Liebe Tanita!
Ich glaube nicht, dass ich wirklich Mitgefühl erfahre. Ich glaube, dass es jetzt viele gutgemeinte Ansinnen gibt. Aber dass wirklich jemand mitfühlt? Nein! Das ist einfach zu gewaltig. Da kann man mensch auch gar keinen Vorwurf machen. Was einen selbst zu überfluten droht, das überflutet auch andere. Da muß man sich einfach schützen. Und unser Überlebenstrieb ist stark, - zu Recht?!
Ist es wirklich wichtig, ob das Mitgefühl, das Dir entgegengebracht wird, so gewaltig ist, wie die Situation für Dich ist? Akzeptanz und Vertrauen in Dich, dass Du es für Dich richtig machen wirst, sind sicher genauso wertvoll.
Eine echte Mama?! Ich fragte heute meine Kinder, ob ich für sie eine "herzliche Mama" sei. Antwort. "Ja, durch und durch". Ich blieb skeptisch. Dann kam von meiner Ältesten "Naja, aber nicht so wie soundso (eine Frau aus unserem Bekanntenkreis, die ca. 40 Kilo mehr wiegt als ich und so richtig "Mama" ausstrahlt)". Dann mein Sohn "Ja, kann sein, aber jetzt nimm bloß nicht zu, dann bist du nicht mehr die hübscheste Mutter für die mich alle bewunderen. Und Mama, glaub`mir, das ist auch was wert."
Die "echte" Mama... wenn ich hinspüre, was diese Bezeichnung in mir auslöst, so ist es das Gefühl, dass es einen gewaltigen Druck macht.
Es verallgemeinert, setzt Maßstäbe, versucht etwas in ein Korsett zu pressen.
Eine Familie ist ein gewachsenes System, da hat sich jeder seinen Platz er-lebt. Jedes Verhalten ist maßgeschneidert auf den anderen, hat sich aus vielen, vielen kleinen Ereignissen ergeben, ist eine Folge davon.
Mir gefällt der Ausdruck "passend" statt "richtig" oder "echt" wesentlich besser.
Es gibt eine passende Mama, für jeden einzelnen passend, weil sie aus dem jahrelangen Zusammenleben heraus sich so entwickelt hat bzw. in die Familie hineingewachsen ist. Was für das eine Kind passend ist, kann für das andere Kind unpassend sein und umgekehrt.
Und es ist - in Pubertätszeiten z.B. - oft sogar so, dass das, was für das eine Kind vorher "richtig" oder passend war, in diesen Zeiten eben sich als nicht passend herausstellt.
Ich habe in der Zeit, als meine Kinder aufgewachsen sind, zwei wertvolle Erfahrungen machen dürfen:
1.) Es passiert einem mit den eigenen Kindern oft das, womit man niemals gerechnet hätte, sondern geglaubt hätte, dass es immer nur "den anderen passieren" könnte.
2.) Auch die "perfekten" Familien kochen nur mit Wasser. Da kriselts oft genauso, es gibt auch Probleme - nur wird das manchmal eben nicht nach außen getragen.
Familie ist eben ein gewachsenes System, das oft Stürme durchläuft. Und Bewertungen, ob das nun gut oder schlecht ist, machen nichts anderes als unnötigen Druck. Es ist in Wahrheit völlig egal, ob man von außenstehenden als echte Mutter oder perfekte Familie gesehen wird, darum kann man sich nichts kaufen.
Für mich persönlich ist der Begriff der Mutter auch damit verbunden, dass ich darauf pfeife, wie es andere machen. Für UNSERE Familie muss es passen. Wie die anderen das bewerten wollen, ist deren Problem, nicht meines.
Sie leben ja nicht mein Leben, sondern ihres - das für SIE passt.
Und um den Bogen zum angesprochenen Mitgefühl zu spannen: Es erübrigt sich dadurch weitgehend, ob mir von anderen Mitgefühl entgegengebracht wird. WIR, die Familie, müssen klarkommen. Und das machen wir so, wie es UNS entspricht, nicht nach den Vorstellungen der anderen.
Liebe Grüße
Suena