Alles zu: Warum Menschen an höhere Mächte glauben

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendeinmal wieder ein Mensch in der Lage sein wird leserliche und verständliche Texte zu schreiben.Vermutlich bedarf es dazu nicht einmal höherer Mächte,sondern etwas Geduld beim Schreiben.DankefürsÄrgern...
 
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Warum IHN? Gott ist geschlechtlos bzw vereint weibliches und männliches...gott ist nicht umsonst ein Schöpferwesen

In der deutschen Sprache ist ER eben männlich. Wobei Du natürlich recht hast, dass ER weibliches und männliches Prinzip in sich vereint. Christus übrigens auch - aber alle anderen sind entweder männlich oder weiblich.

Verzeihen wir es der Sprache, dass sie hier eben nicht den genauen Artikel zudienen kann.

lg
Syrius
 
Hallo zusammen,

nachdem nun einige interessante Thesen, als auch eine uninteressante These, dargeboten wurden, möchte ich meine Gedanken dazu los werden.

Halten wir aber zunächst fest, dass viele Menschen - wie auch immer begründet - von der Existenz einer "höheren Mächt", oder auch von "höheren Mächten" überzeugt sind und auch, dass eine derartige Instanz sogar wahrgenommen werden kann.
Ich selbst bin Atheist und weiß meine Position recht gut zu begründen.
Meine Begründungen beziehen sich aber nicht auf eigene Wunschvorstellungen, nicht auf eigene Hoffnungen worauf auch immer, oder eigene Emotionen u.s.w., sondern nehme Bezug auf alles, was unabhängig von einem Glaube feststellbar ist.
Eigentlich mag ich die Selbstbezeichnung "Atheist" nicht, weil die damit vertretene Position inhaltsleer ist - daher; die Glaubenskiste ist leer, darin es keinerlei Gottwesen und keinerlei Geistwesen, keinen Himmel, keine Hölle, keine Engel, keine Dämonen, Kobolde, Feen, sprechende Schlangen etc.pp. gibt.
Und dennoch behaupte ich, dass jeder Mensch, ohne Glaubenslehren, ohne Indoktrination, ohne Erziehung, ohne Schuluntericht u. ä., ganz und gar einige reale - und daher glaubensunabhängige - und zudem überaus wesensprägsame Erfahrungen mit unbegreiflichen Mächten erlebte und somit tatsächlich durchlebte.
Zwar können wir eine unbegreifliche Macht nicht klar definieren, als auch identifizieren und erlaube mir deshalb auch nicht, diese Macht "Gott" zu nennen.
Aber dass jeder Mensch eine unbestreitbare reale Erfahrung mit einer unbegreiflichen Macht durchlebt, lässt sich wie folgt nachweisen:

Wie wir alle wissen, beginnt unser "Werden" im Leib unserer leiblichen Mutter.
Üblich ist, dass man sich dort 9 Monate aufhält, darin wächst und man darf sicher sagen, all das unter geradezu paradiesisch perfekten Bedingungen.
Niemand von uns brauchte während dieser Zeit in diesem kleinen Paradies zu arbeiten, brauchten nicht zu essen, nicht zu trinken, nicht zu denken, und überhaupt uns in keinster Weise zu stressen, oder irgendeiner Tätigkeit nachzugehen.
Uns wurde nie zu kalt und nicht zu heiß, aber wir wussten auch vieles nicht, wie z. B., dass wir nackt, vieleicht männlich oder weiblich, wichtig oder unwichtig, oder was auch immer sonst sind.
Kurzum; ein Ich-Bewusstsein war während dieser Zeit noch nicht vorhanden.
Wir konnten auch nicht wissen, wo wir uns befanden und wo wir uns zu späteren Zeiten einmal befinden werden.

Aber ganz ohne Wahrnehmungen durchlebt der werdende Mensch diese 9 Monate im Mutterleib auch nicht, denn ab einem bestimmten Entwicklungsstadium vernimmt man zunächst die Stimme der Mutter.
Danach auch andere Geräusche wie Musik, Geräusche von Fahrzeugen u.v.m., wobei aber all diese Wahrnehmungen weder gedeutet, noch gewertet und somit überhaupt irgendwie kategorisch geordnet werden können.

Und dann passiert plötzlich etwas extrem Dramatisches - der schmerzhafte Geburtsvorgang.
Wieder weiß das kleine Wesen nicht, was, wie, wo und warum nun passiert, was immer das auch sein mag.
Aber dass etwas Unbegreifliches, sprich unfassbar Kraftvolles passiert, bekommt man heftigst zu spüren.
Nach dem verlassen des Mutterleibs merkt das Neugeborene natürlich, dass die neue rätselhafte Umgebung völlig anders ist, zudem auch noch wahnsinnig kraftvolle und wieder ein mal lauter unbegreifliche Dinge passieren.
Man wird gedreht, gewendet... und man kann sich derartigen Kräften nicht erwehren.
Auch die einst wunderbare und eigentlich gewohnte gleichmäßige Wärme ist nicht mehr vorhanden, zudem sich auch noch komische Dinge im eigenen Leib regen.

Aber so schön die Zeiten vor, und so dramatisch die Ereignisse während und nach der Geburt sind; während all diesen Erlebnissen entwickelt sich besonders die neuronale Komplexität im Hirn mit enormer Geschwindigkeit.
Das Hirn formt sich dabei in 3 Arenale aus; a) das Stammhirn, b) das Limbische System und c) der Neokortex.
Der Neokortex ermöglicht bewusste Denkprozesse.
Das Stammhirn als auch das Limbische System steuern uns nicht bewusste Körperprozesse und fasse daher beide Arenale als das sogenannte "Unterbewusstsein" zusammen (Sorry, aber ich muss das hier extrem verkürzt beschreiben).

Jedenfalls werden alle gemachten Erfahrungen im Bewusstsein, als auch im Unterbewusstsein registriert, zugeordnet und je nach Situation mehr oder weniger bewusst/unbewusst funktional abgerufen.
In unserem Bewusstsein blieben unsere ersten Lebenserfahrungen nicht erhalten, sondern wurden recht schnell vergessen.
Aber in unserem Unterbewusstsein wird nichts vergessen, denn dort finden intuitiv und instinktiv überaus prägsame Prozesse statt, die sich im Laufe des Lebens sowohl positiv, oder auch negativ äußern können, so in Form von Ängsten, oder Freuden etc.pp..
Nennen wir daher diese Erinnerungsweise vereinfacht "Emotionelle Erinnerung".

Aber so angenehm das Leben auch sein kann, erleben wir ebenso mehr als genug schreckliche Dinge.
Und wie wir schon zu Anbeginn unserer Existenz erfahren mussten, haben wir beide emotionelle Erlebnisweisen kennen gelernt.
Zunächst war alles perfekt, doch dann...
Und immer, wenn etwas Wunderbares, oder auch etwas Furchtbares passiert, dann erinnern wir uns emotionell, intuitiv, instinktiv daran, wie wunderbar unser Leben einst mit allen Rätselhaftigkeiten begann.
Und je schlechter es uns geht, um so mehr sehnen wir uns in diese rätselhafte, aber geradezu paradiesische Obhut zurück.

Das ist der Grund, warum Menschen an eine höhere Macht glauben und manchmal auch meinen, diese irgendwie gefühlsmäßig, oder intuitiv wahrnehmen zu können.

Vergleichen wir daher analogisch zum Schöpfungsbericht:
A) Mutterleib = Paradies = Alles ist perfekt.
B) Wehen = Sündenfall = Etwas unbegreiflich Schmerzliches geht vor.
C) Geburt = Verteibung aus dem Paradies = Eine andere Lebensweise beginnt.
D) Lebensweg = Unparadiesisch = Viele Gefahren, Krankheiten, Stress etc..
E) Sehnsucht = siehe A)

Mir muss niemand dieser These glauben, darum ihr sie nachprüfen könnt und wünsche euch in diesem Sinne ein lehrreiches, sowie spannendes, immerzu gesundes und fröhliches Leben.
:winken5:

Interessante Überlegung ...

Hab dazu was gefunden, was ziemlich ernüchtert:

Selbst als Atheisten werden wir - zumindest heimlich - dies und jenes glauben, denn unseren Drang, kausale Zusammenhänge herzustellen, hält Jesse Bering für ebenso unwiderstehlich wie unseren Forschungsdrang.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1573074/

(der gesamte Text ist total interessant!!! :) )
 
Aber so angenehm das Leben auch sein kann, erleben wir ebenso mehr als genug schreckliche Dinge.
Und wie wir schon zu Anbeginn unserer Existenz erfahren mussten, haben wir beide emotionelle Erlebnisweisen kennen gelernt.
Zunächst war alles perfekt, doch dann...
Und immer, wenn etwas Wunderbares, oder auch etwas Furchtbares passiert, dann erinnern wir uns emotionell, intuitiv, instinktiv daran, wie wunderbar unser Leben einst mit allen Rätselhaftigkeiten begann.
Und je schlechter es uns geht, um so mehr sehnen wir uns in diese rätselhafte, aber geradezu paradiesische Obhut zurück.

Das ist der Grund, warum Menschen an eine höhere Macht glauben und manchmal auch meinen, diese irgendwie gefühlsmäßig, oder intuitiv wahrnehmen zu können.

Vergleichen wir daher analogisch zum Schöpfungsbericht:
A) Mutterleib = Paradies = Alles ist perfekt.
B) Wehen = Sündenfall = Etwas unbegreiflich Schmerzliches geht vor.
C) Geburt = Verteibung aus dem Paradies = Eine andere Lebensweise beginnt.
D) Lebensweg = Unparadiesisch = Viele Gefahren, Krankheiten, Stress etc..
E) Sehnsucht = siehe A)

Letztlich geht deine These darauf zurück, Angst vor der gefährlichen Welt zu haben, wodurch der Mensch sich höhere Wesen zur Angstreduzierung erschafft.
 
Hallo Anarchia,

höhere Mächte, im Sinne von Gewalten, die mächtiger als der Mensch sind, sind Realität des Menschen seit Anbeginn der Menschheit.
Einige waren und sind heute noch essentiell lebensbedrohlich, auch wenn wir heute teilweise wissen, wie derartige Kräfte entstehen.

Eine der frühsten Schilderung solch einer Macht ist die Sinnflut, die man schon im Gilgamesch Epos (auf der 11. Tafel ca. 12. Jahrhundert v. Chr.) beschrieb.

Derart gewaltige Energien hat man sich schon damals mit dem Wirken von Gott bzw. den Göttern erklärt.
Ähnliche Verknüpfungen findet man auch bei Naturvölkern, die die Mächte der Natur mit göttlichem Wirken erklären.

M.E. entstehen solche Verknüpfungen immer dann, wenn Gefühle entstehen, die weit über das Mass alltäglicher Befindlichkeiten hinausgehen.
Das kann übergrosse Angst, aber auch grosses Erstaunen vor den Wundern der Welt sein und da man solche Gefühle kaum mit Worten erklären kann, wurden Ur-Bilder von Göttern erschaffen (Gott, Satan, Engel).
Diese Verknüpfung von unerklärlichen Mächten mit Gott wird in uns daher seit Anbeginn der Menschheit über Generationen in uns weitergegeben und zwar an jeden Menschen.

Es ist Teil eines kollektiven Bewusstseins, dass in jedem von uns wirkt.
Schon C.G. Jung hat erkannt, dass derartige Urgefühle als 'Bilder' im Bewusstsein eines jeden Menschen existieren.
Er nannte dieses Bewusstsein 'kollektives Unterbewusstsein'.
Ich glaube daher eher nicht, dass der Geburtsvorgang da eine grosse Rolle bei gespielt hat.

Noch entscheidener finde ich, dass es hier nicht nur um Angstreduzierung geht. Es geht vielmehr darum unerklärliche Gefühle zu erklären.
Also auch grossartige Gefühle des Staunens, die in jedem Menschen stecken und die uns '(zurück-)erinnern', dass dort draussen eine göttliche Macht/Mächte/Gott wirkt, die grösser ist als wir Menschen.

Die Interpretation dieser 'Bilder' ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden und beantworten natürlich nicht, ob Gott wirklich existiert oder nicht.
Das 'Gottesbild' selbst aber ist psychologische Realität eines jeden Menschen, dass dem einen mehr und dem anderen halt weniger bzw. garnicht bewusst ist.

Wie immer: meine Erklärung ohne Gewähr :) !

Gruss Purusha
 
Letztlich geht deine These darauf zurück, Angst vor der gefährlichen Welt zu haben, wodurch der Mensch sich höhere Wesen zur Angstreduzierung erschafft.

Ja, was Religionen angeht, sehe ich das genauso.

Die Fähigkeit an etwas zu glauben, was ich noch nicht sicher weiß, halte ich für eine recht überlebensnotwendige Angelegenheit. Wenn ich an einem Abhang stehe und unten ist ein See, glaube ich ganz gerne, dass der eventuell nicht tief genug ist, wenn ich hineinspringe und überleben möchte.

LG
Any
 
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