Ich weiß, dass das zunehmend off-topic wird, aber eine ganz kurze Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen:
ein paar hundert Jahre wurden Frauen und Männer als Hexen und Hexer verbrannt, die sich nicht den vorherrschenden Werten konform verhielten.
Ich hab jetzt die verlinkte Doku nicht angeschaut, aber es taucht schon am Anfang Wolfgang Behringer auf, einer der ganz Großen der deutschen Hexenforschung, insofern gehe ich davon aus, dass der Tenor dem aktuellen Forschungsstand entspricht. - Oh, und dies zur Erklärung noch: ich war mehrere Jahre "zuständig" für die vorderösterreichischen Hexenprozesse, die Arbeit ist bis auf kleinere Veröffentlichungen nur nicht fertig geworden.
Rein von der Papierlage her, das heißt aus Sicht dessen, was sich an originalen Prozessakten - und das heißt auch immer aus Sicht des offiziellen Verwaltungsschriftguts! - in den Archiven findet, ist die Hexenverfolgung fast ausschließlich die Suche nach dem Sündenbock (für tote Tiere, kaputte Ernten, etc.). Nur ganz selten, und oft nur zwischen den Zeilen, schimmert in den Akten durch, dass im Volk eigentlich jeder gezaubert hat. Ich hatte mal einen Fall in der Nähe von Freiburg, da hat so ziemlich jeder gezaubert bzw. Zauberei in Anspruch genommen - nur die Hexe nicht, die es dann erwischt hat. - Was aber mit Sicherheit NICHT stimmt, ist das von Heinsohn/Steiger (zum Leidwesen aller mit dem Thema befassten Historiker/innen) Mitte der 1980er geprägte Bild von der "Vernichtung der Weisen Frauen". Die haben sich einfach nur den Hexenhammer geschnappt, in der Einleitung behauptet, es hätte keinen Sinn, die Prozessakten zu lesen, weil da stünde ja ohnehin immer nur dasselbe drin, und auf dieser einseitigen Basis haben sie dann diese These entwickelt.
Aber (sonst krieg ich von meinen Geistern wieder eins auf den Deckel): die Einschätzung eines Großteils der Opfer als Sündenböcke beruht auf der Papierlage, die die Realität nur teilweise wiedergibt. Die Heiler und volksmagisch Tätigen hat es mit Sicherheit trotzdem gegeben, und sicher sind auch welche von denen in die Prozesse hineingeraten. Es gibt also eine Schnittmenge zwischen diesen beiden Personengruppen, aber die Personengruppen sind nicht identisch, i.e. es ist nicht Hexe/r = Heiler/in, und es ist auch nicht: nonkonform lebend = Hexe/r. Die Gruppe der unschuldig Hineingeratenen dürfte um ein Vielfaches größer sein.
Was m.E. viel mehr zur "Moderne" und zur "Entzauberung der Welt" beigetragen hat, ist die Aufklärung - also das, was nach den Hexenverfolgungen kam - mit ihrem Bestehen auf Rationalität, Erklärbarkeit, etc. etc.
Sorry - doch etwas mehr als ganz kurz ... bei dem Thema kann ich immer die Klappe nicht halten ... im Zweifel als OT einfach überlesen.
LG
wolfswald