Die Diskussionen wie am Austrian-Social-Forum, bleiben die nicht gewissen Eliten vorbehalten? Wie kann die Masse der Wähler bewegt und für diese "mörderische Weltordnung", wie Sie das bezeichnen, sensibilisiert werden ?
Ziegler: Ich glaube eine der Hauptaufgaben jetzt ist es, zu zeigen, dass wir dieselben Gegner haben, dass die Leute an Hunger sterben in Bangladesch, im Tschad, in Somalia und so weiter. Dass diese Weltordnung tötet. Was noch nicht ins Bewusstsein eingedrungen ist: dass das die selben Feinde sind, die wir auch haben, nur sind wir noch auf einem höheren Niveau. Aber wenn die Weltkonzerne zum Beispiel die Flexibilisierung der Arbeit einführen - keine Kollektivverträge mehr, keinen Beamtenstatus mehr, sondern Menschen werden angestellt, weggeworfen. Wenn es 18 Millionen permanent Arbeitslose in den 15 EU-Ländern gibt, und die Zahl ist steigend, dann sind das Vorzeichen einer analogen Katastrophe, die sich aber anders ausdrückt. Die sinnlose Privatisierung öffentlicher Güter, die unglaublichen Profit für einige wenige abwirft, ist gefährlich.
Zum Beispiel der Strommarkt: Die Liberalisierung des Strommarktes ist katastrophal von der Preisseite her, für die Konsumenten; die Attacke auf den Sozialstaat, die Attacke auf die Renten und so weiter - das summiert sich. Das ist jetzt eine der zentralen Aufgaben der Sozialdemokratie, nämlich die Identität der Situation darzulegen und zu sagen: diese Weltordnung produziert hier das, und dort das. Aber nicht einfach zu sagen, das ist ja der ferne Süden.
Zum Schluss: was muss passieren um von einem Erfolg dieser Bewegung sprechen zu können und wie lange wird es noch dauern, bis sich dieser Erfolg einstellt?
Wenn Konzerne öffentlichen Kontrollen unterworfen werden. Bis die Leute, die aufstehen und auf die Straße gehen, die Regierungen zwingen, den Weltwährungsfonds abzuschaffen und die Welthandelsorganisation abzuschaffen zum Beispiel. Wie lange das dauert, kann man nicht sagen. Das ist das Mysterium der befreiten Freiheit im Menschen - das ist keine Formel, sondern das ist historisch so. Warum ist die Ostdeutsche Zwangsdiktatur im November `89 zusammengebrochen? Ich war vorher verschiedene Male in der DDR: keine Anzeichen und nichts. - Plötzlich in Leipzig, in Jena, überall sind die auf die Straße gegangen. Sie skandierten: Wir sind das Volk, bom, bom, bom. Wir wollen das nicht mehr. Wir wollen Grundrechte haben. Und dann brach es innerhalb von Monaten zusammen - das wird auch hier passieren!
Quelle:
http://www.spoe.at/ireds3/page.php?P=5964