Authentizität "abtrainieren"?

Hallo ihr,

mich treibt schon seit längerem die Frage um,
ob man sich seine Authenzität abtrainieren
sollte.

-Wenn ja, warum?

-Wenn nein, warum nicht?

Ich weiss, dass es hier Personen gibt,
die auf ihre Authenzität stolz sind wie
auf einen neuen Geländewagen, aber mir
hat sie zeitlebens nur Probleme bereitet.
Oft hiess es:"Typisch Vogelkatze!"
Damit war mein freches Mundwerk und
mein ständiger Drang alles zu hinterfragen
"schuld".

Jetzt arbeite ich seit einigen Jahren daran,
mich zu "konditionieren", weise auch Teil-
erfolge auf, zumal man nicht so oft an seine
und anderer Leute Grenzen stösst, wenn man
nicht zu allem seine Ansichten kund tut und
auch in gewissen Punkten mehr erreicht, als
wenn man sich preisgibt.

Trotzdem bin ich (noch) nicht ganz zufrieden,
da ich teilweise unglaubwürdig werde wenn ich
gegen meine eigene Prinzipien verstosse. Obwohl
ich schon der Meinung bin, dass man eine einmal
gefasste Meinung auch ruhig mal revidieren darf,
wenn die Lebenserfahrung gezeigt hat, dass es
manchmal nötig ist.

Wie ist eure Meinung/Erfahrung dazu?



Lg. Vogelkatze

Trainiere Dich doch gleich selbst ab. :ironie:
Schmitt :)
 
Werbung:
Trainiere Dich doch gleich selbst ab. :ironie:
Schmitt :)

Du wirst sicherlich lachen.... soweit war ich schon fast. Weil ja an allem nur rumgekrittelt wurde an mir, egal um was es ging. Ist gar nicht solange her.

Ich hatte dann ein Einzelchoaching bei einer Personalerin, zuvor hatte sie ein Seminar abgehalten, wo ich in einer Gruppe drin war. Ja, und wie da mit mir umgegangen worden ist, sah ich dies als Konsequenz, dann habe ich mich abzuschaffen.

Als ich vorletzte Woche dann Einzelcoaching hatte, war das erste was ich zu hören bekam: "Ich erlebe sie sehr Autentisch", dies war als Lob zu verstehen.

Im Gespräch kam heraus, dass es ihr weh tat, wie man mich sah, das man da immer Dinge in mich reininterpretieren will, die gar nicht sind. Und somit zog sie mich eben ins Einzelcoaching, von der Gruppe weg, weil mir die Gruppe nix bringt.

Nix mit verbiegen, nur weil's andere vielleicht wollen oder ich unbequem bin (hätt ich eh nicht gepackt sowas, ich kenn mich ja auch ein wenig) ;) :)

:umarmen:
Neme.gif
 
lichtbrücke;3426452 schrieb:
M.E. ist Authentizität, hinter seiner Überzeugung zu stehen und sie klar zu vertreten. Alles zu hinterfragen ist nicht Authentizität ansich, sondern der Weg dorthin bzw. ein Teil des Weges.

Ein freches Mundwerk ist ein anderes Problem und hat mit Authentizität nicht das Geringste zu tun.

lichtbrücke

:umarmen::thumbup::danke:
 
Trotzdem bin ich (noch) nicht ganz zufrieden,
da ich teilweise unglaubwürdig werde wenn ich
gegen meine eigene Prinzipien verstosse. Obwohl
ich schon der Meinung bin, dass man eine einmal
gefasste Meinung auch ruhig mal revidieren darf,
wenn die Lebenserfahrung gezeigt hat, dass es
manchmal nötig ist.

Wie ist eure Meinung/Erfahrung dazu?



Lg. Vogelkatze

Hinterfrage, ändere Deine Meinung, mach alles was Du willst, aber mach es für Dich, damit Du Dich so annehmen und lieben kannst wie/ was Du bist.

Wenn Du glaubst etwas verändern zu müssen dann tu es für Dich wenn es Dir damit besser geht, aber nie für andre.

Niemand kann jedem und allen gefallen und wer mich nicht so annehmen kann wie ich bin soll es bleiben lassen.

Schönes Wochenende und lieben Gruß
 
Was verstehst du unter "Authentizität"?
Wenn man wirklich authentisch ist, dann wirkt nicht deine Angst oder deine Unsicherheit sondern dein "Wesenskern" sozusagen. Und wenn du wirklich in der Lage bist, diesen wirken zu lassen, merken die Menschen das und reagieren sicher nicht negativ darauf.
Was du jedoch beschreibst, sind Handlungen, die durch Angst, Unsicherheit etc. hervorgerufen werden. Und da wunderst du dich, dass andere negativ darauf reagieren?
Wenn du etwas tust, frage dich, wieso du das tust und was genau dich dazu veranlasst. Da gehört eine Portion Ehrlichkeit dazu, aber wenn du das wirklich kannst, wird dir auch klar werden, wieso die Menschen auf deine vermeidliche Authentizität negativ reagieren.

Deine Versucht, dir das weg zu trainieren, können nur scheitern, wenn du nicht hinter die Ursachen und Beweggründe deiner Handlungen schaust.

Gruß,
Diana
 
Authentizität kann doch höchstens ein Problem werden wenn man Einheitsbrei sich als Massstab nimmt, aber wer macht das schon :rolleyes:
 
Danke Loop
für deine Antwort.:)

Das mit den Eltern...du hast Recht...
leider bin ich ein "Opfer" der damaligen
"Antiautoritären Erziehung", was der
Gleichgültigkeit und Egozentrik meines
Vaters sehr gelegen kam.
Ausserdem ist meine Mutter sehr früh
gestorben, so dass ich eigentlich beide
Elternteile selber ersetzen muss(te).
Bin also in jeglicher Hinsicht Autodidakt
und somit auch ein Spätzünder, obwohl
in vielem frühreif und eigenverantwortlich...

Naja, der Weg ist ja noch nicht zuende...;)


Lg. Vogelkatze


P.S.: Fahre gleich ins Wochenende, bin also
erst Montag wieder online...

Wünsche euch ebenso ein schönes WE...:)

hallo vogelkatze,
wenn ich das lese , werde ich neidisch, denn genau das hätte ich mir, für mich gewünscht. bin mehrere male von zu hause abgehauen , weil mich die autorität erdrückt hat. ich denke beide extreme sind nicht gut , wenn man keine regeln bekommt oder zuviele regeln , weil die eltern selbst ohne aufgewachsen sind und meinen, ihren kindern das überstülpen zu müssen, was dann völlig überzogen wird und garnicht notwendig ist .....
ein gesundes mittelmaß wäre das beste , aber wie findet man das ,wenn man es selbst nicht kennt ?
bei mir kommt es so an , dass du durch die hohe verantwortung ,die du als kind übernehmen musstest, einen teil deiner kindheit nicht ausleben konntest und dich ein gewisser druck , bis heute begleitet , immernoch verantwortung übernehmen zu müssen , die du nicht mehr möchtest und dein umfeld dich dafür bewertet und das nicht so einfach oder kommentarlos akzeptiert , aber ändern wird sich daran wohl nichts , denn auch die anderen wollen sich mitteilen und ihren meinung äussern. du tust es doch auch , davon gehe ich aus,wenn du über dein freches mundwerk schreibst. :D und du das ändern möchtest , vielleicht , weil es deinem inneren nicht mehr entspricht ....
 
Hallo Vogelkatze

ich kann noch hinzufügen: Es ist vielleicht sinnvoll, manchmal seine Authentizität zu schützen, d.h. meine echte Art wahrzunehmen, aber entscheiden zu können, sie jetzt nicht auszudrücken - was für mich etwas anderes ist, als meine Authentizität zu unterdrücken.

Beispiel: Letzten Dienstag starb eine alte Nachbarin, mehr oder weniger in meinen Armen, ich ging unbekümmert meinen Weg weiter, und wunderte mich über die große Freude, wie gickern, lachen, die ich empfand und das war die Seele, die sich freute und eigentlich, würde die Seele sich freuen, wenn auch die Angehörigen das wüßten, doch da stehen unsere kulturellen Konventionen dagegen (Trauer....), ich habe das heute als Karte geschrieben......so authentisch wie möglich (ganz ohne Trauer und Triefen...).

Andreas
 
Hallo ihr,

mich treibt schon seit längerem die Frage um,
ob man sich seine Authenzität abtrainieren
sollte.

-Wenn ja, warum?

-Wenn nein, warum nicht?

Ich weiss, dass es hier Personen gibt,
die auf ihre Authenzität stolz sind wie
auf einen neuen Geländewagen, aber mir
hat sie zeitlebens nur Probleme bereitet.
Oft hiess es:"Typisch Vogelkatze!"
Damit war mein freches Mundwerk und
mein ständiger Drang alles zu hinterfragen
"schuld".

Jetzt arbeite ich seit einigen Jahren daran,
mich zu "konditionieren", weise auch Teil-
erfolge auf, zumal man nicht so oft an seine
und anderer Leute Grenzen stösst, wenn man
nicht zu allem seine Ansichten kund tut und
auch in gewissen Punkten mehr erreicht, als
wenn man sich preisgibt.

Trotzdem bin ich (noch) nicht ganz zufrieden,
da ich teilweise unglaubwürdig werde wenn ich
gegen meine eigene Prinzipien verstosse. Obwohl
ich schon der Meinung bin, dass man eine einmal
gefasste Meinung auch ruhig mal revidieren darf,
wenn die Lebenserfahrung gezeigt hat, dass es
manchmal nötig ist.

Wie ist eure Meinung/Erfahrung dazu?



Lg. Vogelkatze

nei geht nicht führt zu frust und unlust
dann kommt der nächste klops und alles ist wieder hin
ne
wenn in dir blöde gefühle entstehen wegen irgendwelcher sachen gibts folgende möglichkeiten #schauen was man verbockt hat und gegebennenfalls korrigieren wenn man es für sinnvoll hält
wenn nicht ist eh okay
wenn schuldgefühle kommen sich dafür lieben
dass man unperfekt ist #denn man ist mensch...:)
wenn du dann dich selber lieben kannst wirds ganz einfach
denn dann liebst du dich eben mehr als deine schuldgefühle und selbstanklage
also authenzität bleibt für mich sag ich mal das höchste gut #
in dem masse in dem du sie aufgibst, gibst du auch deine lebensintensität auf und ab
 
Werbung:
Hallo ihr,

mich treibt schon seit längerem die Frage um,
ob man sich seine Authenzität abtrainieren
sollte.



Hallo, Vogelkatze!

Es ist ja so. dass jeder von uns als ein einzelner Mensch und als Individuum der Gesellschaft gegenübersteht. Das bedeutet, wir stehen in einer Beziehung zu anderen. Hier entsteht das Problem, wie die Beziehung gepflegt werden kann, ohne seine Echtheit zu verlieren. Ich finde, es ist eine regelrechte Kunst, darin die rechte Gewichtung zu finden.

Die eigene Echtheit, so könnte gesagt werden, liegt im Menschen quasi pur vor wie ein ungeschliffener Diamant in der Erde. Erziehung und Gesellschaft können unterdrückend oder veredelnd wirken, so dass im günstigen Fall aus dem Diamanten ein Brillant werden kann.

Eine andere Möglichkeit ist unsere Fähigkeit zur Selbsterziehung. Wir können trotz ungünstiger sozialer Bedingungen an uns selbst arbeiten und uns einen feinen Schliff verleihen.

Aber eine Selbsterziehung ohne den Einfluss anderer Menschen ist gar nicht denkbar. Auf einer einsamen Insel kann sich niemand selbst erziehen. Stattdessen brauchen wir uns gegenseitig, und was wir daraus machen, ist unserem Geschick überlassen.

Ich denke nicht, dass es eine Frage ist, sich in seiner Echtheit zu Gunsten anderer verbiegen zu sollen, sondern die Kunst besteht darin, seine Echtheit gerade an den anderen zu üben und nicht ungefiltert Grobes herauszulassen in der Ansicht, nur darin Echtheit zu finden. Dies Grobe sollte durch die Beziehung zu anderen Menschen zum Feinen geschliffen werden, etwa so, wie man in England den "Gentleman" hervorbringt oder bei uns den Kavalier gegenüber Frauen.

Es ist also eine Wechselbeziehung und es liegt an unserer Befähigung zur Selbsterziehung, wie sehr wir die Begegnung mit anderen zum Selbstschliff kunstvoll nutzen.

Also, seine Echtheit sollte gerade durch die Beziehung zu anderen geübt und gepflegt werden.

Solis
 
Zurück
Oben