Satire und Bilderverbot oder nicht?
Darf man Mohammed zeigen? Nein, das ist nicht erlaubt, sagen die meisten Muslime. Doch der Islam kennt kein Bilderverbot. Jahrhundertelang haben Künstler den Propheten gezeichnet.
"Zwar behaupten viele Muslime nach dem Streit um die
Mohammed-Karikaturen und dem
Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo", Abbildungen des Propheten seien generell verboten - doch das stimmt so nicht.
Bilder hat es im
Islam immer gegeben, und muslimische Künstler haben über Jahrhunderte auch Mohammed gezeichnet. Besonders in Manuskripten aus Persien und Zentralasien finden sich zahlreiche
Abbildungen des Propheten. (
In unserer Bildergalerie sehen Sie eine Auswahl.)"
"Dafür verweisen Abbildungsgegner gern auf einen anderen überlieferten Ausspruch des Propheten: "
Von demjenigen, der ein Bild macht, wird am Tag der Auferstehung verlangt werden, dass er ihm Leben einhaucht. Das wird er aber nicht tun können", soll Mohammed gesagt haben. Maler oder Bildhauer müssen also damit rechnen, im Jenseits bestraft zu werden.
Die Hadithe sind jedoch keine verlässlichen Quellen. Sie wurden erst zwei- bis dreihundert Jahre nach dem Tod des Propheten redigiert und kanonisiert."
Schlechte Karten für jegliche Maler, Bildhauer und heute auch, denn damals gab´s die ja noch nicht, Fotografen.
Aber:
"Selbst radikale Islamisten, die sich auf den Propheten berufen, scheinen dem überlieferten Ausspruch Mohammeds wenig Glauben zu schenken. Die saudische Königsfamilie, die heute über die heiligen Stätten in Mekka und Medina herrscht, lässt sich auf Fotos, Gemälden, Geldscheinen abbilden. Der Zustrom fanatischer Dschihadisten aus aller Welt zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) wäre ohne deren Propaganda undenkbar. Der IS, der ein Kalifat nach dem Vorbild der islamischen Urgemeinde Mohammeds errichten will, verbreitet stündlich Bilder und Videos. Eine Strafe im Jenseits scheinen die Islamisten dafür nicht zu fürchten."
"Seit Anbeginn des Islams herrschte lediglich darüber Einigkeit, dass
Gott nicht dargestellt werden dürfe. Prophet Mohammed gilt Muslimen zwar als unfehlbares Vorbild - aber er war eben ein Mensch, mit prophetischen, aber nicht göttlichen Fähigkeiten. Deshalb hielten es manche Muslime für zulässig, den Gesandten Gottes zu zeichnen. Das älteste erhaltene Bild Mohammeds stammt aus einem Manuskript, das im Jahre 1250 im anatolischen Konya angefertigt wurde. Wie aus schriftlichen Überlieferungen hervorgeht, gab es Abbildungen des Propheten auch in früheren Jahrhunderten, diese wurden jedoch zerstört oder sind verschollen."
http://www.spiegel.de/politik/ausla...r-sind-im-koran-nicht-verboten-a-1014492.html