Behinderte Menschen

Hi,

irgendwie haben alle Menschen auf der Welt eine "Be-hinderung" (Vorübergehende oder Lebenslang), von blutende Finger, Migräne, Krankheit, Hunger, Dick, Lernschwierigkeit, Neid, schwerhörigkeit, Kreislaufbeschwerden, Aids.... , fehlendes Bein, Lähmung, "Geistes"-Behinderung, Altheimer.... usw.
Wenn der Mensch auf dieser Welt überhaupt keine "Be-hinderung" hätte, was hätte er/die auf dieser Welt zu suchen? Eigendlich erst durch Be-hinderung werden wir bewusst, z.B. religiös, spirtuell, tolerant.....

Herzliche Grüsse
Bernd
 
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Hallo zusammen,
bin heute hier hergesurft und auf dieses Thema gestoßen. Sehr vielfältige Ansichten konnte ich lesen.

Ich selbst bin Mama von zwei Kindern. Eines davon ist unheilbar erkrankt, hat aufgrund seiner Erkrankung eine geistige und z.Zt. noch nicht allzu ausgeprägte Behinderung. Durch meinen Sohn erst habe ich lernen dürfen, was es heißt einen anderen Menschen bedingungslos zu lieben. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.

Ich denke "behinderte" Menschen werden jeglicher Art werden am meisten von ihrem Umfeld behindert. Sie werden angegafft wie ein Tier im Zoo, es wird getuschelt und was meiner Meinung nach am schlimmsten ist, ihnen werden teilweise sogar Gefühle abgesprochen "Der/die kriegt das doch eh nicht mit!". Als "Teilbetroffene" hab ich gerade zu Anfang massive Probleme damit gehabt. Wenn mein Sohn sich im Laden auf den Boden geworfen hat und geschrien hat, die Leute uns anstarrten, den Kopf schüttelten wegen eines so "ungezogenen" Kindes und der unfähigen Mutter, fühlte ich mich sehr schlecht. Mittlerweile sehe ich diesen Leuten direkt in die Augen und wenn sie nicht aufhören zu glotzen obwohl sie erwischt wurden, frage ich sie direkt, ob es ein Problem bezüglich mir oder meinem Sohn gäbe. Das führt dazu dass sie sich rumdrehen und über eine so unmögliche, freche Person schimpfen und gehen.

Nur ein Bruchteil der Menschen kommen wirklich mit Behinderten in Kontakt. Man sieht sie und das wars. Mit ihnen arbeiten, reden, spielen, sie berühren - wieviele machen das schon? Man kann nicht allen einen Vorwurf machen, nur auf Toleranz und Achtung hoffen und wenn möglich das Gespräch suchen.

Behinderte Menschen unterscheiden zumeist nicht über "Behindert" und "Nichtbehindert" sie sehen in erster Linie den Menschen, ob er gutes oder weniger gutes will. Sie spielen keine Freude, keine Zuneigung oder Wut vor - sie sind ehrlich (und hier spreche ich vor allen Dingen die geistig Behinderten an). Wenn man sich bemüht, kann man von diesen Menschen mehr lernen als von allen anderen, man darf ihnen nur nicht jegliche Kompetenz absprechen.

Gruß
Marza
 
also:
Ich hab jetzt 1 1/2 Monate im Behindertenheim gearbeitet (um 2 Wochen sogar noch verlängert) und es war echt voll super.

Am anfang war es echt schwer und ich war kurz vorm aufgeben.
aber dann nahm ich es einfach mit humor, ich bekam sehr viel liebe und glück von diesen echt besonderen menschen zurück.

Beim verabschieden konnte ich gar nicht mehr aufhören zu weinen, und auch jetzt fehlen sie mir noch sehr!!!!

ich hab mir vorgenommen mindestens 1 mal im monat zu besuch zu ihnen hinauf zu fahren.

ich hab auch doppelt so viel geld bekommen, als am anfang ausgemacht war.

Echt eine tolle Erfahrung, die sich in meinen nächsten Ferien FIX wiederholen wird!!!!

alles liebe, yvonne :kiss4:
 
Mein Sohn hat einen guten freund, ein Kind mit Down-Syndrom. Und dieser Jung symbolisiert für mich die Sonne. Er ist ein richtig toller Typ und alle die ihn kennen lieben ihn sehr. Er ist absolut wichtig für uns und wo er auftaucht, werden die Menschen weicher, glücklicher und es wird viel gelächelt - nicht belächelt sondern richtig gelächelt. Diese Energie kann nur er verbreiten und ich wünschte mir, er würde sein Leben als vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft verbringen können.
Im übrigen ist mir noch nie klar geworden, warum ein Unterschied zwischen Behinderten und "Normalen" gemacht wurde. Wir sind alle imperfekt.

July :daisy:
 
ich frage mich warum behinderte überhaupt so ein heikles thema sind... das sind stinknormale menschen deren körper halt "etwas" beschädigt ist...

(hört sich etwas gefühllos an aber ich kann es nicht anders ausdrücken)

ich ekel mich doch auch nicht vor nem kaputten handy -.-
(soll eher als beispiel dienen-das ekeln nicht so ernst nehmen)

dieser post könnte sehr leicht missverstanden werden...
 
Hallo,

Ich habe vor mehreren Jahren, drei Monate ein Praktikum in einer Schule für körperlich und geistig Behinderte Kinder gemacht.
Ich hatte bevor ich das Praktikum begonnen habe, wirklich Angst keinen Zugang zu den Kindern zu finden, Angst das mich ihr Schicksal zu sehr belastet und ich nicht mit all dem klar kommen könnte. Ich hatte zuvor nie mit behinderten Menschen gearbeitet.
Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass all diese Ängste völlig unbegründet waren. Die Kinder waren derart zugänglich, mehr als es gesunde Kinder hätten sein können. Sie haben mich von Anfang an herzlich aufgenommen und mir gezeigt das ihre Welt für sie völlig normal ist. Und gezeigt das ein jeder von uns lernen kann es genau unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Sie nahmen mir meine Ängste ab. Für mich waren diese Kinder nie behindert. Ich hab sie gesehen wie sie waren, und alle waren sie wertvoll. Jeder von ihnen war einfach etwas ganz Besonderes. Auch wenn das übertrieben klingen mag, aber so ist und war es.
Das Schicksal der Kinder hat mich allerdings die ersten zwei Wochen wirklich sehr beschäftigt. Was natürlich auch Energie kostete. Ich musste mich durch die Akten der Kinder lesen und habe dort so manches erfahren, das mich tief berührte und Tränen kostete. Denn viele der Kinder sind gesund zur Welt gekommen und nur durch ihr soziales Umfeld so geworden.
Ich persönlich empfand diese Arbeit jedoch nie als Balast, die Kinder gaben mir soviel zurück, mehr hätte ich nie erhalten können. Es sind im Grunde nur Kleinigkeiten, und es sind Kleinigkeiten über die sich die Kinder erfreuen.
Ich muss ehrlich sagen, dass es das intensivste Praktikum gewesen ist und das ich dort an Leistung wohl mehr einbringen musste, als bei den anderen Praktikas. Aber diese Energie die ich verlor habe ich doppelt und dreifach wieder von ihnen und den positiven Erfolgserlebnissen zurück bekommen.
Ich bin sehr froh dieses Praktikum gemacht zu haben. Diese Erfahrung hat mich um einiges belehrt und weiter gebracht. Und hätte ich keine gesundheitlichen Probleme, würde ich sofort mit behinderten Menschen arbeiten wollen.

Ich denke das es wichtig ist, seine Gefühle und Emotionen die verbunden mit den Schicksalen und Fällen der Kinder/Menschen sind, sehr wohl freien Lauf zulassen. Aber irgendwann sollte man einen Weg finden und lernen auch hiermit umgehen zu können. Den Energie kostet es mich nur dann, wenn es an meine Substanz geht. Ich habe beispielsweise, als ich bemerkt habe, dass es mich nicht los lässt, nach der Arbeit immer geduscht. Dies war eine Art Ritual um abzuschalten. Ich habe sozusagen alle Erlebnisse die im Zusammenhang mit diesem Praktikum standen von mir abgewaschen. So habe ich mich frei gemacht um wieder klare Sicht auf die anderen Dinge zu erhalten.


Liebe Grüße Hamied :)
 
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Hallo Gunnar,
dein Handy-Vergleich hat mich erheitert... :kiss3: , aber ich habe schon verstanden, wie du es meinst.
Ich glaube, dass du aus der Perspektive eines reinen Zufallsbeobachters heraus schreibst. Oder hast du private Kontakte zu Pflegebedürftigen oder schwer Körperbehinderten?

Trotzdem kann es schon vorkommen, dass man jemanden vom Ansehen/Aussehen her eklig findet. Was ich dabei wichtig finde, ist, diesen Menschen nicht zu zeigen, dass ich erschrocken bin oder mich ekle. Ich behandele alle mit Respekt.

Und ich kann inzwischen an JEDEM Menschen nette Dinge finden.
In der Pflege habe ich auch einen Mann zu betreuen, der sehr unästhetisch isst, was köperlich bedingt ist. Ich reiche ihm das Essen an, konzentriere mich nicht allzusehr auf seinen Mund und rede nett mit ihm. Das hat sich so eingespielt, dass wir miteinander auch scherzen können und uns wohlwollend begegnen.

Da ich ihn nun als Mensch ein wenig kennengelernt habe, ist das Ekelgefühl kleiner geworden.

Jedoch würde ich nicht soweit gehen, dass ich sage, dass Ekel nicht vorhanden ist oder dass man da komplett drüber stehen kann oder muss. Das ist individuell verschieden.
Wobei ich mir sicher bin, dass die Mutter dieses Mannes sich nicht vor ihm ekelt. Sie sieht ihn mit dem Herzen und hat ihn zeitlebens als ihren Sohn, ihr eigen Fleisch und Blut, betreut...

Was hamied schrieb, kann ich bekräftigen.
Wenn man erstmal mit allem vertraut ist, wird es ein ganz normaler Umgang. Und die Reaktionen auf die anderen Menschen sind viel ausgeprägter, offener und von Herzen als sie manchmal unter Nichtbehinderten untereinander sind. Ich empfinde bei meiner Arbeit eine große Dankbarkeit gegenüber allem, was ist.
Und ich hoffe, dass das durch meine ehrliche Beschreibung eines teilweisen Ekelgefühls nicht missverstanden wird.

liebe Grüße, Romaschka
 
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