Alles löst sich auf

Jalad

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3. August 2009
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Hallo,

Ich bin 18 Jahre alt. Im Juni hab ich maturiert und seither desintegriere ich mich. Von meiner Mutter hab ich mich distanziert, weil ich nicht in ihr Leben hineingezogen werden will. (siehe mein Thread "Mutter Animalhoarderin").

Alte Freundschaften lösen sich auf. Einzig mit meinem besten Freund hab ich noch Kontakt, aber unsere Leben gehen eindeutig in verschiedene Richtungen. Er genießt das unbesorgte Jugendlichen- Leben, wohnt bei seinen Eltern, beschäftigt sich vor allem mit Saufen, Fortgehn, Spaß. Ich bin viel in der Natur unterwegs, versuche meine Kindheit aufzuarbeiten und erforsche meine eigene Person. Außerdem ist mit ihm nicht wirklich Nähe möglich, weil Muster und eingefleischte Verhaltensbahnen am Werk sind, die sich seit 12 Jahren bilden. Diese jetzt verändern zu wollen oder abzulegen würde glaub ich die Freundschaft zerstören.

Ich bin niemandem nahe. Ich lebe in einer Großstadt und kann niemanden anrufen und treffen. Seit über einem halben Monat hab ich Grippe und zunehmend werde ich schrullig. Ich wechsele nur von Bett zu PC, wo ich Verschwörungstheorien lese, und wieder zurück. Meine Wohnung ist verwahrlost, weil ich keine Energie aufbringen kann. Ich möchte nicht die Hermann-Hesse-Krankheit bekommen, bei der man sich vom Rest der Welt in einer kritischen, überheblichen Weise abgrenzt.

Durch das Alleinsein verliere ich langsam meine ohnehin schon geringe Kommunikationsfähigkeit. Ich will niemanden Fremden treffen, weil dann muss ich diese perfekte, unnahbare Maske aufsetzen.

Mir wäre es aber auch zuwider, in so ein normales, oberflächliches soziales Gefüge integriert zu werden, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte. Ich mag positive Stimmung und Spaß nicht, genauso wenig wie Sonnenschein.

Alle alternativen Menschen scheinen schon in irgendeinem Gefüge zu sein. Und dabei haben sie bereits gelernt, sich zu verhalten. Die einzige Möglichkeit, wie ich in Verbindung zu Anderen treten kann, ist diese unnahbare Maske. Ohne sie stürze ich ins Bodenlose. Ich müsste mich mal stürzen lassen, und aus dieser Rolle rausfallen, oder eher rausspringen, aber dazu brauchte ich jemanden, dem ich das anlasten kann. Und mein bester Freund ist dafür nicht offen, das spüre ich, und ich kanns ihm auch nicht verdenken.
Meine Mama hat mir mal erzählt, wie sie aus einer Rolle rausgesprungen ist. Sie saß mit Freunden bei einem Lagerfeuer, und die Situation setzte sie so sehr unter Druck, dass sie irgendwann einfach zu schreien anfing. So etwas müsste mir auch gelingen, aber ich hab so Angst, mir eine Blöße zu geben....

Ich weiß was ich zu tun hab, um aus meiner Situation herauszukommen. Aber ich fühle mich zu schwach dafür und ich hab auch keine Lust dazu. Seit Jahren bin ich ständig nur dabei irgendwas aufzuarbeiten. Ich hätte gern mal eine helle Zeit. Außerdem hab ich das Gefühl, dass ich niemandem meine Person anlasten kann, nur um Psychohygiene zu praktizieren.

Unlängst hat sich eine Freundin gemeldet, ob wir mal was machen. Mit ihr hab ich es schon früher geschafft, Muster zu durchbrechen. Aber jetzt hab ich überhaupt keine Basis und Energie für sowas, denn ich bin geistig verwahrlost vor lauter Selbstmitleid.

lg
Jalad
 
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Wenn sich Altes auflöst um Neues zu werden, ist dass ja ein guter
Vorgang, auch wenn er mit Schmerzen einher kommt.


Aber jetzt hab ich überhaupt keine Basis und Energie für sowas, denn ich bin geistig verwahrlost vor lauter Selbstmitleid.

Hut ab ! vor so viel Selbsterkenntnis, dass ist schon der erste Schritt, da raus.:)
 
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