Angst und Spiritualität

Hallo Reinfriede,

ich hab mal wieder ein bisschen „hinterhergelesen“ und bin an deinem Beitrag von gestern hängengeblieben.


Zitat von Reinfriede
Durch die Angst potenziert sich die Überzeugung der "Anwärter" bis hin zu den bereits "Überzeugten". Ein System entsteht, das sich schließlich immer wieder selbst logisch bestätigt. Und was nicht "genau passt", wird uminterpretiert....
Irgendwie scheine ich nicht helle genug, aber ich verstehe überhaupt nicht, was du damit aussagen willst. Kannst dus mir bitte erklären?

Entschuldige, der Satz ist wirklich erklärungsbedürftig. Ich meinte das so:

Wenn Angst gestreut wird, dann sehen die bereits Überzeugten in der Angst der Glaubensanwärter die Bestätigung ihrer Ideologie.

Je mehr Menschen an etwas glauben, desto "wahrer" wird es....
Je mehr Menschen Angst vor etwas haben, desto "realistischer" wird das Objekt der Angst.

Das meinte ich mit Potenzieren.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Gerade in diesen Eso-Kreisen ist der Begriff Angst etwas ganz Verwerfliches, Angst hat man nicht zu haben, Angst ist das Gegenteil von Liebe und wir wollen doch alle liebende Wesen sein. Also verbiegen wir uns irgendwie und unterdrücken unsere Gefühle (Angst), womit die Liebe zu uns selbst schon mal abgewürgt ist.
Ich möchte darauf noch mal zurückkommen : mit Angst ist meistens auch Wut verbunden (und die sich einzugestehen, ist in Eso-Kreisen ebenso tabu). Da sind die Weltuntergangsszenarien, die mit schöner Regelmäßigkeit propagiert werden, ein gutes Ventil. Ich darf mir vorstellen, wie andere Menschen vernichtet werden oder bestraft werden - während ich als einer der Guten belohnt werde und überlebe.

Wenn ich mich nicht irre, entspricht ja zB. das Szenario des "Aufstiegs in die 5. Dimension" auffällig der Weltuntergangsvorstellung der Zeugen Jehova's und auch der biblischen Apokalypse : die spirituell Guten und Weiterentwickelten werden gerettet - alle anderen bleiben zurück.

Da ist man nach aussen lieb, erleuchtet und friedlich - und phantasiert gleichzeitig den Untergang eines Großteils der Menschheit (sozusagen eine überdimensionale Amoklauf-Phantasie !). Und zwar, ohne dass man selbst Hand anlegen muss : das überläßt man dem schicksalhaften Weltenlauf.

LG, Reinhard
 
liebe alana,

danke für deine antwort. eigentlich wollte ich sofort weiterschreiben, aber wieder einmal war meine bremse stärker als die finger...

es ist mir nicht gegeben über das zu schreiben, was in mir geschah oder geschieht, jedenfalls nicht in einem forum. muss ich akzeptieren :confused:

aber ich möchte von einem erlebnis erzählen, das mir vor 8 tagen „geschenkt“ wurde:

in der schule sollte das alte lehrerzimmer geräumt und die schränke geleert werden . hab ich gemacht. letzte woche steht die (befreundete) konrektorin im raum, öffnet ein fach und sagt: was ist das? das hat mir der chef gezeigt.

harmlos? belanglos? bei mir ging ein film ab.
1. ebene: klar, hab vergessen, dass in diesem fach noch etwas von mir war - nicht tragisch, oder?
2. ebene: wir hatten eine stunde vorher ein sehr intensives gespräch. weshalb diese art der fragestellung? hätte sie nicht auch sagen können: schau mal, da ist noch was von dir?
3. ebene: der chef hat es ihr gezeigt - warum geht es immer über 5 ecken? ist typisch für den stil der kommunikation, ein sch...spiel, nie direkt!
4. ebene: ich sah mich (wirklich) als kleines 2-jähriges kind vor der mutter stehen. das kind hat etwas angestellt, weiß aber nicht, was genau falsch war, es spürt nur den unmut im gegenüber und das nicht angenommen sein. hilflosigkeit pur, angst, unsicherheit, sich nicht mehr selbst trauen können...

da war sie, die wurzel oder der trigger, die erinnerung an angst und an abhängigkeit (eines kindes).
von den auswirkungen mag ich hier nicht berichten,
aber eine folge davon ist, dass ich nichts nehmen kann, was ich nicht selbst erlebt habe.
das schließt jede (!) wahrheit ein, die jemand anderer erlebt hat, bis ich sie selbst erfahre.
das schließt ein, dass ich selbst meine türen öffnen möchte. fremde machen mich fast wild.

das ist ein hindernis - und meine chance.

deshalb die abänderung der großen drei:

ich vertraue - ich traue mich (auch mit dem nein-sagen wird es immer besser) und ich traue mir
ich wünsche - ich sorge für die erfüllung selbst, geht es nicht, lass ich den pfeil los, damit er fliegen kann
ich liebe - selber, zuerst selber, denn von jemand geliebt werden, den ich nicht liebe - was bringt es mir? (bin unheilbarer praktiker)

gäb noch einiges, aber das führt zu weit.
aber eine zielangabe ist für mich:
- eigene ängste wahrnehmen, klarheit schaffen
- kinderängste wichtig nehmen und ... mehr weiß ich noch nicht.

lg moni
mutig

ps: danke an reinhard und reinfriede,
was ihr schreibt: erlebt und wiedererkannt
 
Liebe Moni,

was du schreibst, verstehe ich gut. Auch das "Vertrauen - Wünschen - Lieben" finde ich recht schön. Vertrauen in sich selbst vor allen Dingen. Wünschen - da fiel mir jahrelang nichts mehr ein, was ich mir wünschen könnte. Lieben - ja!
So hat eben jeder seine eigenen (wunden) Punkte, die ihm als Arbeit an sich selbst gegeben wurden.

Warum ist es dir nicht gegeben, über das zu schreiben, was in dir geschieht?

Liebe Grüsse, Alana
 
Da ist man nach aussen lieb, erleuchtet und friedlich - und phantasiert gleichzeitig den Untergang eines Großteils der Menschheit (sozusagen eine überdimensionale Amoklauf-Phantasie !). Und zwar, ohne dass man selbst Hand anlegen muss : das überläßt man dem schicksalhaften Weltenlauf.

LG, Reinhard

Also das ist so ein Widerspruch, über den ich auch schon öfter nachgedacht habe. Wenn jemand doch so spirituell ist, um "aufsteigen" zu können - wie kann er es gutheißen, daß der Rest der nicht genügend spirituellen Menschheit einfach so zurückbleibt?
Es gibt ja Theorien, daß diejenigen, die zurückbleiben, einfach so lange Zeit haben, bis sie auch "so weit" sind. Es gibt aber auch Theorien, daß sie, die zurückbleiben, eben einfach aufgegeben werden.

Das ist schon richtig, mit der Wut und dem Haß - so können diese Gefühle dann kompensiert werden.

Liebe Grüsse, Alana
 
Also das ist so ein Widerspruch, über den ich auch schon öfter nachgedacht habe. Wenn jemand doch so spirituell ist, um "aufsteigen" zu können - wie kann er es gutheißen, daß der Rest der nicht genügend spirituellen Menschheit einfach so zurückbleibt?

Liebe Alana!

Das habe ich mir auch oft überlegt. Ich glaube, das hat nicht unwesentlich mit dem Bestrafungsgedanken zu tun. Die als getrennt empfundenen "Anderen" werden dafür bestraft, weil sie anders denken als ich. Die Genugtuung, dass die "Unerleuchteten" oder "Unwilligen" untergehen, ist legitim geworden.

Und, was das Wichtigste dabei ist: Sie werden NICHT von mir bestraft, ich habe saubere Hände dabei.

Und aus diesem Grund kann ich leider nix dagegen machen, dass die anderen untergehen - ist ja nicht meine "Schuld"... ist ja ihre eigene Entscheidung, nicht so zu denken wie ich....

Ich dagegen bleibe dabei immer heilig.

Ist irgendwie genial, dieses System.:weihna1

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Warum ist es dir nicht gegeben, über das zu schreiben, was in dir geschieht?

danke dir für die frage.
bringt mich weiter. mag fragen lieber als antworten.
das wäre ein grund,

weitere sind - möglicherweise:

- weil es meine punkte (und zwischenräume) sind, die ich nicht erklären möchte, sie nicht erklärbar sind?

- weil wahrheiten, sobald sie aufgeschrieben werden, so farblos wirken können wie aufgespießte schmetterlinge?

- weil sich ständig neue ein-sichten ergeben und widersprüche nebeneinander stehen und sich locker vertragen?

- weil worte teile des verstandes sind und ich diesem zutiefst misstraue, wenn er sich über mein so-sein auslassen möchte?

- weil ich in augen blicken mag und das fühlen des mitschwingens liebe?

- weil ich begegnen und berühren und leben möchte?

auch
- weil ich angst habe, lieb sein zu wollen, während mein wunsch ist, frei und wild zu sein...

danke dir nochmals
liebe grüße
moni
 
ps:

- weil ich nicht ja zu etwas sagen möchte, das mir richtig und wahr erscheint, bevor ich erlebt habe, dass es wahr und wirklich IST.
 
Vielleicht etwas Off-Topic, aber meine Überlegungen zum Thema Angst:

Zum einen gute Idee sich auch hier im Forum damit auseinander zu setzen in Bezug mit dem Datum 2012 und was es nicht alles gibt.

Zum anderen verändert sich viel. Es wird über Themen gesprochen und empfunden die vor vielen Jahren nur ausschließlich Spinnern überlassen waren.

Angst ist etwas sehr menschliches, jeder hat Angst vor irgend etwas.
Externalisiert kann der Anknüpfungspunkt dann eine Mitgliedschaft in einem der bekannten 12-Punkte Programme darstellen. Ich stelle in den Raum, ist es wirklich Eigenverantwortung abgeben oder der manchmal etwas unbeholfene Versuch sie zu lösen ?

Es heißt ja auch oft, wer heilt hat recht.

Was mir persönlich aufgefallen ist, dass diejenigen die sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen, das Thema Angst/Wut implentieren. Also hinschauen. Sie sagen nicht, alles ist gut, sie geben eher einen Ausblick es wird für Dich selbst gut. Es wird gerade nicht ausschließlich externalisiert.

Was mir auch aufgefallen ist, dass gerade der von Walter aufgeführte Widerspruch zum einen wir werden überleben die anderen auch schon aufgefallen war, vor allem im WIE es kommuniziert wird. Auch hier habe ich Unterschiede empfunden. Auch hier überlege ich jetzt, vielleicht versucht der Mensch auch zum Teil mit den Katastrophen die auf ihn zukommen könnten durch Klimawandel etc...zu kanalisieren ?

Der Mensch projetiert auch gerne, andere bekommen sie dann ab oder können das fühlen, reziprok wird das ganze dann.

Neben der Angst gibt es eine weitere Unsitte, jegliches VERHELTEN mit einem: "Es wurde mir als eine Durchsage von oben gegeben" zu untermalen. Das ist wieder eine manipulative Projektion die beim Gegenüber oft ein Angstempfinden auslösen kann. Externalisierte "Zurechtweisung" ?!? (Ich habe noch keine richtigen Worte dafür)

Angst vor den eigenen Erinnerungen die verschwunden sind, Angst vor den eigenen Fehlern im Leben, dem inneren Abyss..es ist nur allzu menschlich es nach außen zu personfizieren, weil das Gute wird es auch. So wird dann auch der bestrafende Moment gleichfalls nach außen verlagert ähnlich wie der belohnende.

Wer im spirituellen Sinne jedoch die Eierschale dieses Systems wenigstens ansatzweise durchbricht erlebt eine angenehme wie unangenehme Überraschung fast ähnlich wie in einer Familienaufstellung!

Könnte eine Hilfskonstruktion sein, interessantes Thema.


Grüße, Sol :)
 
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danke dir für die frage.
bringt mich weiter. mag fragen lieber als antworten.
Da passen wir zusammen, ich stelle gerne Fragen!

das wäre ein grund,

weitere sind - möglicherweise:

- weil es meine punkte (und zwischenräume) sind, die ich nicht erklären möchte, sie nicht erklärbar sind?
O.k.

- weil wahrheiten, sobald sie aufgeschrieben werden, so farblos wirken können wie aufgespießte schmetterlinge?
Das finde ich eigentlich nicht - ich habe schon Wahrheiten gelesen, die sich tief in mir eingeprägt haben.

- weil sich ständig neue ein-sichten ergeben und widersprüche nebeneinander stehen und sich locker vertragen?
Find ich gut!

- weil worte teile des verstandes sind und ich diesem zutiefst misstraue, wenn er sich über mein so-sein auslassen möchte?
Ja, aber wenn du aus dem Herzen schreibst?

- weil ich in augen blicken mag und das fühlen des mitschwingens liebe?
Ja, ich auch, sehr sogar - das geht auch, wenn man jemandem etwas schreibt, also zumindest das Mitschwingen.

- weil ich begegnen und berühren und leben möchte?
Das wäre schön. Geht halt nicht immer und hat vielleicht auch einen Vorteil.

auch
- weil ich angst habe, lieb sein zu wollen, während mein wunsch ist, frei und wild zu sein...
Ja, ja, das kenne ich sehr gut:liebe1:

danke auch dir
liebe grüße
Alana
 
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