was sie wollte: zwischendurch ihre Ruhe haben.

Immer auswärts feiern hatte schliesslich den Nachteil anderntags mit Übelkeit kämpfen zu müssen, müde u. schlaff zu sein. Diese Art Ruhe stand ihr nicht im Sinn.

Ja, so würde sie es machen. :)
 
Ach, wenn sie doch nicht so nachdenklich wär und gern ihre Ruh hätt!
Ach, wenn er doch bloss ab u. zu seine grosse Klappe zuhalten könnt!
Das gemeinsame Leben könnte soooo angenehm sein.

Zum Glück konnte sie ihn wenigsten auf dem gemeinsamen Nachtlager sprachlos machen.

***
Sie liess eine Reihe schöner gemeinsamer Erlebnisse vor ihrem geistigem Auge Revue passieren.
Es defilierten auch die weniger Schönen, aber heute hatte sie etwas Interessantes gelesen:
https://www.esoterikforum.at/forum/showpost.php?p=3414334&postcount=2

Oder bedeutete dies in ihrem Fall den Kopf in den Sand zu stecken...
Wie zufrieden war überhaupt der Affe mit der aktuellen Lage?
 
Wenn man dem Karma Glauben schenken durfte, hatte sie mit dem Affen einen Sechser im Lotto gewonnen, denn: wo auch immer er zugegen war kam Freude auf durch sein sonniges Gemüt. Jedoch nach einigen Stunden Übersättigung :( eben weil er ohne Punkt u. Komma redete, seinen Gegenüber immer nur recht kurz zu Wort kommen liess, oft nicht darauf einging sondern zum nächstem Thema überging.

Vielleicht war es ja die Aufgabe der Schlange ihn zu lehren sich ab u. zu zurückzuhalten und besser zuzuhören.
Sie hatte ihn bereits mehrmals auf das Thema zuhören angesprochen, aber er hörte nie zu. :(

Wären Beide dann nicht ein einzigartiges, sich komplementierendes Gespann? Er: der gesellig-tierfreundliche, sie: die Beobachterin, die sich Hintergrundinformationen merken konnte?

Eigentlich waren sie ja schon seit Jahren dieses Gespann, im Moment war jedoch ein Rad ab, das es zu ersetzten galt. Oder Verabschiedung vom Gespann...
 
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Punkto Hintergrundinformation:
Schon nach kurzer Zeit merkte die Schlange dass der Affe sich weder Namen noch Daten merken konnte. Nicht mal die Geburtstage seiner eigenen Kinder. Sie gab ihm des öfteren Hilfestellung, anfangs lautstark, im Laufe der Zeit immer diskreter, als sie bemerkte dass vor allem die Kinder über ihn erbost waren, wenn er ihre Freunde, selbst wenn diese schon zum 10. Mal zu Besuch waren, immer noch nicht auseinanderhalten konnte. Jedoch kompensierte er sein Unwissen mit viel Charme u. Witz gegenüber den jungen Besuchern..

Punkto gutes Karma:
Phnom Peng, Kambotscha: Schlange u. Affe verbrachten einen Nachmittag im Stadtpark. Sie kauften einem der hiesigen Händlern einen Spatz ab u. liessen das Vögelchen mitsamt insgeheim gedachten Wünschen frei (so üblich). Der Affe wollte dafür kein Geld ausgeben, der Vogel würde eh wieder eingefangen u. im Käfig landen. Die Schlange überredete ihn mit dem Argument dass der Spatz wenigstens einen Augenblick lang die Freiheit spüren würde.

Im Park waren auch eine Menge wildlebender Äffchen. Die Schlange versuchte mit ihrem Fotoapparat einen guten Schnappschuss zu erhaschen, der Affe schlenderte derweil umher u. betrachtete was es denn so zu betrachten gab. Eine Unmenge an Altaren, Buddhistische Mönche, Touristen, Verkaufsstände...
So kam es, dass ein junger Mönch mit Fotoapparat auf den Affen zutrat u. ihn bat, ihn fotografieren zu dürfen. Er würde morgen nach Vietnam zurückkehren, seine Zeit als Mönch wäre vorbeivorbei (so üblich für junge männliche Buddhisten) u. er hätte sehr gerne ein Erinnerungsfoto aus dem Park, mit ihm zusammen auf dem Bild. Warum mit ihm? Er fühle dass es so sein sollte, der Affe ein gutes Tier sei.


Der Affe bestand übrigens darauf noch ein weiteres Foto, mit seiner Gefährtin der Schlange mit dabei, zu knipsen.
 
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