Ja, diese gefühle vergehen, ich versprechs dir.
Ich kanns dir nur aus meiner sicht erzählen. Ich war damals knapp 30 und es traf mich unvorbereitet und auch unerwartet (war ja schwanger). Ich konnte erst mit niemandem drüber reden, weil ich meine angst als so grässlich empfand und neben mir die menschen offensichtlich glücklich und 'nichts ahnend' durchs leben liefen, so, als wären sie unsterblich....
Ich sah mich nur noch in einem sarg, wie der deckel zufiel, mir der atem genommen wurde, ich erstickte, vermoderte, etc. nichts mehr denken, fühlen, sagen, alleine, im dunkeln - es war furchtbar - und eidechsenkönig - es verging!
Wie? das ist schwierig zu sagen, es ist jetzt gut 12 jahre her. Ich musste mich in therapie begeben, da ich nicht mehr essen, schlafen, mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Die therapie hat mir geholfen und es dauerte nicht länger als ca. 3-4 monate. Es war aber nicht nur die therapie, sondern gespräche mit verschiedenen leuten, direkte konfrontation mit dem thema, es nicht ausklammern, sondern direkt rein in die offensichtliche 'hölle'. So löste sich das drama auf.
Ich war ja dann mal tatsächlich (wie oben beschrieben) am sterben und ich kann dir versichern, es hatte nichts, aber auch überhaupt nichts mit den grässlichen gefühlen zu tun, die ich damals mit 30 hatte. Es war ein aufgehobensein in etwas grösserem. Ich konnte innerhalb von knapp 2 h mit meinem leben, meinem mann, meinen 4 kleinen kindern (eins davon ein baby) - einfach allem - abschliessen. Man kann das und man muss das, es ist der weg des menschen.
Ich halte den prozess, den du durchmachst nicht für schlecht, auch, wenn du momentan den eindruck hast, daran zu zerbrechen. Wir reifen in unseren schwersten stunden am meisten, so weh und unerträglich das zuweilen ist.
Konfrontiere dich mit gesprächen (ältere leute), lies todesanziegen, geh vielleicht in die kirche (musst nicht an Gott glauben), lies bücher, vielleicht über andere kulturen, wie sie den tod sehen, etc, lass die angst zu, aber räum dir zeiten ein, wo du wirklich bewusst wieder auf deine arbeit, freunde, fam., etc. konzentriert bist.
Mit der zeit kehrst du ins 'leben' zurück und weisst vielleicht noch konkreter was du willst. Wenn alles nichts nützt, begib dich in eine therapie, wo du eine gewisse unterstützung findest.
Kannst mich jederzeit wieder anschreiben, alles liebe
PS: Ich weiss nicht, ob es dir einst gehen wird, wie der 90 jährigen frau, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sich unsere einstellung zum tod im laufe des lebens verändert und man dem ganzen gelassen entgegen gehen kann, wenn man möglichst all das getan hat, was einem wirklich wichtig war. Den wahren
willen zu eruieren halte ich deshalb für zentral und zuweilen ist es eine wirkliche kunst und braucht seine zeit.