Ich hab' den auch im 6ten, da kenne ich die Praxis gut. Mein Körpergefühl war ständig unter aller Sau, was dazu führte, es komplett zu verdrängen. Das ist natürlich nicht so gut, wenn Krankheiten im Anmarsch sind, die merkt man dann nämlich nicht, weshalb sie immer akut auftreten. Und heftig, Mars eben. Wenn schon Grippe, dann richtig, 40° Fieber mindestens, von jetzt auf gleich. Im Team, au Mann, mein Stardartspruch war: 'wenn ich Chef wär', ich würd' se alle rausschmeissen.'
Beliebte Methode zur Schonung des Körpers: der Plan. Erst mal die effektivste Methode planen, um die anstehende Arbeit möglichst schnell zu erledigen. Da sass ich dann ne Stunde und überlegte mir die Handgriffe- für eine Arbeit, die 10 min gedauert hätte. Wenn ich sie denn angegangen wäre. Bin ich aber nicht, ich sass da und machte den Plan. Sowas erschöpft natürlich, es dann auch noch tun?
Ausserdem hatte ich ständig Angst, dass einer kommt und fragt, ob meine Arbeit fertig sei. Natürlich war mir diese Angst nicht bewusst, die kontrollierte mich nur, von wegen "freier Wille".
Da braucht man dann einen guten Grund, warum die Sache immer noch nicht fertig ist. Strategie: mehrere Baustellen gleichzeitig. Alles anfangen, nix fertig machen, erst an was anderem weiterarbeiten. So ist man immer beschäftigt- und keiner kann sagen, ich würde nix leisten. Ich selber war absolut überzeugt davon, die schnellste und fleisstigste zu sein. Und- die ordentlichste. Und selbst wenn mal jemand schneller gewesen wäre- ja, wie sah die Arbeit denn aus? Meine Leistung war perfekt, bei den anderen, da musste man ja immer nachbessern. Das führte dazu, den anderen ihre Arbeit abzunehmen. Motto: Gib' mal her, ich kann das besser. Was in der Folge zu völliger Arbeitsüberlastung führte. 'Keiner hilft mir, alles muss man alleine machen.' So entsteht regelrecht der Wunsch, krank zu sein, denn dann müssen die anderen ran, sie müssen mir helfen. Dieser Wunsch war natürlich auch unbewusst- und begleitet von einem tiefen Misstrauen Ärzten gegenüber. Unbewusst weiss man, dass man für seine Krankheiten selber verantwortlich ist, das strahlt man aus, den Arbeitskollegen gegenüber und auch dem Arzt. Mit entsprechendem Echo- sie halten einen für einen Hypochonder. 'Stell' dich nicht so an', den Spruch hab' ich oft zu hören gekriegt, was natürlich wütend macht, wenn man Schmerzen hat.