Beim Sterben dabei gewesen

Wasserfrau77

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3. September 2015
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69
Liebe Leser!

Möchte gerne mit euch meine Erfahrungen teilen, die ich gemacht habe, als mein Vater plötzlich verstorben ist. Meine Mutter und ich waren im Krankenhaus dabei. Ich hatte davor noch nicht einmal einen toten Menschen gesehen, geschweige denn jemanden sterben sehen. Ich dachte immer, dass es nur einen Moment dauern würde, aber das war ganz anders. Er war nach einer Gehirnblutung nicht mehr ansprechbar und atmete sehr schwer. Über einige Stunden standen wir am Bett. Da war noch nicht wirklich klar, dass er an diesem Tag sterben würde. Nach und nach atmete er weniger. Die Pfleger meinten dann, dass es zu Ende gehen würde. In einem Arm hielt ich meine Mutter und die andere Hand hatte ich auf sein Herz gelegt. Wir sagten beide, dass er gehen darf, und wir das sicher alleine schaffen werden. Er soll sich keine Sorgen machen und dorthin gehen, wo es für immer schön ist. Nach einer Weile hörte er auf zu atmen. Dann kam diese so lange Zeit, in der sein Herz noch schlug. Es dauerte für mich so schrecklich lange, bis ich sein Herz nicht mehr spüren konnte und es wirklich vorbei war. Der Pfleger brachte eine Kerze und öffnete das Fenster. Dann sind wir ohne Worte mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus weggefahren.
In den nächsten Tagen war ich sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich fand mich sehr egoistisch, aber ich konnte meiner Mutter und meinen Schwestern nicht besonders viel bei den organisatorischen Dingen helfen. Es war, als hätte man mir durch meine Hände meine komplette Kraft entzogen. Batterie total leer! Es wurde natürlich wieder besser. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich meine fehlende Energie von meinem Mann heraus zog. Irgendwie fand ich das falsch, aber er meinte nur, dass es für ihn selbstverständlich sei, mir so zu helfen.
Wie ging es euch mit solchen Situationen? Vielleicht mag ja auch jemand von euch etwas dazu sagen?
Danke für das Lesen meiner Geschichte!
Lg
 
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So wie Du es beschreibst , liebeWasserfrau77 , hört es sich auch für mich sehr stimmig an.
Das Du aber dadurch ein Gefühl von große Leere verspürst und nicht an den Vorbereitungen /Organisation beteiligt bist , empfinde ich als nicht egoistisch!!
So wie Du schreibst macht das deine Schwester , die ja nicht mit im Krankenhaus , am Sterbebett war. Da warst Du für deine Mutter und für deinen sterbenden Vater da.
Dafür hast Du Respekt und Anerkennung verdient. Auch von dir selbst , es ist nicht so einfach einen Menschen so zu begleiten , dem man emotional sehr zugewandt ist. Und auch weil Du so über noch keine Erfahrung mit dem Tod an sich gemacht hast.

Nimm dir die Zeit die D u benötigst!!!

Alles Liebe und mein Beileid:trost:.
 
Liebe Leser!

Möchte gerne mit euch meine Erfahrungen teilen, die ich gemacht habe, als mein Vater plötzlich verstorben ist. Meine Mutter und ich waren im Krankenhaus dabei. Ich hatte davor noch nicht einmal einen toten Menschen gesehen, geschweige denn jemanden sterben sehen. Ich dachte immer, dass es nur einen Moment dauern würde, aber das war ganz anders. Er war nach einer Gehirnblutung nicht mehr ansprechbar und atmete sehr schwer. Über einige Stunden standen wir am Bett. Da war noch nicht wirklich klar, dass er an diesem Tag sterben würde. Nach und nach atmete er weniger. Die Pfleger meinten dann, dass es zu Ende gehen würde. In einem Arm hielt ich meine Mutter und die andere Hand hatte ich auf sein Herz gelegt. Wir sagten beide, dass er gehen darf, und wir das sicher alleine schaffen werden. Er soll sich keine Sorgen machen und dorthin gehen, wo es für immer schön ist. Nach einer Weile hörte er auf zu atmen. Dann kam diese so lange Zeit, in der sein Herz noch schlug. Es dauerte für mich so schrecklich lange, bis ich sein Herz nicht mehr spüren konnte und es wirklich vorbei war. Der Pfleger brachte eine Kerze und öffnete das Fenster. Dann sind wir ohne Worte mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus weggefahren.
In den nächsten Tagen war ich sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich fand mich sehr egoistisch, aber ich konnte meiner Mutter und meinen Schwestern nicht besonders viel bei den organisatorischen Dingen helfen. Es war, als hätte man mir durch meine Hände meine komplette Kraft entzogen. Batterie total leer! Es wurde natürlich wieder besser. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich meine fehlende Energie von meinem Mann heraus zog. Irgendwie fand ich das falsch, aber er meinte nur, dass es für ihn selbstverständlich sei, mir so zu helfen.
Wie ging es euch mit solchen Situationen? Vielleicht mag ja auch jemand von euch etwas dazu sagen?
Danke für das Lesen meiner Geschichte!
Lg
Erstmal mein Beileid, nachträglich.
Die Zusicherung, die ihr machtet, war richtig und gut und half ihm zu gehen.

Das du dich praktisch beim Organisatorischen nicht beteiligt hast, zeigt nur, dass es dich sehr mitgenommen hatte und Du nicht gewillt warst zu funktionieren, nicht funktionieren konntest. Du hattest nicht die Kraft dazu und dein Mann hat dich aufgefangen.(Denk ich Mal)

Du hattest nichts falsch gemacht, du musstest dich einfach zurückziehen. Vorwerfen musst du dir nichts. Du brauchtest diese "Auszeit" für Dich. Mit Egoismus hat es nichts zu tun, sondern mit starker Liebe zu deinem Vater.
 
Mein aufrichtiges Beileid, liebe @Wasserfrau77
Ich kann dir nur meine Sicht der Dinge schildern.
Bei mir war es umgekehrt, meine Mutter war nur halbwegs handlungsfähig
und mein Bruder war wie gelähmt als unser Vater starb.
Alles, was wichtig war, habe ich erledigt.
Das habe ich jedoch Mutter und Bruder nie übel genommen,
jeder geht in solchen Schocksituationen anders um.
Das ist kein Egoismus!
Als mein Vater starb, hatte ich so ein Gefühl,
als ob die Wand, an die ich mich immer anlehnen konnte -
um nicht in den Abgrund zu stürzen - plötzlich weg war.
Auch mir war mein Mann eine große Stütze,
aber überlege mal - im Gegenteiligen Fall würden wir ja das für unsere Männer auch tun.
:trost:
 
Ich danke euch für die lieben Worte. Meine beiden Schwestern waren ebenfalls mit im Krankenhaus. Eine musste aber dann zu ihren Kindern nach Hause und die jüngste Schwester (31) hatte nicht die Kraft mit hinein zu gehen und blieb diese Stunden vor der Intensivstation mit ihrem Freund sitzen und litt dort.
Im Nachhinein denke ich, hat jede von uns genau das getan, was vielleicht jeweils unsere Aufgabe war. Ich - dabei bleiben und beide, Mutter und Vater, halten, und die beiden Schwestern alle Gänge danach mit meiner Mutter machen. Ich hoffe, ich sehe das richtig. Jede machte das, was sie am besten konnte.
Danke!
 
Ich danke euch für die lieben Worte. Meine beiden Schwestern waren ebenfalls mit im Krankenhaus. Eine musste aber dann zu ihren Kindern nach Hause und die jüngste Schwester (31) hatte nicht die Kraft mit hinein zu gehen und blieb diese Stunden vor der Intensivstation mit ihrem Freund sitzen und litt dort.
Im Nachhinein denke ich, hat jede von uns genau das getan, was vielleicht jeweils unsere Aufgabe war. Ich - dabei bleiben und beide, Mutter und Vater, halten, und die beiden Schwestern alle Gänge danach mit meiner Mutter machen. Ich hoffe, ich sehe das richtig. Jede machte das, was sie am besten konnte.
Danke!
Ist richtig. Es ist auch gut, dass du so denkst. Die Dinge sind in dem Moment so, wie die Dinge im Moment sein sollen. Der Moment kennt kein Falsch

Mich würde erstmal interessieren, von welchem zeitlichen Rahmen wir sprechen. Wie lange ist es her?
 
Es ist doch eine schöne Vorstellung, dass wir dem einen Kraft geben und sie von einem anderen bekommen. Wir helfen uns gegenseitig, es muss und kann nicht immer 1:1 sein, aber wir sind füreinander da. Solche Geschichten - Danke für`s Teilen - machen mir Mut, dass wir Menschen in der Stunde der Not präsent sind und so offen und frei lieben können.
Beileid zu deinem Verlust mit deinem Vater :trost:
 
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Möchte gerne mit euch meine Erfahrungen teilen, die ich gemacht habe, als mein Vater plötzlich verstorben ist. Meine Mutter und ich waren im Krankenhaus dabei. Ich hatte davor noch nicht einmal einen toten Menschen gesehen, geschweige denn jemanden sterben sehen. Ich dachte immer, dass es nur einen Moment dauern würde, aber das war ganz anders. Er war nach einer Gehirnblutung nicht mehr ansprechbar und atmete sehr schwer. Über einige Stunden standen wir am Bett. Da war noch nicht wirklich klar, dass er an diesem Tag sterben würde. Nach und nach atmete er weniger. Die Pfleger meinten dann, dass es zu Ende gehen würde. In einem Arm hielt ich meine Mutter und die andere Hand hatte ich auf sein Herz gelegt. Wir sagten beide, dass er gehen darf, und wir das sicher alleine schaffen werden. Er soll sich keine Sorgen machen und dorthin gehen, wo es für immer schön ist. Nach einer Weile hörte er auf zu atmen. Dann kam diese so lange Zeit, in der sein Herz noch schlug. Es dauerte für mich so schrecklich lange, bis ich sein Herz nicht mehr spüren konnte und es wirklich vorbei war. Der Pfleger brachte eine Kerze und öffnete das Fenster. Dann sind wir ohne Worte mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus weggefahren.
In den nächsten Tagen war ich sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich fand mich sehr egoistisch, aber ich konnte meiner Mutter und meinen Schwestern nicht besonders viel bei den organisatorischen Dingen helfen. Es war, als hätte man mir durch meine Hände meine komplette Kraft entzogen. Batterie total leer! Es wurde natürlich wieder besser. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich meine fehlende Energie von meinem Mann heraus zog. Irgendwie fand ich das falsch, aber er meinte nur, dass es für ihn selbstverständlich sei, mir so zu helfen.
Wie ging es euch mit solchen Situationen? Vielleicht mag ja auch jemand von euch etwas dazu sagen?
Danke für das Lesen meiner Geschichte!
Lg
Toll habt ihr das gemacht.Wie stolz muss der Vati auf euch alle sein!Von Herzen drücke ich euch alle dolle lieb.
 
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