Hallo Kondor,
Kondor schrieb:
Was erklärt die Feststellung, dass der Verstand versteht? Das ist Tautologie!
Nein, denn verstehen ist nicht gleich Verstand. Verstand ist verstehen im Zusammenhang.
Kondor schrieb:
Wieso BESCHREIBT Bewusstsein Fähigkeiten?
Der Begriff "Bewußtsein" beschreibt diese Fähigkeiten.
Kondor schrieb:
Dass im Bewusstsein Gespeichertes im EIGENEN Bewusstsein nicht zugänglich ist, wenn es der zweifache Zensor?
Oh, Du zweifelst die Zensoren an? Interessant. Darf ich fragen, wie oft Du schon direkten Kontakt zum Unterbewußtsein hattest? Ich erkläre Dir, was die Zensoren bedeuten:
Der Zensor des Vergessens
Der Zensor des Vergessens sorgt dafür, daß wir unseren Fokus des Bewußtseins schnell von einer Aufmerksamkeit auf eine andere lenken können. Wäre dieser Zensor nicht existent, wären wir nicht in der Lage, Gedankensprünge zu vollziehen. Im Schlaf sorgt dieser Zensor dafür, daß man die Eindrücke aus den Träumen der Nacht beim Aufwachen vergisst. Bei manchen Menschen ist dieser Zensor hyperaktiv, sie meinen, morgens garnichts geträumt zu haben. Jedoch träumt der Mensch jede Nacht, jedesmal, wenn er die REM-Phasen während der Tiefschlafphasen erlebt. Der Zensor des Vergessens entfernt die Traumerinnerung und ersetzt sie mit Alltagsthemen.
Wie kann man diesen Zensor überwinden? Indem man sich seiner Erinnerungen gewahr bleibt, sie z. B. niederschreibt. Der Zensor zensiert nichts, was vom Bewußtsein wahrgenommen bleibt.
Der Zensor der Metapher
Der Zensor der Metapher sorgt dafür, daß allzu eindrucksvolle Erinnerungen uns nicht im Alltag die Füße unter dem Boden wegziehen, er sorgt dafür, daß schlimme Erinnerungen abgemildert werden, und er sorgt z. B. auch dafür, daß wir in den Träumen nicht direkt mit unseren Komplexen und Ängsten konfrontiert werden, sondern eben mit bildlichen Darstellungen in Formen von Personen, Gegenständen oder Tieren.
Der Zensor der Metaphern ist der Grund, warum ich das Unterbewußtsein "einen zweigesichtigen Eremiten" nenne. Zweigesichtig, weil diese Metaphern oftmals so kontraproduktiv sind, daß sie vom eigentlichen Kern ablenken, und ihn nicht offenlegen. Dieser Zensor sorgt dafür, daß sich leichte Irrwege eröffnen, da das wahre Problem / die wirkliche Erfahrung verborgen wird hinter einem geschönten Bild.
Dieser Zensor ist nur durch transphänomenale Eindrücke und durch das Erkennen wiederkehrender Metaphern zu erkennen, da sich nicht archetypische Metaphern nur nach langer Studie definieren lassen. Das ist zumindest meine Erfahrung bisher.
Die Zensoren sind Funktionen des Unterbewußtseins. Ich kann sie nicht beweisen, sie sind natürlich rein phänomenal. Jedoch habe ich einige Beispiele gegeben, die zeigen sollten, was ich mit den Zensoren meine. Und ich glaube, daß sie, unterschiedlich stark ausgeprägt, ihren Dienst in jedem menschlichen Unterbewußtsein verrichten.
Ich erlebe die Auseinandersetzung mit den Zensoren in meinen Träumen. Und andere Menschen erleben diese ebenso, wenn ich den Traumerzählungen glauben darf. Die Zensoren werden allerdings selten in Begriffe gepresst, und das versuche ich damit.
Kondor schrieb:
des Massenspeichers? Unterbewusstsein nicht freigibt, ist eine willkürliche Phrase, eine psychoanalytisch angehauchte Spekulation.
Nein, oder bist Du in der Lage, Dein Unterbewußtsein ohne Aufwand anzuzapfen? Ich bin dazu zum Beispiel nur in Träumen in der Lage. Ich zähle auch Trancezustände zu Traumerlebnissen.
Und natürlich ist das Unterbewußte ein Massenspeicher. Ein allwissender Eremit. Jemand, der alles über sich selbst weiß. Frag mal eine Traumfigur nach Wörtern, die Du nicht kennst. Frag sie nach der nahen Zukunft. Sie nennen in einigen Fällen Wörter, die Du vielleicht einmal in Deinem Leben vor langer Zeit gehört hast. Sie werden Dir Prognosen der Zukunft geben, bei welchen Dir nicht einmal ein 1000stel dessen bekannt ist, womit hier das Unterbewußte kombiniert (wobei Zukunftsprognosen allerdings wiederum mit Vorsicht zu genießen sind.. siehe "zweigesichtig"). Alle Deine kindlichen Eindrücke sind im Unterbewußtsein gespeichert, oftmals träumt man von Umgebungen, die man in seiner Kindheit erlebt hat, von Komplexen, die man in der Kindheit angenommen hat. All dies ist dem Bewußtsein nicht direkt zugänglich, außer.. Du bist erleuchtet.
Kondor schrieb:
Das Gleiche gilt für deine Definition für Erleuchtung. So wie du das darstellst, ist der Mensch eine Maschine, die sich irgendwie Wissen aneignet, das sich irgendwie selbst zensuriert - und falls es ihr gelingt, all dieses Wissen irgendwie plötzlich unzensuriert zu denken, plötzlich erleuchtet wird. Was soll das für eine Erleuchtung sein?
Die Erleuchtung, alle Eindrücke und alles Wissen, welches man jemals gesammelt hat, im immerwährenden Zugriff zu haben, ohne über Trancezustände oder Träume mit dem Unterbewußten kommunizieren zu müssen. Die Erleuchtung, alle Ängste überwunden zu haben, und die Zensoren arbeitslos zu machen. Die Erleuchtung, alles zu wissen, was die eigene Phänomenalität definiert, und was mit der Transphänomenalität korrespondiert.
Das sind zumindest meine Eindrücke. All das, was ich hier schreibe, habe ich für mich bewiesen. Erleuchtung nach meiner Definition hab ich allerdings nicht erreicht, denn ich selbst habe auch noch zu viele Paradigmen und bin mit meinem eigenen Unterbewußten immer noch uneins. Das zeigen mir meine Auseinandersetzungen, die ich in meinen luiziden Träumen manchmal auszustehen habe.
Was ist Erleuchtung für Dich, Kondor? Eine Gotteserfahrung? Religiös geistige Exzesse? Das sind alles nur Ablenkungsmanöver. Der zweigesichtige Eremit schlägt wieder zu.
Gruß,
lazpel