Astrologie und systemische Aufstellungen

Lieber Jake :)

beim Aufschreiben gestern hab ich mir auch gedacht. Da bei Venus, da war was. Bzw. da wäre was gewesen...
Ich hatte zuvor bereits meinen Bruder aufstellen lassen, allerdings in einer nicht astrologischen Aufstellung, da ich ja explizit ein Familienmitglied ausgewählt hatte und somit das Familienstellen allein absolut seinen Zweck erfüllte. Und da hat sich sehr viel getan. Jetzt im Nachhinein betrachtet wars aber somit eine Bestätigung für mich, dass sich da offenbar auch wirklich was getan hat, denn sonst wärs vermutlich nicht so locker flockig vonstatten gegangen. Also doch auch was Positives. :)

Es wurde nach Variante A aufgestellt. Der Tierkreis war auf dem Boden ausgelegt, DinA 4 Zettel mit den jeweiligen Sternzeichen drauf. Mit der Ansage: "Schuhe ausziehn, weil meine armen Zettel..." :D (Nein, keine Wertung nur eine Feststellung, mein Fokus wär halt ein anderer gewesen und ich würd halt dann laminierte Zettel hinlegen, dann könnt ich mich auch aufs Wesentliche konzentrieren, aber auch aus sowas lernt man. Anders hätt ich mir ja gar keine Gedanken drum gemacht.)

Variante B scheint mir sehr stimmig und sinnvoll, weiß aber aus meinen eigenen vorherigen Erfahrungen dass bei der Frage an mich: "Kann man die Planeten umstellen?" ein entschiedenes, überzeugtes "Nein" von mir kam, da sind wir wieder bei der Vorgefasstheit. Danke für den Hinweis. :)
Es lief halt dann so ab, wie bereits erwähnt, ich hab die Planeten an ihre Plätze gestellt und die Kollegin hat erstmal alle Planeten "abgecheckt" und dann gesagt "Ok, dann machen wir jetzt auf meine Art weiter." Und das war optimal, da entstand dann die Dynamik. Sie ist Aufstellerin mit Leib und Seele mit vielen persönlichen Erfahrungen, sie wusste wovon sie sprach und das hat man gemerkt. Kein bisschen Unsicherheit, total fokussiert und sensibel im Umgang. Es war herrlich, da dabei sein zu dürfen.

Ja der Fokus lag auf den roten Strichen im HK. Ich war danach nochmal bei selbiger Dame als Stellvertreter dabei. Dasselbe. Was mich jetzt aber zu der Annahme veranlasst, dass die roten Striche im HK sowieso die sind, die im Leben ganz offensichtlich zutage treten, denen man eh nicht auskommt. Und ob der Ansatz bei meiner "schönen" Verschmelzung (Konjunktion) von Mond und Mars nicht sinnvoller wäre. Aber man ist schnell mal dazu verleitet zu denken "ach die stehn da so schön einträchtlich beieinander im selben Zeichen, die verstehn sich bestimmt gut." Hehe da kann ich ein anderes Liedchen von trällern. :D Aber ist es leicht, das zu erkennen, wenn mans selber vielleicht nicht hat, nicht kennt? Es sind halt doch immer nur persönliche Erfahrungswerte.

Ich konnts auch nicht nachvollziehn, weils eben nicht das Thema war. Denke mir aber jetzt ob ich nicht gleich als es hieß Saturn ist der Vater meinen Mund aufmachen hätte sollen und gleich sagen, da liegt nicht das Problem, ich habs ja sofort gefühlt. Ich bin nach diesem Satz sofort wieder einen Schritt von Saturn zurückgewichen. In Anbetracht von Arnolds Ansicht - Saturn ist Mutter - erscheint mir die Tatsache dass ich mich sofort zu Saturn stellte allerdings sehr stimmig. Aber der andere is der Boss und dem hat man nicht zu widersprechen, der wird schon wissen was er tut, denkt man. ;)

Somit:
Die Crux bei der Sache ist, dass sich praktisch jedeR als AufstellerIn gerieren kann, und es ist für Leute, die sich mit der Materie nicht enger befassen, sehr schwer zu beurteilen, wer sein Metier versteht und wer nicht. Selbst wenn jemand, was ich unbedingt rate, sich vorher anschaut, wie der/die AufstellerIn arbeitet, kann aus einer ursprünglichen Begeisterung ein irreführender Eindruck entstehen ... es wirkt ja oft ganz mitreißend theatralisch und emotional aufwühlend, was manche da inszenieren – was hilft das, wenn's unterm Strich nichts bringt oder gar noch verschlimmert. Es ist eine Modesache geworden, und eh es gibt eh kaum noch einen Lebensberater, der nicht bei Gelegenheit ein paar Duplo-Figuren auf ein Brett stellt und das dann Aufstellung nennt. Ich kann nur raten, wenn jemand selbst eine Aufstellung machen möchte, sich zumindest einmal genau zu informieren, ob und wo der/die AufstellungsleiterIn das gelernt hat. Das betrifft im übrigen ja die Auswahl von AstrologInnen ganz genauso, und selbst dann gibt es wenig Sicherheiten.

ja, seh ich genauso.

LG :)
Stern
 
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Steve de Shazer hat das auf den Punkt gebracht: "Wenn ich die Ursachen eines Problems beschreibe – was habe ich dann damit gelöst?" Das ist plakativ und angreifbar, aber tendenziell halte ich es für richtig. Es geht um den Unterschied zwischen systemischem und kausalem Denken. Wittgenstein: "Der Glaube an den Kausalzusammenhang ist der Aberglaube". Varga von Kibéd: "Eine Lösung ist umso systemischer, je mehr sie auf kausale Begründungsmodelle verzichten kann."

Hallo Jake, :)

darüber lässt sich streiten. :D
Der Kausal-Zusammenhang ist ja die Tatsache von Ursache und Wirkung.
Und dass mein Auto anfährt, wenn ich aufs Gas steige ist ja nunmal eine Tatsache. Und dass ein Pflänzlein wächst, wenn ich mich gut darum kümmere eben auch. Nicht zwingend, aber im Normalfall.
Im übertragenen Sinne bedeutet es, dass da etwas sein muss, eine Ursache, welche eine bestimmte Wirkung nach sich zieht. Und davon wird ja auch beim systemischen Stellen ausgegangen und danach gesucht, nach dem Auslöser.

Also mit Herrn Wittgenstein kann ich da schwer übereinstimmen, denn dann müsste ich davon ausgehen, womit ich jetzt tatsächlich weniger Probleme hätte, dass im Grunde alles was Mensch sich zusammenreimt Einbildung bzw. Aberglaube ist. Ob nun unter dem Kausal-Zusammenhang oder eben nicht unter diesem betrachtet.

Auch in der Astrologie scheint es mir sinnvoll immer zu bedenken, dass die Sterne ja nicht stillstehen, (ebenso wie ein Kind, nur weil ich es fotografiere ja nicht auch danach noch in ebendieser von mir fotografierten Erstarrung verharrt) sondern eben weiter wandern und eben genau dadurch bestimmte Themen durch Konstellationen und Transite in uns auslösen. Das Bild vom Himmel zur Zeit meiner Geburt verändert sich nicht. Ich als Mensch aber eben sehr wohl. Die Sterne da oben verändern ebenso ihre Position. Ich bin in diesen Kreislauf eingebunden. Wie oben, so unten.

Somit scheint mir die eigentliche Herausforderung darin zu liegen, sich nicht dazu verleiten zu lassen, zu denken das Aufdecken der Kausal-Zusammenhänge wäre sogleich auch die Lösung, weder im systemischen noch im astrologischen, denn dann ist es so wie du sagst, der Sündenbock ist gefunden und ich kann meine eigene Verantwortung wieder schön abschieben, weil der ist ja schuld. Was aber eben lediglich darauf hinausläuft, genauso wie vorher weiterzumachen und sich somit natürlich nichts ändert. Ob ich die schuld nun einem "bösen Saturn" oder dem "bösen Urahn" gebe, bleibt sich gleich.

Um beim Beispiel zu bleiben: Ich setze einen Samen in einen Blumentopf (Ursache), warte geduldig bis sich da was tut (Wirkung). Aah da sieh mal, da kommt ja was zum Vorschein, es wächst (Erkenntnis).
Nun liegt es aber an mir ob ich sage "Ok ich hab den Zusammenhang erkannt." dem frisch geschlüpften Pflänzchen aber keine weitere Beachtung mehr schenke.
Nur was wird dann passieren?
Es wird verkümmern...

LG :)
Stern
 
darüber lässt sich streiten. :D
Vor allem dann, liebe Sternja, wenn es den Streitenden um ein Entweder/Oder geht. Um das richtigere Richtig.
Der Kausal-Zusammenhang ist ja die Tatsache von Ursache und Wirkung. Und dass mein Auto anfährt, wenn ich aufs Gas steige ist ja nunmal eine Tatsache. Und dass ein Pflänzlein wächst, wenn ich mich gut darum kümmere eben auch. Nicht zwingend, aber im Normalfall.
Schöne Beispiele, die es mir erleichtern zu zeigen, dass es nicht um Gegensätze, sondern um unterschiedliche Sichtweisen geht. Mein Auto fährt nicht an, wenn ich auf's Gas steige. Ich muss dazu auch einen Gang einlegen, vorher die Kupplung treten, sie anschließend wieder in Abstimmung mit dem Gasgeben loslassen, und vielleicht musste ich vorher noch die Handbremse lösen. Was ist denn nun "wirklich" die Ursache dafür, dass das Auto fährt? Abgesehen davon, dass ich auch meinen Wunsch, per Auto von A nach B zu fahren, als Ursache der Bewegung des Autos sehen kann oder auch den Umstand, dass ein Freund seinen Geburtstag feiert und dass ich aus diesem Grund das Auto in Betrieb nehme, um seine Feier zu besuchen ... und so weiter, bis ins Endlose. Bei dem Pflänzchen ist das nicht anders. Es braucht viel Zusammen- und Wechselwirkendes, damit es gedeiht.

Nun ließe sich sagen, dass man eben Ursache an Ursache reihen müsste, die berühmte Kausalkette knüpfen, dann würde man der Sache schon eher gerecht. Aber ... zum einen, was wäre dann wirklich die Ur-Sache? Und zum anderen: Es gibt selbst für einen verhältnismäßig schlichten Vorgang wie das Inbetriebnahmen eines Autos eine Fülle von Ursachen und Rahmenbedingungen, die gleichzeitig und zusammen wirken müssen und zugleich aufeinander einwirken, damit die Karre läuft. Und das ist erst das Beispiel einer "trivialen Maschine" (Heinz von Foerster), bei der ich durch Beobachten der Funktionsweise die Konstruktionsweise erkennen und das Ding nachbauen könnte. Da könnte ich gerade noch ein sehr kompliziertes System von vernetzten Kausalbeziehungen mit vielen Wenn-Dann-Schleifen, ein mechanisch-kybernetisches System beschreiben, bei dem ich mit Ursache und Wirkung auskomme. Von Foerster unterscheidet davon die nicht trivialen Systeme, bei denen auch sorgfältigste Beobachtung nicht in die Lage versetzt, sie nachzubauen bzw. ihre "Mechanik" zu kopieren.

Zum einen werden Ursache und Wirkung also schon fragwürdig, sobald ich ein triviales mit einem nicht trivialen System koppele – zum Beispiel das triviale Auto mit dessen nicht trivialen Fahrer und seinen Beweggründen, das Auto zu benutzen. Da verschwimmt die "Ursache" im Handumdrehen in einem diffusen Nebel von Komplexität.

Die systemische Betrachtungsweise wendet sich solchen Objekten der Betrachtung nicht mit dem Fokus auf Kausalmechanik, sondern eben mit dem Blick auf systemische Wechselbeziehungen in großer Komplexität zu. Der Satz "Wenn ich Gas gebe, ist das die Ursache, dass mein Auto fährt" würde in systemischer Sicht eine starke Form von Komplexitätsreduktion darstellen – wie ja überhaupt das Konstrukt eines Kausalzusammenhangs systemisch einfach eine solche radikale Reduktion von Komplexität ist ... oft hilfreich, wenn Denkmodelle entwickelt oder Details von Prozessen plakativ beschrieben werden sollen. Aber wenn man man glaubt, dass das und nur das tatsächlich Ursache und Wirkung wären und wenn man übersieht, in welch beliebig komplexe Vernetzung von Wechselwirkungen das eingebunden ist, dann wird es eben zum Aberglauben im Sinne Wittgensteins. Schade, dass ich ihm Deine Zweifel nicht mehr ausrichten kann ;-)

Im übrigen zieht sich das ja auch quer durch Natur- und Geisteswissenschaften. Es gibt ja durchaus eine große Zahl von Wissenschaftlern, die davon ausgehen, dass prinzipiell die Welt und das Leben als Maschine beschreib- und berechenbar wäre, in einer "Weltformel" zu erfassen, und es sei nur eine Frage des noch nicht genügend entwickelten Denkens und Forschens, dass wir damit noch nicht weiter sind. Da befindest Du Dich also als Anhängerin des Kausalprinzips durchaus in guter Gesellschaft. Die "andere Seite" geht davon aus, dass die Systeme der Evolution in ihrer unendlichen Komplexität nicht berechen- und prognostizierbar sind und in ihren Strukturen und Mustern eher nach systemischen Kriterien zu betrachten und beschreiben sind – oft begleitet von einer konstruktivistischen Denkhaltung, die davon ausgeht, dass unsere Bilder von der Welt individuell konstruierte und sozial gekoppelte Bilder sind, denen keine objektiv überprüfbare Realität "da draußen" entspricht.

Schon die Biologie von Menschen ist kausalmechanisch nicht darstellbar, weil es eben nicht um eine triviale Maschine geht. Varga von Kibed bringt da gerne das Beispiel der Kopfschmerzen: Wenn die Kopfschmerzen verschwinden, weil ich eine Tablette einwerfe, einen Wirkstoff zuführe, dann wäre die kausalmechanische Schlussfolgerung, Kopfschmerzen wären die Folge eines Mangels an Kopfwehtabletten. Systemisch hingegen kann ich das Einnehmen des Wirkstoffes als wechselwirkende Intervention in ein Muster beschreiben, dessen Homöostase gestört ist und das Kopfschmerzen als informierendes Symptom produziert ... das Einnehmen der Tablette löst, auch wenn ich keine auslösende "Ursache" der Schmerzen diagnostizieren kann, eine vielschichtige psychosomatische Musterveränderung aus, die für eine Weile das Auftreten von Kopfschmerzen überflüssig macht.

So sind zum Beispiel auch Herzschrittmacher bedeutend leistungsfähiger und physiologisch angepasster geworden, seit man ihre Steuerungsmechanismen an chaostheoretisch fundierten Prozess-Steuerungen orientiert, die sich der Systemik des menschlichen Herzschlags enger annähern als die früheren Schrittmacher, die vergleichsweise triviale Maschinen waren auf der Basis einer simplen Kausalmechanik.

Alles in allem: Es geht einfach um unterschiedliche Fokussierungen. Auch in systemischen Betrachtungsweisen haben kausale Modelle als Komplexitätsreduktion durchaus ihren Sinn und ihren Nutzen.

Im übertragenen Sinne bedeutet es, dass da etwas sein muss, eine Ursache, welche eine bestimmte Wirkung nach sich zieht. Und davon wird ja auch beim systemischen Stellen ausgegangen und danach gesucht, nach dem Auslöser.
Eben nicht. Es wird nicht nach "dem Auslöser" gesucht. Es werden Muster untersucht (und das sind Muster, die im Augenblick des Stellens konstruiert werden und die nicht als getreues Abbild realer Muster betrachtet werden dürfen) und systemische Zusammenhänge innerhalb der Muster, und es wird darauf geachtet, was sich verbessert oder verschlechtert, wenn diese Muster verändert werden. Daraus lassen sich dann Impulse für Schritte auf Lösungswegen gewinnen. Das ist weit weg von "dem Auslöser".

Um bei dem Kopfweh-Beispiel zu bleiben ... M.V.v.Kibéd benutzt das, um eine Analogie zum systemischen Stellen zu beschreiben: Wenn sich dort zeigt, dass sich Lösungen einstellen könnten, wenn ich zum Beispiel die Position des tragisch verstorbenen Onkels im System verändere und ihn über ein Ritual mit dem Aufstellenden in eine konstruktivere Beziehung bringe, dann mag eine solche Intervention für den Aufstellenden hilfreich und nützlich sein. Es wird dadurch aber die bislang mangelnde Onkel-Achtung ebensowenig zum Auslöser wie der Mangel an Aspirin zum Auslöser von Kopfschmerzen wird.

Und wenn jemand tatsächlich glaubt, seine als problematisch erlebten Umstände würden sich dadurch ändern, dass er einen entfernten Verwandten im System als Auslöser betrachtet, und wenn er das vergleichsweise schlicht gestrickt als kausales Denkmodell betrachtet, dann ist er bereits voll auf der Sündenbock-Schiene. Lösungsansätze sind immer dort zu finden, wo ich in einem System interagierend eingreifen kann, und das ist immer nur meine eigene, aktuelle Positionierung ... wenn ich einen veränderten Blick auf das System als hilfreich erfahre, dann ist nicht das Objekt wirksame Ursache, das ich in den Blick nehme, sondern mein Blick selbst, meine geänderte Art des Interagierens mit dem System wirkt bidirektional als Ursache und Wirkung zugleich, wenn ich denn schon in solchen Kategorien denken möchte (und ich halte das für verfechtbar ...).

Oder wenn, wie bei vielleicht 80 % der Menschen, manches der aktuellen Probleme auf Schwierigkeiten mit der Mutter/dem Vater zurückgeführt wird ... so sind das, in konstruktivistischer Denke, nicht die realen Altvorderen, sondern deren Repräsentanzen in meinem Gehirn, meine Konstrukte, was und wie meine Eltern wären, die für mich wirksam wären. Und hier werden Lösungsansätze faszinierend, die dort ansetzen, wo's vergleichsweise leichter wird: Ich muss mich nicht bemühen, meine Eltern zu ändern oder darunter leiden, sie ein Leben lang zu beschimpfen und verantwortlich zu machen oder ihnen in destruktiver Weise treu zu bleiben ... ich kann an meinen internen Bildern, meinen Konstrukten arbeiten, und das ist die einzige Wirklichkeit, die ich wirklich verändern kann. Eh schon schwer genug ...

Dass sich das auch auf die Astrologie übertragen lässt, muss ich, meine ich, nicht weiter ausführen ... bzw. hab ich's eh schon oft getan.

Liebe Grüße,

jake
 
Lieber Jake :)

ich schätze deine Weisheit und deinen Weitblick wirklich sehr! :)
Du hast die besondere Gabe anderen auf sehr feinfühlige und verständnisvolle Art und Weise einen Blick hinter die Kulissen oder über den eigenen Tellerrand hinaus zugänglich zu machen. Danke dafür. :)

Und Herr Wittgenstein möge meiner Neigung immer alles hinterfragen und verstehen zu wollen mit ebensolchem Verständnis begegnen.

Und ja, den Bezug seiner eigenen Gedankenwelt in Bezug zu dem von mir erlebten Leben herzustellen ist wahrlich nicht das einfachste Unterfangen.

Wenn Graz nicht so weit weg wäre...
aber auch das ist ja schon wieder relativ. :)

LG
Stern
 
weils mir grad untergekommen ist und so gut passt:

„Gesunder Menschenverstand ist eine Sammlung von Vorurteilen,
die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat.“
Albert Einstein

LG
Stern
 
Hallo Jake,

über folgenden Absatz habe ich mich köstlich amüsiert:

Varga von Kibed bringt da gerne das Beispiel der Kopfschmerzen: Wenn die Kopfschmerzen verschwinden, weil ich eine Tablette einwerfe, einen Wirkstoff zuführe, dann wäre die kausalmechanische Schlussfolgerung, Kopfschmerzen wären die Folge eines Mangels an Kopfwehtabletten. Systemisch hingegen kann ich das Einnehmen des Wirkstoffes als wechselwirkende Intervention in ein Muster beschreiben, dessen Homöostase gestört ist und das Kopfschmerzen als informierendes Symptom produziert ... das Einnehmen der Tablette löst, auch wenn ich keine auslösende "Ursache" der Schmerzen diagnostizieren kann, eine vielschichtige psychosomatische Musterveränderung aus, die für eine Weile das Auftreten von Kopfschmerzen überflüssig macht.

Könnte von der Marketing-, neuerdings Kundeninformationsabteilung der Pharma-Instutrie stammen: Lösungsorientiert i.S. von Gewinnmaximierung und Kundenbindung.

Naja, wer länger als 2 bis 3 Wochen Schmerztabletten , auch vorsorglich wegen o.g. Logik, nimmt, hat das nächste Problem, er bekommt davon(!) Kopfschmerzen. Kopfschmerzen ist Wirkung/Synptom, deren Ursache vielfältig oder auch multikausal sind. Den Systemiker kann ich zustimmen, daß man nicht alle Ursachen kennt. Als Stichwort nenne ich mal Schmerzpatienten.

Der o.g. zweite Teil erinnert mich an Psychopharmaka.

Nichts gegen eine Schmerztablette im akuten Zustand. Damit der Kopf nicht so brummt und man eigenermaßen Gedanken machen kann, was einem "in den Kopft steigt". Dies passt zu Mars (Widder, 1. Haus), als kleiner Schwenk zur Astrologie.

Jake, du kennt mich und weißt, daß ich den naturwissenschaftlichen Axiomen (Eindeutigkeit, Wiederholbarkeit, Kausalität) kritisch gegenüber stehe, weil sie z.B. wegen der Eindeuigkeit zu stark reduzieren und damit kein passendes und vollständiges Abbild mehr sind. Statt "bottom up" (induktiv) werden auch Weltbilder "top down" (deduktiv), auch gesamtheitliches Denken genannt, benötigt. Im letzeren sehe ich als Beispiel die Systemiker u. Netzwerkdenker. Jedoch, wenn wie o.g. symptomische Workarrounds geschaffen werden, werde ich auch hier kritisch.

Vielleicht habe ich als ehemaliger Entstörer (Techniker, der Fehler beseitigt) ein kleiner Vorteil. Nach meiner Erfahrung konstruiert man bis zur Entdeckung des Fehlers jede Menge Möglichkeiten. Erst bei der Entdeckung des Fehlers erkennt man, welche Logik die passende war. Drum ist bei mir, was theoretisch logisch klingt noch lange nicht praktisch logisch. (Stichwort: Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit).

Philosophisch vermute ich, war es Aristoteles, der schon vor den logischen Spielchen warnte.

D.
 
Naja, wer länger als 2 bis 3 Wochen Schmerztabletten , auch vorsorglich wegen o.g. Logik, nimmt, hat das nächste Problem, er bekommt davon(!) Kopfschmerzen. Kopfschmerzen ist Wirkung/Synptom, deren Ursache vielfältig oder auch multikausal sind. Den Systemiker kann ich zustimmen, daß man nicht alle Ursachen kennt. Als Stichwort nenne ich mal Schmerzpatienten.

Der o.g. zweite Teil erinnert mich an Psychopharmaka.

Nichts gegen eine Schmerztablette im akuten Zustand. Damit der Kopf nicht so brummt und man eigenermaßen Gedanken machen kann, was einem "in den Kopft steigt". Dies passt zu Mars (Widder, 1. Haus), als kleiner Schwenk zur Astrologie.
Ich hab mich ja auch nicht als Befürworter des Arzneimittelmissbrauchs stilisieren wollen – Sinn des Beispiels war, unter anderem aufzuzeigen, dass mögliche Lösungen und vermutete Ursachen nicht notwendigerweise in einem Kausalzusammenhang stehen müssen. Wie ich ja auch nicht für jede Lösung ein Problem (er)finden muss ;-)

Freilich wäre zu ergänzen, dass Lösungen in der Regel nur Schritte auf Lösungswegen sind, selten end- und allgemeingültig ... Leben ist ein Balanceakt, oder?

Vielleicht habe ich als ehemaliger Entstörer (Techniker, der Fehler beseitigt) ein kleiner Vorteil. Nach meiner Erfahrung konstruiert man bis zur Entdeckung des Fehlers jede Menge Möglichkeiten. Erst bei der Entdeckung des Fehlers erkennt man, welche Logik die passende war. Drum ist bei mir, was theoretisch logisch klingt noch lange nicht praktisch logisch. (Stichwort: Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit).

Philosophisch vermute ich, war es Aristoteles, der schon vor den logischen Spielchen warnte.
Da fällt mir nun wieder H. v. Foerster ein mit seiner Unterscheidung von trivialen und nicht trivialen Maschinen. Und ich habe unlängst etwas gelesen, was mir interessant erscheint, was ich aber bei weitem noch nicht begriffen habe – die (angeblich auch auf Aristoteles) zurückgehende Modallogik, die sich mit Aussagen wie "möglich" oder "notwendig" befasst, also über "wahr" oder "falsch" hinausgeht. Danach wäre eine Lösung, die in einem Feld von Möglichkeiten liegt, logisch passend ... platt gedacht. Attraktoren!?

Aber es geht Dir ja auch um die Ursache - der Fehler, als Ursache einer Störung betrachtet. Wenn ich nun den Fehler "entdecke" und beseitige ... worin unterscheidet sich das von einem Verfahren, das erst einmal die Ursache es Fehlers ergründen möchte in der Hoffnung, dass dann der Fehler verschwände? Und so weiter, bis Adam und Eva. Es wird also auch eine Frage der jeweiligen Ökonomie sein, wo ich den Hebel ansetze. Ob ich guten Gewissens mal eine Schmerztablette einwerfe, weil die Kopfschmerzen einen grippalen Infekt begleiten, oder ob ich nach Möglichkeiten suche, einer chronischen Migräne zu begegnen. Ich hab ja oben schon gesagt: Das Konstruieren von Ursachen mag als Komplexitätsreduktion durchaus sinnvoll und nützlich sein. Im Einzelfall wär halt zu entscheiden, wie weit ich reduziere.

Möge es Dir gelingen, den Tag als angenehm zu fokussieren ;-)

Jake
 
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Leben ist ein Balanceakt, oder?
Jeep, zwischen Chaos und Kosmos (Popp, Prigogine)

Aussagen wie "möglich" oder "notwendig" befasst, also über "wahr" oder "falsch" hinausgeht. Danach wäre eine Lösung, die in einem Feld von Möglichkeiten liegt, logisch passend ... platt gedacht.
Was ich im letzten Beitag angesprochen habe, hat mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun. Gaußche Verteilung, Galton-Brett.

Dieses Bild vom Galtonbrett zeigt gut den Unterschied von 16 Möglichkeiten und 5 Wahrscheinlichkeiten, deren Häüfigkeit bionominal 1,4,6,4,1 entspricht. Auch hier gilt zu unterscheiden zwischen Berechnung und Realität.

Aber es geht Dir ja auch um die Ursache - der Fehler, als Ursache einer Störung betrachtet. Wenn ich nun den Fehler "entdecke" und beseitige ... worin unterscheidet sich das von einem Verfahren, das erst einmal die Ursache es Fehlers ergründen möchte in der Hoffnung, dass dann der Fehler verschwände? Und so weiter, bis Adam und Eva

Wenn man religiös ist, liegt die Ur-Ursache bei Gott, die Hermeik sieht es ähnlich.

Gar keine Ursachensforschungs zu betrieben, wäre jedoch "gleich die Flinte ins Korn werfen" von dieser Möglichkeit. Natürlich hat Ursachungsforschung seine Grenze! Und da komme ich zum nächsten Punkt.
Es wird also auch eine Frage der jeweiligen Ökonomie sein, wo ich den Hebel ansetze. Ob ich guten Gewissens mal eine Schmerztablette einwerfe, weil die Kopfschmerzen einen grippalen Infekt begleiten, oder ob ich nach Möglichkeiten suche, einer chronischen Migräne zu begegnen. Ich hab ja oben schon gesagt: Das Konstruieren von Ursachen mag als Komplexitätsreduktion durchaus sinnvoll und nützlich sein. Im Einzelfall wär halt zu entscheiden, wie weit ich reduziere.
Natürlich ist es zeitlich öknomisch sich gelegentlich bei Kopfschmerzen eine Tablette zu genehmigen: Neptun/Mars. Der ganze TK und die Planeten bieden Lösungsansätze in ihren Analogien.
Es kann ebenso ökonomisch sein, wenn die Kopfschmerzen von einem Halswirbel kommt, diesen richten zu lassen. Kann finanziell günstiger sein, mit Sicherheit im Wohlbefinden ökonomischer. Man braucht nicht immer bis zur Ur-Ursache zurückzugehen - eh unmöglich!
Astrologisch kommen wir sowieso nicht unbeschrieben hier an. Möglicher Startpunkt: Radix.

Für mich sind beide, Ursachenforschung und Systemisch grundsätzlich beides Lösungsansätze. Als Tachniker sehe ich Methoden wie Werkzeuge. Es wird das Werkzeug verwendet, welches am besten passt.

D
 
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