Energeia
Sehr aktives Mitglied
Nun, ich sehe mit einigem Bedauern, dass Dualität zur Weltanschauung verzerrt wird. Ich bestehe aus bereits und wiederholt erläuterten Gründen darauf, dass Dualität erstmal keinerlei Ideologie oder Weltanschauung ist, sondern Basis der Möglichkeit zur Unterscheidung, sprich zur Erkenntnis. Sie ist Form, nicht Inhalt.
Hallo Bernstein,
ich verstehe diesen Beitrag im Sinne des Themas "Angebot an die Philosophen und Wissenschaftler" als wissenschaftstheoretische Kritik, weshalb der Inhalt des Beitrages relativ nüchtern und ganz und gar nicht spirituell anmutet
Mein lieber Bernstein, Du scheinst die Fragestellung auf die epistemologische Fragestellung zu verkürzen; Du hattest auch schon in einem vorherigen Beitrag auf Erkenntnistheorie (Epistemologie) verwiesen dabei hast Du Spinoza auch auf ontologische Weise (Substanzen) analysierst, aber argumentierst dann doch wieder epistemologisch.
In den gegenwärtig wissenschaftlichen Diskursen ist nicht nur die epistemologische, sondern vor allem auch die ontologische Fragestellung relevant.
Bei der epistemologischen Fragestellung geht es um die Erkenntnis und die daraus mögliche Erklärung.
Ein Beispiel anhand des "Reduktionismus": 1. ein epistemischerReduktionismus behauptet beispielsweise, dass Eigenschaften von Objekten der einen Ebene durch die Eigenschaften einer anderen Ebene erklärt werden können.
2. Ein ontologischer Reduktionismus behauptet, dass auf den höheren Ebenen keine neuen Qualitäten oder Substanzen vorkommen.
->> Es geht bei der ontologischen Fragestellung also nicht nur um Erkenntnis sowie Erklärung, sondern darum, was seiend ist und wie dieses Seiende erkannt und erklärt werden kann.
So kann beispielsweise ein ontologischer Pluralismus vertreten, aus Komplexitätsgründen jedoch dann nur ein epistemologischer Dualismus durchgeführt werden, da die Erklärung der Phänomen sonst nicht mehr handhabbar wäre.
Die anspruchsvollere Aufgabe ist offensichtich die ontologische, weil sie die epistemologische mit einschließt, während die rein epistemologische Betrachtung dem ontologischen Problem ausweicht wie es beispielweise Kant mit dem Ding an sich vornahm, was sich jedoch schon im deutschen Idealismus spätestens bei Hegel wieder änderte: Hegel begreift das Absolute als reflexives Subjekt und Substanz.
Die ontologische Frage lautet: liegt wirklich ein ontologischer Emergentismus, Epiphänomenalismus, psychophysischer Parallelismus, eliminativer Materialismus, Funktionalismus etc. vor? Die epistemologische Frage mutet bescheidener an: können wir die Welt auf diese Weise erklären?
Du beschreibst aus meiner Sicht den ontologischen Dualismus nicht in einer Weise, dass dieser einerseits von der Position des ontologischen Pluralismus (siehe mein Beitrag 29) und andererseits von ontologischen Monismen also von beiden Seiten zur Debatte steht und Du argumentierst auch so, als wäre der Nondualismus identisch mit einem Monismus. Du überträgst deine Kritik am Monismus á la Spinoza auf den Nondualismus, ohne die Voraussetzung, ob denn ein Nondualismus notwendig ein Monismus darstellt, zu hinterfragen; ganz nach dem Motto: "der Nondualismus ist nicht 2, also dann nur 1 und schon gar nicht mehr als 2 oder irgend etwas anderes" und dein Schluss ist dann: "wenn nicht 1 dann 2"; als wenn hier der logische Satz vom ausgeschlossenen Dritten irgend eine Anwendung finden könnte, was jedoch nicht der Fall ist, wie die Positionenvielfalt erkennen lässt.
Zum Schluss kündigst Du einen Beweis einer Unbeweisbarkeit an; doch ist seit der Rezeption des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes deutlich geworden, dass ein solcher Beweis immer relativ auf das Beweissystem zu verstehen ist.
Und schließlich bleiben deine Ausführungen über Abduktion vage. Abduktion als Erkenntnisschluss kann als der Ausgangspunkt jeder empirischen Forschungspraxis angesehen werden. Der elegante Deduktionsschluss einer empirischen Wissenschaft ist nur auf dieser Grundlage möglich. Induktion, Abduktion und Deduktion konstituieren ein triadisches Erkenntnismodell, welches es erlaubt, empirisches Forschungsvorgehen zu beschreiben, was von der Induktion oder Deduktion nicht behauptet werden kann, denn hier bleiben stets Fragen offen - beispielsweise wie denn die Deduktion von Allsätzen zu aller erst möglich wird.
Ein interessanter Wiki-Link zum Abduktionsthema findet sich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Abduktion_(Wissenschaftstheorie)
Es wäre hilfreich wenn Du die vagen Andeutungen über deinen Beweis der Unbeweisbarkeit des Nondualismus hier etwas ausführen könntest. Mich würde hierbei vor allem interessieren, welche Maßstäbe Du hier an die Beweisführung des Nondualismus stellst.
Das scheint ja den Kern deines wissenschaftstheoretischen Selbstverständnisses auszumachen.
Mit besten Grüßen,
Energeia
PS: ein eher spiritueller Beitrag zum Nondualismus anhand von konkreten Erfahrungen steht noch aus. Ich bin gerade dabei, anhand von Phänomenen der Naturerfahrung und der Liebe zu erläutern, was meditative Offenheit ausmacht, wie sie die Erfahrung des Seienden transformiert und öffnet, und wie in diesem Sinne Stufen der Erfahrbarkeit des Seienden - vom Monismus, über den Dualismus zum Pluralismus und schließlich zum transrationalen Nondualismus - erfahrbar werden.