Ansichten eines sibirischen Schamanen - Bedenkenswert

Die Dialoge erscheinen in dem Buch erst mal ziemlich platt, so ging es wohl Serkin am Anfang dabei auch. Ich kenne das jedoch oft, dass Schamanen scheinbar platt antworten. Warum, ich denke Antworten mit Tiefe sind einfach, nur wir verwechseln sie oft mit Plattheit.

Der Schamane hier war aus verschiedenen Gründen oft nur zu kurzen Antworten nach langem Überlegen manchmal Stunden später dazu bereit.

Frage des Psychologen: Nennst Du Dich Schamane. (Die Menschen dort in der Taiga nennen ihn so.)

Schamane: Du kannst mich auch Topf nennen.

Diese Antwort hat Serkin übrigens abgewandelt, weil sie als ursprungsantwort so derb war, dass er diese nicht Öffentlich machen wollte - seines Rufes wegen.


Wie es sich herausstellt mag er nur wirklich sinnvolle Fragen und gleich gar keine welche der Psychologe mit selber nachdenken beantworten kann.

LG Siegmund
 
Werbung:
Erdkröte;3944809 schrieb:
Frage des Psychologen: Nennst Du Dich Schamane. (Die Menschen dort in der Taiga nennen ihn so.)

Schamane: Du kannst mich auch Topf nennen.

:lachen: solche Antworten haben es in sich, ja, ich kriege zuweilen auch solche Antworten drüben. Oder eine auf den ersten Blick total dämliche simple Gegenfrage.

Sie haben es in sich.

LG
Any
 
Wie kann ein Forscher etwas untersuchen, das komplexer ist als er selbst

Hallo, die Frage ist so interessant wie mehrdeutig. Geht Serkin da von Grundsätzlichem aus, möchte er wissen, wie eine höhere als die menschliche Komplexität erforschbar/erkennbar wäre, oder geht es ihm um die jeweils subjektive Erfassung und Verarbeitung von Komplexitätsunterschieden?

Denn offen gesagt verstehe ich die Frage selbst schwer (was natürlich prinzipiell kein Mangel der Frage ist - frei nach Lichtenbergs Stuhl-Aphorismus)

Ist damit ein Wissenschaftler gemeint, der etwas subjektiv Komplexeres (lies: etwas, das er seiner Einschätzung nach für komplexer als sich selbst einschätzt) "einordnen" möchte? Kann ein Mensch überhaupt eine solche Unterscheidung treffen, würde ein Hund einen Affen als komplexeres Wesen erkennen können oder fehlten ihm alle Werkzeuge zur Beurteilung?
Vielleicht ist das auch nicht relevant.

Zu diesem Handeln rechnet er nicht nur aktive Handlung sondern auch Gedanken und Worte, welche direkt die Welt erschaffen.

Okay, so kann ich mich der Thematik etwas annähern. Nur kann ich dazu wenig sagen.
Den Schamanismus empfinde ich keineswegs als uninteressant, wenn es auch gewiss viele Wege gibt, um seine Bedeutung im "Stammesgefüge" verstehen und erklären zu können.

Schamane: Du kannst mich auch Topf nennen.

:D.



Wie es sich herausstellt mag er nur wirklich sinnvolle Fragen und gleich gar keine welche der Psychologe mit selber nachdenken beantworten kann.

Das hört sich in einem Rahmen, etwa in einem widerspruchsfreiem System (was aber auch wieder unsinnig ist, da der Schamane ja gerade die Widerspruchsnegation dem Westen vorwirft), berechtigt an. Von außen (vom Leser) fordert die Limitation auf sinnvolle Fragen (sinnvoll im Sinne des Schamanen, also solche, die sich der Psychologe nicht selbst beantworten kann) eine Glaubensvorschuss, der eventuell nie eingelöst wird. Liege ich da falsch?

Mir ist grundsätzlich klar, dass ein spirituelles Buch nie wie ein Physikbuch (Beispiel) aufgebaut sein wird, und vielleicht auch die Mehrdeutigkeiten zum erkennenden Denken anregen.
 
So ein Psychologe wird seinen wissenschaftlichen Geist nie soweit biegen können, daß er anerkennt, daß Schamanen mit körperlosen Entitäten kommunizieren. Das ist eine typische Schwäche dieser Leute und die hilflosen Versuche, diese Wesen als irgendwelche unbewußten Anteile des Beobachters hinzustellen, erwecken echt nur Lachen und Bedauern - hier wie "drüben".
 
@ginseng,

Hallo, die Frage ist so interessant wie mehrdeutig. Geht Serkin da von Grundsätzlichem aus, möchte er wissen, wie eine höhere als die menschliche Komplexität erforschbar/erkennbar wäre,

Im laufe des Lesen stellt sich heraus, dass es ihm um erstes geht.

Kann ein Mensch überhaupt eine solche Unterscheidung treffen, würde ein Hund einen Affen als komplexeres Wesen erkennen können oder fehlten ihm alle Werkzeuge zur Beurteilung?
Vielleicht ist das auch nicht relevant.


@sobek
So ein Psychologe wird seinen wissenschaftlichen Geist nie soweit biegen können, daß er anerkennt, daß Schamanen mit körperlosen Entitäten kommunizieren.

Das macht das Buch gerade spannend, da es anders kommt als erwartet.

Serkin geht sogar noch ein Stück weiter und lässt sich nach anfänglichem Zweifel auf die Erfahrungsebene (Trance) des Schamanen ein - vertraut dem Schamanen. Er begegnet materiellen wie immateriellen unbekannten Wesenheiten. Eisspinnen, Wintermöwen, sowie Erd- und Waldgeistern. Lernt Wesen kennen die mehr Sinne als wir Menschen haben, die sich in , der Schamane bezeichnet es als andere Tunnels, bewegen mit anderen "Geometrien" und Geschwindigkeiten als wir Menschen, weshalb wir diese ohne bestimmte Praktiken nicht wahrnehmen können.

Er fragt z.B. Was hindert uns daran sie zu beobachten ?

Der Schamane: Die ausgeprägten Unterschiede in der Gefühlswelt, die andersartigen Rhythmen und Schwingungen, die verschiedenen Tunnels, unterschiedliche Sphären oder all das in Kombination.

Bsp. für eine Begegnung mit einem andersartigen Wesen, die er erlebt:

Nachdem es seit Tagen unerwartet, durch einen Wetterzauber von 7 Schamaninnen, regnete.

Er kam aus dem nächst gelegenen Felsen. Kein Stein bewegte sich unter ihm oder kam ins Rollen, obwohl er die Statur eines Riesen und das entsprechende Gewicht besaß. .....

Wie ein gigantisch dunkelbrauner Klumpen ließ er sich auf der anderen Seite meines Lagerfeuers nieder. Der Rauch zog direkt zu ihm hinüber, ein Mensch würde das kaum aushalten. Doch er störte sich anscheinend nicht daran. Gut, dass ich im Zustand des Schamane war, sonst bekäme ich es mit der Angst und würde mir womöglich schaden. Andererseits - wahrscheinlich hätte er sich dann einfach gar nicht gezeigt.

Den Schamanismus empfinde ich keineswegs als uninteressant, wenn es auch gewiss viele Wege gibt, um seine Bedeutung im "Stammesgefüge" verstehen und erklären zu können.

Nun ja das interessante an diesem Buch ist auch, dass dieser Schamane das Stammesgefüge in der Form nie erlebt hat, "dank dem Kommunismus". Dort wo er diesen Menschen trifft leben Russen, Jakuten und Ewenken. Der Schamane lebt allein und wer Bedarf hat kommt aus dem doch größeren Umkreis zu ihm. Der Schamane war wohl früher zu Sowjetzeiten beim Militär, hatte auch mal Medizin studierte und lebte eine Zeit in einer Stadt. Zu welchem Volk er eindeutig gehört ist nicht klar. Er besaß auch lange keinen Ausweis.
Vladimir Serkin war auf geradewohl auf die Suche nach einem Schamanen gegangen und hatte "zufällige" seine Jagdhütte in seiner Nähe - 2 h Fußmarsch - aufgebaut.

Was Serkin schreibt zeigt auch die gesellschaftliche Wandlung des Schamanentums. So geht der Schamane auch in die Stadt um wie er sagt neue Praktiken und die Wesen dort kennen zu lernen, denn er kann nur helfen wenn er das entsprechende Umfeld erlebt.

Von außen (vom Leser) fordert die Limitation auf sinnvolle Fragen (sinnvoll im Sinne des Schamanen, also solche, die sich der Psychologe nicht selbst beantworten kann) eine Glaubensvorschuss, der eventuell nie eingelöst wird. Liege ich da falsch?

Nun weiß ich nicht ob ich dich recht verstehe. Ich denke es ist normal dass man einem Schamanen gegenüber, von dem man wie auch immer lernen, etwas erfahren, möchte einen Glauben- und Vertrauensvorschuss gibt. Mit all zu vielen Zweifeln ist Erfahrung dieser Art kaum möglich.

LG Siegmund
 
@ Erdkröte

Danke für die Antworten.
Die über Amazon zugängliche Leseprobe habe ich auch überflogen, es liest sich sympathisch.

Ich denke es ist normal dass man einem Schamanen gegenüber, von dem man wie auch immer lernen, etwas erfahren, möchte einen Glauben- und Vertrauensvorschuss gibt. Mit all zu vielen Zweifeln ist Erfahrung dieser Art kaum möglich.

Was ich mich frage ist halt, werden Nachfragen als Zweifel empfunden, der stört, indem er vom Wesentlichen aus Sicht des Schamanen ablenkt, oder ist es eine Privilegiensache, im Sinne, dass über bestimmte Dinge mit" Uneingeweihten" nicht gesprochen werden soll.

In Gedanken spiele ich ja damit, mir ein Stündchen bei einem Schamanen zu nehmen, nur um ihn dann alles fragen zu können, was ich möchte.

So direkt fiele mir da ein:

Wie läuft die Kontaktaufnahme konkret ab? Welche Rituale sind nötig?
Sind Geister jederzeit erreichbar?
Wenn nicht, weshalb?
Kann man ihre Mithilfe unbegrenzt erbitten, oder gibt es ein Limit /Banalitätsuntergrenze?
Wenn ja, wurde das im Voraus mitgeteilt oder ergibt es sich aus Versuch und Irrtum?
Kann man sich die Sympathien von Geistern verspielen?
Haben Geister untereinander einen Hierarchie?
Wenn ja, wie lautet die Abfolge, nach welchen Kriterien unterliegen Geister anderen?
Erkennen Geister einen Schamanen wieder?
Ist man jeweils mit dem "richtigen" Geist verbunden?
Wenn nein, sind von Seiten des Schamanen unterschiedliche Anrufungsrituale nötig?
Was geschähe, wenn die Rituale leicht verfälscht ausgeführt würden?
In welcher Form erhält der Schamane seine Antwort (Gefühl, Bild, Ton)
Wie verärgert man einen Geist, falls das möglich ist?
Hat ein Geist ein Gedächtnis?
Wenn ja, steht er in Verbindung mit anderen Geistern?
Wenn ja, zu welchem Zwecke läuft da Komunikation ab?
Wie wählt ein Geist sein Sprachrohr?
Hat jeder Schamane seinen eigenen Geist?

...

Also langweilig würde es da nicht werden.

Vielleicht verstehe ich das alles auch wirklich nur falsch, aber müsste es nicht möglich sein, auf diese Fragen Antworten zu finden, die für Schamanen verbindlich sind?
Die Religionen haben sich doch auch einen Urtext gegeben, gibt es solche Programme auch im schamanischen Bereich?

Ab interessantesten fände ich die Erklärung dazu, warum solche Antworten auf meine zugegebenermaßen naiven Fragen nicht möglich wären: Wie drückt sich die Informationssperre aus? Indem man niemanden erreicht? Abgewiesen wird?
 
Erdkröte;3944770 schrieb:
Der Schamane (dessen Namen er nicht bekannt geben darf) denkt der Mensch UND andere Lebende haben die Welt erschaffen und diese setzen dazu Prakriken/Aktivität ein. Dieser sagt die ERfahrung in einer anderen Realität ist Rekonstruierbar und bleibt durch die Handlung geschaffene Realität erhalten auch in anderen Bewusstseinszuständen. Will heißen verschiedene Bewusstseinszustände sind durch Aktivität/Praktiken/Handeln miteinander verbunden und bilden ein einheitliches Ganzes. Zu diesem Handeln rechnet er nicht nur aktive Handlung sondern auch Gedanken und Worte, welche direkt die Welt erschaffen.

LG Siegmund

:thumbup: Eine wirklich treffene Formulierung.
Nun meine Frage: gibt es eine konkrete Handlung, die nötig ist, Realität hier zu schaffen oder ist das flexibel?
 
@Ginseng,

Was ich mich frage ist halt, werden Nachfragen als Zweifel empfunden, der stört, indem er vom Wesentlichen aus Sicht des Schamanen ablenkt, oder ist es eine Privilegiensache, im Sinne, dass über bestimmte Dinge mit" Uneingeweihten" nicht gesprochen werden soll.

Ob Nachfragen als Zweifel empfunden werden meine ich hängt von deiner inneren Haltung ab, denn diese kann schon vom Wesentlichen ablenken. Von Privilegiensache würde ich nicht sprechen. Viele Fragen sind eben nur durch eigene Erfahrung beantwortbar und diese Erfahrungen muss jemand zum einen verkraften können und zum anderen sind bestimmte Erfahrungen mit bestimmten Geister einfach schwierig, weil diese leicht verärgert sein können und einem eventuell schaden.

Ab interessantesten fände ich die Erklärung dazu, warum solche Antworten auf meine zugegebenermaßen naiven Fragen nicht möglich wären: Wie drückt sich die Informationssperre aus? Indem man niemanden erreicht? Abgewiesen wird?

Wie oben schon erwähnt einiges muss man selber erfahren. Wie sich die Informationssperre ausdrückt hängt wohl von der Persönlichkeit des Schamanen/Schamanin ab. Die Schamanen bei denen ich gelernt habe würde dich einfach als Zuschauer zu bestimmten Ritualen einladen. Manche Fragen würde sie beantworten, bei anderen dich erstmal auf eine kleine Übung verweisen welche Du selber machen sollst, andere würde Dich vielleicht abweisen.

Vielleicht verstehe ich das alles auch wirklich nur falsch, aber müsste es nicht möglich sein, auf diese Fragen Antworten zu finden, die für Schamanen verbindlich sind?

Du würdest schon verbindliche Antworten bekommen, aber eben auch so flexibel wie die entsprechenden Entitäten sind.

LG Siegmund
 
@Sayalla,

Nun meine Frage: gibt es eine konkrete Handlung, die nötig ist, Realität hier zu schaffen oder ist das flexibel?

So wie ich das handhabe und erlebe gibt es konkrete "Rahmen-Praktiken/Handlungen" welche innerhalb dessen flexibel sind.

Es gibt keine Urtexte, sowie ginseng danach fragt. Es gibt aber Elemente meist dazu gehören, wie z.B. Rhytmus, Gesang/Ton/Wort, Feuer und Rauch, die Nacht oder die Dämmerung, Altäre, Gaben an die Geister, etc. welche in kongrete Handlungen eingebunden sind.

LG Siegmund
 
Werbung:
Zurück
Oben