Bedeutung von Chiron

Chiron Themen nach MELANIE (Reinhart):

Ökologie
Biospiritualität
holistisches Denken
Einheit von Geist und Materie
Natur und Kultur
Wiederverbindung mit den Instinkten
Revitalisierung
Heilung
Inkarnation
Wiedergeburt
Akzeptieren der Sterblichkeit
Schamane
Priester
Mittler
aufgeben
Kreativität
Sexualität
animalische Natur
Fruchtbarkeit
suchen
wandern
Wildheit
Entfremdung
Pilgerschaft
Aussenseiter
Weg
Verlust
Opfer
Sündenbock
Fall aus der Gnade
Krankheit
Leiden
Schmerz
persönlicher Sinn
Dienst für andere
Verpflichtung auf das Leben
Initiation
Integration
Isolation
Einzigartigkeit
Anerkennen der Einheit
Unabhängigkeit
Berufung
Beitrag zum Ganzen
Lebenssinn
innerer Lehrer
Mentor
Guru
lernen, Schüler zu sein
lehren
aufziehen
Weisheit
Selbsterkenntnis
Fanatismus
Machtbesessenheit
predigen
Messianismus
Selbsterhöhung
"Besessenheit"
Hingabe an einen Zweck
irren
Hybris
Einseitigkeit
Gewalt
Stolz
Heldentum
verletzter Verfolger
Unterdrückung
vergebliche Kämpfe
Ziele
Prüfungen
Opfergänge
Wiederholungszwang
Übertragung
innere Spaltung
Flüchtling
Weigerung
Fragmentierung
Polarität
Konflikte
unversöhnliche Gegensätze
Bewusstseinserweiterung
Kairos (Gunst des Augenblicks)
ewiger Augenblick
Komplementarität

MELANIE REINHART meint zu Chiron:
Was Melanie Reinhart zu Chiron meint:
"Chiron symbolisiert das sowohl-als-auch und sucht das Entweder-oder zu heilen."
M. Reinhart bringt dieses Thema in Verbindung mit Venus (Stier und Waage). Venus vereint das Reich der Ideen (künstlerisch wie kulturell) mit dem der Sinne (Körper und Materie).
"Die chironische Konzentration auf der Suche nach Bewusstsein und schöpferischem Ausdruck von etwas Einzigartigem könnte ein destruktiver und isolierender Druck für die Frauen sein, deren instinktive Seite unterdrückt wurde (persönl. Anmerkung: nur für Frauen gewiss nicht). So fällt es schwer, eine neue Richtung einzuschlagen oder schöpferische Ideen zu verwirklichen, und die Folgen für Beziehungen sind katastrophal. Doch wenn Chiron im Transit oder im Radix stark gestellt ist, bringt er auch die Wiederverbindung mit dem Körper und den Instinkten. Eine gesunde Dosis Freude und venusische Zügellosigkeit bietet in Form von positiven Erfahrungen genug Erdung, um uns in die Lage zu versetzen, die Beschleunigung psychologischen Wachstums und die Verlagerung der Perspektive, die immer wieder mit diesen Veränderungen einhergeht, auszuhalten."
"Hier einige typische, nach Häusern sortierte Beispiele. Sie stammen von Menschen, die ihrer eigenen Ansicht nach durch eine Krankheit oder Krise im Zusammenhang mit Chiron wichtige Lektionen gelernt haben:
1. Haus: angemessene Initiative, angemessenes Handeln.
2. Haus: angemessene Werte, angemessener Gebrauch von Ressourcen.
3. Haus: angemessene Kommunikation, angemessene Denken und Sprechen
4. Haus: angemessene emotionale Bindungen und angemessene Einstellung zur Familie.
5. Haus: angemessener Selbstausdruck und angemessene Kreativität.
6. Haus: angemessene Form des Dienstes für andere, Achtung für den Körper.
7. Haus: angemessene Beziehungen.
8. Haus: angemessene Einstellung zu Tod und Sexualität.
9. Haus: angemessene Einstellung zu unseren Möglichkeiten.
10. Haus: angemessene Berufung und Beteiligung an der Gesellschaft.
11. Haus: angemessene Ideale und Freundschaften.
12. Haus: angemessener Verzicht."

Literatur:
- "Chiron- Heiler und Botschafter des Kosmos." Melanie Reinhart. Chiron Verlag. © 1993. Ersterschienen 1989.
 
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Was Dieter Koch zu Chiron meint:
"Chiron ist ein Philosoph und Weiser. Chiron sieht sich in einer unüberwindlichen Distanz zum Leben, findet keinen Identifikationspunkt im Weltgeschehen, wo er sich festmachen und in eine aktive Beteiligung eintreten könnte. Im wesentlichen bleibt er stets Beobachter und Frager. Es ist freilich nicht ganz einfach, wenn Chirons Kraft uns erfßt, uns in diese Leere außerhalb der Welt, in diesen nur Fragen stellenden, von jedem Eigeninteresse und jedem Einmischungsbedürfnis freien Geiteszustand hineinzulassen und ihn auszuhalten. Es kann durchaus ein depressives Fragen nach dem Sinn des Lebens werden. Man weiß nicht mehr, wozu man überhaupt da ist und lebt. (...)
Der Kentaur ist der Inbegriff spontaner Lebenskraft. Diese ist hier also `gestört`. Diese philosophische Unterbrechung oder `Störung` der spontanen Lebensimpulse braucht aber nicht notwendig einen depressiven Charakter zu implizieren. Sie kann nämlich frei gewählt sein. Chiron fragt zwar ständig und überall dahinter, und er tut dies mit großem Ernst, aber er kann es auch ohne Sentimentalität tun und mit großer Milde und Freundschaft sich selbst und den Menschen gegenüber. Chiron kennt Wärme. Er versteht die Menschen, das Leben, seine Schwierigkeiten. (...)
Es ist viel von Chirons Verwundung und Todessehnsucht geschrieben worden. Der Kern der chironischen Kraft wird damit wohl nicht getroffen. In erster Linie handelt es sich um ein vom spontanen Leben sich distanzierendes, nach Gründen und Hintergründen fragendes und Weisheit suchendes Dasein. Es kann allerdings sein, dass solche chironische Lebenseinstellung durch Verwundungen und Schicksalsschläge verursacht wird. Chiron geprägte Menschen wurden vielleicht irgendwann dessen, weswegen es für sie lohnte, zu leben, beraubt. (...)
Die Früchte unseres Leidens können in chironischer Weisheit bestehen. Es ist aber auch denkbar, daß umgekehrt eine chironische Lebenseinstellung Verwundungen erst nach sich zieht. Weil bei Chiron die Lebenskräfte nur spärlich fließen - wer spontan draufloslebt, denkt normalerweise wenig -, können Verwundungen wohl leicht die Identifikation mit dem Leben vernichten. Es kann auch vorkommen, daß man Verwundungen gerade dadurch anzieht, daß man zu wenig spontan und präsent im Leben steht und gern abwesend und in Gedanken versunken ist. (...)
Also Chiron hat oft mit dem Leiden am Leben und mit der Suche nach Weisheit zu tun.
Das Chironische, im weiteren, astrologischem Sinne, zeigt sich in der christlichen Lebenshaltung auch im Gefühl der Sündigkeit und Nichtigkeit des Menschen, in der die Gefahr eines ewigen Leidens und ewiger Verdammnis liegt, sowie in er daraus resultierenden Demut und Selbstdemütigung. Das Mönchtum ist eine typisch chironische Angelegenheit, die allerdings ins rein Saturnische entarten kann. (...) Was uns hindert auf dem Weg zur Weisheit, ist immer wieder Furcht. In Träumen nimmt sie Gestalt von Ungeheuern an, die man nicht nur töten muss, sondern gleich auch auffressen, d.h. energetisch `aussaugen` sollte. Nur so ist eine `Integration des Schattens` effizient möglich. (...)
Krieg ist eine pervertierte Form der Begegnung mit sich selbst und der Suche nach Selbsterkenntnis. Nicht umsonst übt die Armee auf viele Menschen eine magische Anziehung aus. (...) Die Hierarchien der Offiziere sind nichts wesentlich anderes als entartete Hierarchien von spirituellen Gurus, auch wenn sie sich darüber selber nicht ganz im klaren sind. Was ist der Grund für ihre Existenz? Meist verhält es sich wohl so, dass, wer mit seinem inneren Krieg nicht zurecht kommt, sich in einen äußeren Krieg stürzt. Der Zusammenhang von Krieg und Spiritualität ist jedenfalls global gegeben. (...) Im Islam ist der `heilige Krieg` ein allgemein anerkannter Weg ins Paradies, wobei sich verschiedene Schulen natürlich nicht einig sind, wie konkret er zu verstehen ist. Der ferne Osten ist berühmt für seine Kampfkünste wie Wu Shu, Karate, Aikido usw., die in taoistischen und buddhistischen Klöstern entwickelt worden sind. Schließlich verdient auch der indianische `Weg des Kriegers`, wie ihn Castaneda beschreibt, Erwähnung. (...) Ohne `kriegerische Auseinandersetzung` mit den inneren Ungeheuern, gibt es keine Heilung von dem Leiden, die sie bewirken. Und ohne mit den inneren Ungeheuern ins Reine gekommen zu sein, ist es auch nicht möglich zu verstehen, was bei anderen Leidenden das Problem sein und wie man ihnen helfen könnte.
Und daraus ziehe ich nun den Schluß: Ist Chiron tatsächlich ein Heilerplanet, so ist er auch ein Kriegerplanet, zumindest in dem Sinne, daß er den Mut verkörpert, sich den seelischen Verwundungen, die sich in Ängsten zeigen und in Ungeheuern symbolisch manifestieren, zu stellen und sie kämpfend zu besiegen. Wahrscheinlich hat Chiron aber auch mit realen Kriegen zu tun."
Literatur:
- "Pholus. Wandler zwischen Saturn und Neptun." Robert von Heeren. Dieter Koch. Chiron Verlag. © 1995. Seite 60-63, 127. 130.
 
Was Tatjana Husek-Goese zu Chiron meint:

"Chiron. Prinzip Bewährung.
Chiron zeigt in unserem Horoskop, wo wir früher (im frühen Kindesalter, in pränataler Zeit oder in früheren Leben) eine Verletzung erlitten haben. Möglicherweise sind wir auf diesem Gebiet verunsichert oder ägstlich, als erwarteten wir wieder eine Kränkung. Deswegen wenden wir uns unbewusst eher dem `Göttlichen`, Spirituellen oder Transzendentem zu, statt uns mit unserem materiellen Dasein abzufinden. Doch es scheint einer unserer Aufgaben zu sein, uns dieser Verunsicherung zu stellen und zu entsprechender Sensibilität und Selbsterkenntnis zu gelangen. Die Entwicklung der Fähigkeit, Probleme zu analysieren, ermöglicht uns, auch anderen bei ihren Schwierigkeiten behilflich zu sein.
Nach Ansicht einiger Astrologen gehört Chiron statt Merkur als Herrscher in das Zeichen Jungfrau. Dies entspräche seiner heilenden Seite seines Charakters. Wegen seiner Weisheit, Spiritualität und Priesterlichkeit ordnen ihn andere Astrologen dem Zeichen Schütze zu.
Symbolische Entsprechungen Chirons:
Allgemein:
- Heilkunde, Reinigung, Gesundheit, gesunde Ernährung, Weissagung, Tarot, Chiromantie, Astrologie, Intuition, bewusstes Sterben.
Soziologisch:
- Menschen in heilenden Berufen, Menschen in lehrenden Berufen, Weise, Weissager.
Körperlich:
- Reinigung des Körper, Bauch, Darm."

Literatur:
- "Astrologie - Das Einsteigerbuch." Tatjana Husek-Goese.
 
Was Howard Sasportas über Chiron meint:

"Wo Chiron im Horoskop steht, ist auf den Lebensbereich hingewiesen, indem wir jeder Zurückweisung gegenüber empfindlich sind. Auf einer symbolischen Ebene erinnert das an das Ausgestossensein, das wir empfinden, wenn wir den Mutterleib verlassen und in die rohe Welt treten müssen. Gefangen in einem vereinzelten, abgetrennten physischen Körper, verlieren wir dieses Gefühl de Einheit mit allem Leben. Die Hausplazierung von Chiron kann anzeigen, wo für uns die Körperlichkeit zum Problem wird, wo unsere irdischen, physischen Triebe und Bedürfnisse mit unserer Sehnsucht nach etwas Transendentem, Reinem und Göttlichem in Konflikt geraten. Chiron, der Sohn von Saturn, war zwar zur Hälfte ein Gott, zur anderen aber ein Tier. Auch wir sind weder das eine noch das andere ganz, und die Hausstellung von Chiron kann darauf hinweisen, wo wir diesen Konflikt am unbarmherzigsten spüren. (...)
Die Hausposition von Chiron könnte uns zeigen, wo wir auf irgendeine Art und Weise verwundet oder beschädigt wurden, aber gerade durch diese Erfahrung zu einer Sensibilität und Selbsterkenntnis gekommen sind, die uns befähigen, auch andere Menschen besser zu verstehen und ihnen helfen zu können. Eve Jackson assozziert die Entdeckung von Chiron mit dem Aufkommen des allgemeinen Interesses für Psychotherapie, einen Beruf, der versucht zu heilen, indem er seelische Verwundungen aufdeckt. Und so hat Chiron in den Horoskopen vieler Heiler und Therapeuten tatsächlich eine auffallend starke Position.
Chiron bereitete die Menschen auf ein Heldenleben vor. Er lehrte nicht nur die Überlebenskunst, sondern auch das, was der Kultur und der Ethik förderlich war. Seine Schüler lernten es, in der Welt zu bestehen, sie waren aber auch dazu fähig, edle Taten im Dienst ihres Landes oder der Gemeinschaft, deren Teil sie waren, zu vollbringen. (...) Das Haus, in dem Chiron steht, ist der Bereich, in dem wir feurige Ideen mit praktischem Sinn und gesundem Menschenverstand in Einklang bringen müssen."

Literatur:
- "Astrologische Häuser und Aszendenten." Howard Sasportas. Knaur 1997. Ersterschienen 1985.
 
Was Frank Felber zu Chiron meint:

"Der Heiler und Lehrer. Höheres Wissen und praktische Lebensweisheit. Durch einen langen Leidensweg lernen, wie man seine Schwächen in Stärken verwandeln kann. Lehrt den Menschen, mit Hilfe von höherem Wissen immer bewusster zu werden. Ständig auf seine wunden Punkte hingewiesen werden und daran leiden.
Chiron steht für die ganzheitliche Heilung des Menschen und für das damit verbundene medizinische Wissen. (...) Chiron entwickelt Pläne für die Zukunft, damit das gesamte Potential bestmöglichst entwickelt werden kann. Man nimmt Opfer auf sich um anderen Menschen auf ihrem Lebenswegs vorwärts zu helfen. (...) Chiron steht füre Ausdauer, Geduds, Selbstbeherrschung, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein, Verzicht und Gründlichkeit. Er lehrt den effizienten Umgang mit jeglicher Energie. (...) Er lehrt, in sich zu gehen und sich von störenden Elementen der Umwelt fernzuhalten und zugleich aber die Weisheit und Kraft aufzubringen, um sich mit praktischer Lebensweisheit allen Herausforderungen der Realiät zu stellen. (...)
Bei Chiron bedarf es meistens nicht extra herausfordernder Aspekte oder sonstiger schwieriger Stellungen, da mir meine Erfahrung gezeigt hat, dass die Menschen so gut wie immer auf seine problematische Seite ansprechen. Erst bei großer seelischer Reife kommen vermehrt seine positiven Eigenschaften zum Vorschein. Chirons negative Seite zeigt sich in großer Verletzlichkeit und Empfindsamkeit, unter der man zu leiden hat. Dass Gefühl haben, dass einem niemanden helfen kann, sondern dass man ganz alleine mit seinen Problemen zurechtkommen muss. (...)
Vertreter des Planetenprinzips sind Lehrer, Ärzte, Ernährungsberater, Masseure, Berater, spirituelle Eingeweihte, Weise und Magier. Komponisten und Arrangeure. Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden.

Umlaufzeit: 50, 5 Jahre. Durchmesser am Äquator: 288 km."
Frank Felber bringt Chiron auch in Verbindung zur Handlesekunst und Astrologie. Ebenso Kampfsport, Ernährungslehre.
Seiner Meinung nach, verkörpert Chiron auch viele Eigenschaften, die man sonst Saturn zugeschrieben hat, wie Gründlichkeit, Verantwortung, Ausdauer oder Bescheidenheit.

Literatur:
- "121 Himmelskörper" Frank Felber. Jupiter+Uranus Verlag 2003.
 
Was Eva Stangenberg zu Chiron meint:

"Seine Stellung in unserem Radix zeigt uns nun, wo wir die Spaltung, unsere Wunde, erfahren, wo wir aber dadurch auch die Chance haben, sie zu überwinden, heil zu werden. Und dadurch wird es möglich, mittels der geistigen Erkenntnisfähigkeit des Uranus die Einheit von Körper und Geist nicht nur in uns, sondern in allem, was ist, wahrzunehmen. (...) Bei Chiron geht es nicht darum, durch harte Arbeit am Thema zur Meisterschaft zu gelangen wie bei Saturn, oder durch Lösung von Traumata gebundene Energien zu befreien wie bei Pluto, sondern durch Annahme dieses Mangels `heil` zu werden. (...) Unsere Erfahrungen mit unserem Mangel und die Annahme dieses Mangels machen es erst möglich, andere, die ähnliche `Probleme` haben, zu verstehen. (...) Wir schenken anderen unser Mitempfinden, unser Verständnis, unsere Erfahrungen und können ihnen damit helfen. Damit `opfern` oder schenken wir nicht etwas, wodurch wir ärmer werden, im Gegenteil, wir `gewinnen` eine Verbindung, stellen Einheit her, wo vorher Abspaltung war."

Aus:
- "Chiron, der verwundete Heiler". Eva Stangenberg. In Meridian 4/98.
 
Chiron.

"Der berühmteste, nach Homer der gerechteste unter den Kentauren, auch vorzugsweise der Centaur genannt. Sohn des Saturns und der Philyra, einer Tochter des Oceanus. Um seinen Umgang mit Philyra seiner Gemahlin Rhea zu verbergen, hatte Saturn sich in ein Pferd verwandelt, weshalb der Spross dieser Umarmung zur Hälfte die Gestalt eines Pferdes hatte. Dies ist jedoch erst spätere Vorstellung und Sage, bei Homer ist von der Rossgestalt der Centauren noch keine Rede.
Chiron war mit Chariclo, der Tochter des Apollo oder des Titaniden Perses, vermählt, und hatte von derselben einen Sohn Carystus und zwei Töchter, Ocyrrhoe (nach Anderen Melanippe) und Endeis, welche Gattin des Königs Aeacus wurde; auch die Nereide Thetis, Peleus` Gemahlin, wird von einigen für seine Tochter gehalten. Er wohnte auf dem an Heilkräutern reichen Berge Pelion in Thessalien, und es stammt hier das heilkundliche Geschlect der Chironiden von ihm ab. Er ist, von Apollo und Diane selbst unterrichtet, kundig der Jagd, der Musik, der Gymnastik und der Weissagung. Hierin unterichtet er den Heldenknaben Achilles, ebenso den Jason, Aesculap, Actaon, Telamon, Peleus, Theseus, Medeus, Cephalus, Milanion, Nestor, Amphiaraus, Meleagor, Hippolytus, Palamedes, Ulysses, Menestheus, Diomedes, Castor, Pollux, Machaon, Podalirius, Antilochus, Aeneas. Ausgezeichnet ist seine Fürsorge für Peleus, seinen Enkel von seiner Tochter Endeis und ihrem Gemahl Aeacus. Er rettet ihn aus den Händen der übrigen Centauren, die ihn ermorden wollen, verschafft ihm sein Schwert wieder, das ihm Acastus verborgen hatte, verhilft ihm zum Besitze seiner Gemahlin Thetis, und schenkt ihm auf der Hochzeit eine gewaltige eschene Lanze, die später Achilles führte. Die Argonauten besuchen ihn auf ihrer Fahrt und er begleitet sie mit seinen Segenswünschen
Nach einem so thatenreichen Leben unterlag er dem Schicksal, welches ihm, dem Unsterblichen, den Tod bereitete. Bei dem Streit des Hercules mit den Centauren in der Höhle des Pholus ward Chiron, der herbei kam, um Frieden zu stiften, zufällig durch einen vergifteten Pfeil verwundet. Die Schmerzen die er litt, bewogen ihn Jupiter zu bitten, dass er ihn von der Untserblichkeit befreien möge, welches geschah, indem Jupiter dieselbe an Prometheus übertrug.

Aus: Vollmer Lexikon der Mythologie. Hoffmannsche Verlagsbuchhandlung. Stuttgart 1874.


In meinen - Antidischs - Augen ist bei der Geschichte von der zufälligen Verwundung von Chiron auch essentiell angedeutet, dass ein Heiler obacht geben muss, dass er bei der Hilfe-Gabe selbst nicht von einer Krankheit befallen wird. Durch die Verwundung Chirons, der herbei kam um zu helfen, wird gezeigt, wohin eine Hochmut des Heilens ihn, den Heiler, selber führen kann, zumindest ist es eine stets lauernde Gefahr sich selbst Verletzung auszusetzen oder sich eine Krankheit zuzuziehen. Ebenso die unweise Art, sich vor Verletzung nicht zu schützen. Auch war Chiron anscheinend gar nicht von den Beteiligten gebeten worden. Sodann gerät er in das Kreuzfeuer der Aktivitäten und wird verwundet. Andererseits, mit ein bisschen Deutelei liegt es auf der Hand, dass er seinen "Artgenossen" in weiser Manier helfen wollte, indem er nicht etwa sich am Streit beteiligte, sondern schlichten wollte, Frieden stiften. Ob er es bei wildfremden auch getan hätte, bleibt zumindest ungewiss.

Es gibt sicherlich noch andere Möglichkeiten, den Mythos in dieser oder einer anderen Richtung zu interpretieren. Die Essenz des Mythos besteht in der Verwundung von Chiron, dem Heiler und Weisen. Wir müssen uns also fragen, wofür das stehen kann. Was für eine Allegorie ist das, welche Metapher.

Mir persönlich aber ist es zu unplausibel, zu überinterpretiert, die Verwundung von Chiron alleine darin zu deuten, wie ich es von einigen wenigen Seiten öfters höre, dass ein Heiler (oder auch normaler Mensch) anderen zwar zu helfen vermag, letztendlich selbst an einer Krankheit erkrankt, und dann unfähig ist, diese bei sich selbst zu heilen. Denn wenn im Mythos Chiron verwundet ist, dann ist er es der leidet, egal ob er anderen hilft. Es stellt sicher einen Teil des Mythos dar. Aber mir geht der Mythos durch diese Deutung nicht auf. Es erscheint mir wie eine Überinterpretation, vielleicht im Zuge der vorhanden Darstellungen über Chiron, und Darstellungen über Darstellungen von Chiron, oder gar willentlich in der Art getätigt, da man die Astrologie mit dem Mythos in Übereinklang bringen wollte. Oder ich habe mir selbst das närrisch eingebildet, das sich es geträumt habe in der Nacht, wie das erzählt wird, mit diesem sich nicht helfen anderen helfen.

Der springende Punkt ist die Verwundung von Chiron, und das, was daraus gemacht (gedeutet) wird.

Tatsache scheint: Erst nachdem Chiron ein Heiler geworden ist und schon lange war, am Ende seines Lebens gewissermaßen, zieht er sich die Verwundung zu.

Wenn man sich die astrologische Wirkung von Chiron anschaut, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, es gibt Übereinstimmung, oder es gibt sie nicht. Beides muss genauestens und aufrichtig geklärt sein.

Ein mögliches Stichwort könnte auch das Zurückholen auf den Boden der Tatsachen sein.
Ansätze, wie von Dieter Koch, sind vielversprechend. Wo es darum geht, dass ein Kentaur von uns Besitz ergreift und wir an der fortwährenden Aufgabe, die uns dieser Kentaur stellt, solange leiden, wie wir darum keine Erfüllung erlangen. Wenn wir einsehen, dass das vom Kentaur gestellte Ziel nicht erreichbar wird, müssen wir den Kentaur in uns töten. Daraus entsteht eine grosse Verletzung, weil wir unseren Traum (Ziel) aufgeben müssen.
Wir finden diese Art Verletzung ebenso aus der Sicht von spirituellen Lebenskonzepten. Man findet mit der Zeit heraus, dass das allgemeine Leben und der normale Alltag eine große Verführung darstellt, man strebt stets das Ziel des glückvollen Momentes neu an, um stets wieder zu spüren, dass das Ziel nicht aufgeht. Wir stoßen uns immer an einem unbestimmten nicht einzulösenden Gefühl, einer Sehnsucht. Beginnen wir dann Meditation oder ähnliches und kommen dem seelischem Klima näher, müssen wir dazu diesen Alltag für die Ebene der Meditation aufgeben, was nicht leicht ist.

Ein interessantes Element bei der Betrachtung von Chiron als Unsterblicher ist seine Eigenschaft, dadurch göttlich zu sein. Götter verändern ihren Charakter nicht, sie bleiben, was sie sind. Sie leben in einem ewigen Augenblick. Chiron, als Verwundeter, wird aus dieser Augenblicklichkeit des Ewigen heraus gestossen. Im Mythos durch einen Zufall (sofern wir nicht eine andere Deutung heranziehen).

Die Interpretation über den Schluss des Mythos, wo Chiron mit Prometheus tauscht ist erst in den Anfängen. Möglicherweise gehört dieser Teil den originalen Mythen um Chiron nicht mehr an, und hat dennoch symbolischen Aussagewert, aus ähnlichen Gründen, wie man seinerzeit diese Geschichte an den Originalmythos anhängte.

Jedenfalls, die Deutung des Mythos über Chiron kann noch nicht für abgeschlossen gelten und wir sollten darin einen Glücksfall sehen, obwohl schon viele Übereinstimmungen gefunden sind. Vielleicht müssen wir vermehrt auf den Zusammenhang einzelner Mythen achten, um vielleicht auch mehr über die Grundymbolik zu erfahren. Neuzeitliche Mytheninterpretationen, ebenso wie die berühmten von G. Schwab, können uns ebenso dienlich sein wie die Originaltexte, da sie verhältnismässig unvoreingenommen (symbolische) Essenzen herausfiltern. Obgleich wir uns dessen natürlich bewusst bleiben sollten, aus welcher Quelle etwas genommen ist.

Die griechische Mythologie stellt einen Fundus dar, den ersten großen Fundus der Erklärungen der Schöpfung. Ernstzunehmend ist dieser Fundus, da die Griechen insofern nichts erfanden, sondern sie fügten Geschichten zu einer (gefühlten) Struktur zusammen, welche im Zusammenhang nicht etwa den Menschen losgelöst von kosmischen Verhältnissen betrachtete (also keineswegs allein psychologisch), sondern der mensch ward geradezu in diese kosmischen Verhältnisse eingebettet. Alle Mythen der Griechen erklärten den Bezug des Menschen zu dieser Ordnung, selbst wenn der Mensch nicht im Mittelpunkt einer dieser Geschichten steht. Der Blick der Griechen war überaus auf konkrete, irdische Lebensverhältnisse gerichtet und alle Geschichten sollten lebensnah wirken; in der Weise ist es eine grossartige Kunst, wie man etwa solche Archetypen wie einen solch geschmeidigen, sonnigen Apoll vorfindet. Die Griechen haben das alles einfach eingefangen. Für mich ist es die Frage, ob die antiken Griechen mehrheitlich mit dem kosmischen Geist in Verbindung standen oder es nur einige wenige waren, die dann die Sagen erzählten, die Tempel bauten und jene Archetypen tatsächlich auslebten.
 
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Über die Pfeile, Asclepius und die "Lehren" des Apollos.

In anderer Weise habe ich bei Michael Köhlmeiers "neue Sagen des klassischen Altertums", der vorzugsweise nach Homer arbeitet, eine kurze Episode gelesen, wo es um die Ernennung von Asclepius zu einem Gott der Heilkunst auf dem Olymp ging. Asclepius hatte seine Lehrzeit bei Chiron vollbracht. Chiron galt als Lehrer, der sich der Theorie, der Forschung verschrieben hatte. Asclepius neigte dagegen sehr zur Praxis. "Forschung", pflegte er zu sagen, "kann doch nur einen Zweck haben, nämlich zu heilen." Bald war er ein berühmter, weit geschätzter Arzt. Er half Leuten, die keine Hoffnung mehr hatten. Er linderte, tröstete. Er heilte. Apoll war sehr stolz auf seinen Sohn und machte oben auf dem Olymp in Anwesenheit des Zeus einen Vorschlag.
Apoll argumentierte: "Seht ihr, ich und meine Schwester Artemis, wir sind dafür da, um den kranken, alten Menschen den Pfeil zu senden", den sanften Pfeil meinte er. Apoll und Artemis haben nämlich unter anderem die Aufgabe, den Menschen, wen er alt und krank ist, vom Leben in den Tod zu befördern. "Warum kann es nicht umgekehrt sein?" sagte Apoll. "Warum können wir, die wir sonst immer Leben verkürzen, waarum können wir nicht auch Leben verlängern?" (Im weiteren Verlauf sagte Zeus natürlich Nein dazu). Apoll akzeptierte und ging hinunter zu Asclepius und sagte zu ihm: "Tue du dein Handwerk, übe deine Kunst aus. Du stehst unter meinen Schutz." Es gelang dem Meister Asclepius, Menschen wieder ins Leben zu holen, Menschen die nicht mehr atmeten, deren Augen schon gebrochen waren. Übrigens hatte dann bald Hades etwas dagegen. Ihm störte es noch nicht mal, dass Asclepius Menschen aus dem Totenreich zurückholt. Aber es stört mich die offensichtliche Ungerechtigkeit. Entweder sind alle Menschen sterblich, oder alle Menschen sind unsterblich. Daraufhin, weil Zeus ansonsten auch schon etwas gegen Apoll hatte (und Asclipus stand unter Apolls Segen und Schutz), nahm er einen seiner Blitze und tötete den Arzt auf der Stelle. Apoll sann auf Vergeltung. Apoll zerstörte die Schmiede der Blitze und nun war Zeus wieder dran mit Vergeltung. Er schickte Apoll auf die Erde zu König Admetos. Diesem sollte er demütig dienen. Apoll lernte das Los und die Mühen der Meschen kennen. In der Zeit der demütigenden Dienerschaft verstrickte sich Apoll in eine Geschichte. Admetos verliebte sich in Alkestis. Apoll wollte den beiden etwas Gutes tun. Das war sein größter Wunsch. Als Apolls Zeit auf der Erde vertrichen war, wollte er dem Admetos ein Geschenk machen. "Paß auf! Ich gebe dir das schönste Geschenk, das ich dir, wie ich glaube, geben kann. Ich werde in der Stunde deines Todes, wenn ich von den Moiren den Befehl bekomme, meinen sanften Pfeil auf dich abzuschißen, noch eimal zu dir kommen, und wenn du bis dahin jemanden gefunden hast, der an deiner Stelle sterben will, dann lasse ich dich leben."
Wir Menschen wissen, dass dies eine zweischneidige Gnade ist. Apoll war im Menschlichen noch nicht so sehr bewandert. Er lernte noch - und er mußte aus der Geschichte eine bittere Lehre ziehen.
Admetos und Alkestis lebten ein Leben lang zufrieden und glücklich, natürlich vergaß Admetos das Geschenk des Apoll nicht. Er hatte oft darüber nachgedacht, und die Gedanken waren wie eine Schleife in seinem Hirn. Er wußte nicht, wie er aus diesem Dilemma herauskommen sollte.
Und dann war es eines Tages so weit. Admetos wurde krank, und er wußte, er würde bald sterben müssen. Nun besuchte er seine Freunde, er suchte all diejenigen auf, denen er im Leben Gutes getan hatte, und sagte: "Wärest du bereit, für mich zu sterben?"
Natürlich war niemand bereit. Alles wollten sie ihm geben, doch nicht ihr Leben. Als die Stunde des Todes kam, stand Apoll vor ihm und sagte: "Was ist, Admetos? Hast du jemanden gefunden, der mit dir tauschen will?"
Alkestis aber lauschte an der Tür. Sie stürzte herein und sagte: "Was ist los? Worum geht es? Was muss geschehen, damit mein lieber Mann am Leben bleibt?" Da erzählte ihr Apoll von seinem Angebot. Alkestis: "Ich! Ich möchte für meinen Mann sterben!"
Admetos sagte: "Nein! Ich will doch nur deinetwegen leben! Ohne dich will ich nicht leben!"
Es war ein Dilemma. Apoll merkte, daß er großen Schaden angerichtet hatte.
Wie geht die Geschichte aus? Es kommt der Deus ex machina, der Gott aus der Maschine, in diesem Fall die Göttin. Persephone nämlich taucht aus der Unterwelt auf und schenkt Alkestis und Admetos noch je ein Jahr und versprach ihnen, dass sie danach beide gemeinsam sterben würden wie Philemon und Baukis.
Euripides erzählt die Geschichte anders zu Ende. Sein Stück Alkestis war ja eigentlich als Satyrspiel geplant. Ein lustiger, sauffröhlicher Herakles ringt darin mit dem Tod, besiegt ihn - wer hätte etwas anderes erwartet - und gibt Alkestis an Admetos zurück. (Leider erzählt Köhlmeier da sehr wenig zu - es sind in der Tat die einzigen Andeutungen über die "andere" Geschichte).
Apoll wandte sich nun ganz seinem Orakel in Delphi zu und gab dort Ratschläge an die Menschen, vorsichtige Ratschläge. Er wollte ja nicht wieder etwas falsch machen. Kein Wunder, dass seine Orakelsprüche oft so verschlüsselt waren.
Über dem Eingang ließ er eine Schrift anbringen, darauf steht: "ERKENNE DICH SELBST!"
Das ist der Wahlspruch dieses Gottes. Und zugleich , wie es heißt, ist es der klügste Rat, den Gaia je nach oben geschickt hat.
Das Gift der Pfeile.
Das Gift, welches Herakles für seine Giftpfeile benutzte, gewann er aus der Lernäischen Hydra und der Riesenkrabbe, gegen beide er kämpfte. Herakles schlug der Hydra einen Kopf nach dem anderen ab, und sein Neffe Iolaos brannte die Wunden aus, sodass kein neuer nachwuchs. Gleichzeitig trampelten sie im Takt auf die Riesenkrabbe herum, bis deren Panzer zusammenkrachte. Aus dieser verblutenden Hydra und dem Schleimsaft der zusammengekrrachten Riesenkrabbe mischte Herakles nach einem eigenen Rezept sein Pfeilgift.

Auszüge aus der Mythologie von: "Neue Sagen des klassischen Altertums - von Eos bis Aeneas". Michael Köhlmeier. 1997 © Piper.





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Ich selbst grosses pompöses, sehr gut, Spaß , bor, - schon lange vorher eingetippt, und jetzt einfach alles hier hin kopiert. Fertig. Sollte kein Monolog sein, könnt ihr zu dem zeugs oben: fragen, oder sagen, kommentieren und blah machen.

Viel Spaß oder wenn nicht, dann habt ihr jetzt endgültig die Schnauz` voll von Chiron, zugedröhnterweise. Lach mich tod bis auf dem boden kullernd, wg. wodka.

Liebe Grüße!
Antidisch.
 
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