Naja, ich geh jetzt schon davon aus, daß man das jeder natürlich mit seinem Kardiologen bespricht, das Mittel ist ja rezeptpflichtig und er muß das verschreiben und dann auch überwachen. Es auf eigene Faust aus irgendwelchen dubiosen Quellen zu besorgen und zu nehmen und die eigenen Medikamente abzusetzen, so wahnsinnig wird ja wohl keiner sein, immerhin geht es um das Herz, wenn man da Unsinn macht, ist schnell das Licht aus. So dumm kann keiner sein.
Funktionieren dürfte das Medikament ja schon, und es wurde jahrzehntelang eingesetzt. Ich persönlich bin dagegen, wenn Medikamente verschwinden, die Patienten geholfen haben, es verträgt jeder unterschiedliche Mittel, und wenn nur ein Patient profitiert, sollte das Mittel am Markt bleiben, schon um dessen Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Da geht es um Leid, ich kenne das aus meiner Verwandtschaft, meine Mutter hat jahrzehntelang ein bestimmtes Schmerzmittel genommen, was ihr gegen die Schmerzen bei der Fibromyalgie geholfen hat. Das wurde dann irgendwann eingestellt, angeblich gab es was besseres, dieses bessere hat ihr aber kaum geholfen, die Folge war Leid. Sowas darf nicht sein in meinen Augen. Nicht immer ist das bessere wirklich für alle besser. Ich selber bin da auch ein Beispiel, ich nehme ein Antidepressivum, was sehr viele Ärzte als kaum wirksam abtun. Erst eine neue Meta-Studie aus Deutschland hat gezeigt, daß es tatsächlich mit anderen Antidepressiva mithalten kann. Da hab ich das Medikament aber schon seit Jahren genommen. Hätte sich mein Arzt auf die Meinung der meisten Ärzte verlassen, wären das weitere Jahre unnötigen Leids gewesen, so wie vorher, wo ich all die bekannten Antidepressiva erfolglos durchprobiert habe.
So wie ich es verstanden habe, läßt sich Strophantin oral kaum dosieren und eine Wirkung ist fraglich, die Gefahren sind aber unverhältnismäßig hoch.
Danach kam das Digoxin, aber auch das spielt keine große Rolle mehr, weil es mittlerweile andere, sehr genau dosierbare und gut erforschte Mittel gibt.
Um es ganz vereinfacht zu formulieren: "damals" hatte man wenig und die Kriterien für Studien entsprachen nicht annähernd heutigen Standards.
Um heute guten Gewissens Strophantin zu verschreiben und Patienten nicht nur zu gefährden (es gibt ja deutlich bessere und sicherere Mittel), muß Strophantin quasi "neu erforscht" werden und da stellt sich die Frage, ob das Sinn macht.
Es gibt etliche Medikamente, die glücklicherweise verschwunden sind, weil sie einfach nicht richtig bewertet wurden, weil sie gefährlich sind, weil sie (fast) sinnlos sind.
Und es gibt welche, die wieder "aufgetaucht" sind, weil sie den neueren, deutlich besseren Forschungskriterien "standgehalten" haben.
Vielleicht gelingt das irgendwann auch dem Strophantin, aber momentan gibt es keine guten Gründe dafür.
Ich weiß nicht, welches Schmerzmittel deine Mutter genommen hat, aber manche wurden vom Markt genommen, weil sie einfach zu heftige Nebenwirkungen hatten, sehr gefährlich waren - das gleiche git für Psychopharmaka.
Ich bin keine Ärztin, kann also auch nur laienhaft mitreden, aber wenn ich an viele Psychopharmaka denke, die es damals gab, dann bin ich einfach froh, dass dieses wochenlange "Herumdoktorn" mit Einstellungen der Vergangenheit angehört.
Ich wundere mich immer wieder, wie schnell das heute geht und werde regelmäßg belächelt, wenn ich von "früher" erzähle^^.
Auch wenn es in Einzelfällen so ist, dass alte Medikamente gefühlt so gut geholfen haben, dann sind viele doch nicht mehr vertretbar, wenn sie (nur als ein Beispiel) innerhalb einiger Jahre die Leber völlig ruinieren und es bessere gibt, bei denen diese schreckliche und sehr wahrscheinliche Nebenwirkung nicht mehr gegeben ist.
Meine Mutter hat eine Autoimmunerkrankung und wird schon unsicher, wenn sie nur das gleiche Medikament einer anderen Firma bekommt (die Tabletten und die Packung sehen anders aus, der Wirkstoff ist identisch).
Sie schwört darauf, dass eine bestimmte Firma einfach "gar nicht wirke" und das kann nicht sein.
Aber in solchen Fällen hat der Arzt die Möglichkeit, eine andere (teurere) Firma zu verschreiben, damit die Compliance (letztendlich nur der "Glaube" an die Verpackung und die Tablettenform) gewährleistet ist - denn dieses Phänomen it gut erforscht.
Vielleicht ist dein Antidepressivum so ein Beispiel für ein neu bewertetes Medikament? Es gibt Antidepressiva der "ersten Generation", die immer noch verschrieben werden, u.a. aus den Gründen, dass sie vielen geholfen haben, obwohl man davon ausgehen muß, dass die heutigen deutlich besser wirken aber auch da weiß man um den Effekt, dass man Menschen nicht etwas "wegnehmen" sollte, was ihnen gut geholfen hat.
Das geschieht eigentlich nur dann, wenn die Risiken zu groß sind ... .
Ich bin einfach froh, dass die Kriterien der Medikamentenbewertung so streng sind, die Studienlage immer besser wird und immer neue Medikamente mit besserer Wirkung und weniger Nebenwirkungen entwickelt werden.
Darf ich fragen, welches Antidepressivum du nimmst und welches Mittel deiner Mutter so gut geholfen hat?