Lotusz schrieb:
Hallo xyto
Ich habe das Gefühl, dass Du das, wonach Du suchst, ebenfalls noch nicht erfahren hast. Du bist bemüht, es intellektuell zu durchdringen. Aber ich glaube, das ersetzt nicht die Gewissheit der Erfahrung. Die Erfahrung besitzt Du, wenn Du deinen Geist, deinen Intellekt, dein Wissen zur Ruhe bringst und tief in die Meditation eintauchst. Wie man das erreicht? Ich habe versucht, dir den Weg zu zeigen. Wenn Du Meditation wirklich erfahren hast, mit jeder Zelle deines Körpers, dann weisst Du, wonach Du die ganze Zeit gesucht hast, dass weisst Du. Nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen.
Alles Liebe. Gerrit
Gerrit, ich muss gestehen, du bist mir zu einem Gutteil ein Rätsel.
Ich sehe in dir nicht den oft wirren Geist jener, die rigide und unbeirrt an ihrem System oder Weg festhalten.
Du bist durchaus bereit, auf Beiträge wirklich einzugehen; mit dir lässt sich reden, du scheinst, kurz gesagt, einfach ein vernünftiger Mensch zu sein.
Aber eben aus diesem Grund fällt es mir so schwer zu verstehen, warum du so sehr an an bestimmten Punkten festklammerst und die Menschen durch die Brille deiner Vorstellungen und Erwartungen betrachtest.
Ich will mich jetzt nicht als den weise herablächelnden Onkel darstellen, der ich auch mit Sicherheit nicht bin, aber ich erkenne doch in dir gewisse Aspekte wieder, denen auch ich einst angehangen bin - ich will versuchen das zu erläutern:
Ich dachte zum Beispiel immer, dass ein Mensch der, ich sag mal "erkannt hat" (also "erleuchtet" ist usw.) gewisse Eigenschaften aufweist. So vermutete ich, solch ein Mensch würde glücklich sein. Er würde gelassen sein, Ruhe ausstrahlen, unbeirrbar sein, ohne Zweifel sein usw.
Das sind jetzt natürlich nur Beispiele.
Aber später habe ich erkannt, dass dies lauter Parameter sind, die ich selbst ins Spiel gebracht hatte.
Der Punkt ist doch: warum glaube ich eigentlich, dass "Erkennen" mit z.B. glücklich sein zusammenhängt? Ich wusste ja gar nicht, wie es ist erkannt zu haben! All diese Dinge, waren Vorstellungen, von denen ich dachte, sie seien nötig, oder eben etwas das ich haben oder sein wollte.
Etwas, was ich von mir kenne war beispielsweise auch das, dass ich Menschen, deren existentiellen Probleme verschwunden waren, sehr kritisch beäugte. Ich wollte es nicht glauben und versuchte irgendwelche Fehler zu finden. Dann ist die Brille er eigenen Erwartungen voll im Spiel:
Da sagt man sich: "Der ist doch nicht wirklich voll von Liebe! Das kann es doch nicht sein!"
Ein gutes Beispiel ist hier vielleicht UG Krishnamurti, der wohl die Abscheu vieler Menschen auf sich zog.
Ich dachte auch: "Wenn er nicht dieses und jenes erkannt hat, dann ist er noch nicht so weit, dann ist er im Irrtum." usw.
Aber das waren immer nur meine eigenen Kriterien, die hier im Spiel waren.
Die Frage ist doch, warum willst du eigentlich, dass ich z.B. Ruhe finde? Warum pochst du so sehr auf deinem Weg?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jene die am vehementesten ihre Ansichten verteitigten oft die größten Zweifel daran hegten.
Jeder der den anderen ändern will, verweist in Wirklichkeit doch auf sich selbst.
Wenn man mit sich im Reinen ist, und in Frieden, dann will man den anderen nicht von irgendwas überzeugen, man braucht es auch gar nicht.
Weißt du, ich kann mich selbst z.B. gar nicht in deinen Kriterien fassen. Ich bin sicher nicht in deinem Sinne erleuchtet, und in meiner Welt gibt es soetwas wie Erleuchtung noch nichtmal.
Das Wichtige ist, dass Erkennen und Menschen, die erkannt haben einfach durch nichts Bestimmbares zu erkennen sind.
Ich kann keine Eigenschaften aufzählen, die diese Menschen haben, es ist schlicht nicht möglich, es kommt darauf auch nicht an.
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Ich will mal versuchen, das am Beispiel glücklich sein zu erläutern:
Also, ich dachte, mein Ziel sei es glücklich zu werden.
Darunter verstand ich, mich einfach gut zu fühlen, wohl zu fühlen, zufrieden zu sein und nicht mehr zu leiden.
Wie es ist glücklich zu sein, das kannte ich eben aus früheren Phasen, in denen ich glücklich war.
Ich behaupte: jedes ich will glücklich sein.
Ok, dann habe ich etwas erkannt: ich habe erkannt, dass es keine Trennung gibt - dass die Begriffe nicht die Sache sind, und dass es zwischen mir und der Welt keine wesenhaften Graben gibt.
Mehr nicht.
Nach dieser Erkenntnis, war ich nicht im obigen Sinne glücklich, und ich wusste, dass dies einfach nur ein Gefühl war, das kommt und geht wie jedes andere.
Wenn man an einer Krankheit leidet, oder einen geliebten Menschen verliert, dann ist man halt ganz einfach nicht glücklich - das ist gut so, es gehört dazu.
Nur: ich wollte auch gar nicht mehr unbedingt glücklich sein. Es war nicht mehr schlimm Schmerzen zu haben, weil _wesentlich_ alles in Ordnung war. Außerdem beginnen sich langsam immer mehr Identifizierungen zu lösen, wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt.
Und es geht auch immer weiter. Nach der Erkenntnis ist vor der Erkenntnis, könnte man sagen.
Ich reibe mich jetzt auch überhaupt nicht mehr an Menschen, die sagen sie seien "erleuchtet". Ja, ich bin sogar fähig mich _echt mit ihnen zu freuen_, was früher praktisch unmöglich war.
Und vor allem: diese ganze Selbsterkenntissache hängt einfach nicht mehr an irgendetwas Bestimmten: nicht am Glück, nicht am Frieden, nicht an irgendeiner Methode - all das ist Relativ, als das ist, wenn man so will, in der "Dualität", ist eben bloß Form - doch die Leere verbindet alles, macht alles gleich - gültig und mir zum Bruder.
UG Krishnamurti sagte seinen Besuchern: "Das was ich habe/bin das würdet ihr gar nicht haben wollen!"
Ich konnte das nie glauben, doch er hat Recht: Denn das was er hat und ist, das habt ihr alle jetzt schon, jetzt in diesem Moment, zu 100%, nur ihr wollt es nicht annehmen, ihr lebt im Glauben es sei nicht richtig, ihr glaubt da müsste noch mehr sein.
Es ist so einfach, zu einfach, zu banal.
Es ist der Schnupfen.
Es ist der Dreck unter meinen Schuhen.
Es ist das kranke Kind.
Es ist die abgelaufene Milch.
Wieso liegt dir eigentlich überhaupt etwas daran, dass ich deinen Weg beschreite?
Um ehrlich zu sein, ich glaube Menschen wie fckw machen dir Angst. Würden sie sagen "Ja ich bin im Irrtum" dann würdest du dich wohl erleichtert fühlen, ist es nicht so?
liebe Grüße