an der Kasse laut ins Smartphone quatschen

Habe ich schon erzählt, wie ich mal in einer großen staatlichen Bibliothek eine überlaute Handy-Quatscherin zum Schweigen brachte? Auf eine ganz zivilisierte Weise?
 
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Ich erzähle mal ...

Es war in einer recht großen Bibliothek, wo normalerweise Ruhe und Frieden herrschen.
Normalweise redet man dort mit eher gedämpfter Stimme, und am Handy gar nicht.
Es sind auch Schilder dort, die darum bitten, zum Telefonieren doch in die Vorhalle zu gehen.

Auf einmal ertönte ein dieser aufdringlichen Smartphone-Fanfaren.
Wenn das schon mal passiert, dann stellt der Handy-Besitzer gewöhnlich verschämt und peinlich berührt sein Handy SOFORT ab.

Diesmal aber nicht.

Eine Frau begann, mit lauter Gießkannenstimme laut und unbekümmert draufloszuquatschen.
So, als sei sie zuhause in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa.
So, als wären da keinerlei Menschen um sie herum.
Sie saß aber an einem Lesetisch inmitten vieler Menschen.

Etwas musste getan werden, um sie zu stoppen.

Ich wusste auch nicht genau, was.
Aber es war unerträglich.

Schließlich ging ich langsam zu ihr hin und sprach mit ganz natürlicher Stimme in ihr Gespräch hinein:
"Sie sind in einer Bibliothek .... Sie sind in einer Bibliotkek .....Sie sind in einer Bibliothek .... " wie in einer Dauerschleife. Weder unfreundlich noch speziell freundlich, einfach nur ganz sachlich. Aber schon so laut, dass sie ihren Partner nicht mehr gut hören konnte, und ihr Partner meine Stimme hören musste.

Langsam wurde die Frau sich der Situation um sich herum bewusst.
Ich weiß nicht mehr, ob sie das Gespräch gleich ganz be-endete oder mit ihrem Handy dann in die Vorhalle ginge.

Jedenfalls war dann wohltuende Stille.
 
Schön wenn Menschen keine anderen Probleme haben als ihre Mitmenschen die anders ticken als sie selbst.

Das ist jetzt die 8. Seite zu diesem „Thema“ .....

R.
 
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Schön wenn Menschen keine anderen Probleme haben als ihre Mitmenschen die anders ticken als sie selbst.

Das ist jetzt die 8. Seite zu diesem „Thema“ .....

R.

Weißt Du was mich nervt?

Wenn jemand irgendwas bemängelt oder stört oder vielleicht darunter leidet, und dann sowas kommt wie "schön, dass du keine anderen Probleme hast..."

Darf man sich nur dann über den Kauf von abgelaufener Ware ärgern, wenn kein Todesfall in der Familie ist und Weltfrieden herrscht?

Oder andersherum: ist es wirklich so, dass man sich nicht über den Drängler an der Kasse ärgern darf, obwohl vor zwei Tagen die Oma gestorben ist?

Du verwechselst die Quantität der Probleme mit der Verhältnismäßigkeit, mit der sich darüber aufgeregt wird.

Wenn sich jemand über den telefonierenden Sitznachbarn im Bus genauso aufregt wie über den Raser, der das Nachbarskind tot gefahren hat, wenn aus Mücken Elefanten gemacht werden, wenn völlig hysterisch rumgekreischt wird, weil der Lieblingskuchen schon wieder ausverkauft ist oder jemand den Handytelefonierer in der Bibliothek zusammenschlägt - dann ist die Verhältnismäßigkeit gestört.

Aber immer nur dann verärgert sein zu dürfen, wenn man selbst oder der Nachbar oder die Weltbevölkerung keine schwerwiegenderen Probleme hat, ist irgendwie doof. Und ich bin sicher, dass Du auch nicht immer nur ein einziges Problem oder Problemchen hast.
 
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