Ich habe schon manchen angeleitet, den Wald als Ganzes, also auch bei Nacht, zu erleben. Ihn für "gefährlich" zu halten, entbehrt jeglicher Grundlage - praktisch jeder, der den Wald fürchtet, steigt doch problem- und angstlos in das Auto ein (... wieviele Tote im Jahr?). Gefährlich ist er nur für jene die in ihm arbeiten müssen - aber auch das ist gegenüber den Haushaltsunfällen (statistisch, nicht menschlich!) vernachlässigbar!
Was löst die Ängste zumeist aus? Richtig: DAS UNBEKANNTE, UNSICHTBARE, DAHER BEDROHLICHE!
Unbekannt sind die Geräusche der Nacht - dabei gibt es gar nicht so viele und können daher leicht "erlernt" werden (man kann sehr gut unterscheiden, ob ein Regenwurm erschreckt im Boden verschwindet und dabei das Laub hochwirft oder ob eine Kröte hüpft! Und Beides ist UNGEFÄHRLICH):
Es gibt eigentlich nur verschiedenes Rascheln in Bodenlaub oder Blättern, das Knacken von Ästen, Rufe von Vögeln, (Warn)Schreie von Tieren, ... Schritte, die aber meist von ungefährlichen Tieren (Reh, Hirsch, Hund, Katze) verursacht werden. Hinweis: ich verbringe seit 40 Jahren viel Zeit im (Berg)Wald, bin auch viel in der Dunkelheit unterwegs, übernachte auch gern draußen ... und ich habe NOCH NIE Schritte von Wolf, Bär oder Luchs vernommen, obwohl sie dort vorkommen ....
Dann kommen die (vermeintlichen) Gefahren am Tag: Giftschlangen, Bär, Luchs, herbfallende Äste, umstürzende Bäume .... AUS!
Giftschlangen wird der normal Sterbliche kaum zu Gesicht bekommen - sie sind fast überall außer in gebirgigen Lagen ausgerottet! Aber aufmerksames Gehen auf Wegen schützt bereits ausreichend! Alle anderen genannten Tiere nehmen ohnehin von weitem reißaus ... Äste und Bäume stürzen meist bei starkem Wind, da hat man dann im (Natur)Wald ohnehin nix verloren!
Alles andere ist "vorauseilende Furcht", es "könnte was auftauchen", "etwas" passieren, "etwas" mich erschrecken ...
Einen Wald in der Nähe aufsuchen, am Waldrand (bevorzugt in Begleitung, das über Wissen verfügt) mal hinsetzen, schauen, horchen, riechen, beobachten ... und sich vieles davon merken, hilft sehr schnell über das "Angstgefühl vor Unbekanntem" hinweg!
Danach irgendwann die Steigerung: im Wald sitzen oder stehen ...
Und schließlich mal abends am Waldrand ...
Und zuletzt im Wald ... friedlich einschlafen, und sich von der Morgensonne und den einsetzenden Vogelstimmen aufwecken lassen ( ...
oder einem Wolkenbruch, auch schon passiert!)
ABER: Um diese Ängste durch solcherart "kennenlernen" abzulegen braucht man ... nein, keinen Mut, sondern ZEIT ... aber in einer Erdenperiode des hochrasanten Lebens ist die für viele nicht vorhanden, greifbar, erfahrbar ... und die Ängste nur so wegschnippen klappt nicht!
Im Wald (fast) zuhause
cerambyx