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MorningSun
Guest
Warum - so fragt ich mich heute, nach dem Erwachen - ist eine Frau, die gebärt, Mutter wird, um und für das Kind sorgt, bis es auf eigenen Beinen durchs Leben gehen kann normal und ein Sohn, der sich um seine alternde, langsam aber sicher dahingehende Mutter kümmert, so gut und so lang er`s eben kann, abnormal?
Wie eine Mutter sich fühlt, wenn ihr Kind das Haus verlässt, kann ich nicht wissen, aber warum - so fragte ich mich weiter - wird mir erst jetzt, wo sie fort ist, die Unfreiheit, in der ich die letzten Jahre verbracht habe, bewusst?
Gewiss gab es Spannungen, unentspannte Situationen und oft rannte ich im Kreis herum und oft genug rannte ich vor meiner Verantwortung davon. Ins Wirtshaus zum Beispiel. Aber auf die Idee, dass ich unfrei bin, wäre ich nie gekommen. Erst jetzt, wo Mutter fort ist, weiß ich wirklich, spüre ich die Unfreiheit, in der ich gelebt habe.
Warum ist das so?
Sind da überbewusste, psychologische Schutzmechanismen am Werk, die den Menschen hindern, die Wirklichkeit zu sehen? Viele, die mich kennen, haben es gesehen, ich selber nicht. Oder wollte es zumindest nicht sehen, weil mich dieser Einblick in der Situation nicht weitergebracht hätte.
Das ist ein natürlicher Verdrängungsmechanismus, sonst könnte
man diesen unfreien Zustand gar nicht aushalten.
Und die Liebe tut dann noch ihr eigenes.