Einige Bemerkungen vorweg: Man hört des Öfteren, in einzelnen Zweigen der tibetischen tantrischen Tradition sei es nicht unüblich, dass ein spiritueller Meister eine sexuelle Beziehung mit Schülerinnen habe. Diese Beziehung diene nicht zuletzt auch der spirituellen Entwicklung dieser Schülerinnen. Tatsächlich sind sexuelle Beziehungen spiritueller Meister im tantrischen Buddhismus ein Thema; davon, dass sie den Frauen oder Mädchen über das gute Karma, das sie sich damit angeblich schaffen, hinaus nützen würden, kann allerdings keine Rede sein. Vielmehr diente die sexuelle Aktivität (wenn sie denn überhaupt eine spirituelle Dimension hatte) eher dem Erwerb magischer Kräfte durch den Meister. Im indischen Kontext ist in der Überlieferung von möglichst jungen Mädchen aus den niedersten Schichten die Rede. Ähnliches gilt wohl auch für die tibetische Feudalgesellschaft. Dass dies kein Vorbild für buddhistische Gruppierungen in abendländischen Gesellschaften sein kann, ist offensichtlich. Gleichwohl lassen sich unter „sexual abuse buddhism“ und „sexual abuse tantric buddhism“ (oder entsprechend „sexueller Missbrauch [tantrischer] Buddhismus“) im Internet beliebig viele Beispiele dafür finden, dass auch der westliche Buddhismus nicht frei von sexuellem Missbrauch ist. Es gibt aber im tantrischen Buddhismus auch eine Tradition, in der sexuelle Beziehungen zwischen Yoginis und Yogis auf einer gleichberechtigten Ebene wichtig sind. H