LeeLoo
Mitglied
Hallo Inti,
die Lyoner sprechen durchaus mit ihren muslimischen Mitbuergern. Du hast bestimmt schon in zahlreichen Aussprachen und Diskussionen miterlebt, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man gar keine Loesung finden sondern weiter anklagen will. Das ist natuerlich vom Grad der eigenen Verletzung und dem Willen, sich auf den anderen einzulassen, abhaengig. Durch die Taliban sind auch wieder neue Komplexe auf beiden Seiten entstanden. Mit Reden allein ist es da nicht getan, selbst wenn man eine ich-hab-dich-lieb-Aktion mit Streicheleinheiten fuer die nordafrikanisch-staemmigen Mitbuerger in die Wege leiten wollte, muss man mit Trotzreaktionen rechnen.
Dieses Problem macht sich auch (und mit Sicherheit nicht ausschliesslich) in Deutschland breit; denn ein ehemaliger Angreifer will auch mal rehabilitiert werden. In Deutschland muss man halt ein paar Generationen laenger warten, bis die Erbschuld verjaehrt ist. Und weiter noch, ist es gar nicht neu, dass keiner als Buhmann dastehen will; jeder Rechtsextreme meint ja auch, im Recht zu sein. Schwierig wird es eben, wenn jeder sich ungerecht behandelt fuehlt; die momentanen Minderheiten, weil sie uebersehen werden und die anderen, weil man ihnen den Schuh fuer den ganzen Schlamassel anzieht. Menschen mit ihren Emotionen koennen eine schoene Sache sein, es kommt allerdings auch viel Muell dabei heraus, z.b. wenn die extrovertierte Kultur beim Gegenueber herzliche Naehe vermisst und eine respektable Distanz fehlinterpretiert. Andererseits ziehen viele stille Naturen ein sueffisantes Schnuetchen auf, dass wirklich aussagt: "ich bin viel besser als du." Manchmal sagen die herunterhaengenden Mundwinkel auch nur aus, dass man nicht auffallen will und vieles andere mehr. Gaebe es in jedem Land nur eine Verhaltensweise und eine klare kulturelle Erscheinungsform, waere der taegliche Umgang miteinander ja einfach, weil dann keiner unnoetigerweise Dinge in die Handlung eines anderen hineinzuinterpretieren braucht.
Komplexe wo man nur hinschaut, und in Deutschland kommt eben noch der Umstand hinzu, dass man wie ein Kleinkind herumkreischt, dass man doch gar nicht boese ist. Ein Land das komplett in die falsche Richtung gelaufen ist, muss viel einstecken koennen; und wieder macht sich Unmut breit, wenn tolerante Deutsche ihr Land kritisch betrachten und sich einen tuerkischen Freund als Trophaee fuer politisch legitimes Denken halten oder auswaerts Urlaub machen. Ich war uebrigens noch nie auf Mallorca, diese deutsche Festung werde ich mir aber noch anschauen.
Ich finde auch diese ambivalente Haltung gegenueber Deutschland im Ausland sehr faszinierend. Einerseits begegnet man ihnen mit Groll, aehnlich wie die Amerikaner in Deutschland sich bitteschoen nicht in den Fordergrund zu draengen haben, und andererseits ist Deutschland faelschlicher Weise immernoch mit Attributen wie Fleiss, Disziplin und Qualitaet verbunden. Das Ausland nimmt nicht wahr, dass in Deutschland abgefeiert und ueber die Verhaeltnisse gelebt wird, ebensowenig, dass der nationale Stolz eher verpoent ist. Ueber die Deutschen herzuziehen verhilft einem Politiker zu Sympathie, auch wenn seine Partei nationalistischer angelegt sein mag, als die braune Suppe in Deutschland. Dieser Mischmasch aus Sehnsucht nach klarer Fuehrung ins Glueck und Anspruch auf eine eigene Wertgebung erinnert mich an S/M-Spiele, wo der Untergebene den Top mit seiner Beduerftigkeit und Schwaeche dominiert. Ich stelle mir gerade vor, welche Unterwaesche ein SS-Mann wohl traegt, gewagt.
Nein, Deutschland ist mit Sicherheit nicht die Sammelgrube fuer Nationalismus schlechthin. Ich betrachte Deutschland als einen Staat, der die Nachwehen einer Diktatur zeigt und grosse Probleme mit seiner aengstlichen Konservativitaet hat. Im Moment beschaeftige ich mich jedoch lieber mit Japan und seiner Umgestaltung der nationalen Emotion. Auch Frankreich hat mir viele Ansaetze mitgegeben, ueber die konservative Gesellschaft nachzudenken. Da koennen wir dann ein andermal drueber reden.
[kicher]Die Umsiedlung der Deutschen nach Mallorca ist kein schlechter Gedanke. Der Mann, der die Welt in Wirklichkeit regiert, hat sich da was ganz Schlaues einfallen lassen. Wie kommt es bloss, dass sich die Deutschen einbilden, freiwillig nach Mallorca zu fahren, dabei werden sie doch ganz offensichtlich fremdgesteuert !? [/kicher]
Gruesse
LeeLoo
die Lyoner sprechen durchaus mit ihren muslimischen Mitbuergern. Du hast bestimmt schon in zahlreichen Aussprachen und Diskussionen miterlebt, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man gar keine Loesung finden sondern weiter anklagen will. Das ist natuerlich vom Grad der eigenen Verletzung und dem Willen, sich auf den anderen einzulassen, abhaengig. Durch die Taliban sind auch wieder neue Komplexe auf beiden Seiten entstanden. Mit Reden allein ist es da nicht getan, selbst wenn man eine ich-hab-dich-lieb-Aktion mit Streicheleinheiten fuer die nordafrikanisch-staemmigen Mitbuerger in die Wege leiten wollte, muss man mit Trotzreaktionen rechnen.
Dieses Problem macht sich auch (und mit Sicherheit nicht ausschliesslich) in Deutschland breit; denn ein ehemaliger Angreifer will auch mal rehabilitiert werden. In Deutschland muss man halt ein paar Generationen laenger warten, bis die Erbschuld verjaehrt ist. Und weiter noch, ist es gar nicht neu, dass keiner als Buhmann dastehen will; jeder Rechtsextreme meint ja auch, im Recht zu sein. Schwierig wird es eben, wenn jeder sich ungerecht behandelt fuehlt; die momentanen Minderheiten, weil sie uebersehen werden und die anderen, weil man ihnen den Schuh fuer den ganzen Schlamassel anzieht. Menschen mit ihren Emotionen koennen eine schoene Sache sein, es kommt allerdings auch viel Muell dabei heraus, z.b. wenn die extrovertierte Kultur beim Gegenueber herzliche Naehe vermisst und eine respektable Distanz fehlinterpretiert. Andererseits ziehen viele stille Naturen ein sueffisantes Schnuetchen auf, dass wirklich aussagt: "ich bin viel besser als du." Manchmal sagen die herunterhaengenden Mundwinkel auch nur aus, dass man nicht auffallen will und vieles andere mehr. Gaebe es in jedem Land nur eine Verhaltensweise und eine klare kulturelle Erscheinungsform, waere der taegliche Umgang miteinander ja einfach, weil dann keiner unnoetigerweise Dinge in die Handlung eines anderen hineinzuinterpretieren braucht.
Komplexe wo man nur hinschaut, und in Deutschland kommt eben noch der Umstand hinzu, dass man wie ein Kleinkind herumkreischt, dass man doch gar nicht boese ist. Ein Land das komplett in die falsche Richtung gelaufen ist, muss viel einstecken koennen; und wieder macht sich Unmut breit, wenn tolerante Deutsche ihr Land kritisch betrachten und sich einen tuerkischen Freund als Trophaee fuer politisch legitimes Denken halten oder auswaerts Urlaub machen. Ich war uebrigens noch nie auf Mallorca, diese deutsche Festung werde ich mir aber noch anschauen.
Ich finde auch diese ambivalente Haltung gegenueber Deutschland im Ausland sehr faszinierend. Einerseits begegnet man ihnen mit Groll, aehnlich wie die Amerikaner in Deutschland sich bitteschoen nicht in den Fordergrund zu draengen haben, und andererseits ist Deutschland faelschlicher Weise immernoch mit Attributen wie Fleiss, Disziplin und Qualitaet verbunden. Das Ausland nimmt nicht wahr, dass in Deutschland abgefeiert und ueber die Verhaeltnisse gelebt wird, ebensowenig, dass der nationale Stolz eher verpoent ist. Ueber die Deutschen herzuziehen verhilft einem Politiker zu Sympathie, auch wenn seine Partei nationalistischer angelegt sein mag, als die braune Suppe in Deutschland. Dieser Mischmasch aus Sehnsucht nach klarer Fuehrung ins Glueck und Anspruch auf eine eigene Wertgebung erinnert mich an S/M-Spiele, wo der Untergebene den Top mit seiner Beduerftigkeit und Schwaeche dominiert. Ich stelle mir gerade vor, welche Unterwaesche ein SS-Mann wohl traegt, gewagt.
Nein, Deutschland ist mit Sicherheit nicht die Sammelgrube fuer Nationalismus schlechthin. Ich betrachte Deutschland als einen Staat, der die Nachwehen einer Diktatur zeigt und grosse Probleme mit seiner aengstlichen Konservativitaet hat. Im Moment beschaeftige ich mich jedoch lieber mit Japan und seiner Umgestaltung der nationalen Emotion. Auch Frankreich hat mir viele Ansaetze mitgegeben, ueber die konservative Gesellschaft nachzudenken. Da koennen wir dann ein andermal drueber reden.
[kicher]Die Umsiedlung der Deutschen nach Mallorca ist kein schlechter Gedanke. Der Mann, der die Welt in Wirklichkeit regiert, hat sich da was ganz Schlaues einfallen lassen. Wie kommt es bloss, dass sich die Deutschen einbilden, freiwillig nach Mallorca zu fahren, dabei werden sie doch ganz offensichtlich fremdgesteuert !? [/kicher]
Gruesse
LeeLoo