Der aufsteigende Mondknoten ist Rahu, ein Dämon, welcher Sonne und Mond verschluckt.
Rahu hat einen menschlichen Kopf und einen Schlangenkörper.
Der Sage nach hat Rahu einst Sonne und Mond verschluckt.
Der absteigende Mondknoten ist Ketu, ebenfalls ein Dämon.
Ketu hat einen Schlangenkopf und einen Menschenkörper.
Rahu und Ketu sind letztlich nicht zwei verschiedene, sondern ein einziger Dämon in zwei kompementären Gestalten. In der indischen Astrologie besteht ein enger Bezug zwischen Kundalini und den Mondknoten.
Die Mondknoten sind die Orte, wo die Sonnen und die Mondbahn sich schneiden. Bei einer Sonnenfinsternis frisst Rahu die Sonne. Wir würden sagen: Die Sonne verschwindet für einige Zeit hinter dem Mond.
Die Kundalini wird als Schlange dargestellt, die im Bereich des Perineum schlummert. Wenn sie erweckt wird, steigt sie im Zentralkanal nach oben. In tantrischen Yoga-Praktiken werden die beiden Seitenkanäle (der Sonnen- und der Mondkanal) zuerst gereinigt. Dann wird mithilfe von Atem- und Visualisationstechniken die Energie der Seitenkanäle nach und nach absorbiert und am unteren Ende des Zentralkanals in diesen eingeleitet (bidlich frisst Rahu Sonne und Mond). Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Kundalini-Energien, also die "Schlangenkraft" innerhalb des Zentralkanals aufzusteigen.
Folgendes sind nun meine persönlichen Vermutungen:
In gewissen tibetischen Darstellungen wird die Dakini Kurukulla gemeinsam mit Rahu dargestellt. Kurukulla hat verschiedene Funktionen, insbesondere be- und verzaubert sie und macht immun gegen Schlangengift, weil sie - offensichtlich - über die Schlangen herrscht. Kurukulla verkörpert (erotisches) Begehren. Kurukulla wird fast immer mit roten oder weissen Blumen dargestellt. Zu ihr (wie auch zum Buddha Amithaba) gehört die Farbe Rot, also jene Farbe, die dem Rede-Element im Vajrayana zugeordnet ist. Auf Wikipedia lesen wir überdies:
Die Mahavidyas sind im Hinduismus 10 Göttinnen, zu welcher auch
Lalita - auch als 'Lalitha' transkribiert - gehört. (An dieser Stelle sollten für Astrologen die Glocken klingen.) Lalitha wird sehr ähnlich wie Kurukulla beschrieben: eine wunderschöne junge Frau, mit Blüten usw (siehe Link). Offenbar
vermute nicht nur ich selbst (
sondern auch diese Person hier und
hier), dass Lilith auf denselben Archetypen zurückgeführt werden kann wie Lalitha, und somit auch wie Kurukulla. (Nicht unähnlich wie Krishna, Christna und Christus.)
[Einschub: Im Gegensatz zu manchen Esoterikern glaube ich keineswegs, dass beispielsweise Jesus Christus jemals in Indien war. Sondern die Sache ist meiner Meinung nach viel einfacher. Viele Geschichten im arabischen und West-asiatischen Raum haben gemeinsame frühe Wurzeln, die vermutlich bis in die ägyptische und babylonische Zeit zurückreichen. Die Geschichten wurden über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg ineinander vermengt, vermischt, auseinandergerissen, neu interpretiert, verändert und so weiter. Namen wurden an lokale Gegebenheiten angepasst, verändert, übergestülpt etc.
Im anderen Thread über Lilith
wurde mir übrigens vorgeworfen, ich würde zu Liliths Verständnis nichts beitragen, indem ich über Kurukulla spreche. Das hier ist also so etwas wie eine Antwort.]
Die astrologische Lilith müsste somit einen gewissen Bezug zu den Mondknoten aufweisen, was sie als "Schattenmond" ja auch tut. Der astrologische Bezug zur Kundalini-Kraft ist aber meines Wissens noch ziemlich unerforscht, würde aber auf der Hand liegen, wenn man die entsprechenden buddhistischen und hinduistischen Darstellungen ernst nimmt.