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Farid
Guest
Hab in dem Buch "Schamanen zwischen Mythos und Moderne" (Hrsg. Alexandra Rosenbohm) einen Teil gefunden, der sich mit dem Begriff "modern" auseinander setzt.
Hier mal ein Auszug:
Ist der Begriff "modern" wirklich so positiv, wie es uns überall vorgeschwafelt wird? Wenn etwas heute modern ist, wird es in geraumer Zeit als alt verworfen.
Ich finde, es ist wichtiger die zeitlosen Werte zu erhalten. Nur so konnten Stämme über Jahrhunderttausende sich und ihre Umwelt erhalten.
Die Zivilisation ist mit ihrem Entwicklungssyndrom stets im Experimentierstadium.
Hier mal ein Auszug:
"Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde allgemein behauptet, in Sibirien gäbe es keinen Schamanismus mehr, vielmehr gehöre er den nutzlosen ideologischen Erinnerungen der Vergangenheit an. Diese Meinung vertrat man sowohl in der kommunistischen Sowjetunion als auch in den westlichen kapitalistischen Ländern. In der Mitte des 20. Jahrhunderts und sogar noch in den sechziger und siebziger Jahren wetteiferten die beiden ideologischen Systeme im Fortschrittsfieber um den ersten Rang. Als wichtigstes Ideal dieser Zeit galt die moderne Welt, die der Fotschritt - vor allem der technische Fortschritt - hervorbringen sollte.
Der Begriff "modern" wurde zu einem der meistgebrauchten Schlüsselwörter des 20.Jahrhunderts und übte - durchweg positiv besetzt - eine fast magische Anziehungskraft aus.
"Modern" zu sein, bedeutete aber, jegliche Art von Tradition zu verwerfen, zu leugnen und zu zerstören. Im 20.Jahrhundert dem oft beschworenen "Zeitalter der Revolutionen" und revolutionären Veränderungen, ignorierte man jedoch die Tatsache, dass Modernität stets auch mit Zerstörung bezahlt werden musste. In den meisten Fällen ging die "fortschrittliche" Entwicklung mit der Zerschlagung der alten Strukturen einher. Die sozialen Gefüge veränderten sich vor allem dort, wo die Umgestaltung beschleunigt oder von politischen oder ideologischen Kräften durchgeführt wurde. Die Volkskultur war davon wahrscheinlich am stärksten betroffen. Den Verfechtern der Modernität waren die kulturellen Traditionen stets ein Dorn im Auge - vor allem in Sibirien, wo durch die alten Glaubenssysteme und Mythologien, die Heldenepen und Erzähltraditionen die Identität der ethnischen Minderheiten aufrechterhalten wurde. Der Schamanismus gehörte somit zu jenen traditionellen Elementen einer Kultur, die ausgerottet werden mussten."
Aus Teil I: Schamanismus in Sibirien ("Schamanismus in der Postmoderne" von Myhály Hoppál) Seite 69
Ist der Begriff "modern" wirklich so positiv, wie es uns überall vorgeschwafelt wird? Wenn etwas heute modern ist, wird es in geraumer Zeit als alt verworfen.
Ich finde, es ist wichtiger die zeitlosen Werte zu erhalten. Nur so konnten Stämme über Jahrhunderttausende sich und ihre Umwelt erhalten.
Die Zivilisation ist mit ihrem Entwicklungssyndrom stets im Experimentierstadium.