Hallo Irfan
Irfan schrieb:
In seinem Text "Keine Religion" erklärt Buddhadasa Bhikkhu unter anderem, was die Begriffe "Geburt" und "Tod" im buddhistischen Sinne bedeuten, und damit ist dann auch klar, was Wiedergeburt und Nirvana sind.
Er sagt dazu auch:
Der Text ist im Internet frei erhältlich, etwa hier:
http://www.dhamma-dana.de/buecher/theravada/buddhadasa_bhikkhu-keine_religion.pdf
Ich kann den Text jedem, der sich auch nur halbwegs für Buddhismus interessiert, wirklich ans Herz legen.
Wir hatten uns seinerzeit darüber unterhalten, dass der Buddhismus (Buddha) zwischen Reinkarnation und Wiedergeburt unterscheidet. Du hast dann den obigen Link reinkopiert. In dem Text wird versucht, den Unterschied von Reinkarnation und Wiedergeburt zu erläutern.
Ich bin nun auf einen Text vom selben Autor (Ajahn Buddhadasa) gestossen, der die Unterschiede von Reinkarnation und Wiedergeburt noch besser erläutert:
Anatta und Wiedergeburt
Da ich mich über die Anatta-Lehre informieren wollte, bin ich auf den Text gestossen. Die Anatta-Lehre Buddhas besagt, dass es kein Selbst, keinen Atman, keinen Brahman, keine Seele, keinen Gott hinter den Dingen und dem Universum gibt, der/das die Dinge regelt. (Ich bin mir aber nicht sicher, ob Buddha dieses Selbst wirklich in so eindeutiger Form abgelehnt hat oder ob er nicht doch die Möglichkeit eines Selbstes (nenne es Gott oder wie auch immer) offen gelassen hat.)
Der Text beschreibt die Wiedergeburt, die Du seinerzeit meintest, sehr gut. Der Text unterscheidet zunächst einmal, zwischen Reinkarnation und Wiedergeburt. Unter Reinkarnation wird das verstanden, was die Hindus darunter verstanden, nämlich, dass die Seele solange nach dem Tod in einen neuen Körper wiedergeboren wird, bis sie Erleuchtung findet. Dieses kann eventuell mehrere Leben dauern, bis es so weit ist.
Da es im Buddhismus aber keine Seele gibt, kann es natürlich keine Wiedergeburt geben. Somit ist unter der Wiedergeburt vielleicht das zu verstehen, was Du auch darunter verstanden hast und von dem der Autor sagt:
Es gibt (im realen Leben einen fortwährenden Prozess von) Geburt, Geburt, Geburt - natürlich, das ist offensichtlich. Geburt findet die ganze Zeit statt, aber es ist nie die selbe Person, die ein zweites Mal geboren wird. Jede Geburt ist neu. Es gibt also Geburt, endlos, dauernd, aber wir werden sie nicht Wieder-geburt oder Re-inkarnation nennen.
Der Autor bezieht diesen Prozess der (Wieder)-Geburt im realen Leben auf die permanente Wiedergeburt der Gedanken, Gefühle und Empfindungen und sagt weiter, dass wir es durch diesen permanenten Prozess der Wiedergeburt nie mit demselben Menschen zu tun haben, da der sich ja unaufhörlich verändert und somit nie derselbe ist, wie noch kurze Zeit vorher.
Ich würde das, was der Autor als Geburten beschreibt, aber etwas anders auffassen, nämlich als die permanenten Veränderungen, die ein Mensch in seinem Leben erfährt. Sind diese Veränderungen aber nicht willkürlich, was wohl auf die meisten Menschen zutrifft, sondern sehr zielgerichtet und führen sie zu dem Resultat, dass man frei wird von allen Leiden, so entspricht das in meinen Augen der Wiedergeburt, der Erleuchtung und zwar im jetzigen Leben. Diese Vorstellung von einer Wiedergeburt, ist identisch mit der Ansicht über Wiedergeburt, die ich eigentlich schon immer vertreten habe.
Aber der Autor sagt in seinem Text auch:
Ob es Wiedergeburt gibt oder nicht, ist nicht die entscheidende Frage. Ist man erst einmal hier und jetzt geboren ist man mit dukkha (Leid) konfrontiert, und das muß gelöscht werden. Sogar wenn du wiedergeboren würdest, ist dukkha, wie es ist, und muß auch dementsprechend gelöscht werden. Sprecht darüber, wie dukkha entsteht und wie dukkha gelöscht wird. Das ist genug.
Im Nachhinein muss ich dir natürlich recht geben, dass es im Buddhismus eigentlich so etwas wie Reinkarnation nicht geben kann, da es kein Selbst gibt, welches wiedergeboren werden könnte. Und wenn es doch in buddhistischen Texten immer wieder behauptet wird, so beruht es meiner Meinung nach darauf, dass man diese Zusammenhänge nicht verstanden hat.
Alles Liebe. Gerrit