Das 12. Haus ist klassisch das Haus der Gefangenschaft und der geheimen Feinde. Während das 6. Haus den Körper an sich darstellt, geht es im 12. Haus um die seelischen Vorgänge desjenigen, der diesen Körper bewohnt und sich in ihm gefangen vorfindet seit der Geburt.
Um den seelischen Zustand eines Menschen mit Planeten im 12. Haus zu beschreiben, zieht Adler die Analogie eines Neugeborenen heran. Er sagt: "Das Kind betritt bei der Geburt diese Welt als etwas ihm Feindliches, Unbekanntes in völliger Hilflosigkeit, angewiesen auf die Hilfe all der anderen Menschen, die bei der Geburt und unmittelbar nach ihr ihren Beistand zu leisten haben. Wenn wir uns nun vorstellen, dass dieses Gefühl der grenzenlosen Verlassenheit, das Gefühl des Ausgeliefertseins allen feindlichen Mächten das ganze Leben im Bewusstsein des Menschen fortbestünde, dann hätten wir gefühlmässig vor uns, was das 12. Haus für den Menschen bedeutet."
Was tut ein Mensch, der sich so fühlt, Anna? Er zieht sich zurück, er meidet, wo es nur geht, den Kontakt zu allen anderen. Und dabei ist es völlig egal, welche Planeten er im 12. Haus stehen hat. Wohin zieht er sich zurück? In die Welt der Phantasie und Tagträume! Er flieht dorthin, wann immer er kann- auch, wenn er sich in der Öffentlichkeit befindet.
Die Art der Phantasien und Tagträume fällt aber sehr unterschiedlich aus, je nach Planet, der drin steht im 12. Haus. Mit Sonne in 12 wirkt dieser Mensch nach aussen hin schüchtern, da er sich ja nicht traut, aus sich herauszukommen und sich dem feindlichen Ansturm der Welt zu stellen. In seiner Phantasie aber, da tut er all den Menschen um ihn herum Gutes. Er stellt sich vor, wie er ihnen hilft und wie sehr sie es ihm danken. In seiner Phantasie kann er sogar ihre Danksagungen hören, darum glaubt er, telepathisch begabt zu sein.
Mit Jupiter in 12 träumt der Mensch von Grösse, Reichtum, Ansehen- er ist der Beste, der Klügste, der Beliebteste. Diese Art von Tagtraum ist so erfüllend, dass er völlig das Interesse an der wirklichen Welt verliert. Was kann sie ihm schon bieten, was er in seiner Phantasie nicht bereits hat?
Mit Saturn oder einem anderen Angstplaneten in 12 fallen die Phantasien sehr düster aus. Man ist eingesperrt im Körper, man kann nicht heraus, man will aber auf keinen Fall, dass andere dies bemerken. Man schützt sich und seine dunklen Phantasien, man baut zusätzlich zur Mauer, die der Körper darstellt, noch eine weitere um sich herum. Adler sagt: "Wer eine Festung baut, muss mit dem Feind rechnen. Der Mensch erzieht sich im Leben selbst diese heimlichen Feinde, die gar nicht da sein könnten, wenn er nicht selbst mit dieser Heimlichkeit begonnen hätte."
So sieht der Mensch mit Saturn in 12 überall Feinde, er glaubt, er höre telepathisch ihre Stimmen in seinem Kopf, wie sie über ihm lachen und lästern. Natürlich ist das Einbildung, sie kann sich unreflektiert aber bis zur Psychose steigern- klassischer Verfolgungswahn.
Überzeugend. Ich habe nämlich auch einen Planeten in 12 und das stimmt genau, was du hier schreibst. Geheime Feinde können einem alles kaputt machen und man kann sich eigentlich nur dagegen wehren wenn man sich zurückzieht in die innere Welt.
