Alles ist gut so, wie es ist?

Bijoux schrieb:
Lieber Christian,
das mag so sein, und es ist ein gaengiger Erklaerungsversuch, vielleicht sogar die "Wahrheit", aber kannst du daraufhin in aller Seelenruhe die (und seien sie noch so scheinbar) Ungerechtigkeiten und das ganze Elend ohne Empoerung und grenzenloses Mitleid anschauen?
Geht dir nichts mehr unter die Haut, nur weil es "gut" ist, denn alles hat ja einen Sinn, egal, ob wir den erkennen oder nicht?
Ich kann diese Gedankengaenge natuerlich nachvollziehen - theoretisch - sie sind ja auch absolut logisch, und wenn ich einst auf Wolke sieben schwebe, habe ich sicherlich auch den noetigen Abstand, aber hier und jetzt?
Ich lebe als Mensch konkret in der konkreten Welt, sie ist "mein" Ding, mein Umfeld, mein ureigenes Interesse, ich kann unmoeglich abgehoben ueber den Dingen stehen, egal mit welchen Erkenntnissen, da machen meine Emotionen nicht mit.
Aber ich denke, wir drehen uns hier langsam im Kreis...

Bijoux

Hallo Bijoux,

ich hatte es schon öfters versucht, es zu verstehen zu geben. Für mich ist die Welt das, was ich von ihr wahrnehme. Das ist ganz konkret das, was ich von ihr sehe, was ich sehe, was ich fühle, und was mir hier passiert. Und das betrifft meinen konkreten Wirkungskreis und der ist da, wo ich bin und nicht in Asien, Afrika, oder sonst wo, wo ich NICHT konkret bin. Es ist zwar ne traurige Sache, dass irgendwo Kinder hungern müssen, aber es geschieht ausserhalb meines Wirkungskreises, meines Da-seins. Hier, in meinem Wirkungskreis kann ich mich um meine eigenen Balken in meinen eigenen Augen kümmern. Hier kann ich wirken, üben, kommunzieren mit konkreten und echten Menschen, hier kann ich mich konkretest mit Konkretem auseinandersetzen, Friede schaffen oder kämpfen, lieben oder hassen, hier haben meine Emotionen Platz. Ich bin hier und nicht dort, wo die "hungernden Kinder" sind. Wenn es meine Lebensaufgabe wäre, mich darum zu kümmern, so wäre ich dort; und vielleicht sogar selbst ein hungerndes Kind. Aber das "hungernde Kind" ist auch wiederum ein Bild, denn man denkt dabei bei weitem nicht an alle hungernden Kinder in der Welt; oder was auch immer. Schau doch, über die Flut in Asien redet kein Mensch mehr; so , als oballes wieder ok sei. Oder sein Gewissen beruhigen mit Spenden; klasse. Ein grosser Teil der Spenden fliesst direkt in den habgierigen Rachen Einzelner. Wenn sich jemand engagieren will, ist das völlig ok. Es gibt Leute, die gründen Intiativen und Vereine. Solche Menschen braucht es, aber es hat niemand ein Recht, Steine auf mich zu werfen, wenn ich mir diese Arte von Helfen nicht ausgesucht habe. Es ist einfach nicht mein Wirkungskreis, was ausserhalb meines Erlebens liegt. Ohne künstliche Informationssystem wüsste ich ja noch nicht einmal, dass es mehr von der Welt gibt, als ich mit meinen eigenen Augen sehe oder mit eigenen Füssen betretetn habe. Ich schau kein Fern und Zeitungen lese ich auch nicht; bin aber trotzdem ziemlich beschäftigt in "meiner" Welt. Ich erlebe viel und jeder Tag ist ein kleiner Schöpfungstag. Ich weiss, dass ich ihn auf Mutter Erde verbringe.

lg
Christian
 
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