Liebes Forum,
ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit dem Thema "Leben nach dem Tod". Ich habe auch schon verschiedene Bücher gelesen und finde die ganze Thematik sehr interessant.
In meiner Familie habe ich bislang erst einen Todesfall erlebt. Meine Großeltern väterlicherseits und den Vater meiner Mutter habe ich nie kennenlernen dürfen. Sie sind schon vor meiner Geburt gegangen.
Meine Oma mütterlicherseits, verstarb als ich 16 Jahre alt war an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Wir haben sie in den letzten Wochen begleitet, jedoch starb sie im Krankenhaus - ohne uns.
Ich habe lange darunter gelitten, dass ich ihr nicht mehr "Lebewohl" sagen konnte.
Im letzten Jahr lernte ich dann eine junge Frau kennen. Ich ging gerade durch eine sehr schwere Zeit. Hatte viel Stress und auch so einige Sorgen.
Wir verstanden uns auf Anhieb und so entwickelte sich sehr schnell eine gute Freundschaft. Sie wohnte in einer anderen Stadt, dennoch trafen wir uns fast täglich.
Zu jeder Zeit war sie für mich da. Hörte mir geduldig zu, brachte mich wieder zum Lachen...ja, ich würde sagen sie half mir die schwere Zeit durchzustehen.
Nach kurzer, aber intensiver Zeit sahen wir uns nicht mehr so häufig.
Ich muss dazu sagen, dass sie "erst" 18 Jahre alt war (ich dagegen "schon" 30)
und sie begann, dass Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie machte eine Ausbildung und baute sich dadurch natürlich auch einen neuen Freundeskreis auf. Wir telefonierten aber oft miteinander.
Ihre Oma verstarb dann ganz plötzlich und sie kam zu mir, um über ihre Trauer zu reden. Auch sie konnte sich nicht mehr von ihr verabschieden.
So führten wir lange Gespräche übers Sterben usw.
Nie hätte ich gedacht, dass ich sie zum letztem Mal sehen werde.
Nach diesem Besuch schlief auch der Telefonkontakt ein.
Ich war zuerst ein bisschen ärgerlich, dass sie sich nicht meldete. Ich sagte mir aber, dass ihr das Leben gerade soviel bietet: eine neue Ausbildung, ein neuer Freund, Urlaub usw. Also konnte ich ihr eigentlich gar nicht böse sein.
Ca. drei Wochen später wachte ich nachts auf. Es war total heiß im Schlafzimmer. Nun gut es war Juli, also schob ich es auf die Sommerhitze.
Allerdings hatte ich das Gefühl, dass mir etwas die Kehle zuschnürt. ich sagte zu meinem Mann, dass ich ins Wohnzimmer gehen müßte, das ich das Gefühl habe zu ersticken. Ich sagte zu ihm " ...ich glaub ich muss sterben." Es war gegen 2 Uhr Morgens.
Zwei Tage später telefonierte ich mit meiner Schwester. Wir redeten über Gott und die Welt als sie plötzlich wie aus dem Nichts sagte, dass sie in der Zeitung gelesen hätte, dass zwei junge Frauen tödlich verunglückt sind.
Ich muss dazu sagen, dass sie meine Freundin nicht weiter kannte.
Sie erzählte mir, wo sich der Unfall zugetragen hatte und sofort durchfuhr mich dieses Gefühl, dass es sich um meine Freundin handelt.
Ich fragte dann, wie die Personen auf dem Foto aussehen würden. meine Schwester beschrieb sie und da war mir klar: Es muss meine Freundin sein.
Ich wählte ihre Nummer, in der Hoffnung sie zu erreichen und zu sehen, dass ich Unrecht hatte. das Handy war aus. Ich rannte an den Kiosk, kaufte mir die besagte Zeitung, schlug hastig die Seite auf und dann...sah ich ihr Bild.
Sie starb auf einer Landstraße um ca. 2 Uhr Morgens.
Für mich brach eine welt zusammen. Hatte ich diese fröhliche, liebenswerte Person vor kurzem doch gerade erst kennengelernt, verlor ich sie auch schon wieder.
Einige Zeit später klingelte mein Telefon. Am anderen Ende waren ihre Eltern, zu denen ich nie Kontakt hatte. Ja, ich kannte sie ja überhaupt nicht.
Dennoch sagte mir ihre Mutter, dass mich ihre Tochter sehr, sehr gemocht hat und sie gewollt hätte, dass ich einige ihrer Sachen bekomme.
Für mich war das wirklich überraschend, da ich ihre Eltern weder je gesehen, noch mit ihnen gesprochen hatte. Sie hatten meine Nummer im Handy ihrer Tochter gefunden und mich kontaktiert.
Für mich fühlte es sich so an, als wenn mir meine Freundin damit ein Zeichen senden wollte.
In meinem Umfeld glaub keiner an ein Leben nach dem Tod. Alle sagen, dass wäre nur Zufall. Aber ist es das wirklich?
Fakt ist, sie trat in mein Leben als ich sie am dringensten brauchte.
Von meinen sogenannten Freunden wurde ich aufs Übelste enttäuscht.
Ich bin dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte...auch wenn unsere gemeinsame Zeit nur so kurz war.
Liebe Grüße,
Anja