Ausstieg - Hin zum Leben nach eigenen Vorstellungen

Dann erzähl ich mal aus der Zeit, wo ich Sozialhilfe-Abhängig war: Zuerst hatte ich studiert, habe kein BaFöG bekommen, musste jobben. Schliesslich habe ich soviel gejobbt, dass ich keine Zeit mehr für das Studium übrig hatte. Dann ist einer der Jobs ausgelaufen - ich hätte Zeit zum Studieren gehabt, aber das Geld hat nicht mehr gereicht. Dann bin ich zum Sozialamt gegangen. Diese meinten, ich müsse mich exmatrikulieren, um Sozialhilfe zu bekommen. Das habe ich getan, schliesslich wollte ich ja überleben. Aber da meine Jobs alle geringfügig waren, hatte ich auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld - und musste nun Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Das Sozialamt hat mich behandelt wie den letzten Dreck, mein Selbstbewusstsein sabotiert und mich genötigt, eine vollwertigere Arbeit anzunehmen. Das habe ich getan - schweren Herzens musste ich dafür in meinem Lieblingsjob kündigen. Sobald ich dies getan hatte, hat mein neuer Chef mich gemobbt ohne Ende, da ich ja keine Ausbildung hatte, meinte er, er dürfe das tun - ich wurde daraufhin schwerst-depressiv und war erst recht auf die Sozialhilfe angewiesen, da ja auch mein anderer Job weg war.
Da es mir auch psychisch total beschissen ging, hatte ich auch keine Chance einen anderen Job zu finden. Schliesslich habe ich das Sozialamt angebettelt, mir wenigstens eine ABM-Stelle zu besorgen. Als Antwort bekam ich dann einen Brief mit der Formulierung: "Wenn Sie sich weigern sollten, die von uns vorgeschlagene Stelle anzutreten.... " Hey, ich hatte sie doch darum gebeten, wieso sollte ich mich weigern? Ständig kamen irgendwelche Drohbriefe von denen.
Am besten fand ich es ja noch, dass ich mich zwar bewerben sollte, aber als mein PC kaputtgegangen war, habe ich nicht mal einen Zuschuss für einen Ersatz bekommen - aber einen Fernseher hätten sie mir bezahlt, damit ich mich zudröhnen kann. Mit dem kann ich mich aber leider nicht bewerben! Und schick mal heute eine handgeschriebene Bewerbung ab....
Das Sozialamt hat vieles getan, um mein Selbstbewusstsein kaputtzumachen. Da ist es kein Wunder, dass viele Langzeitarbeitslose NULL Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Wenn es dagegen eine Grundversorgung geben würde, die jedem zusteht - ohne die Kleinkriege mit den Ämtern, dann wären viel mehr Ressourcen frei, um etwas Sinnvolles zu tun!
Ich arbeite sehr gerne - in meinem jetzigen Beruf, an meiner jetzigen Stelle - und meine Grundüberzeugung ist, dass ein Beruf Spass machen muss, dass die Chefs vernünftig mit ihren Angestellten umgehen müssen und dass es keine Ausnutzung von Arbeitnehmern geben darf. Mit der Grundsicherung wären wir in diesem Punkt einen Riesenschritt weiter.

LG
Ahorn

Hallo Ahorn,
genau das ist auch das Anliegen dieses Grundeinkommens.
Ich hab da auch einiges durch.

Ich hoffe nun mal, daß es hier richtig verstanden wird.
Also keiner will beim Staat anzocken, im Gegenteil, einige übernehmen dann
sogar noch zusätzlich Jobs, um besser zu leben und zahlen Steuern dafür.

LG

Tim008

:morgen:
 
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Deswegen meinte ich ja, sich umfassend informieren wäre gut.
Ich habe fast alle Presentationen und Infos dazu gelesen.
Jeder hat so seine Auslegungsvariante, auch die Politiker.
Da alles sehr umfangreich ist, macht es hier auch nicht Sinn,
Texte rein zu kopieren.
Es wurde ja gerade geschrieben, der Mensch braucht eine Grundabsicherung und nicht das dauernde Gerenne zum Arbeitsamt.
Dann kann jeder in Ruhe weiter suchen und was dazu verdienen.
Wer es gelesen hat: Beim Zuverdienst werden dann Steuern gezahlt; ist doch voll in Ordnung. Sicher wird noch einiges an Zeit vergehen, bis es real wird, aber generell müssen die Systeme des Staates sowieso umgebaut werden.

:morgen:
Das kann nur dann funktionieren, wenn JEDER bereit ist, etwas zur Gemeinschaft beizutragen. Dieser Wille ist bei vielen Menschen leider nicht zu erkennen. Wie willst du genau diese rausfiltern? Denn diese sind es, die das System zum Scheitern bringen.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Gesellschaft auf Dauer bereit ist, Schmarotzer mitzuschleppen.
Die ganzen Auswüchse, wo bereits Arbeitslose - also Arbeitswillige, die keine Arbeit finden - zu Sozialschmarotzern abgestempelt werden sind solche Anzeichen.

Oder anders gefragt: Wie willst du Leute, die nichts tun wollen, dazu bringen, wo sie ohne einen Finger zu rühren ihre Grundsicherung bekommen - und die ihnen ohne Wenn und Aber zusteht?

Bitte versteht mich nicht falsch, es soll jeder gut leben. Aber es muss auch jeder seinen Teil zu einer funktionierenden Gesellschaft beitragen. Egal, wie dieser Teil aussieht.

Ich würde mich riesig freuen, wenn sich gelegentlich eine Leihoma/Leihtante finden würde, die mit unserem Kind 2 Stunden spazieren ginge. Selbst gegen Bezahlung ist das nicht so einfach. Aber erst da beginnt die Gesellschaft eine Gemeinschaft zu sein.

Wenn man selbst gegen Bezahlung Probleme hat, wie soll das erst ohne Bezahlung aussehen? Auf das läuft es nämlich raus.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
 
Ich denke, dass viele Menschen, die von öffentlicher Seite her den Stempel "Sozialschmarotzer" bekommen haben, sich erst daraufhin dahin entwickelt haben ("Wenn ich eh als Sozialschmarotzer gelte, dann darf ich mich ja auch entsprechend benehmen!") Diese Folge fände ich einfach nur menschlich.
Wenn wir aber den Stempel wegnehmen und sagen: "Jeder Mensch kann etwas für die Gemeinschaft tun!" Wird auch dieser Ausspruch Folgen haben - nun aber Positive!
 
Ich denke, dass viele Menschen, die von öffentlicher Seite her den Stempel "Sozialschmarotzer" bekommen haben, sich erst daraufhin dahin entwickelt haben ("Wenn ich eh als Sozialschmarotzer gelte, dann darf ich mich ja auch entsprechend benehmen!") Diese Folge fände ich einfach nur menschlich.
Wenn wir aber den Stempel wegnehmen und sagen: "Jeder Mensch kann etwas für die Gemeinschaft tun!" Wird auch dieser Ausspruch Folgen haben - nun aber Positive!

Ich glaub, das ist ein bisschen zu optimistisch.
Also ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass da so ein großes Umdenken stattfinden würde


Love
Mandy
 
Liebe Ahorn,

ich habe bewußt die Gruppe Pensionisten her genommen. Tatsache ist, dass der Generationenvertrag sagt, dass die Jungen Geld in die Pensionskasse einzahlen, das den Alten dann gleich wieder ausgezahlt wird. Also nix mit einsparen und selbst wieder rausbekommen.
Genau genommen, zahlen alle Erwerbstätigen deren Pension und bekommen dafür nichts. Doch, die Aussicht, eine ganz geringe Volkspension finanziert durch die Nachfolgegeneration zu bekommen.

Die Pensionisten gelten bei Gott nicht als Sozialschmarotzer - aber helfen tut trotzdem keiner - zumindest nicht regelmäßig und freiwillig und in jedem Ort.
Ausrede "Ich hab meine Kinder großgezogen, das muss reichen". Das bekommen teilweise sogar die eigenen Kinder zu hören.

Das stimmt mich sehr sehr skeptisch, dass euer vorgeschlagenes Konzept aufgehen kann. Zumindest nicht in den nächsten 10 Jahren.
 
Vielleicht würde es etwas länger dauern - mag sein, aber mit diesem Druck im Nacken wird es immer schlimmer! Und viele Pensionisten denken ja: "Ich habe eingezahlt - und das, was ich jetzt herausbekomme, ist ein Witz!" Sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgenommen (zumindest diejenigen, die ich persönlich kenne). Dass sie dann nichts mehr für diese Gesellschaft tun möchten, kann ich nachvollziehen...
 
Liebe Ahorn,

betrifft auch nicht alle. Ich kenne einige Pensionisten, die wesentlich mehr Pension beziehen, als sie jemals verdient haben (Beamte 80% des Letztbezuges, Penionsantritt 55 Jahre ... und dann rechne mal ein paar Jährchen dazu)
 
Indigomädchen;1189633 schrieb:
Liebe Ahorn,

betrifft auch nicht alle. Ich kenne einige Pensionisten, die wesentlich mehr Pension beziehen, als sie jemals verdient haben (Beamte 80% des Letztbezuges, Penionsantritt 55 Jahre ... und dann rechne mal ein paar Jährchen dazu)

Aber wieviel Prozent der Altersruhesitzler waren denn Beamte? Diese neigen eh dazu, Dienst nach Vorschrift zu machen. Das ist vielleicht ein Vorurteil, aber ich denke, auf einen großen Prozentsatz könnte es zutreffen.
 
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oje, immer auf die anderen.
ihr wißt aber schon, was beamte für einstiegsgehälter hatten und haben?
ps: bin keine beamtin, sondern selbstständige.
 
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