Anmaßungen?

Hallo ChrisTina,

genau. Gut zusammengefasst.

Mit einem komme ich jedoch nicht klar. Weiß ich jetzt um diese Thematik, was nützt mir dann ein rein geistiges Bearbeiten? Ohne die Zuständigkeiten zu sortieren und neu zuzuordnen. Hier beginne ich mich im Kreis zu drehen und das macht mich wirr im Kopf und deshalb habe ich mit den ganzen Spiegelgesetzen aufgehört drüber nachzudenken.

Liebe Grüße pluto
 
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Hier beginne ich mich im Kreis zu drehen und das macht mich wirr im Kopf und deshalb habe ich mit den ganzen Spiegelgesetzen aufgehört drüber nachzudenken.
Hallo Pluto,

Gute Entscheidung ! Die ausschließliche Konzentration auf die "Spiegelgesetze" kann im Grunde kaum funktionieren - sie ist vergleichbar mit einem Auto, das nur ein Rad montiert hat.

Sie verwertet populärwissenschaftlich einen (zB. in der Psychoanlyse beschriebenen) unbewussten psychischen Abwehr- und Selbstschutzmechanismus - die Projektion. Es gibt aber mehrere dieser psychischen Mechanismen (zB. Verdrängung, Verleugnung, Verkehrung ins Gegenteil, Spaltung etc.). Hinzu kommt, dass es sich um UNBEWUSSTE Prozesse handelt - die sich eben bewusster Überlegung entziehen.

Es ist schon seit längerer Zeit eine Tendenz zu beobachten, dass "Therapeuten" ohne grundlegende und umfassende Ausbildung irgendeinen Einzelaspekt herauspicken und ihn mit viel Marketing zu einer scheinbar "neuen" Therapie aufblasen - was zu einem verwirrenden Wildwuchs an "therapeutischen" Methoden und Angeboten geführt hat.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Wenn ich erkenne - es macht mich nicht betroffen - lass ich's bei meinem Gegenüber und belaste mich nicht weiter damit.
ZB. die unbewussten Schutzmechanismen der Abspaltung und Verdrängung sorgen dafür, dass man sich bei unbewältigten tiefen Verletzungen eben gerade nicht betroffen fühlt und dadurch handlungsfähig bleibt (und nicht durch das Aufbrechen einer alten Wunde in eine Krise rutscht). Dies wird auch "Panzerung" genannt, die bis hin zu dauerhaften Verspannungen im Muskelbereich führen können ("Muskelpanzerung"), die verhindern sollen, dass unbewältigte Traumata angerührt werden können und dadurch aufbrechen.
Das Gefühl der Betroffenheit ist insoferne kein sinnvolles Kriterium zum Erkennen, ob ich in einer speziellen Thematik eine unverarbeitete Verletzung habe oder nicht.

In der Therapie kann man es zB. daran erkennen, wenn jemand ZU schnell etwas abwimmelt mit "Damit habe ich kein Problem" - oder durch vom Klienten unbemerkte Muskelreaktionen (zB. Zuckungen im Gesicht, Rumpf, Armen oder Beinen).

LG, Reinhard
 
Das Gefühl der Betroffenheit ist insoferne kein sinnvolles Kriterium zum Erkennen, ob ich in einer speziellen Thematik eine unverarbeitete Verletzung habe oder nicht.

Endlich sagt das mal einer! *erleichtertbin*

Ich kenne durchaus Leute, die völlig wahrnehmungsindolent sind, was ihre eigenen Haltungen, Kummunikationsmechanismen und -muster wie auch Folgen ihrer Handlungen sind. Die sind dann eben "einfach nicht betroffen, also muss es das Problem des anderen sein...".

Bei einigen psych. Krankheitsbildern ist m.W. diese Indolenz geradezu zwingender Bestandteil des Krankheitsbildes.

In der Therapie kann man es zB. daran erkennen, wenn jemand ZU schnell etwas abwimmelt mit "Damit habe ich kein Problem" - oder durch vom Klienten unbemerkte Muskelreaktionen (zB. Zuckungen im Gesicht, Rumpf, Armen oder Beinen).

Gibt es, lieber Reinhard deinem Wissen nach dafür auch noch weitere verbale Zugangshinweise? Die sind ja in so einem Medium, wie jenem, in dem wir uns hier aufhalten, interessant, oder?

Auffällig sind mir diesbez. schon lange einige User, die ständig betonen, dass SIE ja damit nun kein Problem hätten. In einigen Threads wirkt es auf mich, als würden da mehrere sich mit derlei Hin- und Herschieben beharken.

Liebe Grüße
A.
 
Womit wir wieder zum Ausgangsposting zurück kommen.

Ich fände es wertschätzend, wenn jeder seine Wahrnehmung dann vorträgt, wenn er danach gefragt wird. Es findet hier immer und immer wieder statt (ich meine jetzt keinen einzelnen, konkreten Fall), das es jemanden gibt, der angeblich eindeutig beim ANDEREN sieht, welche Prozesse er noch vor sich hat und so weiter.

Wie anmaßend ist es, sich so erleuchtet zu fühlen und allein über ein Forum zu wissen, was der Andere machen muss und erkennen soll?

Ist das noch ebenbürtig? Ist das achtsam und respektvoll?

Jetzt mal unabhängig von Coaching und Therapie - einfach nur so von Mensch zu Mensch.

Wenn er/sie/es jetzt eben verdrängt/abspaltet - und sich deshalb nicht betroffen fühlt - wäre es nicht eine Anmaßung meinerseits, die/denjenigen mit allen Mitteln bewiesen zu wollen, dass er ein Problem hat?

Nehmen wir zB jetzt hier das Forum - ich nehme bei jemanden etwas wahr, was ich vermuten könnte, dass es eins ihrer/seiner Themen ist - steht es mir zu, ihm gegenüber drauf rum zu reiten, weils der Koffer einfach nicht schnallt?

Oder lasse ich es in seiner Verantwortung, wann sie/er bereit ist, drauf hin zu schauen und es ev. zu lösen?

Also ich bevorzuge es, wenn jeder seine Eigenverantwortung leben darf.

Wenn ich persönlich mich allerdings durch eben derart penetrantes *mit der Nase auf etwas stossen, was ein anderer für mein Thema hält* genervt fühle, spiel ich fallweise schon auch mal ein paar Runden mit.

Generell halte ich es jedoch so, dass, wenn ich persönlich etwas aufarbeiten will, entsprechende Fragen stelle, bzw. nur zu Fragen was poste, wo ich dazu etwas zu sagen habe.

Und ich unerstelle, dass es Alexus um Ähnliches geht - wenn ich mir die Freiheit nehme, meine Themen u dem Zeitpunkt aufarbeiten zu dürfen, wann es mir paßt, billige ich dieses Recht großteils auch anderen Menschen zu.

Bzw. eben nicht - weder noch.

Ich hab in anderen Foren mal Threads eröffnet mit dem Titel

Coaching ohne Auftrag

Ich glaub, das würd auch hier ganz gut dazu passen:

Wo ist für mich persönlich die Grenze, ab wann ich aktiv in das Leben anderer Menschen eingreife?
Wo is für dich (jetzt nicht speziell dich Reinhard, sondern du als Alle, die nicht ich sind) deine persönliche Grenze, ab wann du aktiv in das Leben anderer eingreifst?

Noch eine zusätzliche Anmerkung - hier geht es - mir - auch nicht um *Erste Hilfe leisten* bei Unfällen oder Verbrechen, sondern um alltägliches Verhalten im Freundeskreis und zB auch in Foren. Und es geht auch nicht um meine elterlichen Pflichten meinen minderjährigen Kindern gegenüber.

Wann maße ich mir an, mich in das Leben meiner Freunde / Bekannten / Umgebung - von denen ungefragt - ein zu mischen, weil ich glaube, besser zu wissen, was für sie besser wäre?

Sorry an Alexus, wenn ich dich mistverstanden habe, dann korrigier mich bitte.
 
Ich kenne durchaus Leute, die völlig wahrnehmungsindolent sind, was ihre eigenen Haltungen, Kummunikationsmechanismen und -muster wie auch Folgen ihrer Handlungen sind. Die sind dann eben "einfach nicht betroffen, also muss es das Problem des anderen sein...".

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Auffällig sind mir diesbez. schon lange einige User, die ständig betonen, dass SIE ja damit nun kein Problem hätten. In einigen Threads wirkt es auf mich, als würden da mehrere sich mit derlei Hin- und Herschieben beharken.
Hi A.,
danke für den zusätzlichen Hinweis.

Für mich persönlich ist die Arbeit mit Schatten und Spiegeln und Projektionen in erster Linie etwas, was ich an und in mir betreibe - andererseits auch immer nur jeder Mensch mit sich machen kann.

Ich sehe nur ein Problem darin, dass System zu *erklären* ohne ein DU mit ein zu beziehen - egal in welche Richtung. Was nicht automatisch heißt, dass ich persönlich in anderen Schatten suche - genau dies mir jedoch immer und immer wieder unterstellt wird.

Ich persönlich erlebe immer wieder, dass Menschen auf mich und meine Beiträge re-agieren in einer Weise, welche ich absolut nicht nachvollziehen kann. Und da frage ich dann nach - das, was mir der Andere vorwirft, ist das etwas, was mich betroffen macht? Wenn nicht, ok, nicht mein aktuelles Lernthema, also wozu sollte ich mich jetzt damit belasten wollen?

Wenns mich betroffen macht, dann schau ich nach meinem Anteil, oftmals ist es bei mir aber auch gar nicht genau das, was als Vorwurf ausgesprochen wurde - bis jetzt hab ich eigentlich noch immer was gefunden, was ich dann ansehen und integrieren konnte.

Für mich ist der Maßstab, obs mein Thema war und es erledigt ist, wenns nimma wieder kommt. Manche kommen immer wieder - dann schau ich halt auch noch nach weiteren Anteilen, die mir gehören daran. Und manchmal ist es eben einfach - ok, behalts ruhig.


Aber es gibt schon auch noch einen zweiten Aspekt, das wird mir gerade so richtig bewusst:

Das ist schon noch was, was ich hier im Forum gelernt habe. Dass manche Mitschreiber hier einfach *die Krise bekommen* wenn ich schreibe *dürft ein Teil deines Weltbildes sein*.

Dann kommen eben Aussagen, ich maße mir an, mir ein zu bilden, deren WeltBild zu kennen - und die Meisten werden richtig wütend.

Dabei ist es mir persönlich in derartigen Fällen einfach zu umständlich, mich wirklich intensiv damit zu befassen, worums beim Anderen gehen könnte, was es sein könnte - ist auch nicht meine Aufgabe, solange ich nicht von einem klienten einen Auftrag dazu bekomme, mit ihm genau da drauf hin zu schauen.

Bin ich jetzt noch irgendwas wie ontopic?

Wenn nicht, tuts mir leid, ich wollts nur verständlicher machen, wie ich das empfinde.

PS: Selbstverständlich ist mir bewusst, dass auch ich immer nur durch die Filter meines WeltBildes auf andere Menschen schauen kann, weil genau dies ein wichtiger Teil meines ureigensten aktuellen WeltBildes ist.

PPS: Was mir jetzt auch bewusst macht, warum mir immer wieder *vorgeworfen* wird, dass ich Aussagen persönlich nehme. Na klar, ich kanns immer nur auf mich beziehen - danke für den Input.
 
Gibt es, lieber Reinhard deinem Wissen nach dafür auch noch weitere verbale Zugangshinweise? Die sind ja in so einem Medium, wie jenem, in dem wir uns hier aufhalten, interessant, oder?
Im direkten Kontakt gibt es etliche - zB. Veränderungen der Stimme (zB. wenn sie plötzlich beschlagen und verengt wirkt), Hüsteln bis hin zu schlagartig eintretender lähmender Müdigkeit.

In einem Forum (ohne direkten persönlichen Kontakt) dies einzuschätzen tue ich mir SEHR schwer - wozu auch ? Das ist wirklich Teil einer professionellen Therapie - nicht eines lockeren und unverbindlichen anonymen Austausches via Postings.

Unbewusstes ins Bewußtsein zu heben ist schon im direkten (und vom Klienten ausdrücklich gewünschten) Kontakt eine Gradwanderung - in einem Forum verstärken entsprechende Bemühungen reflexartig die Abwehr.

Liebe Grüße, Reinhard
 
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Hallo ChrisTina,

Coaching ohne Auftrag

Ich glaub, das würd auch hier ganz gut dazu passen:

Wo ist für mich persönlich die Grenze, ab wann ich aktiv in das Leben anderer Menschen eingreife?
Wo is für dich (jetzt nicht speziell dich Reinhard, sondern du als Alle, die nicht ich sind) deine persönliche Grenze, ab wann du aktiv in das Leben anderer eingreifst?

Da braucht man eigentlich nur zu überlegen, wie solche Übergriffe anderer auf einen selbst wirken. Dann weiß man, was zu tun ist. Die Erkenntnis, dass ungefragtes Einmischen nicht erwünscht ist, muss jedoch auch erst zugelassen werden.

Es gibt Menschen, die fragen zu allem, was ihnen drückt, einen anderen, was zu tun ist. Dabei habe ich festgestellt, dass sie unsicher in ihren Taten sind, weil sie keinen anderen verletzen wollen. Außerdem wird derjenige, der für sie eine Entscheidung getroffen hat, für seine Unterlassungen auch noch verantwortlich gemacht.

Aus diesem Grund falle ich zunächst bei Fragen auch noch auf den Sog herein, eine Antwort geben zu "müssen". Bis mir dann die Mechanik, die dahinter steht, einfällt und dann versuche ich mein Gegenüber durch verschiedene Sichtweisen dazu zu bringen, dass er eine eigene Einsicht erlangt und weiß wie er handeln muss.

Anmaßung ist auch, wenn ich überall vorgebe Bescheid zu wissen. Dann bin ich weit wichtiger, als ich wirklich bin und dementsprechend groß (aufgebläht). Und umgekehrt, wenn ich zuviel frage und in Wirklichkeit die Antwort schon weiß, nur weil mir nichts besseres als Gesprächsstoff einfällt, oder auch weil ich meine ich sei dann wichtig.

Vielleicht hat Anmaßung auch etwas mit "gut sein" zu tun. Jemand, der von sich überzeugt ist, wie gut er ist, nimmt sich wichtiger und schreitet wie ein Narr nach vorne, ohne Rücksicht auf Verluste.

Spürt man in sich, merkt man schnell, wo es anmaßend wird. Nur, wer will das schon hören.

Liebe Grüße pluto
 
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