Hammer, ne? Da hab ich auch erst mal gejubelt, weil alles im Leben so einen phantastischen Jetzt-Zeit-Sinn ergab.
Um zum Thema zurück zu kommen: wenn man Yoga macht, dann ist der Körper mit seinem Nervensystem (oder andersherum) unterwegs und versucht die Übung. Bzw. führt sie aus, wenn sie schon ganz gelingt. Alles in einem sucht nach Verständnis füreinander. Denn durch die Asanas werden ja die einzelnen Zonen des Körpers in eine besondere Stellung gebracht, die einen neuronalen Lerneffekt verursachen. Und zwar sowohl im peripheren Nervensystem, das die Reize aus dem Gehirn vermittelt bzw. Reize in das Gehirn meldet, als auch im Gehirn selber. Das ist ja der Effekt einer ganzheitlichen Gesundheitsübung wie dem Yoga. Ganzheitliches Lernen eben, das findet dann auch im gesamten Körper statt, incl. der Schaltzentrale für den Geist, und auch das Gefühl ist natürlich durch die Übung betroffen und erschließt sich ebenso wie der Körper und schließlich der Geist.
Wenn dann so ein Blase da unten im Unterbauch hängt - die liegt da so rum je nach Körperhaltung und hängt nicht wie vorgesehen locker in der Gegend herum - dann denkt sie ja wenn sie Yoga macht: "Au weia. Hier bin ich also." Sie merkt: huch. Ich bin eine Blase und hänge hier so und versuche mich zu halten. (Und genauso hängt ja der Praktizierende in seiner Asana und denkt: huch. Hier hänge ich also. Ich würde gerne bequem da unten auf der Erde liegen aber ich muß hier mich mühen und auch noch atmen. Herrje. (Also man hat wenigstens Phasen in denen man das denkt, sollte man sogar wohl haben, damit man nicht einschläft im Leben. *lach*)
Nun zurück zur Blase, mit ihrem Problem: sie ist autonom. Sie ist genau das schon von ihrer Bauart her, was der Mensch gern wäre: sie muß nicht denken für Andere. Sie hat einen eigenen Schaltkreis aus Nerven im Bauch und im Rückenmark, der für sie denkt. Sie muß sich noch nicht einmal damit beschäftigen uns mitzuteilen, wenn sie zur Toilette muß, das wird alles für sie geregelt. Sie ist ein Kind, könnte man sagen, abhängig, und doch autonom, wenn man sie läßt. (Im Alter merkt man dann, daß sie selber beginnt zu bestimmen bzw. diese Absicht entwickelt... es sei denn man hat Yoga geübt. Die Blase lernt halt nicht schneller als der Mensch, in dem sie steckt.)
Nun ja und daher schreit sie: Zu Hilfe, Zu Hilfe, Zu Hilfe. Mama hat an mir herumgespielt und hat mich aus meiner Koje geholt, in der ich so schön eingemuggelt herumschlummerte da unten in dieser feinen schlaffen Beckenbodenmuskulatur, in der ich mir so eine schööööne Kuhle bgebastelt hatte mit Hilfe der Erdanziehung. Und mit Hilfe der Trägheit der heutigen Menschheit, der Lebensgewohnheit des Sitzens und der nicht zielgerichtet und bewußt ausgeführten sportlichen Bewegung. Sie soll auf einmal hoch, das Bett wird auf einmal unter ihrem Arsch weggezogen und nun soll sie bitte mal hängen und nicht mehr liegen. ja, da verliert sie kurzfristig den Boden unter den Füßen und ruft eben mal "Hilfe".
Und was tut die Blase, wenn sie Hilfe ruft? Sie schmerzt und macht Symptome eines Harnwegsinfekts. Sie ist halt menschlich, die Blase, sie ist ja auch schließlich ein Teil von uns, da kann sie nicht unmenschlich reagieren. Wenn mir einer mein Dach über dem Kopf wegklauen würde, z.B. ein Windgott, der mal kräftiger atmet als sonst, dann würde ich auch erst mal Hilfe rufen und ich hätte am nächsten Tag bestimmt auch eine Entzündung. Im Nebenhöhlenbereich, wie ich mich kenne.
Daher plädiere ich immer dafür: wer nicht möchte, daß sich sein Körper verändert, soll sich möglichst sofort in Kunstharz gießen lassen. Wer aber will, daß sich der Körper mit dem in ihm wohnenden Geist und mit beider Gefühl eine Veränderung erfahren, wer also irgendein diesbezüglich ernsthaftes Ziel hat, der soll mal gucken, was in ihm alles steckt, und soll das mal lösen. Und das heißt auch, daß sich Organe lösen, daß sich Haltungen und Einstellungen lösen, daß eine Aufrichtung des Menschen in allen seinen Belangen geschieht, daß die Erinnerung sich vervollständigt, daß sich der Mensch sich selber erschließt. Und das Vehikel für Viele, diesen Prozeß zu verstehen, das ist die Körperübung im Yoga. Am Bekanntesten hier im Westen ist sie, die Körperübung, sagen wir so.
... ich erinnere mich noch gut an die Phase meines Herzkaspers, als ich mein Brustbein und die Rippen losgelassen habe.... das dauert ja eine Weile, bis man es losgelassen hat, und das Herz und die Lunge müssen sich erst mal an das Atemvolumen gewöhnen, das dann auf einmal vorhanden ist. Und der gesamte Körper muß sich an ein Mehr von Sauerstoff gewöhnen - man ist laufend wie auf Coffein oder Speed.
... puh und dann die Phase des Loslassens des Steißbeins und des Schädels. Beides zusammen gelingt, Eines ohne das Andere nicht.
... und dann schließlich das Loslassen der Muskulatur im Körper, also das ist dann wohl das Sein im Raum, die Präsenz. Der Körper ist ja ein Raum, in dem man eine Weile mit Atmen verbringt, im Grunde ist es ja so.
hm, aber richtig zusammengehauen hat es mich dann im Taichichuan. Verkürzt, sehr verkürzt kann man das als Yoga in Bewegung bezeichnen. Das Taichichuan geht aber ganz andere Wege im Lernprozeß, daher sind Menschen, die Beides ausprobiert haben, oft von Einem mehr angesprochen als von dem Anderen. Vielleicht erwägt die Threaderstellerin ja, nicht die Art des Yoga zu wechseln, sondern ein anderes Wesen der Übung kennen zu lernen. Also nichts Indisches, sondern etwas Chinesisches. Vom Ursprung her das Gleiche, aber die Wiege der Bevölkerung und damit auch die Wiege der Kultur in diesem Raum der Erde lag ja in Indien. Und von dort ausgebreitet haben sich dann die Lehren in den Norden und Osten hinein, also nach China. Von daher würde ich das Taichichuan als komplexer empfinden, als weiter entwickelt durch seine Art der Verknüpfung mit einer Selbstverteidigungskunst. Das ist deutlich konkreter, aber man muß auch körperlich etwas fitter sein und man lernt es nicht, wenn man nur einmal pro Woche zu einer Übungsstunde geht. Ohne das Üben zuhause geht es im Taichichuan nicht lange gut, im Yoga dagegen kann man in der Regel einfach "mitmachen".
Soviel dazu, warum auch immer. Ich nehme an weil mir der Schädel brummt und weil ich einfach mal ein paar andere Worte hören muß in mir als ich sie sonst in mir höre.
lg von der Maus