beim Sterben dabei sein

Hallo Monk62,

Wirkliche, hilfreiche Sterbebegleitung findet in der Hauptsache NACH dem physischen Tod eines geliebten Menschen statt, nicht vorher!

Also da muss ich dir widersprechen.

Sterbebegleitung bedeutet ja nicht NUR anwesend zu sein wenn Jemand stirbt.
Die Sterbebegleitung bedeut viel mehr......es handelt sich um eine umfassende Betreuung von schwerstkranken Menschen,deren Erkrankung nicht mehr auf heilende Therapien ansprechen. Ein Ziel verfolgt die Sterbebegleitung die Lebensqualität und die Würde des Menschen zu erhalten.
Es bedeutet Menschen eine wirksame Schmerztherapie zukommen zu lassen,
es bedeutet für eine Linderung belastender Symptome zu sorgen
und es bedeutet die seelischen,spirituellen und sozialen Bedürfnisse des Menschen zu berücksichtigen.

Auch vor dem Tod findet hilfreiche Sterbebegleitung statt.........

lg
 
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Hallo nirak,

ich danke dir für deinen Widerspruch. Gerne möchte ich meine Sichtweise verdeutlichen.
Zunächst einmal möchte ich nicht den Eindruck erwecken, die aufopfernde Tätigkeit von Menschen abwerten zu wollen, die beruflich oder privat als Angehörige Kranke während der letzten Phase ihres Lebens betreuen. Im Gegenteil! Kaum ein Außenstehender wird je ermessen können, wieviel Engagement jeden Tag zu leisten ist, die - wie du es beschreibst - Lebensqualität und Würde der Kranken unter den gegebenen Umständen aufrecht zu erhalten.
Deshalb gilt meine uneingeschränkte Hochachtung jedem Menschen, der sich in irgendeiner Form, wo und wie auch immer, für andere Menschen engagiert.

Was ich mit "wirklich" und "hilfreich" meine ist dies:

Tatsächlich leben wir hier auf Erden in einer Welt der Täuschung, sie ist nicht wirklich "wirklich", nicht wirklich wahr. Sie erscheint uns nur wahr und wirklich, weil wir über unsere Sinnesorgane den Eindruck der Wirklichkeit vermittelt bekommen. Jede Physis (es gibt derer vier) kommt der absoluten Wahrheit ein Stück näher, je feinstofflicher sie ist. (Gegenwärtig ist unsere Wissenschaft dabei zu erkennen, dass jedes Teil eines Atomes unserer Materie in Wahrheit ein Molekül einer viel feinstofflicheren Ebene ist)

Wenn ein Sterbender also mit seinem nächst feinstofflichen Körper seinen irdischen Körper verlässt, ist er der absoluten Wahrheit (Wirklichkeit) ein ganzes Stück näher gerückt.

Nur in diesem Zusammenhang habe ich den Begriff "wirklich" gewählt.

Was ist in der Situation eines Sterbenden bzw. Verstorbenen "hilfreich"? Liebende Gedanken durch die Hinterbliebenen! Die/der Verstorbene muss erst lernen, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden, insbesondere, sich nicht mehr mittels seines Körpers in der irdischen Welt mitteilen zu können. Je mehr liebende Gedanken sie/ihn in dieser Zeit umgeben, desto leichter fällt das. "Hilfreich" ist auch in dem Zusammenhang zu sehen, dass unser irdisches Leben in der Regel eine wesentlich kürzere Zeit andauert als, so nenne ich es mal, die Zeit danach.

Vielleicht konnte ich damit meine Wortwahl etwas verdeutlichen. Mir scheint, liebe nirak, wir sehen beide den gleichen Kirchturm, beschreiben ihn von unseren unterschiedlichen Standpunkten aus. Dabei hat jeder aus seiner Sicht bei der Beschreibung des für ihn Erkennbaren nichts weggelassen oder überzogen.

Nochmals meinen Dank und meine Anerkennung allen Pflegenden, die Patienten oder Angehörigen durch ihre Fürsorge zur Seite stehen. Das allein ist schon dienende Liebe. Es gibt m. E. nichts "wirklich" Wichtigeres im irdischen Leben eines Menschen.

Ganz liebe Grüße
 
Hallo Monk62, ;-)

danke dir für deine Antwort.
Es gefällt mir wie du unsere Sichtweise beschrieben hast,wir sehen den gleichen Kirchturm stimmt.

Auch ich versuche im Rahmen meine Tätigkeit als Sterbebegleiter MEHR zu sehen und ich versuche es auch den Betroffenen zu übermitteln. Nicht nur den Schwerkranken sondern auch den Angehörigen.

Es ändert sich .....die Menschen werden diesbzgl. offener und sie beginnen mehr zu hinterfragen.
Auch Sterbende fragen sehr viel und sie möchten ehrliche Antworten.....nur sehr viele verstehen diese Symbolsprache der Sterbenden nicht.....ein Betroffener sagt es uns ja........lasst mich los während des Sterbens und im Augenblick des Todes.

*Ihr dürft um mich weinen aber haltet mich nicht krampfhaft fest.....damit ist euch und mir nicht gedient*
Die Rituale die wir unseren Angehörigen ermöglichen sind sehr vielfältig.....

Ich habe für mich genauso mein Ritual beim Tod meiner Mutter gewählt.
Bis zu ihrem letzten Atemzug war ich bei ihr,ich war sehr ruhig,keine Träne habe ich in diesem Moment vergossen....denn ich wußte es geht ihr nun besser und ich wußte das sich ihre Seele nach dem physischen Tod orientieren muss.....danach habe ich Sonden etc. entfernt und sie gewaschen.
2 Stunden blieb ich noch bei ihr im Zimmer und dann ging ich nach Hause.......

Zuhause haben wir einen eigenen Partezettel erstellt mit einem Schmetterling........und ich habe anschließend im Garten,in ihrem Garten eine Kerze angezunden.
Diese Kerze brannte eine Woche lang.

Begräbnis in dem Sinne gab es nicht....denn der Körper/die Hülle meiner Mutter kam auf die Anatomie..........

Liebe Grüsse
 
Liebe Monk,
deine Sichtweise verstehe ich, aber ich wundere mich trotzdem, dass du Sterbebegleitung nur nach dem Tod als solche verstehst.

Es geht mir dabei auch nicht um die Pflege/Versorgung des Kranken. Sterbebegleitung der noch Lebenden ist für mich vor allem, dass ich die Menschen gut beobachte und mit ihnen spreche.
Frage, wie es ihnen geht, wenn sie besonders angespannt oder traurig aussehen.

Z.B. gibt es bei uns im Pflegeheim eine Frau, die sehr dement ist und von einigen wie ein Kind behandelt wird, weil sie eben oft verwirrt ist und Dinge tut, die man einem Gesunden nicht zuordnen würde.
Ich sehe sie mit dem Herzen und sprach sie an, warum sie so traurig aussieht. Sie fragte mich daraufhin spontan, ob ich glaube, dass sie in den Himmel käme. (Wir haben leider sogar Kollegen bei uns, die meinen, mit dieser Frau könnte man sich gar nicht unterhalten!!! :rolleyes: )
Ich antwortete ihr, dass ich ganz sicher bin, dass sie in den Himmel kommt, weil ich weiß, dass sie ein sehr liebenswerter Mensch ist.

Da sah sie mich mit offenem Blick an (meist hält sie sonst die Augen geschlossen!) und sagte, dann könnte sie ja aufhören, sich deshalb Sorgen zu machen.
Als ich daraufhin liebevoll meinte, ich würde abends für sie beten, war sie wirklich ruhig und sah sehr glücklich aus. Dann habe ich ihr noch ein Engelbild ausgedruckt und geschenkt, was jetzt auf ihrem Nachtschrank liegt und tatsächlich wie ein Lichtblick für sie ist.

Das ist für mich Sterbebegleitung. Ich hole die Leute da ab, wo sie grade sind und versuche, ihnen beizustehen. Kleine Gesten und wenige Worte, die helfen, Ängste abzubauen vor dem Tod.

Monk, kannst du das ein wenig verstehen?

Ganz liebe Grüße von Romaschka
 
Hallo,
nun möchte ich mich doch in das Thema einmischen, weil ich glaube, daß Monk62 uns etwas Wichtiges vermitteln wollte. So wie ich ihn verstanden habe, gibt es eine physische Sterbebegleitung und eine feinstofflichere, die sich vor allem darin zeigt, daß man den Verstorbenen mit liebevollen Gedanken begleitet. Ich kann mir durchaus vorstellen und hatte auch einen entsprechenden Traum als mein Vater Anfang des Jahres starb, dass die Verstorbenen sich kurz nach dem physischen Tod noch nicht so gut auf der anderen Ebene zurecht finden. In dieser Situation sind den vor uns Gegangenen unsere lichtvollen, liebevollen Gedanken vielleicht ein Trost, eine Hilfe in das große göttliche Liebeslicht hinaufzusteigen.

Liebevolle Grüße an Euch alle
 
da bin ich aber froh und danke euch sehr für eure ausführungen!!!

dann habe ich wohl meinen vater vor 6 monaten instinktiv richtig begleitet (sowohl vor als auch nach todeseintritt). und es bestärkt mich sehr in meinem glauben, den letzten blick meines vaters auf mich mit dankbarkeit dafür zu deuten.

:danke: :danke: :danke:

liebste grüße,
brinisan
 
Ich möchte aus einem Buch zitieren,es ist von David Kessler...er war Schüler bei Elisabeth Kübler Ross. Titel des Buches * In Würde - die Rechte des Sterbenden*

Eine Botschaft für die Lebenden

Ich weiß,wie schwer es ist,mit anzusehen,wie einem ein geliebter Mensch langsam entgleitet.Der Schmerz ist *entsetzlich* und die Verzweiflung,die man empfindet,mit nichts zu vergleichen,was man je zuvor erlebt hat.
Der Verlust eines Menschen ist eine der schlimmsten Erfahrungen,der wir uns im Leben stellen müssen,aber es gibt Dinge,die ihr tun könnt,um es euch und auch den anderen Menschen etwas leichter zu machen.
Erlaubt euch zu trauern. Das Gefühl könnt ihr nicht ignorieren oder gar davonlaufen. Denn am Ende wird es euch einholen. Trauer ist ein notwendiger Bestandteil des Prozesses der *Heilung*. Irgendwann wird der Kummer nachlassen aber erst wenn alle Phasen der Trauer durchlaufen sind.

Fühlt euch nicht schuldig,weil ihr weiterlebt. Ihr seid nicht für das verantwortlich was passiert ist. Akzeptiert dass ihr manche Dinge nicht ändern könnt.
Lasst die Sterbenden wissen,dass sie beruhigt gehen können - dass ihr ohne sie zurecht kommen werdet. Dass ihr sie für den Rest eures Lebens vermissen werdet,aber dass ihr es nicht wollt,dass sie bleiben,wenn dadurch das Leiden verlängert wird.
Fühlt euch nicht schuldig,wenn ihr euch dabei ertappt,wie ihr euch auf den Tod eines geliebten Menschen vorbereitet. Das ist etwas ganz Natürliches - nichts womit ihr den Sterbenden beleidigt oder sein Sterben beschleunigt.
Aber es hilft euch,euch auf das Unvermeidliche vorzubereiten,und es ist eine ganz natürliche Abwehrreaktion gegen den Schmerz.
Sagt alles,was ihr sagen möchtet......solange die Zeit ist. Vielleicht gibt es etwas Bestimmtes das ihr diesem Menschen sagen wollt oder vielleicht wollt ihr noch etwas für diesen Menschen tun.
Tut es......ohne Furcht....lasst den Menschen den ihr liebt mit einem offenen Herzen sterben......eurem offenen Herzen.

Versucht so gut es geht zu akzeptieren was passiert und wie es passiert. Denn der Tod ist ein Bestandteil unseres Lebens.
Vergesst nicht auf euch Acht zu geben....deshalb geht behutsam mit euch um. Mit der Zeit wird es tatsächlich besser.....auch wenn man es im ersten Moment nicht wahrhaben will.
 
@nirak:

danke dir für dieses wunderschöne zitat! es tut gut, es zu lesen und ich werde es bestimmt wieder lesen wenn mich die zweifel plagen!!!

alles liebe für dich! :kiss4:
brinisan
 
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@ nirak

das zitat ist wunderschön, danke dir damit hast du meinen abend verschönert !!

Hab es gleich zwei mal lesen müssen.

Liebe Grüße
Sonnenblume
 
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