Ich tue mich mit dem Thema schwer, weil es ein sehr grobes Schwarz-Weiß-Denken enthält. Es bestimmt das Schicksal als einen Begriff, der negative Erfahrungswerte beinhaltet und als etwas, das zu vermeiden ist. Ich halte diese Sichtweise für sehr sehr grob verkürzt, ähnlich verkürzt fände ich das Verständnis von Karma als etwas, das uns unbewusst macht und das wir abarbeiten müssten, um bewusst und in irgendeiner Weise heil zu werden.
Ich glaube Bewusstheit ist gar nicht mal das Ding. Sondern der Kernbegriff bei dieser Betrachtung ist für mich Gelassenheit. In dem Wort Gelassenheit steckt "lassen". Etwas zu "lassen" kann heißen, etwas nicht zu tun, oder etwas so zu belassen, wie es ist. Diese beiden Tätigkeiten: Nichttun und Hinnahme ergeben gemeinsam den Zustand der Gelassenheit. Aus dieser Dreiheit Nichtstun, Hinnahme und Gelassenheit entsteht dann die Hingabe. Und in ihr entsteht Liebe. Der Kern für die Liebe aber liegt in der Hinnahme - man merkt's beim Partner, daß die Liebe nicht gelingt, wenn man die Eigenheiten nicht hinnehmen kann und nicht lernt, nichts dagegen tun zu wollen.
Ich erlebe es so: erst durch ein Gelassensein (und das beinhaltet eben ein Nichttun und ein Hinnehmen bezüglich allem was ist und passiert) geht mein Schwarzweiß-Denken weg. Man könnte sagen mein Denken wird "grün". Und wenn ich den Begriff "Schicksal", ebenso wie den Begriff Karma in meinem "grünen" Denkbereich betrachte, der nicht Ja und Nein oder Richtig und Falsch oder Gut und Schlecht sucht, sondern nur "bedenkt" mit dem Ziel des Verstehens, dann erkenne ich, daß mit allem Gutem stets Schlechtes und mit Richtigem stets Falsches und mit Ja stets ein Nein verbunden ist. Und daß ich jeweils meist gewohnt bin, aus emotionalen, überwiegend unbewussten Gründen mich für das Eine oder das Andere zu entscheiden.
Und so kommt es dann zu der mißlichen Lage, daß ich etwas in mir vermeiden will, weil ich meine, ich trüge etwas Schlechtes in mir. Ich sei dreckig, durch Vorleben unheil, und daher gar nicht zur Bewusstheit fähig.
Welch Irrtum. Welch fataler Irrtum für die Person, die das durchlebt.
Die Buddhisten, aber auch die Christen und sicher auch viele Andere reden vom "Inneren Frieden". Panta rei, alles fließt. Du kannst den Fluß nicht zum Stoppen bringen. Weder ein Rinnsal, noch ein Schicksal: Wasser sucht sich seinen Weg.
Es ist daher kaum von Bedeutung, das Schicksal zu beeinflussen oder zu vermeiden. Im Gegenteil geht es eher darum, Gelassenheit zu erlangen und inneren Frieden mit dem eigenen Leben zu finden, mit der Vergangenheit, Gegenwart und mit allen möglichen Zukünften. Leider geht das nicht mit Schwarzweiß-Denken, sondern das Denken muß grün sein, damit man nicht stets verzagt.
lg
P.s.: Ansonsten schliesse ich mich der Saraswati
voll und ganz an.