Hallo Mr.B.Rasta,
langweilige Alltagsbeziehungen... Hm, ich denke die entstehen hauptsächlich dann, wenn man selbst mit sich nichts anzufangen weiß und darauf wartet, daß das gegenüber wieder ein wenig Schwung in die Bude bringt. D.h. die eigene Langweiligkeit wird auf den Partner, die Umwelt übertragen. Naja, zumindest habe ich das in meiner letzten Beziehung ganz gut hinbekommen. Mich erstens zu langweilen und zweitens natürlich hauptsächlich die Schuld beim Partner zu suchen. Klar, wir haben uns auch auseinander gelebt gehabt und die Beziehung existiert jetzt auch nicht mehr. Dennoch war es letztendlich auch eigenes Versagen. Mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Willen hätte es anders ausgehen können. - Wo dann aber auch beide dran interessiert sein müssen. D.h. eine Beziehung bedarf wohl auch der "Arbeit" - habe ich jedenfalls später lernen können. Oder Pflege, regelmäßigen Dünger. Und ich denke so manche Hürde läßt sich überwinden. was nun aber nicht heißen soll, daß man ewig aneinander kleben muß, wenn die Luft sozusagen raus ist. Doch das andere Extrem, gleich alles hin zu werfen, wenn es mal brenzlich wird, finde ich auch nicht so toll. Denn so wird man womöglich nie in die Tiefe gehen oder über seinen eigenen Schatten springen. Es ist dann lediglich ein Austausch von Menschen, der immer dann geschieht, wenn die schöne Oberfläche sich bei der einen Beziehung ein wenig abgenutzt hat.
Wenn ich jetzt also den Drang in mir verspüren würde, mich mit möglichst vielen Menschen vereinen zu wollen - dann bleibe ich frei, für mich. Unabhängig sozusagen. Oder es funktioniert nur in einer Beziehung, wo beide Partner dies ausleben und kein Problem damit haben. dann ist es sicher auch okay. Blöd ist es eben dann, wenn sowas nicht "vereinbart" wurde und nur einer liebt sich dann durch die Gegend und verletzt den Partner ständig damit.
Weiß nicht, wie alt Du bist. Ich bin 30. Bin vielleicht gar nicht sooo viel älter als Du?!
Ich kann mir, denke ich vorstellen, was es ist, was Du Vereinigung, Seelenkontakt mit anderen nennst. Ich weiß auch, daß es an der Seele zerren kann, wenn man sich in eine andere Person verliebt, während man in einer Partnerschaft lebt. Kenne ich auch. Und nichts ist ätzender, als dann Schuldgefühle haben zu müssen oder sich unterdrücken zu müssen, weil da ja noch jemand ist, den man verletzen könnte. Und dennoch hat der andere ja irgendwie Ehrlichkeit verdient, oder? Darum sehe ich es momentan so: wenn ich eine Beziehung eingehe, in der sowas wie Treue "verabredet" wurde, dann gehe ich diesen Kompromiß auch ein. Wenn ich mich trotz allem in jemanden anderen verliebe, dann muß ich sehen, wie ich damit umgehe. Zuallererst könnte ich mich ja fragen: warum ist das jetzt passiert? Was fasziniert mich so stark an der anderen Person, was ich nicht in mir und auch in meinem eigentlichen Partner nicht finden kann? Was passiert, wenn ich meinen Gefühlen jetzt freien Lauf lasse? Ist es nicht besser, mit dem Partner vielleicht darüber zu sprechen, es zu klären? Wobei da auch noch die Frage mitschwebt: kann ich mich in jemanden anderen verlieben, wenn die eigentliche Beziehung stimmig ist? Was ist es also, was mir noch fehlt? Usw.
Kaji