Andreas erstickte ein paar Tage nach seiner Mutter

Hallo!

Ich möchte Euch kurz meine Geschichte, die ich letzten Samstag erlebt habe erzählen..
Ich arbeite als Betreuerin in einem Behindertenheim. Dort lebte bis letzten Samstag Andreas. Seine Mutter starb ein paar Tage vorher und wir wussten nicht so genau, ob er das auch wirklich mitbekommt. Andreas verstand sehr viel auf der Gefühlsebene, jedoch nicht rational.. Er war in diesen Tagen wirklich nicht gut drauf und so denke ich, dass er es spürte. Seine Mutter machte sich immer grosse Sorgen, was passieren würde, wenn sie vor Andreas stirbt. Und dieser Fall war nun eingetreten.
Letzten Samstag habe ich gearbeitet. Wir assen getrennt, da nicht alle Bewohner miteinander auskommen. Meine Kollegin schöpfte zuerst an ihrem Tisch und kam dann zu uns um das Essen zu bringen. In dem Moment, wo sie nicht bei ihm war (es wäre auch so passiert!!) hat er sich verschluckt. Er lief voller Panik ins Badezimmer, wir ihm hinterher.. Wir versuchten x-mal den Heimlich-Griff, doch er brachte nichts. Als er blau anlief, rief ich die Ambulanz. Gleich nach dem Telefonat brach er bewusstlos zusammen. Wir wollten unbedingt mit dem Griff weitermachen und so setzten wir ihn auf einen Stuhl und versuchten es weiter.. Er atmete nicht und so fühlte ich nach seinem Puls. Plötzlich war der weg.. Wir legten ihn hin und zogen ihm den Pullover aus. Ich begann mit der Herz-Druck-Massage.. Dies tat ich bis die Ambulanz ca. 10 Minuten später eintraf. Sie reanimierten ihn weiter. Auch bei ihm brauchte es nochmal eine Viertelstunde bis sein Herz wieder schlug. Wahnsinn, oder? Ca. 30 Minuten keinen Herzschlag und es fing wieder an zu schlagen.. Sie transportierten ihn mit Helikopter (ich wohne in den Bergen) ins nächste grössere Krankenhaus. Dort versetzten sie ihn in ein künstliches Koma. Am Sonntag setzten sie das Medikament für das Koma ab. Er atmete zwar wieder selber und sein Herz schlug auch normal, aber er erwachte nicht mehr. Seine Geschwister waren bei ihm und sagten ihm, er solle loslassen (die Schäden im Hirn wären durch den Sauerstoffverlust immens gewesen..) und zu seiner Mutter gehen. Am Montag morgen starb Andreas.
Mein Chef rief mich dann zuhause an und teilte mir mit, dass Andreas gestorben sei. Ich ging daraufhin auf meinen Balkon um eine Zigarette zu rauchen. Ich sass an meinem Tisch und dachte nach. Plötzlich flog ein Schmetterling zu mir, setzte sich auf meinen Tisch und verweilte dort einen Moment lang. Ich hatte diesen "Frühling" (bei uns hat es noch Schnee..) noch keinen gesehen. Irgend etwas in mir sagte, dass ich doch mal nachschlagen sollte, was der Schmetterling in der Mythologie bedeutet.. Er bedeutet: Auferstehung, Wiedergeburt..
Es war wie ein Geschenk! Danach war ich durchflutet von solch einer positiven Energie. Ich hätte Bäume ausreissen können. Ich erzählte es meiner Kollegin, die ja auch dabei war. Sie meinte, die Gesellschaft verbietet einem quasi positive Gefühle über den Tod, aber auch sie sei so positiv berührt davon, dass sie an diesem existenziellen Erlebnis von Andreas dabei sein DURFTE.. Nichts ist nach diesem Erlebnis wie es war so dass ich mir nicht einmal sicher war, dass ich dies im richtigen Forum erzähle..
Für mich gibt es seit diesem Tag keine Zufälle mehr. Es ist auch so, dass ich eigentlich an diesem Tag frei gehabt hätte, aber jemand bat mich mit ihm den Dienst zu tauschen. Ausserdem bin ich als Kleinkind auch einmal fast erstickt an einem Bonbon. Dieses Erlebnis war in meinem Unterbewusstsein gespeichert und ich habe ein kleines Trauma davon. Bei meinen Kindern stehe ich jedesmal Todesängste aus, wenn sie sich verschlucken. Ich musste wohl dabei sein um mich meinen Ängsten zu stellen...
Es ist einfach Wahnsinn! Nichts ist mehr wie es war! Das klingt vielleicht für manche schrecklich, aber Andreas: Ich danke Dir für das alles und mögest Du an einem wunderschönen Ort mit Deiner Mutter sein!

Liebe Lorraine,

eine sehr bewegende Geschichte. Beim Lesen hatte ich Gänsehaut und Tränen in den Augen. Ich glaube ganz fest daran das Andreas und seine Mutter jetzt an einem wunderbaren Ort sind.

Zufälle gibt es meiner Meinung nach nicht. Irgendwie und irgendwann fügt sich alles zusammen, auch wenn man nicht alles sofort versteht. Wie schön, das Du Dich auf diese Weise Deinen Ängsten stellen konntest. Das Andreas Dir diese Erfahrung ermöglicht hat.

Für mich hört es sich gar nicht schrecklich an wenn Du Dich bei Andreas bedankst. Ich habe meinen Sohn verloren und bin ihm auch für so vieles dankbar. Er hat mir so viel beigebracht - vieles verstehe ich jetzt erst. Nach und nach.

Wenn ich darf, möchte ich Dich einmal ganz sanft umarmen.

Alles Liebe, Krimhild :umarmen:
 
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Liebe Krimhild!

Danke für Deine lieben Worte! Ich habe mich heute kurz bei Deinem Thread eingelesen und war auch tief bewegt. Es tut mir unendlich leid für Dich, dass Du Deinen Sohn verloren hast! Ich habe noch nicht alles gelesen, was Dir geschrieben wurde. Aber wegen den Zeichen, die Du beschrieben hast! Schlussendlich spielt es keine Rolle ob die Zeichen Realität sind oder nicht. Wichtig ist, was Du glaubst! Wenn Du an diese Zeichen glaubst, dann sind sie auch da. Und wenn sie Dir ausserdem helfen, um so schöner und heilvoller für Dich! Glaube an Dich selbst und an das Leben und der Tod gehört zum Leben!

Auch ich umarme Dich in Gedanken ganz fest! Ich bin auch dankbar, dass Du mir geschrieben hast. Als ich meine Geschichte geschrieben fertig geschrieben habe, las ich Deine Geschichte. Und ich hoffte, dass Menschen wie Du, die solch jemand nahes "verloren" (zumindest in diesem Leben..) haben, verstehen, was ich mit diesen positiven Gefühlen meinte... Ich hatte plötzlich Angst, dass man dies vielleicht missvertehen könnte.. Denn das letzte was ich will, ist jemanden hier zu verletzen..

Vielen Dank und eine herzliche Umarmung! Ich denke, Du bist in diesem Forum gut aufgehoben! Und wie gesagt: Glaube an Dich!! :trost:

Herzlichst
Lorraine
 
Liebe Krimhild!

Danke für Deine lieben Worte! Ich habe mich heute kurz bei Deinem Thread eingelesen und war auch tief bewegt. Es tut mir unendlich leid für Dich, dass Du Deinen Sohn verloren hast! Ich habe noch nicht alles gelesen, was Dir geschrieben wurde. Aber wegen den Zeichen, die Du beschrieben hast! Schlussendlich spielt es keine Rolle ob die Zeichen Realität sind oder nicht. Wichtig ist, was Du glaubst! Wenn Du an diese Zeichen glaubst, dann sind sie auch da. Und wenn sie Dir ausserdem helfen, um so schöner und heilvoller für Dich! Glaube an Dich selbst und an das Leben und der Tod gehört zum Leben!

Auch ich umarme Dich in Gedanken ganz fest! Ich bin auch dankbar, dass Du mir geschrieben hast. Als ich meine Geschichte geschrieben fertig geschrieben habe, las ich Deine Geschichte. Und ich hoffte, dass Menschen wie Du, die solch jemand nahes "verloren" (zumindest in diesem Leben..) haben, verstehen, was ich mit diesen positiven Gefühlen meinte... Ich hatte plötzlich Angst, dass man dies vielleicht missvertehen könnte.. Denn das letzte was ich will, ist jemanden hier zu verletzen..

Vielen Dank und eine herzliche Umarmung! Ich denke, Du bist in diesem Forum gut aufgehoben! Und wie gesagt: Glaube an Dich!! :trost:

Herzlichst
Lorraine


Liebe Lorraine,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Und keine Sorge, Du verletzt hier niemanden. Ich finde Deine Geschichte sehr berührend. Ganz besonders den Teil mit dem Schmetterling. Ich bin fest davon überzeugt, das es Andreas war. Um Dir zu zeigen: "Mir geht es jetzt gut."

Die Zeichen, die ich von meinem Sohn bekomme, sind sehr wertvoll für mich. Meine größte Sorge war, das es ihm in der anderen Welt nicht gut geht. Weil er sich auf dieser Welt schon so gequält hat. Durch die Zeichen weiß ich, das er seinen Frieden gefunden hat. Er ist weiterhin bei mir. Auf eine andere Art als vorher, aber immer noch bei mir. Nur durch eine unsichtbare Wand von mir getrennt.

Schön, das Du hierher gefunden hast. Ich wünsche Dir hier eine gute Zeit. Schreiben tue ich hier nicht so viel, aber ich habe hier schon so manche Stunde mit Lesen verbracht. Und fühle mich hier sehr wohl.

Liebe Grüße, Krimhild :kiss4:
 
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Liebe Lorraine,

was für eine zu Herzen gehende Geschichte... Vielleicht hat es Andreas einfach zu seiner Mama gezogen, wo er einfach hingehört hat. Ich freue mich so sehr, dass es dir nach seinem Tod Kraft, Mut und Liebe gegeben hat. Auch ich der festen Überzeugung, dass es keine Zufälle gibt, alles ist Bestimmung und wir müssen uns verschiedenen Prüfungen stellen, um daran zu lernen und zu wachsen. Ich habe größten Respekt vor deiner Arbeit, die an sich schon viel Kraft und Mut erfordert. Ich selbst bin dreifache Mutter und habe erst vor kurzem meinen Partner verloren und bin noch in der Phase des Loslassens. Alles oft nicht so ganz einfach, aber ein großes Wissen, dass es unseren geliebten Menschen dort gut geht und wir sie irgendwann wieder sehen werden.

Ich sende dir ganz herzliche Grüße und wünsche dir alles, alles Liebe - Rosiengel
 
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