Alte Gedanken-Welt

Schade, daß Du nichts über die Art Deiner Meditation verraten möchtest. Normalerweise sind für Einsteiger maximal 15 Minuten sinnvoll, denn nicht die Quantität einer Meditation ist entscheidend, sondern die Qualität.

Naja mit fast einem Jahr ist man zwar noch Anfänger (was man bei Meditation immer ist), aber kein Einsteiger mehr.
2 mal 30 Minuten bringen mehr als 2 mal 15 Minuten...
Vorraussetzung: man fühlt sich wohl dabei, und das ist ja gegeben.

Das mulmige Gefühl kommt auch auf weil ich vor langer Zeit ein Bericht las, wo Menschen durch Meditation den Bezug zur scheinbaren Realität verloren.

Wie soll man den Bezug zur Realität verlieren, wenn man sich der Realität auf direktester Ebene stellt, was in der Meditation der Fall ist?

2 mal 30 Minuten ist außerdem nicht sonderlich viel, eher (guter) Durchschnitt für die Menschen im Westen, die meditieren.

Viele Mönche meditieren über 10 Stunden jeden Tag, und die machen nicht unbedingt den depressivsten oder weltfremdesten Eindruck, ganz im Gegenteil.

Man braucht keine Angst davor haben, zu viel zu meditieren. Man muss nur aufpassen, nicht zu wenig zu meditieren...
Also einfach weitermachen, wie gehabt... :)
 
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Was meinst du mit "tatsächlichen Bedürfnissen"? Ist nicht Freude/Glücklichsein grundsätzlich das einzige Bedürfnis, das ein Lebewesen hat?

Nein es gibt noch andere Grundbedürfnisse des Menschen, so sind auch noch das Streben nach Vervollkommnung seiner selbst und seines Umfeldes, seine Spiritualität, zu überleben, nach gemeinschaftlicher Nähe, geliebt zu werden und zu lieben wesentliche Bestandteile des Individuums Mensch.

Kannst du vielleicht näher erläutern, in welchem Zusammenhang diese Weisheit der Griechen gemeint ist? Wenn es wahr ist, dann wird man doch gerne bestraft.

Stell Dir einmal vor, Du müßtest immer glücklich sein, würdest Du es dann auch noch als Glück empfinden? Das Glücksgefühl entsteht doch aus einem Moment und nur für einen Augenblick. Für die Zufriedenheit des Menschen ist auch nicht das finale große Glück entscheidend, sondern die vielen kleinen Gefühlsmomente des Alltages. Möchtest Du darauf verzichten?


Klar. Z.B. das christliche, meditative Gebet. Aber auch Jesus hat gesagt, dass man nicht zuviel beten kann.

Eine Suppe wird nicht dadurch besser, indem man zuviel Salz hineinschüttet, denn die Bekömmlichkeit entsteht erst durch eine ausgewogene Rezeptur. Insofern sind die Worte Jesus auch nicht besser, als die Worte Buddhas: Man muß beide mögen, um sie genießen zu können.


Merlin
 
Hallo Dalai,

es macht jetzt keinen Sinn über Minuten zu streiten, jedenfalls gibt es dazu Erfahrungswerte, die sich auch begründen lassen. Du solltest auch nochmals aufmerksam die Zeilen von Arno lesen, dann wirst Du sehen, daß Du und Arno anscheinend unterschiedliche Ziele mit der Meditation verfolgen.

Was für Dich richtig erscheinen mag, muß nicht zwangsweise auch für Arno Gültigkeit haben. Natürlich kann er meditieren so lange er will, aber sein Problem mit der Meditation wird er mit der bisherigen Weise oder gar einem Mehr jedenfalls nicht los. Diese Botschaft um den Realitätsverlust sitzt jedenfalls tief verankert und wird sich bei jeder Meditation erneut zu Wort melden – ob er will oder nicht.

Die zweimal 30 Minuten täglich als Durchschnitt halte für nicht realistisch.


Merlin
 
Streben nach Vervollkommnung seiner selbst

Meine Behauptung: Wer glücklich ist, ist vollkommen.

und seines Umfeldes

Meine Behauptung: Wer glücklich ist, erkennt, dass auch sein Umfeld vollkommen ist, trotz der vielen oberflächlichen, scheinbaren Mängel.

seine Spiritualität

Meine Behauptung: Es gibt nichts spirituelleres als Glücklichsein.

nach gemeinschaftlicher Nähe, geliebt zu werden und zu lieben

Meine Behauptung: All dies ergibt sich aus dem Glücklichsein. Es sind Folgeerscheinungen, keine Ursachen.

Stell Dir einmal vor, Du müßtest immer glücklich sein, würdest Du es dann auch noch als Glück empfinden?

Ja...?

Das Glücksgefühl entsteht doch aus einem Moment und nur für einen Augenblick.

Die Glücksgefühle können übere längere Zeiträume gehen, die immer länger werden, je mehr Meditationspraxis man hat. Bis schließlich nach dem Erwachen, was sehr viel Praxis voraussetzt, ständig ein grundsätzliches Glücksgefühl da ist.

Für die Zufriedenheit des Menschen ist auch nicht das finale große Glück entscheidend, sondern die vielen kleinen Gefühlsmomente des Alltages.

Es hört sich so an, als ob du noch nie wirklich tiefe Freude in der Meditation gespürt hast... Ich meine diese tiefe, bedingungslose Freude, die durch nichts zu erschüttern ist.
Selbst das stärkste Gefühl im Alltag kann diese Freude nicht überbieten.

Eine Suppe wird nicht dadurch besser, indem man zuviel Salz hineinschüttet, denn die Bekömmlichkeit entsteht erst durch eine ausgewogene Rezeptur.

Genau. Deshalb hat der Buddha auch den Weg der reinen Askese aufgegeben, und hat den Mittelweg der unermüdlichen Meditation eingeschlagen. Dieser Mittelweg ist eine sehr ausgewogene Rezeptur.

Insofern sind die Worte Jesus auch nicht besser, als die Worte Buddhas: Man muß beide mögen, um sie genießen zu können.

Das Mögen entsteht unvermeidlich in kontinuierlicher Praxis der Worte.
 
daß Du und Arno anscheinend unterschiedliche Ziele mit der Meditation verfolgen.

Man verfolgt eigentlich gar keine Ziele mit der Meditation. Es geschieht einfach.

aber sein Problem mit der Meditation wird er mit der bisherigen Weise oder gar einem Mehr jedenfalls nicht los.

Nein natürlich nicht, denn es gibt kein Problem. Mulmig sein ist kein Problem in der Meditation. Auch panische Angst nicht. Auch Traurigkeit usw. nicht.

Diese Botschaft um den Realitätsverlust sitzt jedenfalls tief verankert und

Dass die Botschaft in der kurzen Zeit tief verankert ist, bezweifle ich.

wird sich bei jeder Meditation erneut zu Wort melden – ob er will oder nicht.

Und wenn es so ist... Na und? Es ist nichts ungewöhnliches für eine Meditation. Nichts, was einen ernsthaft Meditierenden beeinträchtigen könnte. Irgendwann wird sich der Gedanke auch wieder in Luft auflösen und seltener kommen.
 
...ich sehe die Veränderung an mir, ich sehe die Veränderung an meiner Umwelt, ich sehe die Veränderung an den Augen der Menschen wenn ich mich mit ihnen unterhalte! Warum also weniger meditieren!?
Arno


Dem kann ich nur zustimmen. Wobei es bei mir ein Wechselspiel verschiedenster Dinge ist.
Mein Denken ist pragmatischer geworden. Auch empfinde ich mehr Lebensfreude. Manche fights, die Menschen so austragen, berühren mich nicht mehr so tief. In mir ist da Kopfschütteln. Das macht manchmal bei mir ein mulmiges Gefühl, weil ich mich nicht involviert fühle. Auch ist eine gewisse Wortlosigkeit in solchen Situationen eingetreten. Konkrete Dinge und Handlungen rücken aber im Gegenzug mehr in den Mittelpunkt. Mir ist mehr bewußt geworden, wie sehr wir Menschen aneinander vorbeireden und vorbeileben. Erzeugt ein Gefühl des Getrenntseins.
 
Nein natürlich nicht, denn es gibt kein Problem. Mulmig sein ist kein Problem in der Meditation. Auch panische Angst nicht. Auch Traurigkeit usw. nicht.

Hm, also wenn ich mal Gefühle wie panische Angst oder Traurigkeit empfinde, dann stellen sie für mich im normalen Alltag schon ein Problem dar, ein sehr heftiges sogar. Also was passiert da während des Meditierens, dass sie da kein Problem mehr sind? Wobei ich gleich dazu sagen muss, dass ich mich erst seit kurzem mit dem Meditieren beschäftige.

Das würde mich jetzt wirklich interessieren. :winken5:
 
Ich habe manchmal Herzrhythmusstörungen.
Das belastet mich im Alltag, aber auch in der Meditation. Manchmal breche ich deswegen ab. Und doch gibt es Momente, wo ich auch diesen Zustand in der Meditation ertragen kann, und zwar dann, wenn ich ihn akzeptiere und deshalb hinschauen kann. Und dann geht es auch weiter. Ursachen, Auslöser, Situationen usw. werden bewußt. Mut zur Veränderung kommt auf. Entscheidungsoptionen.

Es ist eben anders als mit dem Alltagsgeist. Puh, mein Herz! Haben wir noch Butter? Ich muß noch einkaufen und die Kinder müssen noch... usw.
 
Ich habe manchmal Herzrhythmusstörungen.
Das belastet mich im Alltag, aber auch in der Meditation. Manchmal breche ich deswegen ab. Und doch gibt es Momente, wo ich auch diesen Zustand in der Meditation ertragen kann, und zwar dann, wenn ich ihn akzeptiere und deshalb hinschauen kann. Und dann geht es auch weiter. Ursachen, Auslöser, Situationen usw. werden bewußt. Mut zur Veränderung kommt auf. Entscheidungsoptionen.

Es ist eben anders als mit dem Alltagsgeist. Puh, mein Herz! Haben wir noch Butter? Ich muß noch einkaufen und die Kinder müssen noch... usw.

Danke für deine Erklärung. :kiss4:

Könnte man es so sagen?: In der Ruhe liegt die Kraft?

Obwohl ich bin da so schlecht darin, neige bei solchen Gefühlen eher zum hysterisch werden, schwarzmalen, ich sterbe gleich, usw. :(

Kann man es also wirklich erlernen, diese innere Gelassenheit?
 
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Hm, also wenn ich mal Gefühle wie panische Angst oder Traurigkeit empfinde, dann stellen sie für mich im normalen Alltag schon ein Problem dar, ein sehr heftiges sogar. Also was passiert da während des Meditierens, dass sie da kein Problem mehr sind?

Es sind nur Gefühle. Die hat jeder Mensch. Sie kommen und gehen. Häufig ohne jeden Grund. Und sie sind ohne jede negative Bedeutung.
In der Meditation bist du auf die aufsteigenden Gefühle besser vorbereitet als im Alltag.

Jeder hat selbst die Entscheidung darüber, was er als Problem sieht und was nicht. Ein tibetischer Mönch, der jahrelang gefoltert wurde, sagte einmal zum Dalai Lama, sein größtes Problem war die Angst, das Mitgefühl für seine Peiniger zu verlieren.
 
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